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Wochen- und NachnchMait zugleich ItMfts-AMger fir Hohndorf, Wdlih, Arrnsdorf, Msdorf, A KM», HniriHsort, Mamnau»MW». Amtsblatt für den Stadtrat W Lichtenstein. Äk». Iahrgsvg- Nr- 15. Freilag, seri 18. Januar 1895. Meser Blatt erscheint t S g l i ch (außer Son«- mü» Yefttags) abends für den folalndm Tag^ 1 Mark 85 Pf. — Einzelne Nummer 1«! Pfennige. "Wtellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstattc», Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Freiwillige GrlmdMcksderMgerMg. Auf Antrag der Eiben des Gartengutsbesitzers Christi«» Gotthard Fiedler in St. Egidien sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen Grundstücke und zwar: a, das in St. Egidien unter Brd.-Cat.-Nr. 83 gelegene, auf Fol. 85 des Grund- und Hypothekenbuchs für diesen Ort eingetragene GarteR- hsus, welches I da 18,8 a Fläche umfaßt und Mit 90,»8 Steuer einheiten und 3510 M. — Pf. Brandkaffenwert eingeschätzt ist, b. das in Lichtenfteiner Flur gelegene, aus Fol. 645 des Grund- und Hypothekenbuchs für Lichtenstein eingetragene, — du 15,? a Fläche enthaltende und mit 8,so Steuereinheiten belegte Wiesm- grundstück, ortsgerichtlich taxiert zu a auf 7455 M. — Pf. und zu b auf 540 M. — Pf., am 22. Jammr 18NS, vormittags 11 Uhr an Ort und Stells im Garrenhause zu St. Egidie« versteigert werden- Kauflustige werden daher geladen, in diesem Termine zu erscheinen, sich über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen und ihre Gebote zu eröffnen. Die Versteigerungsbedingungen sind aus den Anschlägen am Gerichtsbret und im Gasthofe „zu den drei Schwanen" in St. Egidien zu ersehen. Gleichzeitig giebt man bekannt, daß die zu obigem Nachlasse gehörigen Jn- ventarien und Mobilien am 2F. Januar L8NÄ, von vornrittags s Uhr KN im Nachlaßhause durch die Ortsgerichte an den Meistbietenden verauktioniert werden. Glauchau, am 2. Januar 1895. Königliches Amtsgericht» Abteilung für freiwillige Gerichtsbarkeit. Krause. Köhler. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 17. Jan. Heute mittag 12 Uhr fand in der Fürst!. Gruftkapelle die Bei setzungsfeierlichkeit für die Heimgegangene Prinzessin I d a von Schönburg-Waldenburg, geschie dene Reichsgräfin von Wartensleben statt, im Bei sein von deren fürstlichen Brüdern, den Prinzen Siegismund, Georg und Ernst,und ihrer Neffen Prinzen Siegismund und Friedrich, sowie unter Teilnahme von fürstlichen Beamten, Vertretern der Stadtgemeinden Lichtenstein und Callnberg und einer Anzahl Privat personen. Die Feier wurde mit Liturgie, Ansprache und Gebet von Hin. Oberpfarrer Seidel vollzogen. Die Gesänge wurden vom hiesigen Knabenchvr unter Lei tung des Herrn Cantor Reuter ausgsführt. — Die freiwillige Feuerwehr, welche schon gestern abend die Leiche vom Bahnhof zum Schloß überführt hatte, übernahm auch Nach der Feier die Einsenkung in die Gruft. — Die Zündholzfabrikation verbraucht Espen holz, und zwar, wie sich denken läßt, in sehr großen Mengen. Bisher lieferte Rußland dieses Holz in der Hauptsache; man hat aber bereits berechnet, daß bei der dortigen mangelhaften Forstwirtschaft der Zeitpunkt, etwa 40 Jahre, vorausgesehen werden kann, bis zu welchem die Bestände vollständig auf gebraucht sein werden. Das Espenholz erfährt schon jetzt infolge der angegebenen Umstände eine allmäh liche Preissteigerung, die von den Fabrikanten sehr empfunden wird. Sie bezeichnen es daher als sehr erwünscht und notwendig, daß der Frage wegen An bau des Espenholzes in den heimischen Waldungen sobald als möglich näher getreten wird. Vor un gefähr zehn Jahren wurde auf einer der Versamm lungen sächsischer Forstmänner eine gleiche Anregung durch einen König!. Oberförster gegeben. Gegen wärtig dienen die Espen, die ja auf Waldbvden bei uns in Menge und gern wachsen, wohl nur dazu, die jungen Nadeiholzpflanzen vor dem Sonnenbrand zu schützen. — Auf dem Getreidemarkte hat sich in der letz ten Woche wieder einmal die eigentümliche Erschei nung wiederholt, welche seit dem Herbste vorigen Jahres wiederholt beobachtet worden ist. Es kam wieder mehrere Tage bis zum 15. Jan. eine starke Neigung zur Preissteigerung, zumal für Weizen und Roggen, zum Vorschein, aber diese Hausse-Tendenz verschwand dann wiederum plötzlich infolge starken Angebotes von Getreide. Die Thatsache indessen, daß sich die Hausse immer wieder geltend macht, läßt darauf schließen, daß die Batssepartei sich nicht mehr sehr stark sühlt, also auch die wirklichen Getreidevor räte sich bedeutend vermindert haben. In Berlin und Leipzig wurden gehandelt: Weizen per 20 Ztr. zu 120 bis 142 M., Roggen 112 bis 117 M., Gerste 92 bis 176 M., Hafer 106 bis 140 M. (Berichts- Woche vom 10. bis 17. Jan). — Der Joniauxsche Vergiftungsprozeß, welcher zur Zeit in Antwerpen spielt, hat mehreren Blättern Veranlassung gegeben, Rückblicke auf gleiche Vor kommnisse in früheren Zeiten zu thun, die leider nicht selten dorgekommen sind, und käst immer in den höheren Gesellschaftsschichte» von Weibern ausgeführt wurden. Zu diesen weiblichen Scheusalen gehört auch die Schwester des Hofmalers David Hoyer in Leip- zig. Er starb am 27. Mai 1720 unverheiratet eines schnellen Todes, und so beerbte ihn feine Schwester Susanne, verehelichte Hegewald. Als deren Mann bald nachher starb, verheiratete sie sich mit Urban Schmidt, und als auch dieser mit dem Tode abging, mit dem Postkommissar Georg Zimmermann in Wir tenberg. Da kam cm furchtbares Verbrechen zu Tage. Das teuflische Weib hatte aus Habsucht die sieben Kinder ihres Gatten aus dessen erster Ehe und auch die beiden ersten Männer und den Bruder mit Gift vergeben. Am 18. Mai 1728 wurde sie vor dem Rathause zu Wittenberg, nachdem ihr die rechte Hand abgehauen, mit dem Schwerte gerichtet. Der unglück liche Gälte (gest. 1734) vermachte sein Vermögen der Stadt Wittenberg, das unter dem Namen „Zimmer- mannsche Stiftung" zur Bildung armer Kinder vom Rate verwaltet wird. Die vertrocknete Hand der Giftmischerin wird noch heute auf dem Rathause bei den Prozeßakten aufbewahrt. — Leipzig, 15. Jan. In L.-Gohlis in der Blumenstraße hat sich gestern abend in der 7. Stunde ein bedauerlicher Unglücksfall ereignet. Der 12jährige Sohn eines Rauchwarensortierers saß am Tisch mit Schularbeiten beschäftigt. Außer ihm befanden sich noch zwei jüngere Geschwister und ein 6jähriger zu Besuch gekommener Knabe im Zimmer. Der Letztere kletterte auf den Tisch und verschob eins über dem Tische hängende Petroleumlampe in etwas. Hierbei fiel die Lampe mit dem Nagel, an welchen sie be festigt, herab und das brennende Petroleum ergoß sich über die Unterschenkel und Hände des erwähnten 12jährigen Schulknaben. Dem armen Jungen wurde von der herbeigeeilten Feuerwehr ein Notverband angelegt. — Chemnitz, 15. Jan. Von besonderem Interesse für alle gewerblichen Kreise dürfte die Mit teilung sein, daß die Gewerbekammer zu Chemnitz, ähnlich wie die zu Zittau und Leipzig, Anerkennungs urkunden zu verleihen gedenkt, an Lehrlinge und Ge sellen des Handwerkerstandes, welche sich durch her vorragende Leistungen und besonders gute Führung ausgezeichnet, sich wohl auch auf wirtschaftlichem Ge biete Kenntnisse erworben haben. Für diese Urkunden sind 400 M. in den diesjährigen Etat der Kammer mit ausgenommen worden und dem Vernehmen nach sollen bereits nächste Ostern die in Rede stehenden Diplome zum ersten Male zur Verteilung gelangen. Das Vorgehen der Kammer wird gewiß in den be troffenen Kreisen allseitig mit Freude begrüßt und als ein Beweis dafür angesehen werden, wie sehr sich dieselbe die Fürsorge für das Handwerk angelegen sein läßt. — Limbach, 16. Jan. In der ersten dies jährigen öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten erwähnte Bürgermeister Dr. Goldenberg, die städ tischen Kollegien würden im laufenden Jahrs nach stehende hervorragende Vorlagen eventuell beschäf tigen : Abänderung des Wahloerfahrens für die Stadtverordnetenwahlen, bezw. Einführung des Koch« Unterrichts in den städtischen Schulen, Maßnahmen zur Minderung des Fehlbetrages bei der Wasser» werkskasse, Fortsetzung der städtischen Kanalisation, Erwerbung eines geeigneten Grundstücks für das zu errichtende Bürgerhospital. — Kirchberg, 15. Jan. Die hiesige Stadt hatte bei einem großen Brande im Jahre 1852 ihr Rathaus und mit diesem ihr sämtliches Aktenma terial eingebüßt. Die Kunde über Kirchberg aus früheren Zeiten war damit verloren gegangen. Vize direktor 6in. Bär hier hat sich nun seit Jahren der schwierigen Aufgabe unterzogen, wieder Licht in die Geschichte Kirchbergs zu bringen. Bor etlichen Jahren bearbeitete er nach den Privatakten der Tuchmacher- innung eine Geschichte des Tuchmacherhandwerkss, die viel Interessantes auch über die Stadt enthielt. In diesen Tagen hielt Vizedirektor sm. Bär im Erz gebirgsverein einen Vortrag über das Erscheinen Kirchbergs unter den alten Städten des Erzgebirges und hat darin auch die Entstehung unserer Stadt wieder ans Tageslicht gefördert, von der bisher kein Kirch berger etwas wußte. Sein Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen. — Bärenstein, 15. Jan. Der am Sonn tag mittag 12 Uhr in Annaberg abgelassene Per sonenzug blieb zwischen Cranzahl und Königswalde im Schnee stecken, trotz vorgespannter zwei Lokomo tiven, und hatten die Passagiere einen fünfviertel stündigen unfreiwilligen Aufenthalt auf freier Strecke, bis die Schneewehen beseitigt waren. Auch die Züge aus Böhmen trafen mit bedeutender Verspätung ein. K Berlin, 16. Jan. Die Abendblätter be sprechen die Demission Püriers vielfach als ein un erwartetes, sachlich wenig begründetes Ereignis. Die „National-Zeitung" schreibt: Anstatt den Kampf gegen die Feinde des parlamentarischen Regimes und der staatsbürgerlichen Freiheiten aufzunehmen, ver läßt Pürier den Kampfplatz. — Die „Vossische Zei tung" schreibt: Pürier habe zur Ueberraschung aller Welt sein Amt von sich geworfen. Man müsse der un erwarteten Wendung der Geschichte Frankreichs mit allem durch dis Geschichte gebotenen Mißtrauen folgen. — Die „Post" fagt, die Demission Püriers sei ein wohlerwogener Gegenzug gegen die Umsturz parteien. Der Freund, der den Feind überraschte, mache allen denen einen Strich durch die Rechnung, welche mit der künstlerischen Steigerung der Ver wirrung ein Geschäft machen wollten. — Das „Ber liner Tageblatt" erklärt den Rücktritt aus der Zer fahrenheit der republikanischen Partei und beklagt den Rücktritt Püriers als den eines Friedensfreun des. „Die Deutschen müssen ruhig Blut bewahren und ihr Pulver trocken halten." ß Berlin, 16. Jan. Der Kaiser fuhr aus Anlaß der Abdankung des Präsidenten Casimir-Perier