Volltext Seite (XML)
Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Süchsische Schweiz Mtsblck sir das MWM, iss smic sör d» Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Die Ausgabe des Blattes erfolgt nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Vierteljährlich 3 Mk., monatlich 1 Mk., durch die Post vierteljährlich 3 M. (ohne Bestellgeld). Die einzelne Nummer kostet 12 Pfg. Alle Postansialtcn im Reiche und im Auslände, die Briefträger und die Geschäftsstelle, sowie die Zcitungsbotcn nehmen jederzeit Bestellungen auf die „Sächs. Elbzeitung" an. Druck uud Berlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke. SiMrai j« WUn M da NachmMmt i" Anzeigen sind bei der weiten Verbreitung der „Sächsischen Elbzeitung" von gutem Erfolg. Annahme derselben nur bis spätestens vormittags 9 Uhr, größere Anzeigen am Tage vor dem Erscheinen erbeten. Ortspreis für die <> gespaltene Kleinschriftzeile oder deren Nanni 20 Pfg., für auswärtige Auf traggeber 25 Pfg. (tabellarische und schwierige Anzeigen nach Uebercinkunft), Reklame nnd Eingesandt die Zeile 60 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Verantwortlich: Konrad Nohr la pp er, Bad Schandau. Fernruf Nr. 22. Telegramme: Elbzeitung. :: Postscheckkonto: Leipzig Nr. 34918. Gemelndeverbands-Girokonto Schandau 36. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleinhennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwih, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesämtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Nr. 46 Bad Schandau, Dienstag, den 8. April 63. Jahrgang Lenins Bekehrung. In demselben Augenblick, da in München die baye- icische Räterepublik ausgerufen wird und da auch das ganze Deutsche Reich dem gleichen Endziele zusteuert, meldet sich im Vorwärts ein ungenannter, aber sicherlich namhafter Genosse zum Wort, um nicht mehr und nicht weniger festzustellen, als daß Lenin und Trotzki, die beiden Väter dieses Staatssystems, innerlich wie äußerlich längst wieder über ihre Erfindung binauLgewachsen sind. Ihre Sendlinge, die bei uns nnd anderwärts die Revolution immer weiter vorwärtstreiben, scheinen den Faden, der sie mit ihrer heimatlichen Entwicklung verbinden soll, ver loren zu haben; um so interessanter ist es desbalb, von anderer zuständiger Seite zu erfahren, wie rasch und wie gründlich die gegenwärtigen Lenker des russischen Staates sich von ihren verhängnisvollen Irrlehren befreit baben. Do wird zunächst davon ausgegangen, daß die Arbeiter- und Soldatenräte in Rußland nach Ausbruch der ersten Revolution im Jabre IM die Ausgabe batten, einen kümmerlichen Ersatz zu bilden für irgendeine Art von Organisation, die dem russischen Proletariat in jenem entscheidenden Augenblick nicht zur Verfügung stand. Denn alles, was nach Demokratie schmeckte, war vom Barentum rückhaltlos unterdrückt worden. Die deutschen Arbeiter dagegen hatten in langwieriger schöpferischer Tätigkeit wohlausgebaute, einflußreiche Vertretungskörper Lür ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen ge schaffen, so daß ein wirkliches Bedürfnis für die Ent wicklung des Nätesystems in ihren Reihen gar nicht vor handen war. Aber Lenin hat sich auch tatsächlich sehr bald überzeugt, daß mit dieser Organisationsform eine Aeine Minderheit sich wohl diktatorisch behaupten kann, Aedoch nur auf Kosten des gesamten Wirtschaftslebens, Dessen Zerrüttung sich vor seinen Augen in rasendem Tempo vollendete. Und was tat er, um ihr, so weit überhaupt noch möglich, ein Halt zu gebieten? Er führte in Fabrik und Handwerk die Akkordarbeit wieder ein, vor der sonst jeder .revolutionäre" Arbeiter sich dreimal zu bekreuzigen pflegt. Er befahl zweitens die Anstellung von Spezialisten für den Arbeits prozeß, also von Vorarbeitern, Meistern, technischen und kaufmännischen Betriebsleitern, die seine Leute vorher überall entweder davongejagt oder totgeschlagen hatten. Sie sollen durch Gehälter bis zu 100000 Rubel wieder für ihre alte Arbeit gewonnen werden — man denke, im kommunistischen Rußland, wo doch jetzt alles über einen Kamm geschoren werden muß! Und damit sie auch im stande sind, die Produktion wieder in Gang zu bringen, wird das berüchtigte Taylorsystem in den Fabriken ein geführt, eine Erfindung höchstgesteigerten amerikanischen Erwerbsgeistes, dessen Sinn darin besteht, die Arbeitskraft jedes einzelnen Mannes bis zum äußersten anzuspannen und auszunutzen, um den Produktionsprozeß soweit wie nur Irgend möglich zu verbilligen. Ein wahrer Triumph des Kapitalismus also, dessen Untergang die Jünger der Revolution an erster Stelle auf ihre Fahne ge schrieben haben.' Das sind Zugeständnisse an die Arbeitsmethoden der zerstörten bürgerlichen Gesell schaft, wie sie weitgehender nicht gedacht werden können. Aber was hilft's? Hat doch auch der leidenschaft liche Trotzki es direkt aussprechen müssen, daß die besten Vertreter der Arbeiterklasse, wenn sie die nötigen techni schen Kenntnisse nicht besitzen, nicht einen einzigen aus gebildeten Fachmann ersetzen können. Auf das dringendste empfiehlt er lseivubeichränkung der Arbeilerllasse auf Kosten ihrer .kameradschaftlichen Initiative", die geneigt sei, nur noch gewählte Vertrauensmänner zuzulassen, während doch die freie Tätigkeit verantwortlicher Fach männer, die nicht durch unsachliche Kontrollinstanzen in ihrem Schaffen gehemmt seien, gar nicht entbehrt werden könne. Hier wird also den Fabrik- und Betriebsräten von ihrem ureigensten Erfinder das Todesurteil gesprochen: sie sind der Tod der Initiative des allein zuständigen Fachmannes. Genau so absprechend lautet Trotzkis Urteil über die Soldatenräte. Auch seine rote Armee muß, das hat er längst eingesehen, ohne Heranziehung militärischer Spezialisten ein totes Instrument bleiben — also gibt er sich die größte Mühe, die früheren Offiziere und Generale für seine Arbeit zu gewinnen. Er hat sich zu der Er kenntnis durchgerungen, daß auf dem Kommandogebiet, in allen Operations- und Kampffragen die volle und aus schließliche Verantwortung den Offizieren zustehen muß, und daß ihnen deshalb die notwendigen Rechte ohne jede Einschränkung zu gewähren sind. Das Wahlprinzip, also das System der Soldatenräte, erklärt er unter der jetzigen Herrschaft für politisch zwecklos und für technisch unzweck mäßig — und deshalb hat er es kurzerhqnd durch ein Dekret aufgehoben. Das Gespenst der Gegenrevolution hat ihn auf der Umkehr von einem als Irrweg erkannten System nicht aufhalten können; er ist eben ein Mann der Tat, nicht des Wortes. Und mit Recht fragt der Vor wärts: .Müssen wir in Deutschland notwendigerweise erst alle Fehler, die in Rußland schon überwunden werden, machen? Müssen wir durch alle Irrungen und Wirrungen des vollständigen Zusammenbruchs hindurchgehen, um endlich eines Tages auch zu erkennen, wie Trotzki und Lenin erkannt haben, daß wir mit den Übertreibungen des Rätesystems auf einen falschem Weg waren?" Müssen wir? Das ist die Frage. Es scheint fast so, daß wir müssen. Jetzt beherrscht es die Köpfe unserer Arbeiter, und niemand hört mehr auf Warnungen, selbst wenn sie aus noch so berufenem Munde kommen. Oie sehie große Machtproben Eine Warnung der Regierung in zwölfter Stunde. Berlin, 7. April. Die Reichsregierung veröffentlicht folgende warnende Kundgebung: / Die Anzeichen mehren sich, daß die Woche des Räte« kongrcsscS l>o» den Spartakisten und dem ihnen nahe stehenden linken Flügel der Unabhängige» zu einer letzten großen Machtprobe mißbraucht werden soll. Die Genannten sehe» in den freiwilligen Korps mit Recht daS Hindernis dcS Umsturzes uud der Auarchic. Da sie ihnen nicht anders beiznkommc» vermöge», versuchen sic, de» einzelnen, der sich anwerven läßt, abzuschrecken. K , H > Weiter heißt es in der Kundgebung: Die Regierungs truppen haben in den schlimmsten Tagen die Republik vor der Zerstörung bewahrt. Die Reichsregierung wird ihnen das nie vergessen. Abgesehen von allen streng zu ver urteilenden und zu bestrafenden Ausschreitungen, gebührt ihnen Dank und Schutz. Beides soll ihnen werden. Der Neichswehrminister hat 'die. Photographien der von Spartakisten niedergemetzelten uud verstümmelten Ne- gierungssoldaten nach beglaubigten Aufnahmen der Arzte jetzt veröffentlichen lassen.^ Die Unabhängigen haben.von Druckerei zu Druckerei verfucht, die Herstellung des ihnen, so unangenehmen Dokumcntenbeweises zu verhindern. ES ist nicht gelungen, und die Bilder geben nun die von Noske versprochene Antwort auf die Behauptungen HaaseS in der Nationalversammlung, Ausschreitungen gegen, 8^ gierungssvkdaten seien gar nicht vorgekommen. ' < Dio Wühlarbeit der „Freiheit". . Inzwischen führt die „Freiheit", — sagt die NegiermOs- erklärung, — die allen anderen Blättern Unwahrhaftigkeit vorwirst, ihren Kampf mit den unerhörtesten Lügen weiters Die Sonntagsausgabe vom 6. April veröffentlicht eine angebliche Ansprache des Majors von Stockhausen iw Berlin, die u. a. den Satz enthält: „Für uns sind diese Unruhen das Veste, was es geben kann". Die Rede würde, soweit die Überschrift, unter der die „Freiheit" sie bringt, „Ein neuer Anschlag der Kaisertreuen", rechtfertigen — wenn sie gehalten worden wäre. Diese ganze An sprache von Stockhausen ist vom ersten bis zum letzten Wort erfunden, ebenso wie die Zusammenkunft der .ihm unterstellten Formationen". Wir missen nicht, was auF der geheimen Agitation zu einem Generalstreik am 8. April erwächst. Eines sei aber heute schon festgestellt: Die „Freiheit", das Berliner Organ der Unabhängigen- trägt den Hauplteil aller Schuld, wenn wieder Arbeiter, durch Lügen verhetzt, zu den Waffen greifen und aufs neue Blut fließt. , Keine Maffenhaftbcfehlo. . „ - , Die agitatorisch verbreitete Behauptung, es seien gegen kommunistische und unabhängige Arbeiterräte sowie gegen die Mitglieder der kommunistischen Partei in Groß berlin bereits mehr als 200 Haftbefehle erlassen, ent spricht nicht den Tatsachen. Es versteht sich indessen — so wird halbamtlich gemeldet — von selbst, daß Verbrecher auch dann verhaftet werden, wenn sie einer Ler genannten politischen Gruppierungen angehören. Räterepublik in Bayern. Ausrufung iu München. — Die alte Negierung bleibt trotzdem! — Die verächtliche NeichSrcgierung. — DaF NcvolutionStribunal. — Beschlagnahme aller Vermögen. Was in Bayern schon seit einiger Zeit zu erwarten war, ist nun Wirklichkeit geworden, wie folgende Meldung besagt: München, 7. April. Nach Mitternacht w»rdc im Wittelöbacher Valaiö 1« Anwesenheit des Münchener ZeutralrateS, sowie von Ver tretern der drei sozialistischen Parteien nnd des revo- lutionären ArbciterratS die bayerische Räterepublik auS- gernfen. -In den früher von der königlichen Familie be wohnten vtäumen herrschte ein bewegtes Treibe». Die unruhigen Köpfe in München haben also für den Augenblick gesiegt. Ob sie sich völlig durchsetzen können, erscheint nicht gewiß, da, wie auch der Vorwärts betont, kaum die Mehrzahl der Bewohner Münchens, geschweige ganz Bayerns, hinter der Bewegung stehen dürfte. Hetze zu Juden- und Bürgerpogromen. In München herrscht im Augenblick noch Ruhe, es scheint aber die Ruhe vor dem Sturm zu sein. Auf den Plätzen und Straßen wird auch bereits von den Kommu nisten laut und frei zu Pogromen gegen die Juden und gegen die Bürgerschaft aufgefordert. Das 1. bayerisch« Verkauf von Heereskraftwagen im Freistaate Sachsen. Die Landesstelle Sachsen des Neichsverwertungsamtcs wird durch ihre Abteilung für Krastfahrwesrn jetzt mit dem Verkaufe von Hcereskraftwagen beginnen. Die Kauf- gesuche sind an die VerKaussabteilung der Sächs. Abteilung für Krastsahrwesen in Leipzig- Thonberg, Reitzenhainer Str. 168, zu richten. Zum Verkauf kommen zunächst: Neue Personenkraftwagen über 14 1^8., gebrauchte Personenkraftwagen ohne Ein schränkung, nicht instandgesetzte, nicht betriebsfähige Lastkraftwagen aller Art, instand- gesetzte Kraftfahrräder. Berücksichtigt werden zunächst: Die Gesuche von Behörden, ferner von Betriebsgcsellschaften, Gewerbeunternehmern und Privaten einschließlich Schwerkriegsbeschädigter, welche die Notwendigkeit zur Be schaffung von Kraftfahrzeugen behördlich Nachweisen. Für später sind öffentliche Versteigerungen in Aussicht genommen. Bereits eingcgangene Kausgesuche werden, sofern eine amtliche Dringlichkeits- Bescheinigung oorliegt, nach Möglichkeit berücksichtigt. Alle den Verkauf von Heeres- Kraftwagen betreffende Anfragen sind unmittelbar an die obengenannte Verkaufs-Abteilung zu richten. Persönliche Nücksragen in Leipzig, Zwickau, Coswig und Dresden sind zwecklos. 90 III I) LI Dresden, den 5. April 1919. 3686 Neichsverwertungsamt, Landesstelle Sachsen. Lebensmittel betr. klsnstoikLvIn und Lsuvnknsul bei Haase. Es werden beliefert die Bezirks kartoffelmarken und X mit je 4 Pfund Kartoffeln und 2 Pfund Sauerkraut. Preis für Kartoffeln 15 Pfg. das Pfund. Schandau, am 8. April 1919. Der Stadtrat. Kohlenversorgung betr. Es können beliefert werden: die Abschnitte 14 der Bezirkskohlengnunülrarte mit je Ztr., sowie 17 und 18 der grünen LusskLkarte mit zusammen Ztr. knikvtt«. Ausgabe für die Häuser 1—150 Mittwoch, den 9. dss. Mts., vormittags von 8—12 und nachmittags von 2—6 Uhr, für die Häuser 151—264 Donucrstag, den 10. dss. Mts., vormittags von 8 — 12 und nachmittags von 2—6 Uhr bet liksnligs. Schandau, den 8. April 1919. Der Stadtrat. Die Stadt-Sparkasse Schandau Geöffnet für Ein- und Rückzahlungen an jedem Werktage vormittags von 9 — 12 Uhr und nachmittags von 2—4 Uhr. Sonnabends durchgehend von 9—2 Uhr. im neueren Schulgebäude, erste Etage. AnS- gäbe jeden Freitag zwischen 4 und 5 Uhr.