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Ler Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwerMal: Äittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Gchalter 1,15 Mk. ! > i sreier Zusendung durch Polen ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 M ark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zcttungsboten gern entgegen. Amtsblatt für die Grtsßekörde und den Gemeinderat zu Mretnig. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 12 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 15 Pf., im amt lichen Teile 20 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. coiial-Znreiger für Sie vilMNen Srrtnig, gropröbrrSork, fiaurwsiae, fraMMbsl unä Umgegenä. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 62. Sonnabend, den 4. August 1917. 27. Jahrgang Die englisch-französische Offensive. Berlin, 1. August. Der große Angriff der Westmächte in Flandern erstreckt sich von Nord- schoote bis an die Lys. Den Nordflügel hatten die Franzosen übernommen, die hier kürzlich die Belgier ablösten. Ueber die Trichterfelder der Abwehrzone vordringend, gelangten die Franzo sen über die Straße Lizerne—Dixmuiden bis an das Dorf Bixschoote, das im Gegenangriff wieder genommen wurde. Erst starke französische Kräfte, die am Abend des 31. Juli erneut gegen das Dorf vorgingen, vermochten Bixschoote wie der in französische Hände zu bringen. Die deutsche Linie umklammert den Ort im Osten und Norden. Den Hauptstoß hatten die Eng länder übernommen, die aus dem Raume von Dpern heraus und südlich in nordöstlicher Rich tung vorzustoßen versuchten. Die Engländer vermochten zwar, die eingetrommelten vordersten Stellungen zu überrennen; allein in der Kampf zone des deutschen Verteidigungssystems traf sie mit voller Wucht der deutsche Gegenstoß. Die Engländer wurden aus Langemark und St. Ju lien wieder hinausgeworfen und bis hinter den Steenbach zurückgedrängt. Weiter südlich ver mochten die Engländer nur unbedeutenden Raum gewinn zu erzielen. Der Westrand des Heren- thage-Waldcs wurde behauptet. Von da bis Warneton verläuft die augenblicklich erste deutsche Linie teils noch in der alten vordersten Stel lung, teils in dicht hinter ihr vorbereiteten Li« nien. Auch starke Angriffe am Abend des 31. Juli vom Herenthage-Wald bis an die Lys ver mochten die Sachlage nicht zu ändern. Nach blutigen Nahkämpfen blieb die deutsche Stellung im ganzen unverändert. Eine Unterstützung des großen englischen Angriffes ist bisher nur auf dem kurzen flandrischen Frontabschnitt von Nordschoote bis Steenstrat^ erkennbar. An der AiSnefront halten sich die Franzosen auch weiter nur mit Mühe gegenüber den deutschen Teil angriffen. Der deutsche Sturm am 31. Juli, um 2 Uhr nachmittags, entriß ihnen das ganze Grabensystem in 2 Kilometer Breite und 700 Meter Tiefe, das die Franzosen noch auf dem Bovelle-Plateau behaupteten. Die gemachten Ge fangenen gehören sechs verschiedenen Regimentern an. Französische Gegenangriffe, die bis 11 Uhr nachts anhielten, blieben ebenso erfolglos, wie die viermal wiederholten französischen Angriffe südlich Filain. Auch die deutschen Angriffe auf dem westlichen Maasufer, die französische Grä ben in mehr als 2 Kilometer Breite und 700 Meter Tiefe einbrachten, stellen einen vollen deutschen Erfolg dar. — Im Flußwinkel zwi- chen Zbrucz und dem Dnjestr ist die Linie Za leste—Mielniea erreicht. Vortruppen säuberten die Höhen bei Sawarow—Olchowic. Zwischen Dnjestr und Pruth konnte starker russischer Wider stand das Vorrücken der Verbündeten nicht auf halten. Die beherrschenden Höhen südöstlich Cartana wurden erstürmt. Auch beiderseits des Pruth gab der bisherige zähe Widerstand de: Russen dem Drucke der Verbündeten nach. Im Karpathenwaldland erreichte der deutsch-österrei chisch-ungarische Vormarsch die Ortschaften Mega am Oberlauf des Kleinen Sereth und Paltin im Suczawa-Tal. Nördlich des oberen Putna- Tales wurden starke Angriffe abgewiesen und die Höhen nördlich Lepsa erstürmt. Die Beute der Verbündeten wächst ständig; u. a. wurden viel rollendes Material, Lokomotiven und mit Kriegs- und technischem Gerät beladene Eisen bahnwagen auf der Strecke nach Czernowitz er beutet. (WTB.) Eine pessimistische englische Iahres- tagsbetrachtung. Bald wird der Krieg, so schreibt der Londoner „Statist"- in einer äußerst pessimistischen Be trachtung, drei volle Jahre gedauert haben. Unsere Aussichten sind weniger befriedi gend, als wir noch im Frühjahr erhofften. Daß der Feind mehr leidet als wir, ist nur ein magerer Trost. Denn die Bevölkerung der Ver bandsstaaten übertrifft jene der feindlichen Län der insgesamt um fast das Sechsfache. Als der Krieg ausbrach, glaubte außerhalb der beiden Mittelmächte niemand, daß die Mittelmächte, wenn der Krieg drei Jahre dauert, noch genug Männer und Geld haben werden, den Krieg fortzusetzen. Je besser man unterrichtet war, um so völliger war man dessen sicher. Die Er fahrung hat gezeigt, daß wir Unrecht hatten und daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn heute noch immer imstande sind, zu kämpfen, ja mehr noch, daß sie zu erfolgreicher Offensive gegen ihre Gegner fähig sind. Wir müssen also offen bar eingestehen, daß tatsächlich Deutschland und Oesterreich-Ungarn eine Kampfkraft an den Tag legen, die die Bestuntcrrichteten für ganz unmög lich hielten. Diese Lektion sollte uns alle etwas bescheidener machen. Wir sind wie Kinder be handelt worden, die schlechte Nachrichten nicht hören dürfen, die vielmehr bei guter Laune ge halten werden müssen, indem sie fortwährend getäuscht werden. Wir hatten die Expedition in Mesopotamien. Was wußten wir von der Art ihrer Durchführung, bis Unglück auf Unglück die weitere Verheimlichung der Wahrheit un möglich machte? Wir haben den großen Fehl schlag vor Konstantinopel gehabt. Was haben wir selbst heute noch von seinen Ursachen und der Behandlung der daran Schuldigen gehört? Wir erlebten ferner die Unterseeboots-Bedrohung, wie man sie beschönigend nennt. Im Besitze der größten Flotte »er Welt und aller Erfinder kraft des eigenen Volkes und der Verbands völker, haben wir so gut wie nichts getan, um ihr ein Ende zu machen. Endlich sehen wir die Hauptstadt des Reiches immer aufs neue aus der Luft bombardiert. Wir sehen die An greifer so lange bleiben, wie sie es für sicher halten, um alsdann mit ebensowenig Schaden heimzukehren, wie ihn die erlitten, die gegen unsere Flugzeuge kämpften. Wohin wir also blicken, sehen wir nichts als Unfähigkeit an allen höhe ren Stellen. (WTB.) Orrllichrs unä ZiWsArr. Bretnig. Bei der hiesigen Sparkasse er folgten im Monat Juli 143 Einzahlungen im Betrage von 18014 Mk. 38 Pfg. und 99 Rück zahlungen im Betrage von 23517 Mk. 14 Pfg. (einschl. 20 Rückzahlungen im Betrage von 14078 Mk. zur Verwendung der 6. Kriegs anleihe). Es wurden 4 neue Bücher ausgestellt und 5 Bücher kassiert. Bretnig. Von besonderer Seite wird uns geschrieben: Landwirte, achtet auf eure Aecker. Die Erdraup e breitet sich immer mehr aus und bildet, wenn sie nicht mit allen Mitteln bekämpft wird, eine Gefahr nicht nur für unsere Kartoffel- und Rübenernte, sondern auch für die kommenden Wintersaaten. Das, was in der Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft vom 25. Juli 1917 über ihre Bekämpfung angeors- net wird, muß unbedingt beachtet werden. Das Umziehen der befallenen Ackerteile mit einem etwa 25 Zentimeter tiefen, steilwandigen Graben ver hindert die Raupen am Weiterkriechen und er möglicht, die oft in großen Mengen in früher Morgenstunde in dem Graben liegenden Raupen zu töten. Aber auch die nicht in den Graben gelangten Raupen müssen heroorgesucht und ver nichtet werden. Sie puppen sich sonst sehr bald ein. Nach 4 bis 5 Wochen entschlüpft der Raupe ein Nachtfalter, die sogenannte Wintersaateule, und diese legt noch in diesem Jahre Eier, deren im Herbst zur Entwicklung kommenden Raupen dann unsere Wintersaaten stark gefährden würden. Deshalb darf keine Mühe gescheut werden, die Raupen zu vernichten. Umackern der befallenen Felder ist kein geeig netes Bekämpfungsmittel, denn dann würde sich die Raupe nur umso sicherer in den tiefen Schichten einpuppen und dennoch in einiger Zeit als Falter und Eierleger wieder hervor kommen. Bretnig. (Amtlich.) Wir weisen hier durch daraufhin, daß die zunehmende Knappheit an Leder und damit an Schuhwaren und Aus besserungsmaterial für Schuhe zu größter Spar samkeit im Gebrauch von Lederschuhzeug zwingt. Um den Bedarf der Bevölkerung für die un günstigere Jahreszeit einigermaßen sicherzustellen, müssen alle Mittel angewendet werden, um in den Sommer- und Herbstmonaten das Schuh werk möglichst zu schonen. Es wird deshalb empfohlen, das Tragen von Holzschuhen und das Barfußgehen der Kinder zu fördern, soweit es deren Gesundheitszustand zuläßt. Bretnig. In den nächsten Wochen werden die meisten bereits angekündigten Beschlagnah men von Metallgegenständen aller Art durchge führt oder erneut vorgenommen werden. Es wird schon jetzt darauf hingewiefen, daß das KriegSamt Revisoren bestellt hat, die schon jetzt die Kommunalverbände aufsuchen und in den Gastwirtschaften, öffentlichen Küchen, aber auch in den Haushaltungen Nachprüfungen vorzu nehmen berechtigt sind, ob abzuliefernde Gegen stände auch tatsächlich vollständig abgeliefert worden sind. Nach Ablauf der vorgeschriebenen letzten Ablieferungsfristen werden diese Nach prüfungen in noch größerem Umfange stattfin- den. Bei Ablieferung vor erfolgter Entdeckung wird von Strafanzeigen abgesehen werden, da gegen wird bei besonders schweren Verfehlungen Bekanntmachung durch die Presse erfolgen. Großröhrsdorf. (Sparkasse.) Im Juli erfolgten 508 Einlagen im Betrage von 64382 Mk. 26 Pfg. und 370 Rückzahlungen im Be trage von 125820 Mk. 18 Psg. (einschl. 138 Posten mit 87120 Mk. 40 Pfg. zum Verwen- dungSkaus 6. Kriegsanleihe). 27 Bücher wurden neu ausgestellt, 31 Bücher find erloschen. Der Gesamtumsatz betrug 414 19S Mk. 98 Pfg. Kamenz. Der Kommunalverband kauft zur Marmeladeherstellung auch schwarzen Hol lunder (das Pfund 12 Pf.), roten Hollunder sog. Hirschhollunder (das Pfund 8 Pf.), wilde Ebereschen (das Pfund 8 Pf.), veredelte Eber eschen (das Pfund 20 Pf.) Auch für diese Früchte, die gleichfalls an die Firma R. E. Freudenberg in Ohorn zu liefern sind, wird Einmachezucker gewährt, der für solche Zwecke, nicht für allgemeine Verteilungen dem Kom munalverbande zur Verfügung gestellt ist. Künftig wird für alles Obst bereits für 10 Pfund 1 Pfund Zucker gegeben. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß bereits Obst in großer Menge eingegangen ist, daß aber noch weiteres Obst jederzeit angenommen wird. Dresden. (Ein Schulknabe an Gasver giftung gestorben.) Am Dienstag mittag wurde nach Osterbergstraße 26 die Feuerwehr gerufen, wo im dritten Stock der 14 Jahre alte Schul knabe Fritz Ott bewußtlos aufgefunden worden war. Die Mutter des Knaben hatte die Woh nung gegen 8 Uhr verlassen und der Knabe blieb allein zurück. Als sie gegen 11 Uhr die Wohnung betrat, war diese mit Gas angefüllt und der Knabe lag bewußtlos in der Küche. Die Feuerwehr stellte Wiederbelebungsversuche an, die Bemühungen waren jedoch ergebnislos. Der Gashahn stand offen. Es liegt zweifellos ein Unglücksfall vor. Dresden. Reichskanzler Dr. Michaelis ist am vergangenen Dienstag abend 10 Uhr 22 Min. von Dresden nach Wien abgereist. Meerane. Eine größere Anzahl von Personen sind hier unter ausgesprochenen Ver giftungserscheinungen teils leicht, teils schwer erkrankt. Ein etwa 25 jähriges Mädchen ist bereits gestorben. Man vermutet, daß die fast gleichzeitig eingetretenen Vergiftungen auf den Genuß des in der vorigen Woche zur Ausgabe gelangten Gefrierfleisches zurückzuführen sind, das vielfach in rohem, gehacktem Zustande Ver« Wendung fand. — Gewitterschäden. Das Gewitter, das in der Nacht zum Dienstag in ganz Sach sen aufgetreten ist, hat verschiedene Brände im Gefolge gehabt. In Wellerswalde wurde daS dem Gutsbesitzer Schober gehörige Seitenge bäude (Auszugshaus) entzündet und brannte vollständig nieder. Die Möbel konnten in der Hauptsache gerettet werden. In Porschütz wurde die zum Beegschen Gute gehörige Feld scheune durch Blitzschlag ein Raub der Flammen. Chemnitz. In letzter Zeit waren hier zahl reiche Einbrüche in Wohnungen verübt worden, deren Inhaber gerade Begräbnissen beiwohnten. Die Kriminalbeamten begaben sich deshalb, um den Einbrecher zu sangen, am Montag in eine Wohnung, deren Inhaber eben an einem Be gräbnis teilnahm. Sie hatten sich nicht ver rechnet. Es dauerte nicht lange, so erschien der Einbrecher wieder und wurde verhaftet, ehe er ans Werk gehen konnte. Es war ein mehr fach schwer vorbestrafter Schlosser aus Mulden berg, in dessen Besitz man 1400 Mark fand. Er hat bereits sechs derartige Einbrüche zuge standen. — An Pilzvergiftung erkrankten der 47 Jahre alte Schlosser Börner un» seine Ehe frau. Der Mann starb bald darauf unter großen Qualen, während seine Ehefrau noch schwer krank daniederliegt. Das Ehepaar hatte den giftigen Knollenblättecschwamm, den es selbst gesammelt hatte, mit dem eßbaren Perl pilz verwechselt. Leipzig. Der vor kurzem verstorbene Justizrat Dr. Alfred Engel hat der Stadt Leipzig letztwillig 150 000 Mark gestiftet mit der Bestimmung, von den Zinsen dieser Summe Gemälde für daS Museum der bildenden Künste in Leipzig zu kaufen. Olbernhau. Während des in der" Nacht zum Montag über unsere Gegend niedergegange nen schweren Gewitters brannte die in der Nähe des Bahnhofs gelegene, dem Baumeister Winkler sen. gehörige und von dem Waldar beiter Wolf bewohnte Wirtschaft vollständig nieder. Der Brand, als dessen Ursache ursprüng lich Blitzschlag angenommen worden war, kam in der mit Hea bis oben angefüllten Scheune zum Ausbruch, die mit ihrem Inhalt vollständig eingeäschert wurde. Aus dem daneben befind lichen Wohnhause, das ebenfalls niedergebrannt ist, konnte sämtliches Mobilar gerettet werden. Fünfzehn Kaninchen und zwei Ziegen sind in den Flammen umgekommen. Das Feuer ist auf Brandstiftung zurückzuführen. Dem Täter ist man auf der Spur. Auszug aus der Verlustliste Nr. 430 der Königlich Sächsischen Armee ausgegeben am 25. Juli 1917. Haufe, Oswin, 24. 7. 91, aus Friedersdorf, gefallen. Röntzsch, Bruno, Gefr., 12. 1. 74, aus HauS- walde, schwer verwundet. Röntzsch, Max, 18. 1. 93, aus Niederlichtenau, gefallen. Schöne, Georg, 4. 8. 96, aus Großröhrsdorf, leicht verwundet. Schurig, Edwin, Gefr., 22. 9. 91, aus Ober lichtenau, leicht verwundet, bei der Truppe. Schuster, Otto, 28. 8. 93, aus Bischheim, leicht verwundet.