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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Fnrytrlt die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, Las Amtsgericht »as Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Ltadtbank Bad Schandau Nr. 12 — Ostsüchsische Genossenschaftsbank Zweig niederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Kernspr.? Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachmittags K Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis (in RM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 1 NM., für Selbst- »bholer 90 Pfg. — Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. — Bei Produktions verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Nachforderung vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung s/ür die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klein- Hennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postel- witz. 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Der Lloyddampfcr „Europa", der zu gleicher Zeit mit der „Mauretania" aus Southampton ausgelaufen war, ist mit großem Vorsprung vor dem englischen Dampfer in Newport eingetroffen. Der Generalinspektor der Polizei von Bengalen und ein Polizeikommandeur wurden durch unbekannte Attentäter In Kalkutta auf offener Straße durch Nevolverschüsse schwer verletzt. von Parteiprogrammen zu machen? Ob es scinals dring licher gewesen sei, das Trennende beiseite zu stellen und sich im Ringen für Deutschlands Freiheit, für die Erhaltung 'rcutscher Wirtschaft, deutschen Lebens, deutschen Geistes zu sammen zu finde»? Ob kein Mensch bei uns daran denke, wie gewissenlos cs sei, der Jugend, die vielleicht noch vor härteren Aufgaben stehen würde als wir selbst, dieses uucr- nörtc Beispiel der Zerrissenheit zu geben und sie der Heim suchung eines unerbittlichen Schicksals für unsere Sünden auszusetzeu? Was soll man verständiaen Männern auf solche Fragen anders entgegnen, als vaß man aufrichtig bemüht sein will, ihre guten Lehren in Deutschland verbreiten zu helfen! Diese Wahlparole von Asch in der Tschechoslowakei ist die wich tigste, die für den 14. September dieses Jahres überhaupt ausgcgcben werden kann. Die Führer der bürgerlichen Par teien könnten ihr noch in diesem Augenblick durch Einigkeit gerecht werden, die gegen den verantwvrtungslosen, gedanken armen, wirklichkeitsfremden, überalterten Marxismus nie mals so dringlich gewesen ist wie in diesem Augenblick. Bc- solgcn wir die phrasenärmste und inhaltsreichste Parole: Seid Dcuticbel Seid NeutsEek Eine Stunde Wnhlpvlitil in der Tschechoslowakei. Von Franz L. Eckenbrechec. -Asch, Ende August 1930. Noch brummt mir der Kopf von der Stunde Deutsch, die ich im „Deutschen Haus" zu Asch erlebt habe. Der Ort liegt in der Tschechoslowakei. Biele von uns Ibissen das gar nicht einmal. Keiner von uns könnte aus den Einfall kommen, daß die saubere Stadt zwischen dem sächsischen Vogtlande und der bayrischen Grenze etwa nicht zu Deutschland gehören könnte. Man Witt daran nicht einmal glauben, wenn man dem tschechischen Zollbeamten in Obcrreuth — er grüßt übri gens mit den keineswegs tschechischen Worten „Hab' die Ehr'!" und macht dabei den weltberühmten Franz-Josef-Knick — den Paß gezeigt hat nnd weiter in das Ausland cindringcn darf, weil man als Salzschmuggler nicht in Verdacht geraten ist. Asch gehört zu den deutschen Städten, die vor allem einmal einen wuchtigen Bismarckturm auszuweisen haben. Er ist das Markzcichen der ganzen Landschaft. Wenn man auf seiner Hohe steht, kann man nicht auf den Gedanken kommen, im Auslände und gar in einem un freundlichen Anslande zu sein, spricht doch hier alle Welt deutsch, und gehören doch gerade diese Vogtlanddcutschen und Egerländer zu dem liebenswürdigsten deutschcu Volksstamm. Aber im „Deutschcu Haus" von Asch hattcn sic an diesem Tage ihre Liebenswürdigkeit ganz vergessen. Und doch war ich so vertrauensvoll die Kellertreppe hinunter gestiegen, die Augen und das Her; noch voll von einem Schittergcdenkstciu, einer Büste des Turnvaters Jahn nnd einem Denkmal Theodor Körners, das den kämpfenden Freihcitsheldcn zeigt, wie er — getroffen vom tödlichen Blei — vom Pferde sinkt. Als sich meine Augen an das Halbdunkel des Gast raumes im „Deutschen Haus" gewöhnt hatten, erkannte ich um mich her die Gesichter freundlicher Männer, die behaglich aus ihren Tabakspfeifen schmauchten und sich an Zigarren und Bier labten. Sie hatten Lust zu erzählen. „Wir müssen durch die Tscheche» viel leide», aber wir sind »ud bleibe» deutsch!" ist eine der ersten Auskünfte, die ich bekomme. Ich habe aber auch welche zu geben und werde fremidlich aber bestimmt gedrängt zn verraten, wie ich den» in Deutschland mein Brot verdiene. Als ich mich daun so ganz beiläufig als Zeitungsmann bekannte, da — ginge» allmählich alle Zigarre» n»s, »»d alle Pfeife» w»rdc» kalt. Jiizwischc» beim» ich aber eine Stunde deutsche Wahlpolitik verabreicht, die ich zeitlebens nicht vergessen werde. Da hieß es unter viele», cmderc»: „Wir höre» vo» Euch in jeder Zeituug u»d vo» jeden, Mensche», der aus Eure» Kurorten zu uns nach Asch herein kommt, immer wieder die Worte ,wachsende Not, steigendes Elend, Arbeitslosigkeit, außenpoiitische Schwierigkeiten, Kricgstribute' und vieles Achnliche. Wer aber sollte bas den Deutschen glauben, wen» er nichts anderes wüßte, aiö daß sie jetzt wieder mit zwänzig und mehr Parteien zum Wahlkampf antretcn!" So sprang einer gleich frisch in die Sache hinein. Und da wurden auch den anderen die Köpfe heiß und die Zungen sehr lebendig. Hier fehlte wirklich ein Rundfunk-Reporter mit seinem Mi krophon; denn was hier gesagt wurde, hätte in den Ohre» aller Deutschen widerklingcn müssen, obwohl hier keine Mi nister, keine Wirtschaftsjührcr, kciiic Gelehrten und keine Künstler das Wort nahmen, sonder» schlichte Handwerkcr und Ackerbürger ihrem deutsche» Herze» Lust machte» mit Selbst verständlichkeiten, die doch im Deutsche;; Reich selbst so gar keine Beachtung finden, Selbstverständlichkeiten wie diesen: Es kann keinen Wiederausbau der deutschen Wirtschaft und des deutschen Lebens gebe», wen» ma» mit dem Marxismils paktiert. Deutschland wird niemals seiner drückenden Lastcii und zcrmürbenocn Sorgen ledig, wenn an zwanzig Parteien, die sich bürgerlich nennen, für zum Teil sehr kleinliche In teressen gegeneinander zu Felde ziehe,,. Es dürfe überhaupt nur eine Wahlparole iu Zeiten wie diesen geben, mußte ich mir in der Tschechoslowakei von Deutschen sagen lassen, die in, Kampfe um ihr Deutschtum stehen und Tag für Tag dafür ihren Zoll an Unannehmlichkeiten bis zu schwersten persönlichen und wirtschaftlichen Schädigungen zu zahlen haben, nur die Parole: „Seid einig und seid Deutsche!" Ob wir denn überhaupt kein Gefühl dafür hätten, in, entscheiden den Ringen nm die Gegenwart und um die Zukunft zu stehen? Ob jetzt überhaupt die Zeit sei, die besonderen Wünsche der Industrie, der Landwirtschaft, des Haus- und Gruudbettkes. des Handels und Gewerbes zum Geaeustand „ÄM Osten niehtS Neues" Voincai^ über die Ostrevisioüöfmge Berlin. In der Sonnabcndmorgcii-Anögnbe der „Bcrl. Börscnzcitnng" nimmt der chcmaligc Präsident der srauzösischcn Republik, Poincare, nntcr der llebcrschrift „Im Osten nichts Ncncs" zn der Frage der Revision der Ostgrc»zcn Stellung. Die „Börscn-Zcituug" weist in ciucr Kvpsnolc dar auf hi«, das, sic die brutal dcntlichc und siir die srauzösischc Politik charakteristische Stellungnahme Pomrares bringe, um eine deutsche Antwort zn ermöglichen. Dirsc Antwort werde Herrn Poincare in der Sonntagöauögabc des Blattes durch Minister Trcvirnnus erteilt werden. Tic Ncbcrschrift des Aufsatzes stnmmc vom Verfasser, auch die Ncbcrsctttmg ins Deutsche sei von frauzösischcr Seite geschehen. In dem Artikel weist Poincare zunächst daraus hin, das; die Ablehnung der von Elcmcnccau gewünschte» Sichcrhcitsvcrlräge durch Amerika n»d England zu cmcm Bersten der Haiiptsäule von Versailles geführt habe. Trotzdem sei Frankreich bestrebt gewesen, „den Tempel des Friedens" (gemeint ist der Versailler Vertrag!!!» zu erhallen. Ter Verzicht auf die Verfolgung der sogcmnmtei, deutsche» Kriegsverbrecher, die Aimahmc des Da- wcspla»es, des Aoungplancs und die vorzeitige Nämmmg des Rhciulandcs — das alles habe »ach Poincarö immer wieder das Gespenst der Revision in unmittelbare Nähe gebracht. Poin- carö erhebt sodann cnnm scharfe» Angriff gegen den Reichs ¬ präsidenten, indem er sagt: „Wie könne» »»scrc Nachbar», wem, sic wirklich bei der Errcichimg ci»cs Daucrfricdcns mitwirke» wolle», sich nicht über die Gefahr Rechenschaft ablegcn, die ge gen die Ruhe Europas durch de» viclgcsichtigcn, aber immer gleichgcmemtcii Angriff des Präsidenten Hindenburg, Wirths mid Treviranus' anstürmt?" Unter Hinweis daraus, das; Deutschland sich durch Unter zeichnung des Kclloggpaklcs den Weg zu einer Gcwaltrcvisioi, verbaut habe, mUcrsmbl Poincare sodann dic vertraglichen Möglichkeiten einer Acndernng der Ostgrenzc und sagt: Außer dem Artikel t!> gebe cs »och eine» Artikel -'>, ans Gr»»d dessen dic Entschcidnngcii des Haager Gerichtshofes oder des Völtcr- bmldsratcs emstimmig gefällt werden müßten. Es genüge der Widerstand Polens, mid Artikel t!> habe keine Möglichkeit, ins Spiel zn treten. Außerdem sei aber auch zu bezweifeln, das; man jemals für den Korridor oder Obcrschlcsien eine Lösung finden werde, dic besser als der gegenwärtige Zustand wäre mid ebenso dem Standpunkt des Reiches wie dem Polens ge recht werden würde. Zum Schluß gibt Pomcarö eine siir dic chauvinistische französische Einstellung bezeichnende falsche Dar stellung der Vorgänge vor der obcrschlcfischcii Abstimnumg und glaubt, Dculschland vor der Unlcrmmiermig eines Werkes wariici, zu müssen, „das der europäischen Einigkeit geweiht sei". Besuch Brünings in München München, 30. August. Reichskanzler Dr. Brüning ist mit Skaatssekretäl Dr. Pünder zu einem offiziellen Besuch der bayerischer Staalsregierung in München eingetrosfen. Im Laufe des Vormittags stattete der Reichskanzlei unter anderem dem päpstliche» Nuntius Vasallo di Torre grossa und Kardinal Erzbischof Dr. von Faulhaber Besuch, ab. Der Reichskanzler begab sich darauf mit den Herren seiner Begleitung zu»; bayerischen Ministerpräsidenten Dr Held. In; Anschluß an den Besuch, der Gelegenheit zu eine; längeren politischen Aussprache gab, folgte der Reichskanzlei mit den Herren seiner Begleitung einer Einladung des baye rischen Ministerpräsidenten zu einem Frühstück im Palaic Preysing. BenslonsKrzungsgefetz serMWevet Berlin, 30. August. Das Reichskabinett hat den Entwurf eines Pcnsions- kürzungsgesehes verabschiedet. Er wird sofort dem Reichs rat zugeleitet werden. Ueber die grundlegenden Gesichtspunkte des Entwurfs erfahren wir von unterrichteter Seite: Der Entwurf besteht »us drei Teilen: 1. den Bestimmungen über die Pensions kürzung bei Doppelrentnern, 2. den Bestimmungen über das Höchstruhegeld und 3. Bestimmungen zur Regelung einzelner Fälle. Die Pensionskürzung für Doppelrentner will einem pensionierten Beamten, der durch Tätigkeit im Wirtschafts leben ein Einkommen erarbeitet, das Ruhegehalt um einen diesem Anrechnungscinkommen angeglichenen Teil kürzen. Das Anrechnungscinkommen bleibt bis zur Höhe von 8000 Mark kürzungsfrei. Bon dem übrigen Betrag wird das Einkommen bis zur Hälfte gekürzt. Natürlich beginnt die Pension wieder in voller Höhe zu fließen, wenn das Anrechnungseinkommen aufhört. Ium Höchstruhegehalt ist vielfach der Wunsch geäußert »vordem es auf den festen Betrag von 12 000 Wark fest zusehen. Die Regierung ist diesem Wunsche insofern ge folgt, als Wißverhältnisse beseitigt worden sind. Die Regelung sieht vor, daß nach fünfjähriger Tätig keit in der letzten Stellung die volle Höchstpensio» nach den; Gesetz gegeben werden soll. Bei kürzerer Tätigkeit wird der Betrag der Pension entsprechend gekürzt, bei Beschäf tigung unter einen; Jahre um 50 Prozent, für längere Tätigkeit entsprechend weniger bis zu einer Kürzung bei vierjähriaer Tätiakeit um 10 Prozent. Weiter sind noch eine Reihe von Bestlmmungen ln oas Gesetz ausgenommen, in denen verschiedene, schon bestehende Einzelgesctze zusam mengezogen sind. Der Entwurf ist verfassungsändernd. Er umfaßt außer den Beamten des Reiches auch alle Beamten der Länder und Gemeinden. Er hat rückwirkende Kraft für die bisher bezogenen Pensionen, doch gewährt er dem Betroffenen eine Umstellungszeit von sechs Monaten. Veamtengehalter am 1. September durchaus sicher. Gegenüber geäußerten Vermutungen, dic Reichs- regierung sei nicht in der Lage, am 1. September die Bc- amtengchälter ausznzablcn nnd müsse den Weg kurz fristiger Kredite beschreiten, wird vom Ncichsfinanzmim- stcrium in aller Form erklärt, daß an diesen unsachlichen Gerüchten kein Wort wahr sei. Es wurden und es werden mit keiner Bank Verhand lungen weder mittelbar noch unmittelbar in dieser Hin sicht geführt werden. Für die Zahlungen an die Beamte« bestünde weder heute noch späterhin irgendeine Gefahr. Da; öeMche Problem Ausschluß der außereuropäischen Länder von der Europa- Konferenz? Paris, 29. August. Die etwas gereizte Erklärung des „Matin" zu der Dis kussion über die Paneuropa-Vorschläge Briands findet eine bezeichnende Parallele in einer Auslassung des „Journöe industrielle". Während der „Matin" es so darzustellen ver suchte, als ob Briand auftragsgemäß das Europa-Memo randum ausgearbeitet habe, um es zur Grundlage einer all gemeinen Aussprache in Genf zu machen, ohne damit eigen nützige Ziele zu verfolgen, spricht aus den; „Journöe indu strielle" die Besorgnis, daß aus einer solchen allgemeinen Diskussion sich eine Lage entwickeln könnte, die den fran zösischen Interessen nicht dienlich ist. Besonders beunruhigt zeigt sich das Blatt der französischen Industriellen darüber, daß mit dieser Diskussion über den Plan einer Europa- Föderation das deutsche Problem in den Vor dergrund gerückt werden könne. Es glaubt an nehmen zu sotten, daß die deutschen Delegierten in Genf wahrscheinlich die bekannte These wieder aufnehmen würden, daß eine Beteiligung Deutschlands an einer europäischen Organisation möglich sei, wenn nicht zuvor dic volle Gleichheit seiner Rechte und seiner Wittel wiederher gestellt, das heißt, die Friedensverträge revidiert seien. Das, so erklärt die „Journöe industrielle", können wir auf keinen Fall zulassen, und wir werden auch klar zum Ausdruck bringen, daß es, wie cs bei den Konferenzen von aerinaerer Bedeutuna iich bereits ereianct bat. nicht