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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Fernspr.: Bcid Schandau Nr. 22. Drahtanschrift: Elbzeitung Bud Schandau. Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis <in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht I NM., für Selbst abholer !)0 Pfg. — Einzelnummer 10 bzw. 15, Pfg. — Bei Produktions- Verteuerungen. Erhöhungen der Löhne und Matcrtalienprcise behalten wir »ns das Recht der Nachforderung vor. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Miltclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Nathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndiscüfäbre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltcnc 35 mm breite Pctitzeile 20 Pfg., für auswärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Ncllamczeilc 80 Pfg. 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Bestimmungen der feierlich unterzeichneten Verträge ver stünden, und das; Deutschland daher keine Opposition da gegen erhebe." Der „Petit Parisien" verübelt es der Re gierung, „daß sie angesichts der Schwierigkeiten in den Pa riser Verhandlungen weiter in der Zuschauerrolle verharre". Weshalb verlangt Frankreich plötzlich eine deutsche Ein mischung? Es merkt, daß es in Hoover einen Verhandlungs partner gefunden hat, der auf die üblichen französischen Win kelzüge, schönen Reden und vagen Zusicherungen nicht ein- geht. Selbst Drohungen haben keinen Eindruck gemacht. Jetzt riskiert Frankreich, daß es in einer entscheidenden Frage, vielleicht sogar in der Schicksalsfrage der Welt iso- R. P. Die Pariser Verhandlungen Mellons über das vchuldenfeicrjahr stehen auf einem" loten Punkt. Die Ex ponenten zweier politischer Weltanschauungen haben ihr „bis hierher und nicht weiter" sehr vernehmlich und sehr entschieden ausgesprochen: H o o v e r u n d L n v a l. Kein Zweifel, es geht um mehr als um die Milliarden, die nach dem Hooverschen Plan mit dem l. Juli auf ein Jahr unge zählt bleiben sollen. Es gehl um mehr als um einen Meinungsstreit Amerika—Frankreich. Es geht um die Um kehr auf einem ins Verderben führende» Wege. Es geht um die Frage, ob Frankreich wie bisher allein die Welt mit seinem machtpolitischen Streben beherrschen soll. Es geht in Wahrheit um den Frieden, um das politische und wirt schaftliche Gleichgewicht in der Welt. Laval hat vor wenigen Tagen den festen Willen Frank reichs verkündet, seine „geheiligten Rechte", die „Heiligkeit der Verträge" zu verteidigen. Amerika und mit ihm der weitaus größte Teil der übrigen Welt beginnen jedoch im mer deutlicher zu sehen, daß diese „Heiligkeit der Verträge" in Wahrheit eine verbrecherische Irreführung der öffentlichen Meinung und der Völker darstellt, und daß diese bring der Wahrheit jenes furchtbare Unglück über brachte, das eine ganze Generation ins Verderben stürzen muß, wenn nicht schleunigst der Weg zur Umkehr gesunden mit der Bekanntgabe dieser Hooverschen Botschaft die Welt ausatmete, und daß in eilen Ländern die Hoffnung er stand, daß damit ein wesentlicher Schritt getan wurde, um die Ursachen der Weltkrise zu beseitigen. „Nur die französische Regierung macht eine Ausnahme!" Dieses Wort des amerikanischen Staatsdepartements sagt ungeschminkt, wie die Dinge stehen. Selbst die Vasallen Frankreichs, Po len und die Tschechoslowakei, haben den Hooverschen Plan angenommen, und auch Belgien, das im Verhältnis am schwersten unter den Auswirkungen des Hooverschen Mora- toriumsvorschlagcs zu leiden haben würde, ist grundsätz ich bereit, sich mit dem Plan abzufindcn. Die Welt sehnt sich nach Frieden/ Ruhe und wirtschaftlichem Ausgleich. „Nur die französische Negierung macht eine Ausnahmel" D ese amerikanische Feststellung weist zwingend auf die franzö sische Vorkriegspolitik hin, die nur ein Ziel kannte, Deutschlands Macht zu brechen und Deutschlands Einheit zu zertrümmern. Die „Heiligkeit der Verträge" sichert Frankreich, solange sie in Geltung sind, nicht nur seine Vormachtstellung in Europa, sie geben ihm auch die Gewißheit, daß Deutschland sich in Abhängigkeit von Frankreich befinden muß. Die französische Presse versucht jetzt übereinstimmend, also auf amtliche Anweisung, Deutschland zu veran- lassen, sich in den amerikanisch-französischen M ei n u n g s st re I t einzumischen. Sauerwein meint. „Deutschland habe die Pflicht zu erklären, daß die franzö- "ischen Vorbehalte (zu dem Hooverschen Plan) sich aus den wird. Ein amtliches Washingtoner Communiquö stellt sehr eindeutig fest, daß „alle Negierungen grundsätzlich dem Plan des Präsidenten Hoover/zugestimmt haben, nur die französlche Negierung macht eine Aus nahme." Es ist wohl seit dem Kriege zum ersten Male zeschehen, daß Frankreich von einer befreundeten Regie- »ung als öffentlicher Störenfried bezeichnet worden ist. Es Ist schon so, den Amerikanern falle» langsam die Schuppen »on den Augen. Sie sind einmal, nämlich in Versailles, entsetzlich übers Ohr aehaueß worden, damals als ihr Prä- Ident Wilson alles für bare Münze und für reine Wahr- »eit nahm, was die Franzüsen ihm über Deutschland, seine Untaten, seine Bevölkerung) seine Grenzen, seine Kolonien »sw. sagten. Erst viel später hat man in Amerika einge- sthen, wie es Frankreich v^rstahden hatte, die Unwissenheit der amerikanischen Vertreter über europäische Angelegen heiten auszunutzen und sie dadurch mitschuldig werden zu lassen an der Aufstellung eines Dokuments, von dem soeben ein Amerikaner in seiner ZMmg schrieb, daß es dieSpal - tungzwischen Amerika und Europa und damit die entsetzlichen Folgen hxcbeiführte, die wir jetzt in der ganzen Welt beklagen. Es erübrigt sich, hier Nochmals auf die Einzelheiten ein- zugehcn, die Hoover veranlaßten, der Welt ein Schulden seierjahr vorzuschlagen. Hs genügt, darauf hinzuweisen. daß ltert dasteht. Laval kann ohne Presttgeverlust von seinem stolzen Wort, daß er die Grenze der französischen Zugeständ nisse erreicht habe, nicht mehr zurück. Er kann nicht gut er warten, daß Hoover nachgibt und allen Mächten, die seinen Vorschlag zum Teil begeistert ausgenommen haben, zumutet. ihre Zusage zurückmziehen. Frankreich kann es nicht wagen, den Hooverschen Plan zum Scheitern und England dadurck in die unmögliche Lage zu bringen, seine Schuldcunachlaß Zusicherungen an die Dominien wieder rückgängig zu machen. Deshalb soll Deutschland einspringen und seinem amerikani schen Gönner in den Rücken fallen. Man wird hoffen dür fen, daß die deutsche Negierung auch nicht einen Augenblick diesen Gedanken auch nur in Erwägung zieht. Frankreich hat sich in seiner Ueberheblichkeit selbst i» diese Lage hin- einmanövriert und hat der Welt einen ausgezeichneten An- -chauungsunterncht von seinem „Friedens- und Verständi gungswillen" gegeben. Wir dürfen in Deutschland mit eini- er Ruhe zusehen, wie cs den Weg zur Umkehr findet. WMc ßWM Ws-UWm Da Webel Amerika und Frankreich Nachgiebigkeit zeigen, hat sich die Lage außerordentlich zugespitzt Washington, 1. Juli. Nach langen Beratungen mit dem Präsidenten Hoover gab Unterstaatssekretär Castle über die Verhandlungen zwi- jchen Schatzsekretär Mellon und dem französischen Minister präsidenten Laval ein formelles Communiquö aus, in dem Vie französische Negierung als die einzige bezeichnet wird, die sich nicht einmal prinzipiell mit dem Plan Hoovers einver standen erklärt habe. Castle sagte wörtlich: „Soweit wir unterrichtet sind, haben letzt sämtliche Regierungen im Prinzip dem Plane des Präsidenten Hoover zugcstimmt mit Ausnahme der fran zösischen Regierung. Ls haben sich einige Schwierigkeiten ergeben, den französischen Standpunkt mit dem Geist des Vorschlages des Presidenten in Uebereinstimmung zu brin gen. Zwischen dem Botschafter Edge und dem Lchahsekrelär Mellon sowie den französischen Ministern finden noch Lr- Srterungen statt." Diesem Lommnnique fügte Castle noch hinzu: „Wir verhandeln immer noch, das ist alles, was wir gegenwärtig sagen können." Die Streitpunkte In Ergänzung der Berichte über die Meinungsverschie- oenheiten, die sich zwischen den amerikanischen Unterhändlern vchatzsekretär Mellon und Botschafter Edge einerseits und den französischen Ministern andererseits bei den Pariser Verhandlungen ergeben haben, veröffentlichen die franzö sischen Blätter übereinstimmende Meldungen, die daraus schließen lassen, daß sie französischerseits amtlich informier! worden sind. Hiernach handelt es sich um drei Punkte, über die bisher eine Einigung nicht erzielt werden konnte: Erstens, Frankreich wünscht, daß dle Summen, deren Zahlung ausgesetzt wird, von Deutschland, und zwar sowohl, was das Kapital wie die Zinsen anlangt, den Gläubigern innerhalb von fünfIahren vom Augenblick der Wieder aufnahme der Noung-Planzahlungen zurückgezahlt werden, während die Vereinigten Staaten eine auf 25 Jahre gestaffelte Rückzahlung vorschlagen und sich mit einem geringen Zinssatz begnügen wollen. Zweitens, Frankreich besteht ganz besonders darauf, daß Deutschland sich verpflichtet, nach dem einjährigen Hoo ver-Moratorium, und zwar während der fünf Jahre, in denen die ausgesetzten Beträge zurückgezahlt werden sollen, nicht das im Zoung-Plan vorgesehene Moratorium für sich zu beanspruchen, und daß im Aalte eines Poung-Plan-Mo- rakorinms Arankreich nicht der BIA. den Garantiefonds von 500 Millionen Mark — wie cs -er Young-Plan vor sieht — einzuzahlen braucht. Drittens, Frankreich besteht darauf, daß die von Deutsch land an die BIZ. 1931/32 zu leistenden Markzahlungen nicht nur zu Gunsten Deutschlands, sondern auch der Länder Mit tel- und Osteuropas Verwendung finden, die durch die Aus setzung des deutschen Transfers in Schwierigkeiten geraten könnten. Für eilige Leser. * Der Reichskanzler beabsichtigt, sobald cs die außenpolitische Lage gestattet, einen mehrtägigen Erho lungsurlaub auzutreten. * Das Lusts ch i f s „G ras Zeppeli n" hat auf sei nem Wege nach Island am Dienstag 10.15 Uhr Scar borough überslogeu. Es verschwand in nördlicher Richtung auf Whitcbeh zu. * Das Arbcitsministerium gibt bekauut, das; die Gesamt zahl der Arbeitslose» i» Großbritannien am 22. Juni 2 627 380 betragen habe. Dies bedeute gegenüber der Vorwoche eine Zunahme nm 0I50 und eine solche gegenüber dem. Vorjahre um 812 011. * Am Dienstag wurde im Bundeskanzleramt in Wien der österreichisch unnarische Handelsvertrag in Anwe senheit Dr. Schobers und des ungarischen Gesandten unter zeichnet. In ge- Deutsch ¬ wissen Kreisen land seinen jur > irde man es gern sehen, wenn w d seinen juristisch durchaus begründeten Standpunkt, daß sich in die zw schen Frankreich und Amerika geführten es Verhandlungen n cht einzumischen habe, aufgeben und von sich aus einen Schritt unternehmen würde, der ein Arran gement zwischen Amerika und Frankreich "-leichtern könnte. Während über Punkt 1 und 3 eine Annäherung des französischen und des amerikanischen Gesichtspunktes wahr scheinlich erscheint, soll der französische Ministerrat ve- scylossen haben, in Punkt 2 intransigent zu bleiben. In ge- Sonderattion W Deutschland? Washington, 1. Juli. In Negicrunaskrcisen beschränkt man sich auf die Fest stellung, daß die Lage zur Zeit ernst sei, da Frankreich als einziger Gläubigerstaat sich bisher weigere, an einer groß zügigen internationalen Zusammenarbeit steilzunehmen. Bei allem ehrlichen und ernsten Bemühen, zu einer Verständi gung mit Puris zu gelangen, sehe man hier kaum eine Mög lichkeit weiteren Nachgebens, ohne den wahren Sinn des Hoover-Plans über Bord zu werfen. Man lehnt sebstver- ständlich eine amerikanische Garantie für den Poung-Plan ab. und man erklärt cs für wshersinnia. von Deutschland, des sen verzweifelte finanzielle Lage überall ziigcgebcn werde, zu erwarten, daß es den in Höhe des unaufschiebarcn Teils ihm zu gewährenden Kredit in kurzer Frist zurückzahle. Hoo ver besprach die Lage in einer längeren Kabinettssitzung, an der Castle und Mills teilnahmen, nachdem er vorher erneut mit Mellon telephoniert hatte. In parlamentarischen Kreisen umgehende Gerüchte, für die eine Bestätigung jedoch nicht zu erlangen ist, besagen, daß Hoover nicht nachgeben, aber auch Deutschland nicht im Stiche lassen werde, sondern schon jetzt mit seinen amtlichen und parlamentarischen Mitarbeitern berate, wie man Deutsch land nötigenfalls ohne Frankreichs Mitwirkung helfen könne. Als haltlos werden die Meldungen bezeichnet, nach denen man hier eine direkte Verständigung zwischen Paris und Berlin wünsche. Man steht hier auf den; Standpunkt, daß Hoover die Rettungsaktion mit dem ganzen Gewicht seiner Stellung eingeleiket habe und sie auch durchführen werde. In Erinnerung daran, daß Kellogg bei der Unterzeich nung des Kellogg-Paktes im August 1928 Frankreich und Irland, nicht aber London besuchte, wird in parlamentari schen Kreisen die Möglichkeit erwogen, daß im Falle eines Fehlschlagens der Pariser Verhandlungen Hoover Stimson anweisen könnte, nicht nach Paris zu gehen. Frankreichs Mani Paris, 1. Juli. Der französische Senat Hot am Schluß der Debatte über die französische Antwort zu dem Hooverschen Vorschlag nach den Erklärungen des Ainanzministers Alandin und des Mi nisterpräsidenten Laval eine Entschließung des Senators Be rard mit 197 gegen 5 Stimmen angenommen, die lautet: „Der Senat ist der Ansicht, daß die Achtung der Ver träge und Abmachungen die einzig feste Grundlage der inter nationalen Beziehungen bildet. Der Senat erinnert an die Opfer und Zugeständnisse aller Art, die Arankreich seit drei zehn Jahren zugunsten der Aufrechterhaltung des Weltfrie dens und zugunsten der Wiederherstellung dec Eintracht und der europäischen Wirtschaft gebracht hak. Der Senat billigt die Erklärungen der Regioruna und geht zur Tagesordnuno über." Italien notifiziert feinen Verzicht. Nom. Tic amtliche italienische Agentur meldet: Während man erwartet, daß die gegenwärtig lausenden Verhandlungen so bald als möglich ein endgültiges Abkommen zwischen den interessierten Regierungen ergeben, hat die italienische Negierung folgerichtig ihrer vollen nnd herzlichen Znstim-