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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht, dns Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Eladtbank Bad Schandau Nr. 12 — Ostfachsische Genossenschaftsbank Zweig niederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 gernspr.: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrist: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachmittags ä Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 1 NM., für Selbst abholer litt Pfg. — Einzelnummer IN bzw. 13 Pfg. — Bei Produktions- Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir ' uns das Recht der Nachforderung vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klein hennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf. 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Mit einem gewissen Lächeln denkt inan heute an jene Zeit vor fünf Jahren zurück, die am 26. April durch die Wahl des Gcncralfcldmarschalls Paul von Hindenburg zum Präsidenten des Deutschen Reiches beendet wurde. Ter damals 77jährigc war als Kandidat auf den Schild gehoben worden, als der erste Wahlgang unentschieden ge endet hatte. Nur mit einer kurzen Ansprache hat er da- mals in de» Kampf für ihn und gegen ihn eingcgriffcn und was für ihn wirken sollte, ihm schließlich auch dcu Vorsprung vor dcu Mitbewerbern brachte, war der Klang seines Namens, war der Ruhm seines früheren Wirkens, war die Geradlinigkeit dieses Mannes, dessenLebensinhalt sechs Jahrzehnte hindurch nur der Gedanke gewesen war, dein Vaterland dienen zu sollen und aus besten graften, mit Einsatz der vollen Persönlichkeit dienen zn mollen. Darum aber verstanden ihn alle, die an seine Wahl bestimmte parteipolitische Hoffnungen knüpften, ebensowenig wie die andern, die entsprechende Befürcht mngen nicht verhehlten. Nicht jene Hoffnungen, nicht diese Befürchtungen erfüllten sich, weil es auch für den zum Reichspräsidenten Gewordenen nur eine Richt schnur seines Handelns und seiner Haltung, seines Wirkens und Entscheidens gab, nur die eine und dieselbe wie früher: Dienst am Vaterland, ohne einseitig auf Parteien zn blicken, die eben nur immer Teile des ge samten deutschen Volkes sind. Er wertet sic als bestehender Ausdruck bestimmter politischer Tcilkräfte im Volk, oft auch nur von Tagcsmcinungen mit all ihren Fehlern und (Irrtümern. Er verschließt sich nicht vor ihrem Bestehen, hört sic an, ihr Wollen, ihr Urteil, ihr Gewicht — und entscheidet dann nach reiflicher Prüfung, sich dessen wohl bewußt, daß er alle „Teile" nicht zufricdenznstcllen ver mag. Es wäre ja seltsam, würde er nicht bei seinen Ent scheidungen dcu Widerspruch Andersdenkender Hervor rufen, — aber nie und von nirgends her hat sich in den süuf Jahren seiner Ncichspräsidcntcnschaft die Verlenm- dung an ihn hcrangewagt, er habe geurteilt und ent schieden irgendeiner Partei zuliebe oder zuleide. Auch cr ist ein Mensch mit Irrtümern und Fehlern, der außer dem oft nicht so handeln kann, wie cr wohl möchte; denn auch cr ist verstrickt in das gleiche Schicksal wie das deutsche Polk: in Abhängigkeit von dem leben zu müsse», Ivas die Mächte rings um uns wollen und über uns beschließen. ! Fünf Jahre — und da tauchen Locarno auf uud Genf, Pariser und Haager Konferenzen, bis der „Nene Plan" einen gewissen Abschluß iu der Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und jenen anderen Mächten gebracht hat. Fünf Jahre — und da rollen ab wirtschaftlicher Aufstieg uud neue Krisen, nmhüllt, ver zerrt, genutzt von der Parteien Haß nnd Gunst. Den Ncichspräsidcnten hat das alles Wohl berührt, konnte ihm aber den objektiv-unparteiisch prüfenden Blick nicht trüben. Er stand jenseits davon, stand darüber. Nnd darum verebbte meist sehr rasch der Widerspruch, dcu er durch sein Urteil und seine Entscheidungen hier nnd da crregtc, erregen mußte. Genau hielt cr sich an die Grenzen, die die Ver fassung des neuen Deutschen Reiches seinem Prä sidenten setzt. Hielt sich daran nicht nnr dem Buchstaben, sondern — was wichtiger ist — auch dem Geiste nach; so, wie er vor fünf Jahren den Eid auf diese Verfassung geleistet hatte. Es ist gar nicht so unrichtig, wenn gesagt worden ist, daß seine Haltung und sein Wirken, also diese P e r s ö n l i ch k c t t es gewesen ist, die der neuen staatlichen Lebensform des deutschen Volkes bedeutsame Kräfte zu führte. Aber dort, wo es nötig war, wo sich in dieser Form Lücken, Schwächen, Fehler zeigten, hat sich der Reichspräsident nicht gescheut, sein Amt und seine Person voll und rücksichtslos cinzusctzcn, um der Erstarrung Ein halt zu tuu, Lebendiges an die Stelle des unbrauchbar Theoretischen zu setzen. Man denke nur an sein ent scheidendes Eingreifen in den letzten Wochen, als alles unrettbar fcstgcfahren zu sein schien. Besser wäre es um das deutsche Volk bestellt, wenn cs leinen obersten Beamten nicht bloß achten und ehren, sondern auch aus ihn als den mahnenden getreuen Eckan mehr hören würde. Er kann nur warnen. Kann nickst zwingen oder doch nnr wirken durch die Wucht seiner Persönlichkeit. Immer reiner aber und immer größer hat sich für uns Deutsche diese Persönlichkeit in den fünf Jahren heransgcarbeitet in seiner grandiosen Geradlinigkeit und Zielsicherheit. Fest niit beiden Beinen ans dem Boden der Vergangenheit stehend, hebt cr Haupt und Denken in die Gegenwart hinein. Ihm wird das jetzt lebende Geschlecht ebenso wie das kommende den Ehrentitel geben, Deutschlands bester Mann z» sein, weil er immer nur getreu war der Mahnung: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" Blutige Tage Die indische Bewegung. Schon seit einiger Zeit wurde gemeldet, daß die durch .«neu großen Teil Indiens gehende Bewegung sich nun auch im Nordwcstcn von Indien und besonders in der wichtigen Stadt Peschawar bemerkbar gemacht habe. Die Unruhe hat nuu zu einem saft an eine Schlacht er innernden AuSbruch geführt. Dcu Anlaß bildete die Ver haftung mehrerer Freiwilligen, die sich Verstöße gegen das Salzmonvpolgcsctz zuschulden kommen ließen. Als die Polizei die Verhafteten abtranSporticrcn wollte, wurde sic von einer großen Menschenmenge mit Stcinwürfcn an gegriffen. Zwei Panzerwagen, die der Polizei zum Schutze beigegebcu wäre», aber Anweisung hatten, nicht zu schießen, wurden von der Menge mit Petroleum über gossen und in Brand gesteckt. Die beiden Führer der Panzerwagen sind dabei ums Leben gekommen. Nachdem die Menge einen Angriff auf die Polizeiwache und das Postamt unternommen hatte, wurden zur Unterdrückung weiterer Ausschreitungen Truppen aufgcbotcn. Erst mit Hilfe von Maschinengewehren konnte die Ruhe einiger maßen wicdcrhcrgcstellt werden. Die genaue Zahl der Opfer dieser Zusammenstöße steht noch nicht fest. Nach den offiziellen Angaben sollen 20 Personell getötet worden sein. Panzerwagen durch ziehen die Straßen. In Madras ist es gleichfalls zu Unruhen gekommen, die aber nicht so ernster Natur Ware» wie iu Peschawar. Zwölf Tote bei Chittagong. Aus Kalkutta wird gemeldet, daß bei den Kämpfen .zwischen Truppen und Indern, die an dem überfall auf in Peschawar Vas Arsenal Ehittagong beteiligt waren, zwölf Inder getötet und zwei schwer verletzt wurden. Ein großer Teil der Nationalisten befindet sich jedoch noch in Freiheit. In der Polizcistatiou Feni bei Chittagong wurden ein indischer Polizeioffizicr sowie drei Polizisten und zwei Eiscnbahnbcamtc bei der Untersuchung verdächtiger Passagiere von der wütenden Menge erschossen. In Kal kutta selbst gelaug cs vier im Gefängnis sitzenden Einge borenen, ihre Wärter zu töten und zu fliehe». Bei der Überführung einer Anzahl von verhafteten Führern der Unabhängigkcitsbewcgung aus dem Gefängnis zum Gc- richtsgcbäudc kam es zu neuen Unruhen. Eine große Mcnscheilnlengc folgte dem Gefangenenwageit und bewarf ihn mit Steinen. Polizei trieb die Menge auseinander. Vorher war cs bereits vor dein Gefängnis zu großen Kunt-rcbungen gekommen. Die Ansammlungen waren auf Gerilltste zurückzuführcu, wonach politische Gefangene miß handelt worden seien. Gandhi gegen den Alkohol. I» einer Versammlung bei dem Dorfe Bodali for derte der Führer der Bewegung, Gandhi, in einer Rede seine Zuhörer auf, kein Kino und keinen Zirkns zu bc- suche», sondern vor den Alkoholschenkc» Posten zu stehen. Er sagte, selbst Trunkenbolde gäben zu, daß das Trinken ein Laster sei. In einer großen Versammlung von Mohammedanern sprach der mohammedanische Führer Mohammed Ali entschieden gegen Gandhi. Die Versamm lung nahm eine Entschließung an, in der die Mohamme daner ansgefordcrt werden, sich der Bewegung der bürger lichen Ungehorsams nicht anzuschlicßeu. Sie Entschädigung für Deutschland. Organisation d e r B. I. Z. Als Stellvertreter des französischen Generaldirektors Quesnap der iu Basel begründete» B. I. Z-, der Jttternatiouale» Rcparalio»sbank, wurde i» der Mitt- wochsitziiug der deutsche Reichsbantdircktor Dr. Hülse gewählt. Offenbar sollte mit dieser Wahl der unaugeuehme Eiudruck verwischt werde», de» gerade die Er»eu»uug eines Fraiizosc» znm General direktor gemacht hatte. Die Verteilung der Arbeiten soll so stattfmden, daß dem Generaldirektor Quesnah das Generalsckretariat untersteht, das wiederum in drei Abteilungen zerfällt: 1. die Bankabtcilung, 2. die Trustceabtcilung, der die Besorgung der Neparationsaugelcgeirheiten obliegt, 3. die Abteilung Buchhaltung. Dem stellvertretenden Generaldirektor Dr. Hülse werden unterstehen die Jnvcstmentabteilung, die die Frage der Kapitalanlage regeln und der die Belegung von etwa 800 Millionen Reichsmark anvertraut wird. Diese Abteilung wird beseht mit dem Belgier Marcel van Zeeland, dem Bruder des Mitglieds des Organisations- komttees Paul van Zeeland. Zweitens untersteht Dr. Hülse die Wcchselabteilung, die die täglichen Wechsel- geschäfte in fremden Devisen besorgt. Neichsbankdirektor Hülse hat bereits an den Aoung- Plan-Vcrhandlungcn in Paris nnd Baden-Baden teil genommen. Ihm unterstehen bei der Reichsbank vor allein die volkswirtschaftlichen Angelegenheiten und diese Fragen werden ihn auch bei seiner neuen Tätigkeit in Basel weiter beschäftigen. Hülse ist 1881 geboren und seit 1006 im Dienste der Reichsbank. Die Mitglieder des Verwaltungsrats der V. I. Z. habe» Basel wieder verlassen. Die Aktienausgabe. Über die Aktienausgabe verlautet uoch im einzelnen, daß die Unterbringung der 200 000 Aktie» im Nen»wcrt vo» je 2500 Frank iu drei Abschuittcu erfolgen soll. Die den sieben Hauptemissiousbaiiken zur Verfügung stehen den 112 000 Stück werden acht Tage nach der Ratifikation des Vonn g-Plan es begeben werden. Die nächsten 12 000 Stück werden unter die Notenbanken der Schweiz, der Niederlande und Schwedens ausgeteilt, die restlichen 76 000 Stück werden später an diejenigen Notenbanken begeben werden, die sich darum bewerbe». Die Mobilisierung der Neparatio nsobliga- tioucn liegt einem besonderen Ausschuß ob, der aus dem Präsidenten Mac Garrah nnd dem Generaldirektor Quesnah besteht und dem noch die VerwaltungsratsmU- glicdcr Neichsbankpräsident Dr. Luther, Montagu Nor ma», Frauqui u»d Briucard »»gehöre». Der Ausschuß wird bis zur eudgültigcu Beschlußfassung die ganze An gelegenheit in Verbindung mit verschiedenen Bankcn- gruppeu prüfen. Entspannung Reich-Thüringen. Das Reich erwidert den Besuch. Amtlich wird mitgisteilt, daß Staatssekretär Zweigeri von, Neicksinnenministerium voraussichtlich am Mittwoch, den 30. April, nach Weimar kommen wird, um den Ber- liner Besuch des Vorsitzenden des thüringischen Staats- Ministeriums zur Beilegung der zwischen dem Reiche und Thüringen bestehenden Spannungen zu erwidern. Aushebung des Stahlhclmvcrbots im Rheinland? Wie gemeldet wird, soll die Ncichsrcgicrung bei der preußischen Negierung angeregt haben, das Verbot des Stahlhelms im Rheinland aufzuhcben. Das Verbot wurde von der preußischen Regierung vor einigen Monaten aus gesprochen angeblich als Folge vo» Übungen, die der Stahlhelm in jenem Gebiet unter Nachahmung mili tärischer Formen abgchaltcn habe. Damals wurde das Verbot mit außenpolitischen Rücksichten begründet. Der Stahlhelm bestritt jedwede Schuld.