Volltext Seite (XML)
Bad Schandau, Donnerstag, den 30. September 3933 rs. Jahrgang M. 232 „Das Leben im Bild" LagcSzciUmg für die Landgemeinden Allendorf, Kleingictzhübcl, Klcinhcnners- dors, Krippen, Lichicnhain, Miiielndors, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wendischsäbre, sowie für das Gesamlgebicl der Sächsischen Schweiz, Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung Alma Hieke, Inh, Waller Hieke. Neranlworllich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespallc»e 35 nn» breite Petitzeile 2» Psg., für auswärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Rcklamczcilc 8g Psg. Tabel larischer Satz nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. Durch Abrüstung zur Sicherheit Italiens Vorschlag lm Mittelpunkt des Interesses — In Frankreich regt sich starker Widerspruch Tageblatt für die saq-n dl, nnuUch.n B„»»nlm»chmla-n l"' »n» R,. 22. - Lld--uung Bad SLnndnn. 3m Zeichen der „Abriiftung" Bau eines neuen französischen Schlachtschiffes. London, 10. September. Das französische 23 OOO-Tonnen-Schlachtschiff, dessen Bau das französische Parlament im Juni wegen Fehlens technischer Einzelheiten die Zustimmung versagt hatte, soll, wie der Marine-Korrespondent des „Daily Telegraph" aus guter Quelle erfährt, auf die Tagesordnung der nächsten Kammersitzung gesetzt werden. Wenn die Kredite für dieses Schiff bewilligt würden, so bedeute das das Lude des Baufeierjahres für Schlacht schiffe, da seit der Inangriffnahme der englischen Schiffe „Rodney" und „Relson" im Jahre 1922 kein derartiges Schiff mehr auf Stapel gelegt worden sei. Der Korrespondent fügt hinzu, daß durch den Bau eines Schwesterschiffes der „Deutschland" sich die Gründe für die Aufstapellegung des französischen Schiffes verstärkt hätten. Der englische Korrespondent vergißt aber zu sagen, daß Deutschland innerhalb der vom Versailler Vertrag gezogenen Grenzen nicht nur zwei Panzerschiffe auf Stapel haben dürfte, sondern bereits sämtliche sechs Panzerschiffe, die ihm im Versailler Vertrag zum Ersatz der veralteten Linien schiffe Zugestanden worden sind, bereits fertiggestellt haben dürfte. Nichtsdestoweniger hat sich Deutschland bisher mit der Fertigstellung eines einzigen Schiffes begnügt, das über dies nur 10 000 Tonnen groß ist. Das im Jahre 1921 be schlossene französische Marinebauprogramm sieht dagegen oen Bau von jährlich 80 000 Tonnen neuer Schisse vor. Wenn man bedenkt, daß die gesamte deutsche Flotte eine Tonnage von nur 125 000 Tonne« hat, so ergibt sich daraus. dem finden sich in der Vrostyure bankens- und bemerkens werte Gedanken. Es finden sich auch gewisse Berührungs punkte mit der eingangs erwähnten Abrüstungsnotc Deutsch lands, dort nämlich, wo er sagt: „Die Abrüstung Deutschlands bis auf die Ziffern der ihm belassenen militärischen Kräfte macht die riesenhafte Rüstung Frankrei zs zu einem lachhaften zwecklosen Krle- gcrverband, gegen dessen nutzlose Existenz selbst alle ein sichtigen Franzosen schließlich austrelen werden." Vollversammlung für den italienischen Vorschlag einireten wird. Ein Stillstand in den Rüstungen bis zum Abschluß der Abrüstungskonferenz, die nach den bisherigen Plänen kaum vor Ende des Jahre 1932 beendet würde, würde sofort prak tisch zu einer wesentlichen Entlastung der Militärausgaben aller Staaten führen und auf der anderen Seite zu einer Festlegung der Staaten auf die Abrüstungsverpslichtungen. In den weiteren Verhandlungen des Völkerbundes in der Abrüstungsfragc wird jedenfalls nun der italienische Vor schlag einen breiten Naum einnehmen. Abrüstung - Reparationen Die römischen Blätter bezeichnen die Rede des italieni schen Außenministers als grundlegend und aufbauend. „Giornale d'Jtalia" erklärt, die Abrüstung habe vor allem ein unmittelbar finanzielles Gesicht. Wenn man die Ge samtausgaben der Welt für militärische Zwecke in Gold berechne, ergebe sich die e i n e i n h a l b f a ch e Summe der militärischen Borkriegsspesen, trotz des Verschwindens der beiden Militärstaaten Deutschland und Oesterreich-Ungarn sowie der militärischen Verkleinerung Bulgariens und der Türkei und uneingerechnet der sowjet russischen und der heutigen chinesischen Heeresmacht. Sämt liche europäischen Staaten, mit Ausnahme Englands, hätten nach dem Kriege ihre Heeresausgaben erhöht, und die Nach folgestaaten der Habsburger Monarchie verlangten immer neue Militärkredite und gäben mehr aus, als ihre Ur sprungsländer vor dem Kriege. Die Vereinigten Staaten Amerikas, die früher fast gar keine Militärausgaben gehabt hätten, hätten jetzt eine Militärbilanz von 12 Milliarden Lire (rund 2,5 Milliarden Nm.). Die Abrüstung könne demnach als ein entscheidendes Moment für die vollständige Lösung dec Schuldenfrage und der Reparationen gelten. Das Jahr 1932 künde sich nicht nur als das Abrüstungsjahr an, sondern auch als das der allgemeinen Revision der finanziellen mit dem Krieg noch zusammenhängenden Verpflichtungen. „icht«sch-in-n einzelner Numm-rn infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Beiriebsstörung berechtigt nicht zur Vezugspr-iskiirzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Nicht alles, mar der Verfasser ausführt und nachweist, wird in Deutschland restlos anerkannt werden können. Seine Ueberzeugung, daß Frankreich bei rückhaltlosem Verstän digungswillen und positiven Verständigungsbeweisen Deutschlands sich schon wegen der drohenden bolschewistischen Gefahren nicht einer ehrlichen Verständigungspolitik ent ziehen könne, erinnert uns gar zu sehr an Deutschlands Friedensangebot auf Grund der 14 Wilsonpunktc. Als wir waffenlos waren, diktierte man uns den Frieden. Trotz- Kommt der SMimgsstMand? vertrauliche Besprechungen in Genf. Genf, 10. September. Der vom italienischen Außenminister Grandi in sei ner großen Rede in der Dienstagvormittagssitzung der Voll- Versammlung vorgebrachte Vorschlag, die weiteren Rüstun gen bis zum Abschluß der Abrüstungskonferenz auszusetzen, ist bereits Gegenstand verschiedener vertraulicher Besprechun gen. Es handelt sich, wie hervorgehoben wird, zunächst nur um eine allgemeine Anregung, nicht um einen konkreten Vorschlag auf Abschluß eines dahingehenden Abkommens. Man nimmt aber allgemein an, daß die italienische Abord nung im Abrüstungsausschuß der Völkerbundsversammlung die vorgebrachte Anregung in der Form eines praktischen Vorschlages einbringen wird. In Frage käme die Erörterung eines während der Voll versammlung abzuschließenden Abkommens, in dem die Mächte sich verpflichteten, während der Dauer der Ab rüstungskonferenz keine weiteren Rüstungen vorzunehmen, oder lediglich eine allgemeine Empfehlung der Völkerbunds versammlung an sämtliche Mächte, einen zeitweiligen Still stand in den weiteren Rüstungen eintreten zu lassen. lleber die Hintergründe des italienischen Vorschlages lie gen zunächst nur Vermutungen vor. Jedoch verlautet, daß der italienische Vorschlag nicht ohne U e b e r e i n st i m - mung mit der amerikanischen Regierung er folgt ist. Der italienische Vorschlag hat, wie zu erwarten war, eine geteilte Ausnahme gefunden und wird zweifel los im Falle eines praktischen Antrags auf starken W i d er st an dderfranzöslschen Staatengruppe stoßen. Allgemein kommt die Erwartung zum Ausdruck, daß die deutsche Abordnung den italienischen Vorschlag, dec voll ständig in der Linie der deutschen Abrüslungspolikik liegt, unverzüglich ausnehmen und die italienische Jnilialive unter stützen wird. Ls ist daher zu erwarten, daß Reichsaußen minister Dr. Curtius in seiner bevorstehenden Rede vor der Für eilige Leser. "Am Freitag findet in Berlin eine Konferenz der L a n d w i r t s ch a f l s m i n i st e r der Länder im Reichs- ininisterinni für Ernährung und Landwirtschaft statt. " Wie in Paris zuverlässig verlautet, soll Franeois- Poncct den Berliner Botschaflcrpostcn am 21). September antrcten. * Wie in gut informierten französischen Kreisen verlautet, soll die französische Negierung angeblich die Absicht haben, den nn Obere!säst verhaftete» Professor Schmidt in ans dem Wege eines Gnadcnaktcs freizngeben. " Ministerpräsident Mac Donald brachte im Unter- Hanse ein Gesetz ein, durch das die Negierung zum Erlas; von Kabinettsvcrfiiguugeu, sogenannten „Orders in Council" (Notverordnungen D. Ned.) zn dem Zwecke ermächtigt wird, E in sparunge n in den aus öffentlichen Geldern zu bestrei- tenden Ausgaben zu erzielen und Verbesserungen in der Art und Weise der Begrenzung der Ausgaben herbeizusührcn. ... Der christlichsoziale Bundesparteirat in Wien, der aus sämtlichen Bnndesländern beschickt war, hat am Mittwoch nach einer parteiamtlichen Verlautbarung beschlossen, an der ver fassungsmäßig vorgesehenen Wahl des Bundespräsidenten fcst- zuhalten und als Kandidaten hierfür den gegenwärtigen Buu- dcspratzdcntcn Wilhelm Miklas anfzustellcn. französischer Seile wird mitgetcilt, daß der russische .'lußeukommissai- Litwinow kurz vor seiner am Dienstag erfolgten Abreise ans Genf eine dreistündige Unterredung mit 1 n H a n d e l s m i n i st c r hatte, in der ansschlietzlich^oie sranzösisch-rnssischen Handelsverlragsverhand- lungen zur Sprache gekommen seien. srMtunV ober Vertrauen In Genf steht zur Zeit die Schicksalsfrage Europas, der Welt zur Besprechung: die Abrüstung. Sie wurde aufgc- worfen durch die Rede des italienischen Außenministers Grandi, die in dem Vorschlag von allgemeinen Rustungs- ferien ausklang. Er hat sich dabei die deutsche These zu eigen gemacht, „durch A b r ü st u n g zur S ich e r - l, eit" Zu gleicher Zeit wurde vom Generalsckretariat des Völkerbundes die deutsche Note veröffentlickst, die als Geleitwort zu den Angaben über den deutschen Nustungs- stand am 28. August d. I. dem Völkerbund zuging. Diese Note hebt noch einmal den grundsätzlichen Standpunkt Deutschlands zur Bestimmung der Nüstungsstarken der ein- zelnen Länder hervor. Dieser Standpunkt ist auf den Vor- schlag Englands auf der letzten Maitagung des Volker- bundsrates nicht anerkannt worden. Deutschland verlangte nämlich zur vergleichenden Feststellung der Rüstungen der Welt ein Schema, das nicht nur die Jst-Starke der stehenden Heere, sondern auch die Kampfstärke der mobilisierten Heere, also einschließlich der ausgebildeten Reserven und der Be- stände der Waffen- und Reseroedepots, auffuhrt. Das ist, wie gesagt, durch einen englischen Vorschlag abgelehnt worden, der wiederum unter dem französischen Druck zu- ftandekam. Deutschland hätte an sich nicht notwendig gehabt, über seinen Rüstungsstand Angaben zu machen, da dieser durch das Versailler Diktat vorgeschrieben und, wie in der Note hervorgehoben wird, noch nicht einmal völlig ausge- nützt ist. Wenn Deutschland trotzdem den Fragebogen aus- füllte, dann unter dem Gesichtspunkt, der Welt zu zeigen, wie geringfügig die deutsche Rüstung zu Lande und zu Wasser gegenüber den Rüstungen der übrigen Länder ist. Es ist ein Zufall, daß in diesen Tagen eine Schrift als Manuskript bekannt wird unter dem Titel: „Der Weg, den Deutschland gehen muß wenn es leben will". Der Ver fasser nennt sich ein Freund Deutschlands und führt den Namen Guillermo Klammer. Er ist deutschen Ge blüts, aber seit Jahrzehnten im Ausland, vornehmlich in Chile, als Wirtschaftler tätig. Seine Ausführungen, die er im Interesse Deutschlands, Europas und der Menschheit macht, sind eine zweifellos aus heißem Herzen kommende Mahnung an Deutschland, den Weg zur Derst ändi- gung mit Frankreich zu suchen und unter allen Umständen zu gehen. Mit manchen Darlegungen wird man als Deutscher nicht ohne weiteres einverstanden sein kön nen; vom Blickfeld des im Ausland lebenden Wirtschaftlers aber erscheint seine Mahnung, die auch an Frankreich ge richtet wird, und ihre Begründung berechtigt. Man muß sich erst in seinen Gedankengang und in seine politische Ueberlegung hineindenken, um zu der Ueberzeugung zu ge langen, daß er es wirklich aufrichtig und ehrlich mit Deutsch land meint. Nach allem, was das deutsche Volk in den letz ten zwei Jahrzehnten erlebt und ertragen hat, ist es schwer, dem Verfasser zu folgen, wenn er sagt: „Die Welt wartet auf Deutschland . .. Wenn Deutschland Frieden will, wenn es ihn so will, daß alle, auch Frankreich cs glauben, wird Frieden in dieser Welt sein und dieser Friede wird bleiben." Der Verfasser glaubt auch, einen Weg zeigen zu können. Er ist überzeugt, daß der Artikel 231 des Versailler Diktats zu Unrecht die Alleinschuld Deutschlands am Weltkriege feststellt. Dennoch meint er, daß in der Welt „nur sehr beiläufig die Frage interessiert, ob Deutschland von 1871 bis 1914 vorbereitet hat". Die Welt von 1931 wolle wissen, „ob sie mit dem heutigen Deutschland leben kann, m i t ihm oder ohne es oder gar gegen es leben soll". Nach dem Frankreich die große Tat zum Frieden versäumt hat, ist die Bahn für Deutschland frei. So meint Guillermo Klammer, der Deutschland beschwört, trotz allem den Weg zur Verständigung mit Frankreich zu suchen und alles zu tun, um diese Verständigung zu erreichen. Die Zeit der Machtpolitik hält der Verfasser für überwunden und gerade weil Deutschland heute im Kreise der Völker waffenlos da- stehe, deshalb erwachse Deutschland die Mission, „der ge waltigen Menschheitsidee der Abrüstung" zum Siege zu verhelfen. In der Schrift wird weiter versucht, dem deutschen Volke klarzumachen, weshalb Frankreich sich der Abrüstung widersetzt: „Frankreichs Ruf nach Sicherheit" ist nichts an deres als Furcht vor der „Rache" Deutschlands. Da es selbst den Weltkrieg als Revanchekrieg geführt hat, glaubt es, daß Deutschland sich auf einen Revanchekrieg vorberei tet. Frankreich und alle haben Furcht, weil sie bei Deutschland den Nachegedanken vermuten. „Sie haben heute im Grunde alle ein schlechtes Gewissen wegen Versailles; denn sie wissen, daß dieser „Vertrag" ein Erzeugnis blin den Hasses, ein Pakt der Rache, ein Diktat der wildesten Kriegspsychose war, eines Zustandes, der längst im Grunde von ihnen allen gewichen ist. Wer aber kann erwarten und verlangen, so fragt Klammer, daß die eben noch Siegreichen und dem Besiegten auf hohen Piedestal der Völkermoral Entgegentretenden heute freimütig erklären: Wir sind zu weit gegangen, wir gingen über das Recht des Siegers hinaus; wir haben — unklug gehandelt?" «„»-In, nn»mMn«- » m, mU An-n-,m, d" S°M'. >m« LL.P,°I. (IN -».> d-Idm-iI-Mch '» ^2 . das Recht der Rückforderung vor. „ „Unterhaltung und Wissen", „OaS LlnterhaltungSblatt", Gtandlge Wochenvetlagen. Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz