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Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöcheuilich zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Schalter 1MM. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 25 Pfennige, durch die Post 1,0L Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zciiungsboten gern entgegen. AmLsHscrtt für di« GrtsZehörde und den Kemeinderat zu Wretnig. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 12 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 1b Pf., im amt lichen Telle 20 Pf., und im Reklametell 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bek größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. LsdÄ-Hi»riger M Sir vttMNeli SrrMz, 5WrSdrra»tt, 8a««Me, ms ilMgrgens. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Diensten vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nnmmer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 21. Mittwoch, den 14. März 1917. 27. Jahrgang Musterungsgeschäst im Aushebungs bezirke Kamenz. Durch das König!, stellv. Generalkommando XII (1. K. S.) Armeckoros ist eine erneute Musterung der noch nicht eingestellten Militär- und Wehrpflichtigen angeordnet worden. I. An der Musterung haben teilzunehmen: 1. Alle Militär- und Wehrpflichtigen vom Geburtsjahrgang 1898—1869 (vom Gcburtsjahrgang 1869 nur diejenigen gedienten Landsturmpflichtigen, die am 16. August 1869 und später und diejenigen ungedienten Landsturmpflichtigen, die am 4. Dezember 1869 und später geboren sind), welche bei den früheren Muste rungen die Entscheidungen zeitig untauglich, zurückgestellt, garnisonver wendungsfähig, arbeitsverwendungsfähig, kriegsunbrauchbar oder ausgemustert erhalten haben. 2. Alle bis zum 1. Oktober 1916 zur Disposition entlassenen Leute. 3. Diejenigen Leute, die im Besitze des roten Ansschlietzungsscheines bezw. wegen Ehrenstrafen zurückgestellt sind. 4. Die Militärpflichtige« des Post- und Eisenbahnpersonals, sowie der Staat s- und Gemeindebeamten einschl. der Lehrer (Geburtsjahrgänge 1892 bis mit 1898 (W.-O. § 19). 5. Die Militärpflichtigen (Geburtsjahrgänge 1892 bis mit 1898), die für Kriegswirt schaft, zur Kriegsindustrie oder Landwirtschaft zurückgestellt sind. II. Der Musterung unterliegen nicht: 1. Diejenigen, welche die Entscheidung kriegsunbrauchbar nicht zu kontrollieren bezw. ausgemustert nicht zu kontrollieren erhalten haben. 2. Das Post- und Eisenbahnpersonal (mit Ausnahme der Rekruten — Militärpflichtige Ge burtsjahrgänge 1892 bis mit 1898 betr.) 3. Die in den gemäß der stellv. Generalkommando-Verfügung Nr. 106 461 Ilc vom 15. 1. 1917 eingereichten Pcrsonallisten aufgeführten, mit einem blauen Kreuz Versehenen sowie sämtliche gv. und as.. gemusterten Staats- und Gemeindebeamten einschließlich der Lehrer (mit Ausnahme der Rekruten — Militärpflichtige Geburtsjahrgänge 1892 bis mit 1898 —). 4. Die für die Kriegswirtschaft, zur Kriegsindustrie und Landwirtschaft zurückgestellten Wehrpflichtigen (mit Ausnahme der Rekruten — Militärpflichtige Geburtsjahrgänge 1892 bis mit 1898 —). Um Zweifeln vorzubeugen, wird noch besonders darauf hingewiesen, daß die jetzt durch die Bezirkskommandos nachuntersuchten arbeitsverwendungsfähigen Leute, soweit deren Einberufung noch nicht erfolgt ist, an der Musterung teilzunehmen haben. Alle hiernach in Frage kommenden Militär- und Wehrpflichtigen haben sich spätestens bis zum 15. März 1917 bei der Ortsbehörde (Stadtrat, Bürgermeister, Gemeindevorstand) ihres Aufenthaltsortes zur Stammrolle anzumelden, soweit ihre Anmeldung nicht schon imJanuar1917 erfolgtist. Bei der Anmeldung zur Stammrolle sind die Militärpapiere bei der Ortsbehörde vorzulegen, aber nicht abzugeben. Alle Meldcpflichtigen, welche nach Anmeldung zur Stammrolle ihren Aufenthalt oder Wohn sitz verlegen, haben sich wegen Berichtigung der Stammrolle sofort beim Abgänge und nach Ankunft an oem neuen Aufenthaltsorte spätestens innerhalb zweier Tage bei der Stammrollen behörde des neuen Wohnorts zu melden. Wer diese vorgeschriebene Meldung unterläßt, wird nach § 33 des Militärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Kamenz, am 9. März 1917. Die Königliche Ersatzkommission im Aushebnngsbezirk Kamenz. kurze NasnMien. Im Dorfelde der neuen Ancre-Front kam es zu lebhaftem Ar tillerie-Kampfe und Infanterie-Gefechten, nach denen Nach hutabteilungen auf die Hauptstellung auswichen. Zwischen Avre und Oise blieben nach heftigem Feuer einsetzende französische Vorstöße erfolglos. In der Champagne erneuerten die Franzosen ihre Angriffe gegen die Höhe 185 und wurden blutig abgewiesen. Der englische Schiffsverkehr mit Australien ist um 50 o. H. eingeschränkt worden. Nach einer Pariser Meldung sind drei weitere amerikanische Dampfer nach Häfen der Verbandsstaaten unterwegs. Nach einer Washingtoner Meldung nimmt man in Amerika an, Oesterreich-Ungarns Note lasse weitere Verhandlungen zu. Nach einer Meldung der „Frkf. Ztg." hat Wilson den Kongreß zu einer außerordentlichen Session auf den 18. März ein berufen. Richtiggestellte Reuter-Lügen in Amerika Allmählich werden viele der Mißverständnisse, die dem Mangel einer schnellen und verläßlichen Verbindung zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten zuzuschreiben sind, aufgeklärt. Dadurch werden viele ärgerliche falsche Ansichten beseitigt. Mencken, der Berliner Korrespondent der „Baltimore Sun", der Gerard begleitete, hatte in Havanna eine Unter redung mit dem Korrespondenten der „Newyork World", in der er erklärte, daß Gerard in Berlin nicht als Geisel zurückgehal ten wurde, und daß cs völlig unwahr sei, daß die Amerikaner in Berlin ihrer Freiheit beraubt worden wären oder unwürdige Behandlung erfahren hätten. Die ganze Verwirrung sei nur durch den Mangel direkter Nachrichten aus Amerika und den Zustrom schwindelhafter Nachrichten über London verursacht worden. (W.T.B.) vertWe; ms — Angebot großer Kartoffelbestände^ Emer Mel dung aus Mainz zufolge boten zwei elegante Herren, die per sönlich unabhängig von einander waren, dem Mainzer Stadt amt für Kriegswirtschaft 300 000 und 400 000 Zentner Kar toffeln, den Zentner zu 11 Mark an. Es handelt sich angeb lich um Auslandsware. — Ein ungetreuer Angestellter, der "in^eincin großen Dresdner Fabrikbetrieb in leitender "Stellung war, miß brauchte das in ihn gesetzte Vertrauen dadurch, daß er fort gesetzt Fleischmengen aus dem Betriebe nach seiner Behausung nahm, wo er sie zu Sülzen, Wurst, Corned beef usw. verar beiten ließ. Mit diesen Fleischwaren trieb er ein sehr einträg liches Geschäft und gab sich einem flotten Leben hin. Mit einem früheren Zigarettenmädchen bezog er eine fein möblierte Wohnung in Vorstadt Plauen und brüstete sich Dritten gegen über, täglich ?0 bis 50 Mark zu verbrauchen. Doch hatten seine Vorräte all Fleischwaren wie sein ganze« Auftreten Ver dacht erregt, so daß das Treiben schließlich auch znr Anzeige gelangte. Die Beobachtungen und Erörterungen führten denn auch bald zur Inhaftnahme des Verdächtigen, dessen Geliebte die Unterschleife einräumte. Ob die „Abnehmer" des unge treuen Betriebsleiters sich der Hehlerei schuldig gemacht hahen, werden die weiteren Erörterungen ergeben. — Ein Schwindler in Vizefeldwebel-Uniform hat in verschiedenen Großstädten in Goldwarengeschäften Be trug verübt, indem er sich unter dem Vorgeben, daß er für die Unteroffiziere seiner Kompagnie ein Gelegenheitsgeschenk zu be sorgen habe, goldene Uhren hat vorlegen lassen. Er hat sich dann einige ausgesuchte Uhren zur weiteren Auswahl mitgeben lassen, ohne jemals wieder zurückzukehren. Dresden. (Entwichene Kriegsgefangene festgenommen.) In der Nacht zum 8. März hielten die beiden Dresdner Her ren Rudolf Herzog und Curt Scheinpflug drei ihnen verdächtig vorkommende Personen am Sachscnplatz an. Auf Befragen gaben letztere, die Zivilkleidung trüget, zu, entwichene französi sche Gefangene zu sein, worauf sie von den beiden Herren an dir Hauptpolizei abgeliefert wurden. Dresden. (Sturz vom Dache.) Am Freitag vormittag stürzte der 16 jährige Schornsteinfcgerlehrling Theodor Wagner, in der Könneritzstraße wohnhaft, infolge des Schneetreiben« vom Dache eines vierstöckigen Hauses Am Schießhaus in den Hof hinab und blieb bewußtlos liegen. Er blutete stark am Kopfe und wurde im Unfallwagen nach dem Krankenhause gebracht. Dresden. Festgenommen wurden fünf Burschen im Alter von 18—21 Jahren, die sich in einer Kaffeestubc kennen ge lernt hatten. Sie brachen an vier hintereinander folgenden Näch ten in eine an der Großenhainer Straße gelegene Werkstatt ein und stahlen für 560 Mk. Kleidungsstücke und Lebensmittel. Der Hehler, der die gestohlenen Sachen zu Schleuderpreisen kaufte und beim Weiterverkauf einen hohen Gewinn erzielte, wurde ebenfalls hinter Schloß und Riegel gebracht. Kötzsch.«mbroda. (Erweiterung der Hilfstäligkeit.) Der Knegshilfsausschuß will neben der Kindervolksküche, die weiter betrieben werden soll, in der Turnhalle oder im kleinen Saal des Bahnrestaurants eine neue Volksküche errichten, die täglich 2000 Mahlzeiten für 30 bis 40 Pfg. »bgebcn soll. Zur Ein richtung der Küche sind von zwei Herren je 1000 Mk. zur Ver fügung gestellt worden. Leipzig. Am Sonnabend kurz nach 12 Uhr mittags ist in dem Grundstück L.-Lindenau, Markt 4, ein schwerer Raub mordversuch verübt worden. In diesem Grundstück betreibt Frau Marie Elisabeth Kramer verw. gew. Rau geb. Gritzner ein klei nes Zlgarrengeschäft. In diesem wurde mittags Frau Kramer in ihrem Blute liegend aufgefunden. Sie hatte an der rechten Stirnhälfte eine 10 Zentimeter lange, horizontal verlaufende, bis auf den Knochen reichende, offenbar mit einem scharfkantigen Instrument beizebrachte Wunde. Die Ladenkasse war beraubt, es fehlen etwa 60 Mk., darunter ein Zehnmarkschein, verschie dene kleinere Geldscheine und Nickelgeld. Außerdem ein Gut schein der Stadt Leipzig über 50 Pfg. Als Täter kommt ein Soldat in Frage. Zur Ermittlung des Täters ist eine Beloh nung von 100 Mk. ausgesetzt. Kleda«. (Den Sohn im Streite erstochen.) Deo Krä mer Johann Schmiedet hat während eines Wortwechsels mit seinem 17 jährigen Sohne diesem durch einen Messerstich den Hals durchbohrt und ihn getötet. Schmiedek stellte sich selbst der Polizei. Zwickau. Zur Landessammlung Heimatdank sind in der Stadt Zwickau insgesamt 43 050 Mk. eingegangen. Verbilligung der Auslandswaren. Kriegssteuern ans neutrale Ausland bedeuten die hohen Preis aufschläge, die wir für Rohstoffe und Nahrungsmittel zahlen müssen. Man hat es in neutralen Kaufmannskreisen nicht an sich fehlen lasten, als es hieß, Deutschland schweres Geld für alles das abzunehmen, was es notwendig brauchte. Die Orga nisation des deutschen Einkaufs hat sich mit Erfolg gegen solche Preistreibereien gewandt. Ihre Einwirkung hat aber ihre Gren zen und unsre Feinde sind bemüht, auf anderer Seite den Vor teil, den uns unsere Organisation gebracht hat, zu unserem Schaden wieder auszugleichen. Besonders jetzt, wo England wieder zu seinem Ausgangspunkt, den Krieg als Geldkrieg zu führen, zurückgekommen ist, wo den „silbernen Kugeln" von 1915 die „sausenden Scheck«" von 1917 gefolgt sind, liegt es im Interesse der Feinde, uns den Krieg zu verteuern, soweit e« irgend möglich ist. Und da bietet die Valutafraze die beste Gelegenheit. Die deutsche Valuta bei den Neutralen regelt sich durchaus nicht nur nach der Frage des Gleichgewichts von deut schen Forderungen ans Ausland und Forderungen de« Auslan des an uns. Die Kriegsoerhältnisse bringen es mit sich, daß die Valuta heute eine Angelegenheit des Gefühls ist, das die neutrale Kaufmannschaft unserer Wirtschaftsbasis gegenüber hegt. Man kann verstehen, daß hier der Faktor Hetze in solchen kauf männischen Vertrauensfragen sehr leicht in mehreren Prozenten mehr oder weniger für die deutsche Mark Ausdruck finden kann. Da ist nun die deutsche Kriegsanleihe eine Gelegenheit zu er folgreicher Gegenarbeit. Der Eindruck, daß da« deutsche Volk selbst Vertrauen zu seiner Wirtschaft hat, muß auch nach außen wirken und die Meinung neutraler Kaufleute beeinflussen. Er hält aber dadurch unsere Valuta einen besseren Stand, dann verbilligt sich ganz von selbst unsere Einfuhr und das in Kriegs anleihe angelegte Geld verzinst sich indirekt noch einmal. Es kann nicht stark genug betont werden, daß die nächste Kriegsanleihe aus staatlichen, wirtschaftlichen und vor allem aus Gründen der ungehinderten Selbständigkeit von Handel und Industrie, sowie der Existenz jedes Staatsbürgers emen großen Erfolg bringen muß. Alle Schichten der Bevölkerung haben ihre Pflicht zu tun. Um nicht« Geringeres als die nationale Selbständigkeit unseres Volkes handelt es sich. Der verdient den Namen eines Deutschen nicht, der nicht sein Letztes freudig für das Vaterland gibt. Die größte Sicherheit für die Spareri st die Kriegsanleihe. Darum trage jeder zu seinem Teile am Erfolge bei. Unsere Feinde müssen sehen, daß Deutschland nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der Finanz wirtschaft Sieger ist. Hierzu 1 Beilage.