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AUgememer Melger. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Mchalter 1,05jMk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 25 Pfennige, durch die Post t,05 Wnrkausschl. Bestellgeld. Be- stellungen'nehmen auch unsere Zeitungsboten gern entgegen. ArnLsbtcrtt für die HrtsöekSrde und den Hemeinderat zu Bretnig. Inserat«, di« 4 gespal tene Korpuszeile 12 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 1b Pf., im amt lichen Teile 20 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. LoksI Nnrelger kör öle SrlfÄMrn MMg, ZrsßrSdrzöork. üss5»z!<fe, sranheulvs! una Umgegenä. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstae vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Mittwoch, den 6. Juni 1917. Nr. 45. 27. Jahrgang Bekanntmachung. Es ist dringend erforderlich, daß in diesem Jahre jede Schädigung der Obstbäume und Beerensträucher durch Ungeziefer und Krankheiten verhindert wird. Alle Besitzer von Obst bäumen und Beerensträuchern werden deshalb hierdurch veranlaßt, für gründliche, rechtzeitige Be kämpfung aller Schädlinge zu sorgen. In Betracht kommen insbesondere im hiesigen Bezirke Raupen, Blutläuse, Obstmaden, grüne und blaugraue Blattläuse, Apfelblütenstecher, sowie an Weinspalieren der echte und der falsche Mehltau und an Stachelbeersträuchern der amerikanische Mehltau. Jeder Besitzer von Obstbäumen und Beerensträuchern hat die Pflicht, sich selbst über die geeigneten Vertrlgungsmaßregeln zu unterrichten. Im redaktionellen Teile der Zeitungen wird ab und zu auf entsprechende Mittel hingewiesen werden. Zuwiderhandlungen sind durch § 368 Ziffer 2 des Strafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bedroht. Die Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 2. Juni 1917. ifuire NäcdNcble». Im Wytschaete-Abschnitt hielt der starke Artil leriekampf an, ebenso zwischen Lens und Queant. Angriffe der Engländer bei Loos, am Souchez- Bach und nordwestlich von Monchy wurden abgewiesen. Deutsche Fluggeschwader haben an der Arras- und Aisne-Front wirkungsvoll Bahnanlagen, Munitions- und Truppenlager bombardiert. Englische Flieger bewarfen ein Lager im Etap pengebiet mit Bomben, töteten von den fran zösischen Gefangenen einen Mann und ver wundeten 91. In der Moldau sind zwischen Susita- und Putna-Tal rumänische Vorstöße abgewiesen worden. Bei Görz wurden die Italiener aus ihren Grä ben geworfen, wobei sie 510 Gefangene ein büßten. Nach Blättermeldungen haben die Engländer in Calais und Umgebung in weitem Umfange Pachtverträge für 99 Jahre abgeschlossen. Der Arbeiter- und Soldaten-Ausschuß in Kron stadt besetzte die Festung und weigerte sich, dre vorläufige Regierung anzuerkennen. Nach einer Erklärung des Beirats im russischen Ministerium des Aeußeren,Jakubovitsch, geht die Zahl der russischen Fahnenflüchtigen in die Millionen. Die wahre Stimmung in England. Ueber die Anfang Mai abgehaltene Geheim sitzung des englischen Unterhauses sind bisher bereits mehrfach Nachrichten eingetroffen, nach denen die Stimmung in England im krassen Gegensatz zu der steht, die Lloyd George durch seine letzte Rede gern erzeugen möchte. Nach völlig zuverlässigen Nachrichten, die über das neutrale Ausland nunmehr über den Verlauf der Sitzung zu uns gelangt sind, wird der Eindruck, den man auf Grund der bisherigen Nachrichten über deren Verlauf erhalten konnte, noch in ganz bedeutender Weise bestärkt: Die schwersten Besorgnisse für Englands Zukunft und die heftigsten Angriffe gegen die englische Admiralität, das sind die Kennzeichen für die in jeder Hinsicht denkwürdige Sitzung. Der Abgeordnete Dalziel wies darauf hin, daß die Regierung die Gefahr der Hungersnot, welche das Land bedrohe, dem Volke verheim liche. Durch Verordnungen zur freiwilligen Einschränkung der Ernährung könne man nichts erreichen. Das Volk entbehre schon zahlreiche Lebensmittel und solle jetzt das Brot noch ein schränken. Das sei unmöglich. Man erkenne trotz der falschen Berichterstattung der Admirali tät jetzt im ganzen Lande, daß die Flotte des feindlichen Unterseebootkrieges nicht Herr werde. Die Zahl der versenkten Schiffe durch Neu bauten zu ersetzen, sei unmöglich. Bezüglich der Versorgung des Landes mit genügenden Lebensmittelvorräten habe die Regierung schwer gesündigt. Die Maßnahmen des Feindes wer den fortwährend unterschätzt und die Erfolge verschwiegen, damit das Volk glauben soll, wir haben nichts zu befürchten, es steht alles glänzend. Der Abgeordnete Whyte äußerte, daß die Marineverhältnisse im Mittelmeer untersucht werden müßten. Er sei für eine vollständig neue Organisation des Flotten-Kommandos im Mittelmeer, weil kaum noch ein Schiff der Alliierten den feindlichen'Unterseebooten entkomme. Commander Bellares wünschte mehr Arbeit von der Flotte, die sich nicht während des gan zen Krieges in der Defensive halten dürfe. Ueber die britische Marine werde genug gesprochen und geschrieben, aber die Tatsache des heutigen Not standes mit der Ernährung in England beweise, daß vieles versäumt worden ist. Churchill erklärte, daß Carson nicht in der Lage sei, die Mißwirtschaft auszurotten. Die Admiralität werde wohl erst reorganisiert werden, wenn alles verloren sei. Der mutige, forsche Geist, der früher in der englischen Marine ge herrscht habe, schlafe nach und nach ein. Da gegen potestierten die Offiziere in der Marine selbst, aber vergebens. Carson erwiderte, daß Churchill und auch die anderen Sprecher die Anforderungen, welche heute an die Marine gestellt würden, nicht richtig ein schätzten. Der Patrouillendienst sei derart um fangreich und schwierig geworden, daß er die besten Kxäfte der Flotte in Anspruch nehme. Die Organisation der verbündeten Flotten müsse sich den fortwährend wechselnden Verhältnissen anpassen und könne nicht an früheren Theorien festhalten. Der feindliche Unterseebootkrieg schaffe für die Alliierten eine ernste Lage, der man mit allen Mitteln entgegenarbeiten müsse. Das Unterhaus beschloß, je eine Kommission zur Unter suchung der Lebensmittelversorgung und der Transvorrschwierigkeiten einzusetzen. Dieser Bericht zeigt also deutlich, wie ernst die Lage Englands und seiner Verbündeten — entgegen den „beruhigenden" Worten von Lloyd George — von den führenden, der Lage unpar teiisch gegenüberstehenden englischen Staatsmän nern eingeschätzt wird. Die Anarchie in Rußland. Die täglich massenhaft aus der russischen Provinz eintreffenden Schreckensnachrichten lassen die Anarchie und die mehr und mehr einsetzende Auflösung Rußlands erkennen. Die Bezirks hauptstadt Barnaul am Ob, ein wichtiger Punkt bes sibirischen Getreidehandels, wurde von einer Verbrxcherbande als Strafe für die von der Be völkerung ausgeübte Lynchjustiz angezündet. Der Brand zerstörte, wie „Nowoje Wremja" meldet, fast die ganze Stadt. Die Gebäude der Stadt verwaltung, der Verwaltung der Eisenbahnen, die elektrische Station, das Bezirksgericht, die Militärverwaltung, alle Magazine, bas Feuer wehrdepot, zwei Banken, die Telephonstation, das Wasserwerk, Gasthöfe, Kontore, Speicher, Kon sumgenossenschaften, Schulen, das Seminar, sämt liche Mühlen brannten ab. Die Zahl der Opfer geht in die Hunderte, darunter sino Mitglieder l der Stadtverwaltung und der Gerichtsbehörden. Die Stadt ist mit einem Male bettelarm ge worden. In Rostow verbündete sich die Miliz mit den Verbrecherbanden und nahm an den Plünde rungen teil. Die Stadtverwaltung versuchte in aller Eile, eine neue Miliz zu organisieren, welche in den Straßen blutige Kämpfe mit den Ver brechern auskämpfte. Ein großer Teil der Gar nison nahm an den Räubereien und Brandstif tungen teil. Zwei Viertel der bedeutenden Han delsstadt sind in einen Trümmerhaufen verwandelt. Das Ecivunsche Gouvernement wurde von Kurden überfallen, die plünderten, brandschatzten und das gesamte Vieh wegtrieben. Der größte Teil der Bevölkerung wurde niedergemetzelt. Das Militär war gänzlich machtlos. Aus Petersburg wird weiter berichtet, daß in den russischen Klöstern merkwürdige Unruhen stattfinden. Die Mönche hetzten die Bevölke rung gegen die Aerzte auf. Die Klostermönche find jetzt vollständig demoralisiert. Zahlreiche Aerzte seien getötet worden. — Eine Reuter- Privatdepesche aus Petersburg besagt: Die Tat sache, daß eine Gruppe von einigen Dutzend Anarchisten, mit Revolvern, Handgranaten und Säbeln bewaffnet, und schwarze Fahnen tragend mit der Inschrift: „Nieder mit der Autorität! Nieder mit dem Kapitalismus! Hoch die sozi ale Revolution und die Kommune!" am Hellen Tage auf dem Newski-Prospekt und anderen Hauptstraßen von Petersburg unbehelligt ihr Wesen treiben konnte, beweist, wie weit die Dinge in der Hauptstadt wieder einmal ge diehen sind. Unter den Anarchisten befanden sich auch Soldaten und Matrosen. Der Zug machte vor der Kasan-Kathedrale halt, wo Reden an die Volksmassen gerichtet wurden. Ein Matrose sagte u. a., man wolle nur den Kapi talisten zu Leibe gehen, die Arbeiter hätten nichts zu befürchten. Auf dem Newski-Prospekt hetzten die Anarchisten die Volksmassen auf, die Banken und die Sparkassen zu plündern, und erklärten, daß sie am Vorabend der Gemeinde wahlen die sozialische Revolution proklamieren würden. KurzeNachrichten aus Feindesland. Der Schiffskorrespondent der Limes sagt in einem längeren Aufsatz, daß die Schiffe jetzt doppelt so lange im Hafen liegen müßten als früher. Neben dem Arbeitermangel sollen Kom petenzstreitigkeiten unter den'zahlreichen Behörden die Ursache sein. Wie sie uns beschimpfen. Zur Ergründung ihres Charakters hat Prof. Edgar Berillon, Paris, das Aeußere der Deutschen untersucht und da bei u. a. folgende Schönheiten an uns entdeckt: Augen ohne Glanz und Ausdruck, abstehende, denjenigen von Wolf oder Fuchs gleichende Ohren, Nasen nach Art der Wachhunde, dicke, vorstehende Backen, breite gewalttätige Hände und schwere, platte Füße. Am schlimmsten aber erscheint dem Herrn Professor unser unförmiger Bauch; er ist nach ihm das sicherste Anzeichen des völligen Mangels an Liebenswürdigkeit, Zu vorkommenheit, aufrichtiger Zuneigung usw. — Der „Temps" knüpft daran die Bemerkung: „unser großer Fehler war, zu glauben, die Deut schen seien Menschen wie wir. Aber sie sind es nicht; zwischen ihnen und uns sind Unter schiede wie zwischen Wolf und Hund, wie zwi schen Tiger und Katze." Nach verschiedenen Zuschriften an englische Blätter erregt die Absicht der englischen Regie rung, das militärpflichtige Alter auf 50 Jahre hinaufzurücken, große Erbitterung. SeriMtt uns Sächsische;. Bretnig. Der Sergeant Hoboist Georg Freudenberg wurde jetzt im Felde zum Vizefeldwebel befördert und mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Derselbe ist der Sohn des Schneidermeisters Freudenberg von hier. Bretnig. Der Ers.-Reservist Pau lM e iß- ner im Infanterie-Regiment Nr. 101 wurde mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Großröhrsdorf. (Sparkasse.) Im Mai 1917 erfolgten 318 Einlagen im Betrage von 35 257 Mk. 48 Pfg. und 185 Rückzahlungen im Betrage von 18 581 Mk. 08 Pfg. 23 Bücher wurden neu ausgestelll, 12 Bücher sind erloschen. DerGesamtumsatz betrug67 347,17Mk. Hanswalde. Bei der hies. Sparkasse wurden im Mai in 44 Posten 5080 Mk. eingezahlt und in 9 Posten 2928 Mk. 72 Pfg. (einschließlich 975 Mk. 84 Pfg. zur 6. Kriegsanleihe) zurück gezahlt. Es wurden 4 Bücher ausgestellt und 1 Buch abgetan. — Verbot des Vorverkaufs der Ernte des Jahres 1917. Das Kriegs ernährungsamt gibt bekannt: Demnächst wird das Verbot des Vorverkaufs der Ernte des Jahres 1917 ergehen in ver Weise, daß die im Vorjahre abgeschlossenen Kaufverträge über Roggen, Weizen, Spelz (Dinkel, Fesen), sowie Emer- und Einkorn, Hafer, Gerste, Hülsen früchte, Buchweizen, Hirse, Oelfrüchte und Fut termittel, soweit diese der Verordnung über Futtermittel unterliegen, mit Ausnahme von Verträgen mit den zuständigen Stellen für nichtig erklärt werden. Die Nichtigkeit wird auch auf Verträge, die schon vor Erlaß des Verbots geschlossen find, erstreckt werden. Ver suche, derartige Verträge jetzt abzuschließen, sind daher zwecklos. Leipzig. (Die Kohlenkarte.) Mit dem 1. Juni ist auch in Leipzig die Regelung der Koh lenversorgung durch Kohlenkarten in Kraft ge treten. Jeder Haushalt erhält eine Hauptkarte, bestehend aus einem Stammschein und 40 je über einen Zenter lautenden Abschnitten. Spä ter sollen noch ausgegeben werden an Haushal tungen mit einer Wohnung im Mietwert von über 500 Mk. eine Zusatzkarte von je 20 Zent nern, bei Wohnungen über 1000 Mk. zwei, bei Wohnungen über 1500 Mk. drei und bei Woh nungen über 2000 Mk. vier solcher Zusatzkarten. Kein Haushalt erhält also unter 40, keiner über 120 Zentner Zunächst aber werden nur die 40 Zentner auf die Hauptkarte geliefert, um zu verhüten, daß Haushaltungen sofort die ganze zulässige Menge erwerben. Diese muß den Be- barf bis zum 31. Mai nächsten Jahres decken. Alfred Kröner Verlag in Leipzig Soeben erschienen! Der Wille zur Macht Von Friedrich Nietzsche Meue Einzelausgabe Gebunden 5 Mark Eine neue, handliche, leicht les bare Ausgabe des Werkes, von dem Nietzsche selbstgesagthat,daß es das zusammenfassende Buch seiner ganzen Lehre werden solle Zu beziehen durch alle Buch- Handlungen