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Sächsische Schweiz Tagcszcttnng sür die Landgemeinde» Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners- oors, Krippe», Lichtenhain, Mittelndorf, Ostra», Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Nathmannsdors, Ncinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsähre, sowie für das Gesamtgebict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: Walter Hieke Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltcnc 35 mm breite Pctitzcile 20 Pfg., siir auswärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezcile 80 Pfg. Tabel larischer Satz nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Nabatt gewährt. 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Millerand sagte nicht mehr und nicht weniger, als daß mit der Er schütterung der K r i e g s f ch u l d t h e s e des Ver sailler Artikels 231 der Versailler Vertrag einen tödlichen Stof; erleiden mühte. Denn er erklärte wörtlich: „Deutsch lands Unschuld erkläre», hieße nichts anderes, als das Ein - gesländnis eines furchtbaren Iustizirr- t u m s in den Jahren 1918 und 1919, als die Verträge Deutschland die Kolonien und gewisse Gebietsteile abnab- men und ihm die Abrüstung und die Neparationsverpflich- tung auscrlegtcn." Der deutsche Wehrminister Dr. Groener hat am Mon tag im Haushaltsausschuß des Reichstages Herrn Maginot eine Antwort erteilt, die keinen Zweifel darüber läßt, daß Deutschland die französische Abrustungsthese auf das ent- ichiedenste znrückweist. „Wir haben das Recht auf denselben Grad von Sicherheit, den die anderen Staaten für sich in Anspruch nehmen." Damit beruft sich Deutschland aus jene Bestimmungen des Versailler Diktats, die die Entwaff nung Deutschlands als Vorleistung für die allge - m eine A b r ü st n n g festlegen. Dieses Junctim zwischen deutscher Entwaffnung und allgemeiner Abrüstung versuch» Frankreich zu erschüttern. Deshalb wird immer wieder di- Kriegsschuldfrage in die öffentliche Erörterung geworfen, obwohl selbst in Frankreich mehr und mehr sich die Er- keanlniL durchsetzt. daß eines schönen Tages dieser Hauxt- pfeiler des Versailler Diktulgebäudes in sich Zusammenstür zen wird. Millerands Hetzrede ist hierfür der beste Beweis. Er beschwört geradezu die Franzosen und ihre Alliierten, an diesen Artikel 231 nicht rühren zu lassen. Deshalb ver bindet er mit seiner Erklärung eine bedenkliche und viel sagende Drohung, die nämlich, daß „die Revision^ der Verträge den Krieg bedeute." Und dieses Revisionsoerlangen wird und muß gestellt werden. Minister Groener hat in seiner Montag-Rede her vorgehoben, daß die Versailler These von der Alleinschuld Deutschlands längst von der internationalen historischen Wissenschaft widerlegt sei. Auf wie schwachen Füßen diese These aufgebaut wurde, beweist u. a. eine Veröffentlichung der „Liberty" aus der Feder eines New Parker Publizisten namens Sidney Sutherland. Neben einer Reihe längst bewiesener Unwahrheiten über deutsche Sabotageakte hat er folgende überraschende Entdeckung gemacht, die Deutschlands Kriegsschuld klar unter Beweis stellen soll: Sutherland hat herausbekommen, daß Deutschland lange vor Ausbruch des Krieges an den Uniformhosen der deut schen Soldaten — Reserveknöpfe für die Hosenträger an nahen ließ! Wer aber, so fragt dieser scharfsinnige Ame- rikaner, braucht Reserveknöpfe für eine Uniform, wenn er nicht alsbald einen Krieg anzetteln will? In Deutschland wird man über diese „Enthüllung" erschüttert sein — vor Lachen. Also die Neservehosenknöpfe der deutschen Armee erbringen den Beweis für Deutschlands Kriegsschuld! Wir glauben nicht, daß Herr Sutherland in seiner engeren Hei- mat mit dieser „Enthüllung ernst genommen wird; daß er aber in einer literarisch an sich hochstehenden amerika nischen Zeitschrift mit solchem Fastnachtsscherz unterkommen konnte, das beweist uns, wie notwendig es ist, daß wir mehr noch als bisher uns gegen die Aufrechterhaltung der Kriegsschuldlüge zur Wehr setzen müssen. Der Deutsche Reichstag hat am Montag bei der Be ratung des Reichswehretals und der Besprechung der Aus lassungen des französischen Kriegsministers wieder einmal eine erfreuliche Einmütigkeit bewiesen und sowohl die un wahren Behauptungen Maginots über die Stärke der deut schen Reichswehr wie auch seine Erklärungen über das Ab rüstungsproblem entschieden und einhellig zurückgewtesen Mit besonderer Genugtuung darf dabei hervoraehoben werden, daß auch die Sozialdemokratie sich in diese Ein heitsfront zur Zurückweisung des französischen Angriffs auf die Reichswehr eingereiht hat. Selbst von kommuni- sticher Seite wurde in diesem Zusammenhang festgestellt, daß der französische Militarismus der gefähr lichste Friedensgegner sei. Dieses einmütige Zusammen stehen des deutschen Volkes in der Verteidigung seiner Wehrmacht sollte dem Ausland zum Bewußtsein bringen, daß ein Spekulieren aus die Uneinigkeit des deutschen Vol kes in wehrpolitischen Fragen einen Rechenfehler bedeutet, der sich verderblich auswirken muß. wenn er in der Vor bereitung der Abrüstungskonferenz nicht rechtzeitig berich tigt wird. Die falsche Kriegsschuldthese und der Versuch der Schaffung wehrpolitisch nicht gleichberechtigter Staaten muß zwangsläufig dazu führen, daß das deutsche Volk sich von jenen Abrüstungsbestimmungen des Versailler Ver trages lossagt. Ae AM! m Sn fimim Scs Miller kcMlW Die Varlser Vresse zur Groener-Nebe Paris. Die französische Presse beschäftigt sich auch weiter hin ciugchcud mit der Groener Rede. „Paris Nonvcll c" schreibt, der Ncichswchrminister habe gegen die französische Militärpolitit geradezu einen Pro zeß eröffnet, von dein inan zmnindest sagen müsse, daß er in opportun sei. Alan Werse den Franzosen hänsig vor, daß sic zu wenig „locarnistisch" gesinnt seien. Der Reichskanzler Brii ning würde gut Nm, die Leidenschaften seiner Redner zu zü geln, ehe er Steine auf Frankreich werfe. Reden wie die des Generals Groener und des Ministers Trevira »ns seien dazu geeignet, die dcutsch-sranzösischc Verständigung zu vertagen. Die Pariser Abcndprcssc gibt in ihre» Kvmmcntarcn nn- zwridcutig der Furcht Ausdruck, die sic vor der Erfüllung der dcntschcu Forderung auf Einsetzung eines intcrnntivnalcn Schiedsgerichtes zur Feststellung der K r i c g ü s ch u l d s r n g r hegt. So schreibt der nationalistische „Inlransigcant", daß kein Boden schlüpfriger sei »ls der, ans dem man ein derartiges Gericht ausbaucn wolle. Bei der Kricgsschuldsragc handle cs sich nm moralische Vcrantwvrtlichkcilc», die aus anfechtbaren Unterlagen und Schriftstücken beruhen. Den von de» Alliier ten vorgebrachtcn „Beweisen" könne man gegenteilige An schauungen gcgcuüberstcllen, Vic „dcm Scheine" nach ebenso wertvoll seien. Für Frankreich, das als erste Macht den Be weis einer ehrlichen Abrüstung (!) erbracht habe, sei cs geradezu widerlich, sich jede» Monat von neuem gegen den Angriff weh ren zu müssen, der größte militaristische Staat der Welt zu sein. Auch die uatioualistische „Liberi 6" weiß der Forderung Deutschlands keine stichhaltigen Argumente gcgcnüberzustellcn. Das Blatt unterstreicht lediglich, daß Deutschland mir deshalb ein internationales Schiedsgericht über die Kriegsschnldfragc fordere, weil es sehr Wohl wisse, daß sämtliche Verträge von 191!) hierauf beruhten. Wenn es an der Revision der Kriegs schuldfrage scsthalte, so wisse cs sehr genau, daß sich hieraus die Nebision der Verträge ergebe. Der „Tcmps" wirft Groener vor, auf geradezu „unver schämte Art" auf die Ausführungen Maginots geantwortet zu : haben. Sein Ton erinnere an denjenigen eines Kricgsmint- ! stcrü des ehemaligen deutschen Kaiserreiches. Alles, was seit j Jahren die Meinungsverschiedenheiten anfachc, finde sich in de» Erklärungen des Reichswchrministcrs wieder. Die These I Groeners über den Rüstnngsstand Frankreichs sei unhaltbar. Aber selbst wenn sic wahr wäre, so könnte die zivilisierte Welt es dazu mir „beglückwünschen", da gerade Frankreich mehr als andere Staaten die Auffassung vertrete, daß die Macht in den Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens gestellt werden müsse. Deutschland habe kein Nccht, sich gegen die Anssührungcn Ma ginots bezüglich der Verantwortlichkeit am Kriege zn verwah ren. Der böse Wille k!), den Deutschland bei der Durchfüh rung der ihm aufcrlegten Verträge bewiesen habe, werde die Alliierten kaum veranlassen, den „Angreifer" von gestern ans gleichen Fuß mit den „Opfern" des Weltkrieges zu stellen. Die Forderung einer Revision der Kriegsschnldfragc tut das Blatt mit der Bemerkung ab, es genüge nicht, wenn sich von Zeit zn Zeit eine Stimme im Lager der Alliierten gegen die Schuld Deutschlands am Kriege erhebe, um die These der Alliierten zn erschüttern. Die Ruinen in Belgien und Frankreich zeug ten noch heute sür die Schuld der kaiserlichen Armeen an den verbrecherischen Handlungen, die durch amtliche Untersuchun gen fcstgestellt seien. Deutschland dürfe kaum ciu Interesse daran haben, diese Erinnerung wieder anszuwühlcn. Ilir eilige Leser. " Die braunschweigische Regierung hat einen Gesetzentwurf ausgcarbcitct, der de» 1. Mai als gesetz liche» Feiertag ab schasst. Für die am Mittwoch ailbcraumte pol» ischc Sejm- sitzttiig sicht die Tagesordnung u. a. auch die Ratifizierung der beiden deutsch-polnischen Abkomme», des Ligui- datio»sabkomme»s u»d des Handelsabkommcns, vor. Wie die halbamtliche „Agentur Preß" versichert, wird im Laufe der Aussprache Außenmiuistcr Zaleski das Wort ergreife», um den Standpunkt der Regierung hinsichtlich dieser beiden Verträge darznstellen. Das Abkommen über die rumänische 52 Mil li o n e n - D o l l a r a n l c i h e wurde am Dienstag im fran zösischen Finanzministerium von dcm französischen Finanzmi nister Flandin und dcm in Paris anwesenden rumänischen Finanzminister Popow itsch unterzeichnet. An der Anleihe ist in erster Linie die Bangne de Paris et des Pays Bas be teiligt. Englands MMuiigspolitit London. 11. März. Der Staatssekretär für die Landesverteidigung. Sh a w, gab bei der Einbringung der Heeresvoranschiage im Unter haus eine Erklärung über die Richtlinien der Regierungs politik in der Abrüstungsfrage ab. Die Regierung beab sichtige weiterhin, die britischen Slreikräfte in ihrer augen blicklichen höhe ausrechtzuerhallen. Es stehe außer Frage, daß die riesige Herabsetzung der Rüstung, die in England vorgenommcn wurde, von anderen Ländern nicht nachge ahmt worden sei. Unter diesen Umständen sei cs für ihn un möglich, der Regierung eine weitere einseitige Verminderung der Streitkräfte zu empfehlen. Die Vergleichszahlen sprächen dagegen, die Erfahrung spreche dagegen und auch die Aus sichten des Friedens und der Abrüstung für die Zukunft sprächen dagegen. Das Haus werde ihn schon recht '»erstehen, wenn er erkläre, daß die Aussichten der Abrüstung dagegen sprächen. Die Regierung werde, so wie sie es bei der Flot tenabrüstung getan habe, auch bei den Verhandlungen über die Abrüstung zu Lande eine führende Nolle übernehmen. Aber zur Zeit fei es vollkommen unmöglich, eine Herabset zung der Streitkräfte vorzuschlagen, und aus diesem Grunde seien die in den Voranschlägen avfgesührlen Zahlen unae- fähr die gleichen wie im vergangenen Zähre. Italien und die Frledenüverträge. Rom. Im Bericht des Haushaltsausschusscs der ita lienische» Kammer zum Voranschlag des Außenmini steriums heißt es u. a.: Die Schwere gewisser Verträge und die fortdauernden Lasten der Kriegsentschädigungen und Kriegsschulden, die Teilung in bewassnctc und wehrlose Nationen, die neuen militärischen Bündnisse, haben Europa lauge iu Unsicherheit und Spannung gehalten. Ob gleich der Völkerbund und die Initiative gewisser Staatsmän ner in beträchtlicher Weise zur Ucbcrwindung des Kricgsgei- stes bcigetragcn haben, bleibt eine tiefe Kluft bestehen, und zu einer tatsächlichen sicheren Wiederannäherung der Völ ker ist noch ein weiter Weg. Darin liegt der Grund des heutigen Problems. Alle sind von dcm Gefühl des Unbehagens beseelt: Die Rationen, die noch im Zustand der Minderwertigkeit gehalten werden, und auch diejenigen, die rüsten, nm den gegenwärtigen Zustand zu verteidigen, aber nichts ist ewig, nichts dogmatisch, nichts un anfechtbar in der menschlichen Geschichte. Die Verträge kön nen, wie der Chef unserer Regierung bemerkte, nicht Grabsteine ans den Gräbern der Völker sein. Die Idee Mussolinis zielt aus eine größere Gerechtigkeit zwischen den Nationen ab, um so Zusammenstöße und Brüche im Leben des mitgenommenen Europas zu vermeide». Diese Richtlinie, die der Außenminister Grandi auch durch heftige Gegensätze hindurch klug und treu verfolgt hat, erhebt unsere diplomatische Arbeit in eine Sphäre höherer Nobilität. Der Berichterstatter zitiert in diesem Zusammenhang aus führlich die bekannten Stellen aus Mussolinis großer Se- natsredc vom Sommer 1928, in der er betonte, daß die Ver träge keinen Ewigkeitswert haben. Doppeloorlagt für Milk Berlin, 11. März. Da sich in der bisherigen Behandlung des Oslhilfege- zehgebungswerkes in einigen Punkten wesentlich divergie rende Auffassungen bei der Reichsregierung und dem Reichs rat ergeben haben, Hal sich die Rcichsregierung, wie wir aus unterrichtete« Kreisen erfahren, entschließen müssen, eine Doppelvorlage an den Reichstag zu machen. Zunächst ergaben sich zweierlei Mei» äugen über die Frage der Ausdehnung der Vorlage auch auf die Provinz Schleswig-Holstein mit den oldenburgischen Landes teilen. Das Entschuldungsvolumen war berechnet worden auf Grund der jetzigen Ausdehnung. Die Reichsregierung behält sich vor, sobald die Mittel zur Verfügung stehen, die Ermächtigung auch auf Schleswig-Holstein auszudehnen. In der Frage des I n d u st r i e - B a n k g e s e tz e s hatte die Neichsregierung gebeten, die Zahl der Aufsichtsratsmit glieder auf 29 zu beschränken. Im Neichsratsplenum ist die alte Fassung von 33 Mitglieder» aber eingefügt worden, da von 2 Mitglieder der Industrie und 2 der Preußenkasse. Auch in diesem Falle hat die Reichsregierung eine Doppel- voslage für notwendig gehalten, weil sie das Gremium ohnehin schon sür zu schwerfällig hält. Schließlich hat noch die Erweiterung des Geschäftsbereichs der neuen Industrie- Bank divergierende Auffassungen ergeben. Die Neichsregie rung wünscht keine Beschränkung des Aufgabenkreises für die Bank.