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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthüll die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12 — Ostsüchsische Genossenschaftsbank Zweig niederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Fcrnspr.: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrist: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 1 NM., für Selbst abholer llO Psg. — Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. — Bei Produktions- Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Nachsorderung vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klein hennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postel- witz. 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Mai 1930 74. ^abrgang Für eilige Leser. * Tas Lustschisf „Gras Zeppelin" ist nach einer randnng und cinstündigem Aufenthalt in Rio de Janeiro pim Rückflug nach Pcruambuko wieder ausgcsticgcu. * Am Sonnlagvormittag ist in Berlin in Anwesenheit zablrcichcr Vertreter der Reichs-, Staats- und städtischen Be- lwrdcn der Olnmpischc Kongreß crössnct worden. Zm HcercsvcrordnnngsblaN vom 23. Mai ist eine vom Reichspräsidenten v. Hindenburg und Rcichswchrministcr biroc » cr mUcrzcichnctc Ncusassnng der im Jahre UM vcr- esicntlichlcn „Bcrusspslichten des deutschen Soldaten" er schienen. * Ter in der Düsseldorfer Mordangelcgcnhcit verhaftete iljährigc Klitscher Peter Kürten ist von der Hansangcstcll- icn Schulte, die im August von dem Massenmörder Überfällen imd durch zahlreiche Messerstiche verletzt worden war, mit Bc- sümnuhcU wicdcrcrkannt worden. Man glaubt, dah der Per- basictc zum mindesten einen erheblichen Teil der Tüsscldorscr Verbrechen begangen hat. Zn Detmold und in Bad S a 1 zuslc n sind am Sonn abend insgesamt 5,6 Personen unter parat v pH usvcr- dächtigen Erscheinungen nach dem Genus; von Speiseeis ertrankt. * Zn den Pariser Bankierverhandlungcn konnte eine Einigung über den Emissionskurs der P o n n g a n l c i h e immer noch nicht erzielt werden. Die Besprechungen dürften nick» vor Dienstag beendet sein. einig sein, um ru leben. ' - Brlandö Vorschlag für den europäischen'BündVV, / r" Von Konrad F. Lehn er.t. / Das schwierigste und vielleicht einzige tvesentlichc Hitler- niS vor der Verwirklichung des notwendigen und lebendigen Gedankens einer europmschcn Einigung ist der Versailler Ver trag. Briand selbst hat in seinem wagemutigen und klugen Memorandum für die Bildung eines lockeren europäischen Ttaatcnbundes diesen Kernpunkt der Aufgabe durch die Dar legung unter Punkt 3 über die Sicherhcitsfrage als be stimmende Grundlage jeder Fortschrittsmöglichkeit Europas angeschnitten. Sicherheit nicht in dem bisherigen selbstsüchti gen Aufrüstungssinne der französischen Ausfasjung, sondern Sicherheit im europäischen Sinne ist die Voraussetzung für den Frieden und für die wirtschaftliche und kulturelle Zukunft des höchst entwickelten Erdteils. Sicherheit Europas und echte Sicherheit auch für Frankreich kann es nur geben, wenn die siebzig Millionen Menschen im Deutschen Reiche von der Ver femung durch dcu Versailler Vertrag und der durch ihn be dingten Zerstückclttngswillkür in der Festlegung der Grenzen befreit werden. Ein Vereinigtes Europa auf der Grundlage der gewaltsam und widersinnig zustande gekommenen heult- g c n Grenzen kann cs nicht gebe«. Frankreich mutz damit zu frieden sein, das; Stresemann auf die gewaltsame Wicdcr- erobcrung Elsaß-Lvthringcns durch Deutschland verzichtete, und im Interesse der eigenen Sicherheit uno seines Europa- Programms nun endlich an der Verbesserung der von ihm selbst als unerträglich erkannten östlichen Grenzen Deutsch lands mitwirken. „Einig sein, um zu leben und zu gedeihen! Vor dieser gebieterischen Notwendigkeit stehen die Völker Europas!" Das ist die klare und eindrucksvolle Begründung des Äriandschen Memorandums. Sie macht es Deutschland zur nnauswcich- lichen Pflicht, in diesem Augenblick mit der Anmeldung dieser Forderungen hervorzutreten. Es ist ja Briands persönliche Ansicht, daß die Ausbaubestrebungen ausdrücklich auf politi schem Gebiet einzusetzen haben. Damit werden die umstritten sten und gefährlichsten Fragen in den Vordergrund geschoben. Das kann nur die Bekundung der ernsten Absicht bedeuten, den gordischen Knoten der durch die Kricgsabschlußveriräge bedingten Politischen Gegensätzlichkeiten entschlossen zu zcr- hancn, um den vorgeschlagcnen „Bund auf der Grundlage der Einigung" von vornherein auf sichere Füße zu stellen. Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum, sich darauf zu verlassen, dah die Vereinigten Staaten von Europa im Sinne eines europäischen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Handlungsprogramms unter Führung eines alleuropäischen Vollzugsausschusses noch einen zeitlich sehr langen Weg bis zu ihrer Durchführung zurückzulegcn hätten. Nach allen grohen europäischen Zusammenstößen im letzten Jahrhundert erhielt die alle Idee der Vereinigten Staaten von Europa neue Nah rung uno rraslige Antriebe. Am bekanntesten sind die feuri gen Vorschläge von Saint Simon während der napoleonischen Durchwühlung unseres Erdteils. Das verbündete Ehepaar Condenhove-Kalergi und Ida Roland konnte diesen Gedanken so erfolgreich neu befruchten, eben weil der grosse europäische Krieg gewesen ist und Werl mit jedem Jahre, mit jedem Monat aller Welt deutlicher wird, das; die Niederwerfung Deutsch lands in eine folgenschwere Niederlage Europas mundet. Dich politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Führerstaaten! Europas gaben infolge des Krieges die politische und wirt schaftliche Vormachtstellung an Amerika ab und erlitten in der kolonialen Welt Asiens uud Afrikas den ungeheuren Kurs- stürz ihres moralischen Ansehens, der in Indien jetzt den Engländern so fühlbar zu werden beginnt. Wir ertvartcn als nahezu selbstverständlich von der sehr wahrscheinlich erfolgenden Gründung eines EuropaauSschnfscs in ganz naher Zeit Verkchrscrleichtcrungen wie die längst fällige Einrichtung eines allgemeinen EuropapasseS, der die infolge der Friedensschlüsse gigantisch angewachsenen lästigen Pah- und Verzollungsschwierigkeiten beseitigt, die postalische Einiglmg auf eine Europabriefmarkc, wenn sich nicht gleich die von Stresemann gewünschte Weltpoftmarke durchsetzen lassen sollte, einen großzügigen Ausgleich der Zolltarife aller europäischen, wirtschaftlich so ungemein eng mit einander ver flochtenen Staaten, eine Verbesserung der Eisenbahnanschlüssc, das Jncinandergrcifcn der Flugvläuc, eine geschicktere Ver teilung der Wellenlängen im Funkwesen und die Lösung vieler anderer Wirtscbaits- und Verkebrssragen. Es wird nicht leicht sein, diese innereuropäischcn Reformen durchzusctzen, tvcnn wir uns vergegenwärtigen» welchen Schwierigkeiten wir in Deutschland selbst bei der Neichsreform gegenüber stehen. Die darüber hinausgchcnde Aufgabe deS zu erwartenden Europaausschusfcs bleibt aber die Zusammen fassung der Kräfte des Erdteils für die Durchführung umfang reicher politischer Ausgaben — wir denken vor allem an die Entwicklung Afrikas zu einer wirtschaftlichen Kraftquelle ersten Ranges für Europa — und für die Sicherung der euro päischen Kultur gegen die verhängnisvolle Uebcrflutung durch den Amerikanismus. Europa kann seine Führcrstellung nur wieder erlangen, die ganze Menschheit ihren gei tigen Aufstieg nur fortsetzen, tvenn das europäische GcisteSlano vor der aus Aincrika drohenden Verfilzung und Versumpfung betvahrt bleibt. Am dieser Notwendigkeiten »Villen wird gerade Deutsch land das Briandsche Memorandum begrichen dürfe», ohne Furcht vor dem Aufwuchern einer französischen Ucbermacht im Europabunde. Di« Führung fällt schließlich immer dem Berufenen zu, und Europas Schicksal hängt rn so hohem Grade von dem Wohlergehen Deutschlands ab, dah übertriebe ner Ehrgeiz einzelner europäischer Gebiete und.ihrer.Lenker daran nicht vorbcikommc» kann. Die Befreiung des Rheinlandes Protest gegen französische Zerstörungssucht. Was wird aus dem Rheinlandministerium? Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde der Etat des Neichsministeriums für die besetzten Gebiete behandelt. Der Berichterstatter Dr. Köhler (Ztr.) ging auf die grundsätzliche Frage ein, »vas aus dieser Behörde nach der Rheinlandräumung werden soll. Es werde eine An zahl von Fragen übrigbleibcn, die weiter vertvaltet werden müßten, beispielsweise die Betreuung des Saar gebiets. Wolle man den verbleibenden Rest der Auf gaben ans das Ministerium des Innern übertragen oder ein selbständiges Ressort bilden, entweder allein oder in Verbindung mit anderen Aufgaben? Der Berichterstatter protestierte auf das schärfste gegen daS skandalöse Vorgehen der Franzosen bei der Zerstörung der Luftschiff- und Flugzeughallen. Hier handele eö sich offensichtlich um den Haß einer wildgewvrdcncu Militär- burcankratic, die es nicht ertragen könne, jetzt das besetzte Gebiet geräumt zu scheu. Der Reichsminister Trcviranus erklärte, der genaue Zeitpunkt, wann das Ministerium aufgelöst werde, stehe noch nicht fest. Der Abbau des Ministeriums sei abcr in vollem Gange und cs würden die größten Bemühungen gemacht, alle Beamten, Angestellten und Arbeiter unter- zubringen. Verhandlungen mit Preußen dicserhalb würden in der nächsten Woche ausgenommen. 800 000 Mark für übergangsmaßnahmcn für ältere Arbeiter, deren Unterbringung natürlich am schwierigsten sei, sind vorgesehen, über die Bewertung der frei werdenden Im mobilien werden dem 19. Ausschuß Richtlinien vorgelegt. Es sei beabsichtigt, den Gcsamtbesitz in eine Ban- und Bodenbank einzubringcn, die zunächst 40 Millionen Mark aufnehmcn »volle. Wegen deS Abbruchs der L n f t s ch i f f h a l l e u seien eingehende Verhandlungen mit der französischen Be hörde geführt worden, diese habe ihren Anspruch abcr auf den 8 202 des Friedensvcrtragcs gestützt und cs seien keine Erleichterungen erreicht worden. Der französische Ober- kommissar habe ihm die endgültigen Termine für die Räumung der einzelnen Bezirke mitgcteilt. Bis zum 31. Mai würden zum Beispiel zwei Brücken, Spcyer- Lndwigshafcn-Worms, geräumt sein. In dem Ergänzungsetat »verde die Saargüngernnter- sttttzuna von 3 Millionen auf 7,5 Millionen erhöht. Auch die Erhöhung des Fonds für kulturelle Fürsorge sei vor gesehen. Das Ziel der Politik aller Parteien bezüglich d«-« Mainlandes sei die Befreiung der Rheinlande gewesen, verschieden die Wege, auf denen man dieses Ziel zu sc* reichen hoffte. Jetzt sollte man sich einigen in der Freud«, daß das Ziel erreicht ist, wenn es auch tief bedauerlich ist, daß das Schicksal des Saargebiets noch nicht entschieden sei. * DK AäMMWSlMMstK kommt. Für politische Verbrecher seit 1. September 1924. Der Rechtsausschuß des Reichstages beschäftigte sich mit den Ämnestieanträgen der verschiedene»» Parteien. Mit 16 gegen 11 Stimmen der Sozialdemokraten und der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Bayerischen Volks- vartei wurde derKompromißantrag derNegicrungsparteicn airgenommen, wonach aus Anlaß der Nyetnlandränmung eine Amnestie erlassen wird, durch die die Amnestie vom Juli 1928 aus alle politischen Verbrechen (also auch auf die sogenannte« Fememorde) ausgedehnt wird, die nach dein 1. September 1924 begangen worden sind. Ausgenommen sind Verbrechen, die sich gegen ein Mitglied »der rin früheres Mitglied der Reichöregierung gerichtet haben, Alle übrigen Anträge wurden abgelchnt. Bet der Beratung der Anträge im Ausschuß »vjirdtgte Neichsjustizmintster Dr. Bredt die großen Bedenken, die gegen die vielen Amnestierungen der letzten Jahre geltend zu machen seien. Man habe dadurch in weite,» Kreisen völlig falsche Anschauungen üb« uns«e Rechtspflege ge weckt. Bei den Tötungen von 1924 handle es sich aber um ganz besondere Umstände, die eine Amnestierung aus Mi- laß der Nheinlandräumung tragbar erscheine»» ließen. Taten wie die sogenannten Fememorde seien nur zu ver stehen aus der Mentalität einer Zeit heraus, die hoffentlich niemals wiedcrkchren wird. Beginn der Räumung von Wormö. Worms. Der Abzug der französischen Truppen hat bc- gönnen. Der erste Transport hat die Stadt verlasse», der nächste geht Montag ab, ein dritter ist für Mittwoch angcsagt. Ein „offenes" Wort des „Xemps" zur Groener-Rede. Paris. Ter „Temps" erklärt zur Reichstagsrcdc des Reichswchrniinistcrs Groener u. a.: „Ter Vergleich der deutschen Vertcidignngsansgaben mit denen Frankreichs, Po lens und der Tschechoslowakei habe keinen Sinn, da Deutsch land ans Grnnd des Fricdcnsvcrtrages abgcrnstct sei, wäh rend die von General Groener angeführten Länder in ihren Rüstungen völlig frei seien t!!). Niemand könne durch die Taktik, die darin bestehe, den deutschen Hecreshanshalt auszu- blähcn, nm Geheimansgabcn zn ermöglichen, getäuscht werden. Deutschland habe keinen Angriss zn bcsnrchten. Tie Sicher heit der Wcstgrcnzcn sei durch den Locarno-Vertrag garantiert. Eine Bedrohung der Ostgrenzen durch Polen sei eine sinnlose Annahme. Dagegen stellten die nationalistischen deutschen Forderungen nnd Aufreizungen die durch die Verträge in Obcrschlcsien und im Korridor geschaffene Lage in Frage. Tie deutsche Sicherheit könne nur durch die eigenen deutschen Feh ler gefährdet werden (!?). Die Verpflichtung Deutschlands, die Militär-, Flotten- und Lnstklanscln des Versailler Vertra ges genau zu beobachten, gäben dem Reich nicht das Recht, ans jeden Fall die Abrüstung der anderen Länder zn verlangen. Regier»»» MalDo«ald gerettet? London. 26. Ma». „Daily Telegraph" zufolge ist man in ministeriellen »kreisen der Ansicht, daß die Gefahr einer unmittelbaren Regierungskrisis jetzt vorüber sei, da voraussichtlich bei der Unterhausdebatte am nächsten Mittwoch höchstens zehn bis zwölf Mitglieder der Arbeiterpartei Stimmenthaltung üben würden. Obgleich die große Mehrheit der Liberalen wie der beiseitestehen werde, erwarte man eine kleine Stim menmehrheit für die Regierung. Auch „Daily Mail" glaubt, daß die Arbeiterrcgierung am Mittwoch mit einer sehr geringen Mehrheit am Leben bleiben wird.