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Sächsische Elbzeming Tageblatt für die umhüll die amrltche» Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht iias Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12 — Ostsächsische Genossensckzaftebank Zweig niederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Z-rrnspr.: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 1 NM., für Selbst- Lbhoier 90 Psg. Einzelnummer 10 bzw. 15 Psg. — Bei Produktions- »rrtenerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten mir uns das Necht der Nachforderuaq vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleuigießhübel, Klein hennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postel» wih, Prossen, Nathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Walters- dois, Wendischfähre, sowie für das Eesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltene 35 mm breite Petitzeile 20 Psg., für auswärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezeile 80 Psg. Tabel larischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechen der Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen Ständige Wockenbeilsaen: .untsrli»uung und Msse»^ „Das Leben im Bild"' 2 L „Die Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeituni Bad Sämndsu, Donnerstag, den 16. Januar 1930 74. ^abrgsng Nr. 13 Mutrse KoSgen koMMNnifttMer Verhetzung Schwere Ausschreitungen in Hartmannsdorf bei Shemnitz Eine tansendköpfigc Menge greift ein Polizeiaufgebot an. — 1 Tote, 15 Schwer verletzte aus feiten der D o m o n st r a n t e n. 11 P o l i z c i b e a m t c verletzt. Chemnitz. In Hartmannsdorf bei Chemnitz kam es am Mittwochmittag zwischen Erwerbslosen und strei kenden Arbeitern einerseits und der Polizei andererseits zu schweren Zusammenstößen. Da die Polizei aus der Menge mit Steinen beworfen und auch sonst schwer bedrängt wurde, sah sic sich veranlaßt, von der Sch « szwaffe Gebrauch zu machen. 4 Tote, 15 Schwer- und 10 Leichtverletzte waren die Opscr dieses Zusammenstoßes. Es hatten sich etwa 1000 Demonstranten zusammengcfundcn. Man nimmt an, das; die flüchtenden Demonstranten eine Anzahl von Verletzten und sogar Tote mit sich genommen haben. * Es werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: In der Wirkwarenfabrik Neccnia wird seit einigen Wochen gestreikt, jedoch ist ein Teil der Belegschaft nicht am Streik beteiligt, sondern arbeitet weiter. In der letzten Zeit wurde daher von den streikenden Arbeitern wiederholt vor der Fabrik demonstriert, so dasz zum Schutze der Fabrik und der Arbeitswilligen ein kleines Polizeiaufgebot dorthin verlegt, wxrde. Am Mittwochmittag in der 12. Stunde veranstalte ten die streikenden Arbeiter, die durch andere Erwerbslose Verstärkung erhielten, vor der Fabrik wieder eine Kund gebung. Die Ursache der Demonstration war, dasz am Vor mittag vor dem 'Arbeitsgericht gegen 180 streikende Arbeiter der Fabrik Neccnia wegen Tarifbrnchs eine 'Verhandlung stattfinden sollte, die aber vertagt wurde. Die K'VD. hatte aus diesem Anlasz in verhetzender Weise aus der Umgebung Demonstranten nach Hartmannsdorf geschickt. Das Poli zeiaufgebot, das nur aus 21 Mann bestanden Haden soll, wurde von den Erwerbslosen beschimpft und mit Steinen beworfen und schliesslich tätlich äuge- griffen. Die Demonstranten versuchten, in die Fabrik einzudkingcn, und da das Polizeiaufgebot gegenüber den etwa 1200 bis 1500 Kundgcbern machtlos war, die Bedro hung der Polizisten aber immer ärger wurde, machte dieses nach langem Zögern schließlich von der Schußwaffe Gebrauch- Bei der Schießerei wurden eine unbeteiligte Person auf der Stelle getötet, 3 Versalien erlagen ihren Verletzungen, und etwa 15 Knndgcbcr wurden schwer und eine große Anzahl leichter verletzt. Die Ruhestörer ergriffen daraus die Flucht und sollen einen Teil der Leichtverletzten mit sich genommen haben. Nach dem Eintreffen von Polizeivcrstärlung aus Chemnitz herrscht jetzt wieder Nuhe. Von den schwer angegriffenen Polizeibcamtcn wurde» 11 durch Steinwürse oder Schläge mit Latten verletzt. Die Todesopfer sind der 26jährige Schieferdecker Thomas aus Nöhrsdors und der 22jährige Metallarbei ter Friedrich Richard Gröger, der in Limbach wohnhaft war und aus Dresden stammte. Die Personalien der bei den anderen Toten konnten bisher noch nicht einwandfrei festgestellt werden. * Im Anschluß an die Hartmannsdorfer Unruhen veran stalteten die Kommunisten in Chemnitz am Mittwoch abend auf dem Theaterplatze eine Protestkundgebung, bei der die Schuld an den bedauerlichen Hartmannsdorfer Vor gängen selbstverständlich der Polizei in die Schuhe geschoben wurde, die die friedlichen Arbeiter provoziert haben sollte. Es waren jedoch nur einige Hundert meist jugendliche De monstranten erschienen, deren Gemüter der sehr bald ein setzende Regen wesentlich abkühlte, so dasz es zu ernsteren Zusammenstößen nicht gekommen ist. Wieder Nuhe in Worms. Worms. Nach den aufregenden Vorgängen in den Abend- und Nachtstunden des Dienstag ist die Nuhe im Stadtilmern wieder hergestellt. Starke Polizeistreifen durch ziehen die belebtesten Straßen der Stadt und machen jede Zusammenrottung unmöglich. Der Verkehr auf den Stra ßen wickelt sich in'gewohnter Weise ab. Verschiedentlich war Lie Polizei in den Vormittags- und Nachmittagsstunden des Mittwoch gezwungen, Personen, die den behördlichen An ordnungen nicht Folge leisteten, festzunehmen. Die Zmangs- gestcllten wurden jedoch nach kurzem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt. Immerhin befindet sich sowohl die im Laufe der Nacht «»geforderte Darmstädter Polizeimann- fckzaft wie auch die Wormser Polizei in Bereitschaft. Die Verletzten, die die Kämpfe in der Nacht gefordert haben, be finden sich wohl. KommunistWe KunvgebungsversuAe trotz Verbotes in Berlin. Berlin. Trotz des vom Berliner Polizeipräsidenten für Mittwoch erlassenen Verbotes versuchten Lie Kommunisten doch in verschiedenen Stadtteilen die Bildung von Umzügen. Der Polizei, die in höchster Alarmbereitschaft stand, gelang es jedoch überall verhältnismäßig leicht, die Kundgeber, in der Hauptsache jüngere Leute, zu zerstreuen. Ins gesamt sind in Großberlin am Mittwoch rund 30 Personen, darunter zwei kommunistische Abgeordnete, wegen Nichtbc- folgung polizeilicher Anordnungen usw. zwangsgestellt wor den. In der Nachmittagssitzung der sechs Mächte ist die vor- crcitcndc Formel zur Regelung der Sanktions- frage »»verändert angenommen worden. In der gleichen Sitzung ist das Einverständnis der Gegenseite zn den von deutscher Seite getroffene» Vorbereitungen zur Schaffung gesetzlicher Maßnahmen erteilt worden, die eine Beteili gung der Ncichöbnuk an der Bank für Internationalen Znhlungöauöglcich s i ch ö r st c l l c n. Weiter ist eine Vereinbarung darüber zustande ge kommen, daß die international gebundenen Bestimmun gen des künftigen N c i ch S b a n l g e s c tz c 8 entsprechend deutschen Wünschen ans einem weniger langwierigen mm komplizierten Wege geändert werden können. Oie gesetzlichen Maßnahmen. Bei der Vcrninng der geplanten gesetzlichen Maß nahmen entstand die Frage, ob eine bloße Verpflichtung der Ncichsbauk genüge oder ob nicht vielmehr im Hinblick auf die besonderen Fuuktiomm, die der Aonng-Plan dem Aotcnbanlpräsidenten selbst anferlegt, auch die persön liche Verpflichtung zur Mitwirkung für den Neichsbankpräsidcnten ausgesprochen werden muß. Eine Besprechung mit Dr. Schacht ergab dessen Zustimmung zn einer Festlegung, die formell auch den zweiten Fall deckt. Auf den Zwischenfall wurde nicht mehr znriickgckommcn. Für die Durchführung der geplanten 'Absicht gab es zwei Wege, die Bindung in Form eines Zusatzes zn dem Entwurf des künftigen Neichsbaukgesetzes oder die Aus nahme einer einfachen Bestimmung in das Schlnßprotokoll der Haager Konferenz. Man hat es vorgezogen, den ersteren Weg vorznschlagcn. Damit sind die Vertreter der Gegenseite grundsätzlich einverstanden. „Oie Reichsbank wird sich fügen." Ncichsbankpräsident Dr. Schacht gewährte dem ini .oaag befindlichen redaktionellen Vertreter eines größeren rheinisch-westfälischen Blattes eine Unterredung, in der erörtert wurde, ob man von einem Umfall Schachts nnd einer Veränderung seiner Prinzipien sprechen dürfe. Schacht gab dabei folgende Erklärung ab: „Ich kann nicht verhindern, daß über mich Falsch meldungen verbreitet werden nnd daß ich angegriffen werde. Mein Standpunkt ist entgegen den Meldungen dnrchans klar und von einem Umfall kann gar keine Rede sein. Ich erkläre nochmals, daß die Ncichsbank sich einem nenen Gesetz selbstverständlich zn fügen hätte und fügen müßte. Dagegen wird der Ncichsbankpräsident als Ostoberschlefifche Minderheitsbeschwerden. Der V ö l k c r b n n d r a t in Genf. Für Mittwoch abend erwartete man als wichtigste« Gegenstand der Tagesordnung die Behandlung der obcr- schlcsischen Mindcrhcitöbcschwcrdc». Der Vormittag ging mit wcnigcr bedentciiden Angelegenheiten hcrnm. An» 17. November soll in Genf die Konferenz für das Binnenschiff- fnhrtsrecht znsnmmcntretcn. In einer vertraulichen Sitznng wurde die Ernennung der elf Mitglieder des Juristischen Komitees für die Angleichung des Völkcr- bnndpaktcö an den Kellogg-Pakt vorgcnommen. Deutsch land ist in dem Komitee vertreten dnrch den Ministerial dirigenten von BÜl o w. In dem Ausschuß zur Be ratung des Antrages Finnlands, dem Internationalen Gerichtshof im Haag den Charakter einer RevIsionSinstanz zn geben, wird Deutschland auch vertrete» sei», »nd zwar durch Ministerialdirektor Gauß. Zur endgültigen Regelung des Streites in Icrnsa - c m »m die Klagcmaner hat der Völkcrbnndrat die Ein- ctznng eines ans drei Mitgliedern bestehenden Ans chusses beschlossen. Der englische Vertreter Henderson er- lärtc, zur Überwindung der Widerstände solle festgesetzt werden, daß die Ansschnßmitglicdcr nicht britischer Staatsangehörigkeit sein dürfen, von England zwar er nannt, aber dnrch den Nat bestätigt werden müssen. Abbau der Zollmauern. Die litauische nnd die japanische Negierung habe» mit- geteilt, daß sic sich auf der Zollkonscrcnz vom 17. Februar vertrete» lassen werden, so daß im ganzen jetzt etwa 30 Staate» a» dieser Konferenz teilnchmen werden. Alle Staaten Europas sind vertreten. Die Znsamnumkmift wird tatsächlich gewissermaßen eine erste allgemeine euro päische Winschastskoufcreuz darstellcii. solcher persönlich ans sich heraus zu entscheiden haben, ob er sich diesem Gesetze ftiacn kann oder nicht, oberblcibt oder geht. Ich habe durchaus keine politischen Ambi tionen, nnd wenn mir Ensarcnwahnsmn nngcdichtet wird, so läßt mich das kalt. Mein Standpunkt hat sich auf jeden Fall nicht geändert." Mittlerweile soll über das Moratorium eine Verständigung in dem Sinne erzielt sein, daß Deutschland nach dem Ablauf eines zweijährigen Moratoriums die rückständigen Zahlungen innerhalb des dritten Jahres zu leisten hat. Solange das nicht geschehen ist, könne ein neues Moratorium nicht gewährt werden. * Oie schwierige Bereinigung der Osireparnt'onen. Ungarn beharrt auf seinem 9! c ch t. — Eini gung mit Bulgarien bevorstehend. , Die Verhandlungen zwischen den Mächten der Kleinen Entente nnd ll n g a r » in der Neparationsfrage haben zu keiner Einigung geführt. Eine A n u ä h e r u n g ist ledig lich hinsichtlich der Regelung gewisser Agrarforde- ruugcn erzielt worden. Znrzcil sind Besprechungen im Gange, in welcher Weise bei dem für Sonnabend erwar teten Abschluß der Konferenz ei» ofsciicr Abbruch der Verhandlungen in der ungarischen Ncparaliousfrage ver miede» werde» kann. In der bulgarische» Ncparaliousfrage fand eine Unterredung zwischen dem rumänischen Außcumiuister Mironnese» nnd dem bulgarische» Außenminister B n r o w über das beschlagnahmte bulgarische Eigentum in Rumänien statt. Dieser Streitpunkt ist die einzige »och offene Frage, welche einer Regelung mit Bulgarien im Wege steht. * Wie von österreichischer Seile vcrlaulcl, sind die zwischen Österreich und Italien über de» Abschluß eines Neliefab- k o in mens über die gegenseitige Schnldcnlilgnng geführten Unterhandlungen soweit gefördert worden, da» inan mit ihrer Unterzeichnung noch iin Haag rechnen könne. Einen ähn liche» Fortgang haben auch die Besprechungen ansznweisen, die die österreichische Delegation mit der belgischen Delegation über die Liquidation des österreichischen Privateigentums in Belgien sowie mit der polnischen Delegation über die in Polen sorlbcstehendeu früheren österreichischen Versicherungsgesell schaften gehabt hat. In einer für Domiersiag in Aussicht ge nommenen Plenarsitzung des Komitees für Oslreparnttoneu sollen die Ergebnisse der erwähnten Verhandlungen erörtert werden. Das Anrecht des Versailler Diktats bleibt Für Deutschland ungünstige Regelung der Ganktionsfrage