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Nr. 16 Deutsch-türkische Freundschaft Nir eilige Leser. * Die Kriegskommandanlur der Stadt.Memel und des Kreises Memel teilt mit, daß am l8. Januar l Uhr nachts sämi- lichc Beschränkungen im Grenzverkehr aufgehoben sind und der Lntbält di« amtlichen Bekanntmachung«" für den Stadttat. da» Amtsgericht Sächsische Elbzettung Tageblatt für die Sächsische Schweiz Taaeszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenner»- dort, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohvlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespalten« 35 mm breit« Petitzelle 15 Pfg., für au», wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Reklamezetle 80 Pfg. 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Während der Handelsvertrag aus dem Grundsatz der Meistbegünstigung nnd der Gleich berechtigung mit den eigenen Staatsangehörigen aufge- bant ist, gebt der Nicdcrlassnngsvcrtrag von dem Grund- sah der Gegenseitigkeit aus nnd behandelt im üblichen Nahmen die Niederlassung, die Berufsansübnng, den Erwerb von beweglichem und unbeweglichem Eigentum, die Anerkennung nud die Zulassung von Gesellschaften. Außerdem enthält er besondere Bestimmungen über die Bestcuernng und den freien Zutritt zu den Gerichten. Die Vcrtragsdaner ist auf zwei bzw. drei Jahre bemessen. Nach Ablauf dieser Fristen gellen die Verträge, falls keine Abänderung beschlossen wird, für eine unbestimmte Zeit weiter. Die Kündigungsfrist ist eine halbjährliche. Schon seit der Eroberung von Konstantinopel und seit der Besitzergreifung in Europa, d. h. seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, stand die Türkei in mannigfachen Beziehungen zu den Nationen des Westens. Nur mit Deutschland sind die Beziehungen nnd Anknüpfungen, besonders auf wirtschaftlichem Gebiet, erst jüngeren Datums. Das liegt daran, das; die einzelnen deutschen Tcrritorialwirtschaften erst nach der Zollunion und nach der Reichsgründnng, also nach dem 18. Januar 1871, den Zusammenschluß zur einheitlichen deutschen Volkswirt schaft fanden. Der hiermit Hand in Hand gehende be- sctileunigte Prozeß der Industrialisierung gab Deutschland nicht nur die Möglichkeit, sondern zwang es geradezu zur weltwirtschaftlichen Betätigung. Das Auge des deutschen Einkäufers und Exporteurs richtete sich sehr bald auf Kleinasien und das an Rohstoffen reiche, für den deutschen Absatz außerordentlich günstige Türkische Reich. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem deutschen und dem türkischen Volke wurde durch die ge meinsame Stellung im Weltkriege und die schicksalsschwere Nachkriegsepoche noch vertieft. Darum können wir den mit Beginn dieses Jahres zustande gekommenen Freund- schaftsverlrag, nm den sich die Negierungen beider Länder über zwei Jahre hindurch bcmüht.habcu, mit Freude be grüßen. Der türkische Botschafter in Berlin, Exzellenz Kema l- eddin Sami Pascha, empfing unseren Berliner ' Mitarbeiter mit aufrichtiger Genugtuung über das Zustandekommen der paraphierten Vereinbarungen nnd sagte dabei nngefähr folgendes: > »Der deutsch-türkische Handelsvertrag ist nach der natio nalen Befreiung der Türkei das erste Abkommen, welches die Türkische Republik mit einer Großmacht aus der Grund- ,lagc völliger Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit abgc- f schlossen hat. Sie wißen, mit welchen herzlichen Gefühlen der Freundschaft das türkische dem deutschen Volke gcgen- -übcrstchl. Beide Nationen haben heroisch für ihre nationale «Freiheit gekämpft. Sie sind schließlich nach mehrjährigem <,heißen Ringen einer allzu großen sctndlichcn Übermacht unterlegen. Durch die Fricdcnsverträge sind schließlich beide > Völker uugcrecht behandelt nnd durch ungeheure Lasten be drückt. Was für eine schöne Gcnugtnnng können wir gerade darum bei dem Zustandekommen des d e u 1 s ch-t ü r k l s ch e n Gegen scitigkeitsvertrages empfinden. Er gc- währt Deutschland sämtliche Vorteile, die teils aus eigenem -Recht, teils aus Grund der Meistbegünstigung anderer Nationen gewährt werden. Auf Grund des Artikels 10 des Internationalen Abkommens zur Vereinfachung von Zoll- förmlichkciten ist darüber hinaus dem Deutschen Reiche von der Türkei die zollfreie Wiederausfuhr von Mustern ein- gcräumt werden." Auf die Frage, welche Weiterungen der türkische Bot- schafter über die Regelung der deutsch-türkischen Wirt schaftsbeziehungen hinaus durch den Vertrag in der Folge der künftigen Beziehungen sieht, gibt Kemaleddin Sami Pascha der Hoffnung Ausdruck, daß nuu auch die Kapital beteiligung deutscher Firmen in der Türkei gefördert wird. Die aufstrebende türkische Volkswirtschaft brauche zur vollkommenen Ausnutzung der ihr zugrunde liegenden Landesschätze Kapital. England, Amerika oder Frankreich geben dasselbe nur gegen politische Konzessionen. Die Aufrechterhaltung nnd Sicherung der erkämpften natio nalen Freiheit ist aber das größte und höchste Ziel der Türkischen Republik. Dieses Ziel werde die Türkei nie- Mals aufgebcn. Der Botschafter fuhr fort: »Der Grund dafür, daß wir mit dem Deutschen Reiche als erster Großmacht nach Wiedererlangung unserer Son- f vcramtät zum Abschluß ciucs Gcgenseitigkcitsvcrtragcs ! kamen, ist nicht zuletzt darin zu suchen, daß Dcntichlauv nur rein wirtschaftlich an der Türkei interessiert ist und für seine Kapitalinvestitionen keine politischen Pfänder fordert, j Außer der Geltendmachung ihres hervorragenden Organt- 'sationstalentcs und ihrer kaufmännischen Begabung haben j es die Deutschen verstanden, das Land in friedlicher Arbeit mit dem Vertrauen aul ihre ehrlichen Absichten zu dnrch- idringcn." Der internationale Handel der Türkei liegt zurzeit noch in sehr hohem Maße in den Händen fremdländischer Aufkäufer und die türkischen Erzeugnisse finden ihren Weg nach Deutschland darum erst über den fremde« Zwischen händler. Die türkische Regierung weiß, daß eine große Erleichterung nnd Belebung des Handels durch Beseiti gung des Zwischenhandels hcrbcigcführt würde, die die dem türkischen Volke unliebsamen Elemente vom Güter- .anstausch mit dem Auslände ausschlicßt. Darum haben es sich die führenden Männer der Türkischen Republik zum vornehmsten Ziel der nationalen Wirtschaftspolitik gemacht, den Handel rein türkischen Händen zu über tragen. Der Erreichung dieses Zieles diente u. a. auch die im Sommer vorigen Jahres alle bedeutenden euro päischen Häfen besuchende „Schwimmende Messe". Es ist zu erwarten, daß der deutsch-türkische Handelsvertrag an seinem Teil ebenfalls zur Verwirklichung dieses Zieles beiträgt; denn die deutsche Volkswirtschaft kann natürlich kein Interesse daran haben, mit dem zu erwartenden er höhten wirtschaftlichen Austausch von Rohprodukten und Jndustrieerzeugnissen fremde Zwischenhändler zu bc- ,reichern. Der deutsch-türkische Gegeflscitigkeitsvcrrrag bedarf noch der Zustimmung der gesetzgebenden Körperschaften und tritt einen Monat nach Austausch der Ratifikations urkunden, der in Berlin stattfinden wird, in Kraft. H. N. Fr. Das neue Wappen der Türkei. Bei dem vom türkischen Unterrichtsministerium ausge schriebenen Wettbewerb für einen Entwurf des neuen tür kischen Wappens erhielt Namik Ismail den ersten Preis. Sein Entwurf zeigt aus einem roten Schild den weiße« Halb mond m>, d^n, Ziern, darunter den aus der Legende des Oghns Khan stammenden Wolf, der aus einer Lanze schreitet. Der von einer Ahrengarbc, rechts von einem Eichcnblattgcslccht umrahmt. Die Spitze des Schildes ruht ei"" Plakette mit den Anfangsbuchstaben der Worte „Tttr- ' während ans der eingebuchteten oberen Kante des Schildes eine Fackel anflodcrt, die das Vertrauen des tür kischen Volkes auf seine Znknnft versinnbildlichen soll. Gründung eines deutsch-litauischen Wirtschnftsvcrbandcö. Berlin. Hier ist die Gründnng eines deutsch-litauischen Wirtschaftsverbandes erfolgt, der die Erhaltung nnd Förde rung der Wirtschafts- nnd Handelsbczichnngcn zwischen Litauen und Deutschland anstrebt und sich insbesondere znm Ziel gesetzt Hai, die am Export nach und von Litauen betei ligten Industrie- und Handelsfirmen znsammenznschlicßen. Die Initiative geht von dem litauischen Generalkonsul in Berlin, Dr. Fischer, aus, der auch der Vorsitzende des Vor standes und des Kuratoriums ist. Außer ihm gehören noch eine Anzahl Prominenter Vertreter der Industrie- und Han- delswclt sowie namhafte Politiker dem Kuratorium an. Verkehr an sämtlichen Grenzpunktcn unter den vor der Bekannt gabe des Kriegszustandes bestehenden Bedingungen wieder ge stattet ist. * Seit Montag herrschen in ganz Rumänien schwere Stürme. Sämtliche Telephon- und Tclcgraphcniciiungen sind unterbrochen. Auf dem Schwarzen Meer mußte der Schiffsverkehr eingestellt werden. * Nach einer Meldung aus Boizenburg an der Elbe wurde das dortige Armenhaus völlig eingeäschcrt. Sämtliches Mobiliar wurde vernichtet. Der Schaden wird aus etwa 10 000 Mark gc- schäßt. * Die Ernennung des Generals Baralicr zum Präsidenten der Znvestigationskommission des Völkerbundes ist gestern amt lich bestätigt worden. * Nach rumänischen Blättermeldungcn sind zwei türkische Dampfer im Schwarzen Meer gesunken. Während von den 20 Passagieren des einen Dampfers -I gerettet werden konnten, st das andere Schiff mit Mann und Maus unlergcgangcn. * Die franzöfisch-ruffischen Schuldenverhandlungen werden am 20. Februar in Paris wieder ausgenommen werden. WMMMWWMMNMWlMlm Paris, 19. Januar. Der polnische Botschafter in Paris, Lhlakomsli, hat der Botschafterkonferenz ein Memorandum feiner Regierung zu der Frage der Befestigungsanlagen an der ost- preußischen Grenze überreicht. Nr. Marr beim Reichspräsidenten. Vor der Entscheidung. Reichspräsident von Hindenburg hat am Mittwoch den geschäftsführcnden Reichskanzler Dr.Marx empfangen, der ihm einen Überblick über den jetzigen Stand der von ihm geführten Verhandlungen zur Bildung einer neuen Reichsregicrung gab. Vor Beginn der Reichstagssitzung sind fast sämtliche Fraktionen des Reichstages zusammengetreten, um zur Lage Stellung zu nehmen. In den Fraktionssitzungen der Sozialdemokraten und der Deutschen Volkspartei er statteten die Vorsitzenden, die Abgeordneten Müller- Franken von den Sozialdemokraten und Dr. Scholz von der Deutschen Volkspartei, ausführlich Bericht. Die sozial demokratische Ncichstagsfraktiou faßte nach längerer Be ratung folgenden Beschluß: Lie sozialdemokratische NAchStagsfraktion hat keinc grundsätzlichen Bedenken, eine Negierung der Mitte zu unterstützen. Die endgültige Entscheidung der Fraktion kann aber erst erfolgen, wenn das Programm und die Zusammensetzung der Negierung bekannt sein werden. In der Sitzung der Zeittrumskroltion wurden Be schlüsse nicht gefaßt. Ob die Regierung der Mitte zustande kommen wird, wird also nunmehr von den Beschlüssen der Deutschen Volkspartci abhängeu. Wie es heißt, hat Dr. Scholz für seine Person dem Reichskanzler gegenüber nochmals seine Bedenken wiederholt, die er gegen die Bildung einer Regierung der Mitte bereits früher geäußert hat. In parlamentarischen Kreisen wird davon gesprochen, daß, falls Dr. Marx die Bildung einer Negierung der Mitte nicht gelingen sollte, ein Kabinett der Per sönlichkeiten oder der Fach Minister gebildet werden soll. Desgleichen wird lebhaft über eine Auf- lösung des Reichstages debattiert. Neichswehrminister Dr. Gcßler soll ans den Reihen der Demokratischen Partei und des Zentrums zahl reiche Zuschriften erhalten haben, die ihn dazu be wegen möchten, auf eine nochmalige Kandidatur als Reichswehrminister zu verzichten. Man will damit dem Kabinett der Mitte die Unterstützung der Sozialdemokraten sichern, die auf keinen Fall Dr. Geßler länger an der Spitze des Neichswehrministeriums sehen wollen. Welche Stellung Dr Geßla» z» diesen Vorschlägen einnimmt, ist bisher nnbekwkmk Ile MslWsMim der MW» MWrtei M MeniIMWW. Berlin, 19. Januar. lieber die Sitzung der Reichstags- sraktio» der Deutschen Vollspartei wird folgendes Koiumuttlgu-! ausgcgcbein „Die Neichstagssraktion der Deutschen Volkspartci nahm in ihrer heutigen Sitzung die Berichte ihrer Abgeordnete»