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Der Allgemeine Anzeige erscheint wöchemüch zwiMal^ Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- jährlich ab Schalter 1,15 Mk. vei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboten gern entgegen. für die Hrtsöeöördn und Sen Kememderat zu Aretnig. Loksl-Nnreiger liir Sir SrtsÄsNr« Sretmq. ZrssrSkrziisrf. ftaurwaKlr, ?rsM«wsl anä ilmgrgeiui. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt lichen Teile 2b Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags II Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 84. Sonnabend, den 19. Oktober 1918. 28. Jahrgang Staatssekretär Scheidemann über die Kriegsanleihe: Seid pflichtbewußt! Helft unserem Lande! Gedenkt der Soldaten und ihrer Familien! Wer Geld hat, der zeichne! Es ist kein Opfer, sein Geld mündelsicher zu fünf Prozent au- zulegen. Das deutsche Volk wünscht den Frieden. Mütter und Frauen ersehnen die Heimkehr ihrer Lieben aus Schlacht- und Kriegsnot. Den Weg zum Frieden zeigt unser Angebot an Wilson. Wenn wir ihn erfolgreich gehen wol len, dann muß unsere Front jetzt erst recht stark bleiben. Könnte der Feind durch große Gefangenenbeute uns tatsächlich schwächen, dann würde er auf die von uns gezeigte Friedens- möglichkeit verzichten. Dann würde er sm Glauben, uns vernichten zu können, bestärkt Dies zu vermeiden, ist in die Hand unserer Söhne und Väter an der Front gegeben. Sie müssen durch den entschlossenen Willen, fest und unerschüttert zu bleiben, dem Feinde den Wahn nehmen, daß er uns zu Booen werten und einen Frieden diktieren könne, der unserer Ver nichtung gleichkäme. An Euch, Ihr Mütter und Frauen Deutschlands, ist es, denen draußen den Rücken zu stärken im Kampfe um unsere heiligsten Güter. Nur Festigkeit bietet für Euch, Ihr Mütter und Frauen, die Gewähr für einen baldigen Frieden. Kundgebung des deutschen Arbeiterkongresses. Auch die einsichtige deutsche Arbeiterschaft ver schließt sich der Notwendigkeit nicht, jetzt eine einheitliche Front im Innern wie nach außen hin zu bilden und den Ruf erschallen zu lassen: „Alle Mann an Bord!" Der Ausschuß des deutschen Arbeiterkongresses, gezeichnet Behrens, Stegerwald und Bechly, erläßt einen Aufruf, in dem es heißt: Ihr Streiter an der Front! Unsere Hoffnungen auf einen guten Ausgang der eingeleiteten Friedensbemühungen gründen sich auf Euren Heldenmut. Wir gedenken Eurer beispiellosen Taten auf allen Schlachtfeldern. Euch verdanken wir, daß unsere Heimatserde von den Verheerungen des Krieges verschont ge blieben ist. In diesem schicksalsschweren Augen blick gilt es mehr denn je, die lebendige Mauer, dre J.r vier Jahre mit Euren Leibern gebildet habt, aufrecht zu erhalten, damit nicht die Feinde defl heiligen Boden des Vaterlandes überfluten. Wir können nicht zulassen, daß noch in letzter Stunde die furchtbare Schwere des Krieges über Heimat und Herd zermalmend hinweggehe. Ihr in der Heimat! Jahrelang habt Ihr die größten Entbehrungen und Opfer auf Euch genommen. Wohin immer die Stunde der Not Euch rief, habt Ihr das Letzte aufgeboten, um für unsere Kämpfer an der Front durch Eure Arbeit die starke Stütze zu sein. Mehr als je gill es jetzt, nicht zu er lahmen, sondern bis zur Erlangung eines ehren vollen Friedens mit doppelter Kraft einzustehen für Pflichterfüllung und Hingabe bis zum Aeußersten!" Los von Polen. Die „Nationalliberale Korrespondenz" verlangt angesichrs des völligen Swmnungsumschwunges der Polen gegenüber den Mittelmächten und ins besondere Deutschland die Zurückziehung der deutschen Okkupation aus Polen. Das partei- offiziöse Organ schreibt: „Wir sind der Meinung, daß die gegenwär tige Lage uns nicht nur berechtigt, dem polni schen Regentschaftsrat die Verwaltung des König reichs Polen in weitem Maße zu überlassen, son dern wir fordern, und zwar mit Entschiedenheit, daß keine deutschen Truppen mehr zur Aufrecht erhaltung der Ruhe und Ordnung in Polen verbleiben und daß keine deutschen Verwaltungs beamten mehr dort zurückbelassen werden. Wir brauchen den letzten Mann an der deutschen Front und wir brauchen den letzten Beamten in der deutschen Heimat, wenn durch seine Rück kehr ein Mann für die Front freigemacht werden kann. Ueberall fragt man sich im deutschen Volke, was denn unsere Truppen und Verwal tungsbeamten in Polen noch zu suchen haben. Dank haben wir von dem polnischen Regent schaftsrat nicht zu erwarten, und unsere deut schen Polen danken uns das, was wir für die Errichtung des polnischen Staales getan haben, durch eine herausfordernde Haltung, wie sie sich auch in dem kürzlich veröffentlichten Aufrufe der deutschen Polen bekundet. Wollen die Herren in Warschau sich selbst regieren, so sollten wir sie daran nicht hindern. Es ist eine Halbheit, wenn jetzt die Zivilverwaltung in Polen abge baut, während die militärische Verwaltung auf rechterhalten werden soll. Wir hoffen zuver sichtlich, so schließt die Korrespondenz, daß die linksstehenden Parteien, die ja stets das Selbst bestimmungsrecht der Völker als Grundsatz auf gestellt haben, nicht zögern werden, die vollen Konsequenzen hieraus für die Polen zu ziehen. Mag sich der polnische Regentschaftsrat, der mit so ' anmaßenden Worten der deut schen Regierung gegenübertritt, dann mit den polnischen Verhältnissen selbst auseinandersetzen. Der frühere Staatssekretär v. Hintze hat ein mal mit Recht davon gesprochen, daß wir nicht die Schulmeister der Welt seien. Wir wollen Die Standhaftigkeit der Heere der Mittelmächte. Lugano. Einen besonderen Grund für dir Entente, von den Mittelmächten ausgedehnte militärische Sicherungen zu verlangen, bevor sie einem Waffenstillstände zustimmen, sieht der „Corrierre della Serra" in der unentwegten Standhaftigkeit der feindlichen Soldaten. Das österreichische Heer jenseits der Piave wankt und weicht nicht, obwohl aus seinem Lande sich der Friedensruf erhebt und seine Regierung und die ihrer Verbündeten dech Waffenstillstand nach gesucht haben. Es begeht nichts gegen die Dis ziplin und keinerlei Anzeichen sprechen für seine Auflösung. In gleicher Weise kämpft das deutsche Heer an der französischen Front mit äußerster Energie, zu gleicher Zeit, während ihm mitge teilt wird, daß seine und die Regierungen sei ner Verbündeten dayon sprechen, sich Wilson zu unterwerfen. Die feindlichen Soldaten haben keine Eile, sich an der Idee des Friedens zu be rauschen. Italien müsse jetzt nicht mindere Festigkeit zeigen und mit Geduld die Zeit ab warten, bis es seine Toten begrüßen kann, die im Angesicht von Triest und Trient ruhen. Heftige Kämpfe in Flandern. Berlin, 15. Okt. In der Morgenstunde des 14. Okt. setzte bei dichtem Nebel in Flan dern von Handzame bis Wervik Trommelfeuer ein, das sich in schweren Wellen snach Norden hin bis zur Küste fortsetzte. Von See her griffen Monitore ein, die die Küste beschossen. Auch der gegnerische Fliegereinsatz war ein außerordentlich starker. Gegen mittag gelang es den Deutschen, den heftigen Ansturm aufzu sangen und ihn in kleinere Teilangriffe aufzu lösen, bei denen Belgier, Franzosen und Eng länder keine größeren Erfolge mehr erzielten. Mit Artillerievorbereitung griffen zwischen Olizy und Termes Franzosen und Amerikaner wieder holt an. Es gelang ihnen zunächst, westlich Origny die Aisne zu überschreiten. Aber was hier nicht im Abwehrfeuer von ihnen vernichtet wurde, geriet in Gefangenschaft. Nur bei Mou- ron und Termes konnte der Gegner örtliche Erfolge erzielen. — Amerikanische Angriffe, durch schweres Artilleriefeuer aller Kaliber vorbereitet, hielten unter Einsatz von Tanks zwischen Aire und Maas bis in die Dunkelheit an. Im Laufe des gestrigen Tages wurde eine größere Anzahl Maschinengewehre und über 600 Ge fangene eingebracht. (W. T. B.) üertliGrr unä SSGMtL. Bretnig. (Butterversorgung.) Auf Ab- Abschnitt I der Landesfettkarte dürfen 40 gr. Butter abgegeben werden. — Ein grotzer Unterschied. Frank reich hat von seinen Kriegskosten bis Ende 1917 21 v. H. durch Kriegsanleihe gedeckt, England 33 v. H., Deutschland dagegen 70 v. H. Nur Deutschland ist in der Lage gewesen, schon während des Krieges den weitaus größten Teil seiner Kriegskosten in der sicheren Form des langfristigen Kredits aufzubringen, während un sere Gegner auf sehr viel unbeständigere und kostspieligere Wege der Kreditbeschaffung ange wiesen sind. Kamenz. Die. Grippe greift auch hier wieder weiter um sich, so daß eine große An zahl Schüler der Bürgerschule krank darnieber- liegt und eine Klasse bereits geschlossen werden mußte. Leider hatte jdie Krankheit bereits! Todesfälle im Gefolge. Dresden. Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg hat sich in Begleitung des Hofmarschalls Freiherrn o. Berlepsch nach Kon stanz begeben, um daselbst im Auftrage des Königs am 17. d. M. aus Frankreich eintres- sinde Austauschgefangene zu begrüßen- Dresden. (134000 Mark verloren.) Wie das Dresdner Polizeiamt mitteilt, wurden in einem weißen Briefumschläge ohne Aufschrift am 11. Oktober vormittags 134 000 Mark, in der Hauptsache aus Tausendmarkscheinen bestehend, auf dein Hauptbahnhofe verloren. Der Verlust- träger hat eine Belohnung von 15 für Wiederherbeischaffung des Betrages ausgesetzt. Reichenbach. (Von einem wütenden Bullen angefallen) wurde dieser Tage die 23jäh rige Tochter eines Gutsbesitzers im Stadtteil Oberreichenbach. Sie wurde von dem erregten s Tier mit den Hörnern in den Rücken gestoßen, so daß sie nieberstürzte. Der Bulle gabelte dann sein Opfer auf und warf es über sich hinweg. Dem Vater gelang es, die bewußtlos gewordene Tochter vor weiteren Angriffen zu schützen. Kunnersdorf bei Erdmannsdorf. (Schaden feuer.) Hier wurde die nach dem Gasthose ge legene Uhlmannsche Holzschleiferei durch Brand stiftung vollständig in Asche gelegt. Beim Brano- unglück fand leider auch die 72 Jahre alte Ehe frau des im Gebäude wohnhaften Werkführers Rümmler den Lod. Da von dem Brandstifter die Türe zur Wohnung der Rümmlerschen Ehe leute von außen versperrt worden war, sprang Frau R. in ihrer Angst durchs Fenster, wobei sie so schwere innere Verletzungen erlitt, daß der Tod bald eintrat. Gunnersdorf bei Frankenberg. (Stiftung.) Von den Erben des kürzlich verstorbenen Fabrik besitzers Hugo Sonnabend sen. hier wurden zu dessen Gedächnis und im Hinblick auf seine langjährige Tätigkeit als Gemeinderatsmitglied der hiesigen Gemeinde 2000 Mark mit der Bestimmung übergeben, die Zinsen davon all jährlich für wohltätige Zwecke zu verwenden. Mittweida. (Starkes Auftreten der Grippe.) In unserer Stadt tritt die Grippe in geradezu beängstigender Weise auf. Auf An ordnung des Königl. Bezirksarztes wurden die Schulen geschlossen. Chemnitz. Eine folgenschwere Erplosion ereignete sich am Montag nachmittag in der im Grundstück Limbacher, Straße 126 befind lichen Bohnermasse- und Schuhkremefabrik. Wahrscheinlich sind durch die Mischung der verschiedenen Massen Gase entstanden, die sich an der im gleichen Raume befindlichen Feuer ung entzündet haben. Durch die Erplosion wurde die 22jährige Arbeiterin Luise Fuchs getötet, ihr Körper verbrannte vollständig. Die Frau des Geschäftsleiters Wilde erlitt ebenfalls sehr schwere Brandwunden und dürfte kaum niit dem Leben daoonkommen. Wilde kam mit schweren Brandwunden an den Händen davon. Wilde und seine Frau wurden in das städtische Krankenhaus eingelietert. — Wie schützt man sich gegen die Grippe? In der „Neuen Freien Presse" macht ein Wiener Kritiker folgende Mitteilungen über die Möglichkeit, sich gegen Ansteckung durch die Grippe zu schützen: Man ist ja darüber einig, daß die Infektion durch die Almunzsor- gane stattfindet. Es ergibt sich hieraus die Wichtigkeit- die Infektionsträger schon im Nasen rachenraum unr in der Mundhöhle unschädlich zu machen. Ich habe deshalb bei meinen Pa tienten und in meinem Bekanntenkreise während der Influenza-Epidemie auf die tägliche Desin fektion des Nasenrachenraumes und der Mund höhle hingewirkt. Die Maßnahmen waren sehr einfach und bestanden im Hinaufschnupfen ge ringer Mengen feinpulverisierter Borsäure in die Nase, eventuell Durchspülung des Nasenraumes mit einer Lösung von Borsäure oder Salizyl säure ober Einführung kleiner Mengen einer Mentholsalizylsalbe in die Nase, Ausspülungen der Mundhöhle und Gurgelungen mit Borwas ser und schwachen Hypermanganlösungen. — Die Grippe. In Bautzen fehlen in den Schulen bis zu 60 Prozent der Schüler und eine große Anzahl Lehrer. In den Dör fern der Umgegend von Bautzen, so in Rachlau und Wuischke, verläuft die Grippe noch immer tödlich. — In Chemnitz steigt die Zahl der Krankheitsfälle von Tag zu Tag. Bei der All gemeinen Ortskrankenkasse wurden bis Mittwoch über 2000 Erkrankungen und 20 Todesfälle gemeldet. „In schicksalsschwerer Stunde wenden wir uns an unsere Anhänger und Freunde an der Front und in der Heimat. Unendlich viel hängt jetzt von Eurem Verhalten ab. Das deutsche Volk bekommt in mehrfacher Hinsicht einen anderen Frieden, als es sich ihn oorstellte. Der Augen blick ist aber nicht geeignet, Schuldsragen auf zuwerfen, weil sie die verschiedenen Stände und Vvlksklaffen entzweien würden. Die Stunde aber erfordert größtmöglichste Geschlossenheit nach innen und nach außen. weder die Schulmeister, noch die Gendarmen der Welt sein. Deshalb glauben wir, je eher man die Parole: Los von Polen! ausgeben wird, um so besser wird es für uns sein.