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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Avonnemenisprers um. des auwocyemucy oelgegeoenen H i. mNri-k-i-bnlnnaen vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark und Oehme m Frankenthal entgegen. — Be, größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Kchriftleilung, Druck und Verlag von N. 8chuvig, Breinig. 10. Jahrgang. Sonnabend den 13. Januar 1900. Nr. 4. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F: A. Schöne Nr. 61 hier Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatteö" Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag VaH Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,ii Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vornnttagS 9 Uhr angenommen. Oerttiches und Sächsisches. Bretnig. Mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich ist auch eine bedeutsame Aenderung in der Behandlung der auf der Eisenbahn zu rückgelassenen oder verlorenen Gegenstände eingetreten. Nach den bis jetzt im Bereiche der Sächsischen Staatseisenbahnen giltig ge wesenen Bestimmungen wurden die daselbst ausgefundenen und an die Bahnverwaltung abgelieferten Gegenstände von der königlichen Polizeioirektion Dresden unter Stellung einer einjährigen Reklamationsfrist öffentlich ausge rufen und nach Ablauf dieser Frist, soweit sie nicht abgefordert worden waren, öffentlich versteigert. Der Finder des Gegenstandes erwarb, wenn sich dessen Eigentümer während der Reklamationsfrist nicht meldete, das Eigentum an dem Funde. Nach 8 ^78 des Bürgerlichen Gesetzbuches hat nunmehr Jeder, der eine Sache in den Geschäftsräumen oder Beförderungsmitteln einer dem öffentlichen Verkehre dienenden Verkehrsanstalt findet und an sich nimmt, den Fund unverweilt an die Verkehrs-Anstalt oder an einen ihrer Ange- stellten abzuliefern und er hat keinen Anspruch auf die Sache, auch wenn sich oer Eigen tümer nicht meldet. Ebensowenig steht ihm ein Finderlohn zu. Die bei der Sächsischen Staatseisenbahn - Verwaltung eingelieferten Fundgegenstände werden von dieser — und zwar durch Anschlag in deren Fundbureau in Dresden (GeneraldirektionSgebäuve, Wiener straße 4 Erdgesch.) — öffentlich ausgerufen. Ansprüche an die Gegenstände sind innerhalb 6 Wochen, vom Tage des Aushanges der Bekanntmachung an, geltend zu machen. Nach Ablauf dieser Frist werden die nicht abgeforderten Gegenstände öffentlich versteigert. Der Erlös wird jedoch noch 3 Jahre dem Eigentümer der Sache zur Verfügung ge halten, und ihm, wenn er sich innerhalb dieser Frist meldet, nach Abzug der Kosten für die Aufbewahrung und Versteigerung ausgefolgt. Bretnig. Wir wollen nicht versäumen, nochmals an dieser Stelle auf das Konzert aufmerksam zu machen, welches am kommen den Dienstag die Mitglieder der O. Schäfer- schen Musikkapelle in Großröhrsdorf im hies. Deutschen Hause zu geben beabsichtigen. Das uns vorliegende Programm ist zwar kein allzulanges, aber dafür ein ausgewähltes, so^daß sicher ein musikalischer Genuß in Aüssicht gestellt werden kann. / Stolpen, 8. Jan. Daß Ehrlichkeit Zimmer noch ihren Lohn findet, beweist ein Vorfall, der sich nach dem „Tagebl." hierselbst zutrug. Vor Kurzem verlor Herr Gutsbesitzer Emil Boden auf dem Wege nach seiner Be hausung ein Päckchen Lose der hiesigen Ge flügel-Ausstellung, welche von Herrn Will kommen gefunden und abgeliefert wurden. Der Verlierer übergab vem Finder als Be lohnung ein Los, welches sich insofern als Glücksnummer erwies, als bez der am ver- gangenen Dienstag stattgefundenen Ziehung darauf der Hauptgewinn, bestehend aus je einem Stamm Gänse und Hühner, fiel, während sich die übrigen Lose des Päckchens als Nieten entpuppten. — Beim Einfahren zweier Züge auf dem Bahnhofe zu Bautzen wurde am Mitt woch früh der Packer Hanske beim Ueber- schreiten der Gleise von einer Maschine erfaßt und so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Dresden, 9. Jan. Ein in Friedrich stadt wohnhafter noch nicht 20 Jahre alter Schreiber, welcher erst voriges Jahr eus einer Strafanstalt entlassen worden ist, machte sich einer Unterschlagung von 5000 Mark schuldig und sollte desbalb am Montag Abend von einem Gendarm verhaftet werden. Der junge Mann setzte dem Beamten, als er gegen ihn einschreiteu wollte, einen Revolver auf die Brust, um ihn zu erschießen. In demselben Augenblicke gelang es dem Gendarm, die Waffe dem Manne aus der Hand zu schlagen. Nun begann zwischen Beiden ein verzweifeltes Ringen, wobei der Schreiber den Beamten ganz erheblich in die Hand biß. Es gelang dem jungen Manne, den Revolver wieder zu ergreifen und einen tätlichen Schuß auf sich abzugeben, der ihn sofort zu Boden streckte. — Bekanntlich ermordete am 1. Juni vorigen Jahres der 26 alte, aus Wachwitz gebürtige Bauarbeiter Ludwig in dem Hause Nr. 25 auf der Altenbergerstraße in Dresden seine 21jährige Ehefrau, sowie sein zwei Monate altes Kind, legte nach der Tyat in der Wohnung Feuer an und entfloh. Ludwig wurde am 8. Juni in Großröhrsdorf ergriffen und an das Dresdner Gericht abgeliefert. Der Mörder ist längere Zeit zur Beobachtung seine» Geisteszustände» im Siechenhause unter gebracht gewesen und jetzt al» geistig gesund dem Gericht wieder zugeführt worden. Löbtau, 9. Jan. In der Konkursan gelegenheit des Herrn PrivatuS Friedrich hat gestern eine Gläubigerversammlung stattge- funden. Der vom königl. Amtsgericht Dresden ernannte Konkursverwalter Herr Rechtsanwalt Gottschalk ist al» solcher bestätigt worden. Der Gläubigerausschuß besteht aus 10 Personen. Wie wir hören, soll die Passive 8,000,000 Mark betragen, während die Ak- tioe in der Hauptsache in so stark belasteten Grundwerten besteht, daß kaum die Hypotheken gläubiger befriedigt werden dürften. Die jenigen zahlreichen Personen, welche Darlehen an Friedrich gegeben haben, dürften bedauer licher Weise nach Lage der Sache leer aus gehen. — In der Nähe des „Waldschlößchen»" bei Meißen ließ sich am Sonntag Abend eme ungefähr 40 Jahre alte unbekannte Frau überfahren. Ihr Körper, der wahrscheinlich ein Stück mit fortgeschleift worden ist, war schrecklich zugerichtet, der linke Arm sowie das linke Bein hingen nur noch an kleinen Fleischfädchen und die Eingeweide waren voll ständig bloßgelegt. — Viel Aerger und viel Kosten hatte eine Frau in Oelsnitz, welche nach Chemnitz zur Gerichtsverhandlung fahren und dabe» ein über 4 Jahre altes Kind ohne Fahrkarte mitnehmen wollte. In Zwickau wurde da» Alter des Kindes festgestellt, was eine längere Auseinandersetzung zur Folge hatte, wodurch die Frau den Anschluß nach Chemnitz und somit auch die Gerichtsverhandlung versäumte. Außer 6 Mark Strafe für Hinterziehung des Fahrgeldes hat sie auch noch 25 Mark Ge richtskosten zu zahlen, da ein neuer Termin angesetzt werden mußte. — In diesen Tagen starb in Schönheide der nach dort beurlaubte Grenadier Albert Fröhlich vom 1- Leib-Grenadier-Regiment. Derselbe war der zweitlängste Soldat der sächsischen Armee, der längste ist ein Einjährig- Freiwilliger beim Ulanen-Regiment in Oschatz. — Der Nachtwächter Weiske in Brumis bei Delitzsch, welcher unter dem schweren Ver dachte steht, sein eigenes Kind ermordet zu haben, ist, nachdem die Obduktion der Leiche stattgefunven hat, auf Requisition der königl. Staatsanwaltschaft verhaftet und in das Ge- richtrgefängnis nach Halle überführt worden. — Der Verband Chemnitzer Kegelklubs, j. P., welcher im Juli dieses Jahres das 9. deutsche Bundeskegelfest veranstaltet, beauftragte zwei Chemnitzer renommierte Architekten mit der Anfertigung von Zeichnungen für die Fest- und daran anstoßend« Kegelhalle. Dieser Bau bedeckt bei etwa 50 Meter Front und 60 Meter Tiefe 3000 Quadratmeter Flächenraum. In der Kegelhalle werden 29 Bahnen erbaut und zwar 15 Asphalt- und 14 Bohlenbahnen. Es ist zu erwarten, daß da» Fest von etwa 2000 Keglern aus allen Teilen Deutschlands besucht werden wird. Zum Ankauf von Ehrenpreisen stellt die Kaffe de» Deutschen Keglerbundes 4000 Mark zur Verfügung. ES sind schon verschiedene Ehren preise angemeldet, u. A. ein solcher des Ver bandes Berliner Kegelbunde» im Werte von 500 Mark. — Der älteste Feldwebel der sächsischen Armee, Herr Christian Gottfried Schönberg in Schneeberg, ist am Montag in semem 94. Lebensjahre zur großen Armee abberufen worden. Der Verewigte hat von 1826 bis 1882 fünf Königen Sachsens treu als Soldat gedient und sechs Auszeichnungen erhalten. 1849 nahm Schönberg an dem Sturm auf Düppel teil. Viele Verdienste hat sich der allgemein geachtete Mann auch um den Obst bau in dortiger Gegend erworben. Bei seinem 90. Geburtstage ehrte ihn auch Generalfelv- marschall Prinz Georg durch ein eigenhändiges Schreiben. Di- Lungenschwindsucht ist heil bar. Dieser oft bezweifelte Satz wird jetzt! wohl von jedem auf der Höhe der Wissenschaft stehenden Arzt anerkannt und ist neuerdings j wieder bei Gelegenheit der Volksheilstätten frage von Herrn Geheimrat Prof, von Leyden- Berlin überzeugend vertreten worden. Ander seits glaubt heutzutage kein Arzt, daß eins unter den vielen bisher bei Behandlung chronischer Lungenkrankheiten angewandten Mittel an und für sich im Stande ist, die unzweifelhaft beobachteten Heilungen zu be wirken; alle diese Medikamente helfen nur, wenn der Körper sich selbst hilft, d. h. wenn er so kräftig und widerstandsfähig ist, baß er die Krankheit überwinden kann. Daran verzweifelnd, ein spezifisch wirksames Mittel zu finden, sucht man daher in neuester Zeit ärztlicherseits nur durch allgemeine Kräftigung des Organismus einen Erfolg zu erreichen, was dazu führte, an den verschiedensten Orten — da auch der früher angenommene Einfluß des Klimas als Täuschung sich herausstellte — Heilstätten für Lungenkranke anzulegen. Aber die Erfolge dieser, die ja auch nur für einen kleinen Teil aller Kranken in Anwen dung kommen können, entsprachen auch nicht den gehegten Hoffnungen und immer mehr trat in den Mittelpunkt des Interesses die Erforschung der Aufgabe, mit welchen Mitteln die Natur selbst im Organismus die Krank heit überwindet und die Erreger derselben, die Tuberkelbazillen, vernichtet. Durch Ex perimente wurde festgestellt, daß die Organe, welche die wirksamen Stoffe zur Vernichtung der in die Lungen eingedrungenen Bazillen produzieren, die Lungen- (Bronchial)drüsen sind; funktionieren diese nicht normal, so tritt leicht eine Erkrankung ein und die einmal auftretende hat keine Neigung zur Heilung. Solchen in ihrer Funktionsfähigkeit erlahmten Organen kann man aber aufhelfen und ihnen die Kraft geben, Herr der Krankheit zu werden, durch künstliche Zuführung der von ihnen nicht in genügender Menge erzeugten Stoffe. Durch die Erfolge der Behandlung mit Schilddrüsen präparaten weiß man, daß man diese Heil stoffe aus den gleichen Drüsen von Säuge tieren gewinnen kann. Daher erschien e» rationell, aus den Lungendrüsen von solchen Tieren, welche schon von Natur widerstands fähig gegen Erkrankung an Tuberkulose sind, rin Präparat herzustellen und zur Heilung von Lungenerkrankungen beim Menschen in Anwendung zu ziehen. Dieses Präparat ist das „Glandulcn", hergestellt aus Lungendrüsen von Hammeln in der chemischen Fabrik von Dr. Hofmann Nachf., Meerane i. S>, und ist in allen Apotheken zu haben. Die Erfolge, die von den Aerzten bei Behandlung mit diesem Präparat, daß als ein natürlich im Körper vorkommender Stoff völlig unschädlich ist, beiLungenkrankheitenerzieltwurden, entsprechen voll den durch theoretische Erwägungen auf dasselbe gesetzten Hoffnungen, es wurden Besserungen und Heilungen erzielt auch in vorgeschrittenen Fällen, bei denen alle bisher angewandten Mittel versagt hatten. Kirchennachrichten von Hauswalde. Dom. 2. p.Epiph.: Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Nachm. 2 Uhr: Missionsstunde. Getauft: Bernhard Georg, S. des E. A. Fichte, Maurers in B. — Friedrich Kurt, S. des I. I. Zschiedrich, DominialhäuSl. und Maurers in B. Beerdigt: Emil Otto Gäbler, Zigarrenmacher tn B., 27 I. 11 M. alt. — Juliane Pauline Haufe in H., 50 I. 2 M. 17 T. ! alt. Kirchennachrichten von Frankenthal. Dom. 2. p. Epiph..- Vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst. Nachmittags ^2 Uhr: Katechismusunterredung mit den Jungfrauen. Getauft: Anna Frieda, Töchterchen de» Schankwirtschaftsbesitzers Ernst Gustav Näther in Frankenthal. Gestorben: Anna Frieda, Töchterchen de» Schankwirtschaftsbesitzers Ernst Gustav Näther in Frankenthal. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Martha Hedwig, T. d. Geschirrführers Joseph Welzel 86 lr. — Martha Elsa, T. d. Güterschreibers Karl Robert Philipp 254. — Bernhard Willibald, S. d. Buchhalter» Friedrich Bernhard Boden 131 x. Die Anordnung des Aufgebots haben bean tragt: Bruno Martin Rasch, Kaufmann in Dresden, und Martha Engelbertha Mensch 193. Als gestorben wurden eingetragen: Antonie Agnes geb. Schierz, Ehefrau des Ziegeldecker- Gustav Adolf Haufe 576, 54 I. 5 M. 27 T. alt. — Karoline Wilhelmine geb. Gebler, Ehefrau des Gutsauszüglers Friedr. August Schreier 129, 75 I. 4 M. 12 T. alt.