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Allgemeiner Weiger. Der Allgemeine Anezeige^ erscheint wöchentlich zwiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Schalter 1,15 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeuungsboten gern entgegen. ArnLsbtertt Postscheckkonto: Leipzig Nr. 348 94. für die Hrtsöeöörde and den Kemeinderat zu Meeting. Lokal-NEiger kür Sie ÄrWMm Srewig, großrödrsasrl, sisurwaiae, Umgegrns. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 1b Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt lichen Telle 25 Pf., und im Reklametell 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. SchrifLleiLung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 90. Sonnabend- den 9. November 1918. 28. Jahrgang Das Programm Wilsons. Die vierzehn Punkte. Der erste Punkt ist, daß alle Friedens verträge öffentlich sind und öffentlich zu stande gekommen sind und daß danach keine geheimen internationalen Vereinba rungen irgendwelcher Art mehr getroffen werdendürfen, sondern dieDiplomatieimmer offen und vor aller Welt getrieben werden soll. Der zweite Punkt ist vollkommene Frei heit der Schiffahrt auf dem Meere außer-- halb der territorialen Gewässer im Frieden! sowohl wie im Krieg, mit Ausnahme jener - Meere, die ganz oder teilweise durch eine! internationale Handlung zwecks Durchse-j tzung internationaler Verträge geschloffen! werden. Der dritte Punkt ist die Beseitigung, so weit sie möglich ist, aller wirtschaftlichen Schranken und die Errichtung der Gleich heit der Handelsbeziehungen unter allen Nationen, die sich dem Frieden anschließen und sich zu seiner Ausrechterhaltung ver einigen. Die vierte Bedingung ist, daß entsprechende Garantien gegeben und angenommen wer den, daß die Rüstungen der Völker auf das niedrigste mit der inneren Sicherheit zu vereinbarende Maß herabgesetzt werden. Punkt 5. Eine freie, weitherzige und unbedingt unparteiische Schlichtung aller kolonialen Ansprüche, die auf einer strikten Beobachtung des Grundsatzes fußt, daß bei der Entscheidung aller solcher Souveräni- tätssragen die Interessen der betroffenen Bevölkerung ein ebensolches Gewicht haben müssen wie die berechtigten Ansprüche der Regierung, deren Rechtstitel bestimmt wer den sollen, sollte herbeigeführt werden. Punkt 6. Wir müßten ferner die Räu mung des ganzen russischen Gebiets, sowie ein Einvernehmen in allen Fragen, die es betreffen, verlangen zwecks freier Mitwir kung der anderen Nationen der Welt, um Rußland eine unbeeinträchtigte und unbe hinderte Gelegenheit zur unabhängigen Be stimmung seiner politischen Entwicklung und nationalen Politik erringen zu helfen, um es in der Gesellschaft freier Nationen unter selbstgewählten Staatseinrichtungen will kommen heißen zu können; darüber hinaus würden wir Rußland Unterstützung jeder Art, die es nötig hätte und wünschen würde, gewähren. Punkt 7. Belgien muß, worin die ganze Welt übereinstimmt, geräumt und wieder aufgerichtet werden, ohne jeden Versuch, seine Souveränität, deren es in gleicher Weise wie alle anderen freien Nationen er freuen soll, zu beschränken. Punkt 8. Das ganze französische Terri torium müßte befreit und die besetzten Teile wiederhergestellt werden, sowie das Unrecht, das Frankreich durch Preußen im Jahre 1871 hinsichtlich Elsaß-Lothringens zuge fügt wurde und das den Weltfrieden wäh rend nahezu fünfzig Jahre in Frage ge stellt hat, sollte wieder gutgemacht werden, damit der Frieden im Interesse aller wieder sichergestellt werden kann. Punkt 9. Es müßte eine Berichtigung der italienischen Grenzen nach dem klar erkennbaren nationalen Besitzstand durch geführt werden. Punkt 10. Den Völkern von Oester reich-Ungarn, deren Platz unter den ande ren Nationen wir sichergestellt zu sehen wünschen, müßte die erste Gelegenheit einer autonomen Entwicklung gegeben werden. Punkt 11. Rumänien, Serbien und Montenegro müßten geräumt und die be setzten Gebiete zurückerstattet werden; Ser bien müßte einen freien und sicheren Zu gang zur See erhalten und die Beziehungen der Balkanstaaten zueinander müßten durch freundschaftlichen Verkehr gemäß der histo risch feststehenden Grundlinien von Zusam mengehörigkeit und Nationalität bestimmt sein; auch müßten internationale Garan tien der politischen und wirtschaftlichen Un abhängigkeit sowie der Unverletzlichkeit des Landbesitzes der Balkanstaaten gegeben werden. Punkt 12. Den türkischen Teilen des gegenwärtigen Osmanischen Kaiserreiches müßte unbedingte Selbständigkeit sicherge stellt werden. Aber die anderen Nationali-! täten, die jetzt unter türkischer Herrschaft stehen, wollen eine unzweifelhafte Sicherheit für ihre Lebensbedingungen und eine voll kommen unbeeinträchtigte Gelegenheit zu autonomer Entwicklung erhalten. Die Dar danellen sollen dauernd als freie Durchfuhr unter internationalen Garantien den Han delsschiffen aller Nationen geöffnet werden. Punkt 13. Ein unabhängiger polnischer Staat, der alle Länder, die von einer un zweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt sind, und der einen gesicherten freien und zuverlässigen Zugang zur See besitzt und dessen politische und wirtschaftliche Unab hängigkeit sowie territoriale Unverletzlichkeit durch internationalen Vertrag garantiert sein müßten, sollte errichtet werden. Punkt 14. Es muß eine allgemeine Vereinigung der Nationen mit bestimmten Vertragsbedingungen gebildet werden zum Zwecke gegenseitiger Garantieleistung für die politische Unabhängigkeit und Unver letzlichkeit der großen sowie der kleinen Nationen. Die fünf Punkte: „Erstens. Die unparteiische Gerechtigkeit darf keine Unterscheidung zwischen denen einschließen, gegen die wir gerecht zu sein wünschen und denen, gegen die wir nicht gerecht zu sein wünschen. Es muß eine Gerechtigkeit sein, die keine Begünstigten kennt und keine verschiedenen Maßstäbe, sondern gleiche Rechte für die verschiedenen in Betracht kommenden Völker. Zweitens. Kein besonderes oder abge trenntes Interesse irgendeines Teiles des Abkommens gemacht werden. Drittens. Es kann in der allgemeinen gemeinsamen Familie des Völkerbundes keine Verbände, Bündnisie oder besondere Abmachungen und Verständigungen geben. Viertens. Es kann, und das geht mehr ins einzelne, keine besonderen wirtschaft lichen Kombinationen innerhalb des Bun des geben, keine Anwendung irgendeiner Form wirtschaftlichen Boykotts oder Aus schlusses, abgesehen von der im Völkerbund selbst als Strafmaßregel verhängten Aus schließung von den Weltmärkten, die als Mittel der Disziplin und der Kontrolle dient. Fünftens. Alle internationalen Abma chungen und Verträge jeder Art müssen der ganzen übrigen Welt bekanntgegeben werden." Aufruf des Reichskanzlers. mtb B e r l i n, 6. November. (Amtlich.) Der Reichskanzler Hal den folgenden Aufruf er lassen: Präsident Wilson hat heute auf die deutsche Note geantwortet und mitgeteilt, daß seine Ver bündeten den 14 Punkten, in denen er seine Friedensbedingungen im Januar dieses Jahres zusammengefaßt hatte, mit Ausnahme der Frei heit der Meere zugestimmt haben und daß die Waffenstillstandsbedingungen durch Marschall Foch mitgcteilt werden. Damit ist die Vor aussetzung für die Friedens- und für die Waffenstillstandsverhandlungen gleichzeitig ge schaffen. Um dem Blutvergießen ein Ende zu zu machen, ist die deutsche Abordnung zum Abschlusse des Waffenstillstandes und zur Aufnahme der Friedensverhandlungen heute ernannt worden und nach dem Westen abgereist. Die Verhandlungen werden durch Unruhen und disziplinloses Verhalten in ihrem erfolg reichen Verlaufe ernstlich gefährdet. Ueber vier Jahre hat das deutsche Volk in Einigkeit und Ruhe die schwersten Leiden und Opfer des Krieges getragen. Wenn in der entscheidenden Stunde, in der nur unbedingte Einigkeit des ganzen deutschen Volkes große Gefahren für seine Zukunft abwenden kann, die inneren Kräfte versagen, so sind die Folgen nicht abzusehen. Aufrechterhaltung der bisher gewahrten Ord nung in freiwilliger Manneszucht ist in dieser Entscheidungsstunde eine unerläßliche Forderung, die jede Volksregierung stellen muß. Möge jeder Staatsbürger sich der hohen Ver antwortung bewußt sein, die er in Erfüllung dieser Pflicht seinem Volke gegenüber trägt. Reichksanzler Prinz Max v. Baden. Einigungsversuche zwischen Haase und Scheidemann. Berlin, 6. Noo. Wie ein Berliner Blatt erfährt, werden jetzt innerhalb der führenden sozialdemokratischen Kreise ernst haft Versuche gemacht, die beiden feindlichen Flügel wieder zu vereinigen. Es ist zu diesem Zweck bereits eine Verständigungs kommission in Aussicht genommen, in die von beiden Seiten, von der Scheidemann- Gruppe und von der Haase-Gruppe, Ver treter entsandt werden sollen. Jüdischer Soldatenrat in Lublin. vstb Warschau, 6. November. Jüdische Warschauer Blätter bringen die Nachricht, daß 1400 jüdische Soldaten der österreichischen Gar nison von Lublin einen jüdischen Soldatenrat bildeten. Die polnischen Offiziere forderten zu nächst unter Androhung der Proviantverweigerung von den Juden den Eid für die polnische Le gion trotz des ausdrücklichen Befehls, daß nur Freiwillige zum polnischen Heere genommen wer den sollen. Andererseits verlangten auch die ukrainischen Offiziere die Unterstellung der Juden unter sie. Eine Versammlung, die von Hunderten von jüdischen Soldaten und Unter offizieren mit blauweißen Kokarden statt den früheren Abzeichen besucht war, bildete einen Soldatenrat. Für den Fall eines Kampfes mit ruthenischem Militär werden sich die Juden neutral verhalten. Die Unruhen in Aussig. Ueber die Vorgänge in und bei Aussig be richtet das Nordböhmische Tageblatt Einzelheiten, denen wir folgendes entnehmen: In der Reisschälfabrik in Krammel lagerten große Lebensmittelvorräte, über die die Sperre verhängt worden war, um sie für die Aussiger Bevölkerung zu sichern. Auf das irrtümliche Gerücht hin, daß diese Vorräte verteilt werden sollten, sammelte sich dort eine große Menschen menge an, die bald mit Gewalt in die Maga zine eindrang und zu plündern begann. Als die Leute hinausgedrängi wurden, steckten sie 2 Magazine in Brand, die gänzlich vernichtet wurden. Ein drittes militärisches Magazin mußte nun der Menge preisgegeben werden und sofort begann die Ausräumung des riesigen Magazins. Säcke mit Hafer und Haferreis, Rohzucker, Walnüssen, Salz, Hafer, Hunderte Kisten mit Honigbutter und Tausende Mehl säcke wurden mitgenommen. Vor dem Magazin standen andere Leute und plünderten die Plün dernden. Noch bis in die späten Abendstunden schleppten die Leute ihren Raub fort. Auch Elbekähne wurden dazu verwendet. Beleuchtung lieferte die brennende Reisschälfabrik, welche einen Schaden von 10 Millionen Kronen erlitten haben soll. Weit ernster sah es anfänglich in Aussig selbst aus. Hier begann schon früh die Aus räumung der ehemaligen K. u. K. Bergestellen, welche riesige Vorräte an Schuhen, Fellen, Leder, Uniformen, Stoffen und Zwirn, (letzterer allein im Werte von einer Million) bargen. Die Menge stürmte die Magazine und begann die Vorräte wegzuschleppen. Die Aussiger Polizei vermochte die Leute zurückzudrängen und schließlich wurden auch Maschinengewehre auf gefahren. Es wurden scharfe Schüsse in die Luft abgegeben, sodaß niemand durch Schüsse verletzt wurde. Dennoch gab es mehrere Tote — man spricht von 6 — die Leute wurden zu Tode getreten. In den späteren Nachmittags stunden gab man auch die Bergestellen frei und auch diese wurden noch bis in die späte Nacht hinein geleert. Die Plünderung wurde in der Nacht auf Sonntag und tagsüber fortgesetzt. Die Bürger wehr verstärkt durch eine noch in der Nacht ge bildete Arbeitermiliz, beschränkte sich darauf, die zahlreichen übrigen gefährdeten Objekte zu bewachen. Der Personenverkehr auf der Aussig— Teplitzer Eisenbahn ist vollständig eingestellt. Theater und Kinos sind gesperrt. Der Wert der vernichteten Waren wird auf 40 Millionen Kronen beziffert. Die Ausschreitungen haben keinen nationalen Charakter. Die tschechische Bevölkerung selbst beteiligt sich an der Aufrecht erhaltung der Ordnung. Das Friedensverlangen in England. Rotterdam, 5. Nov. „Daily News" meldet, daß am letzten Sonntag in London 16 Massenversammlungen für den sofortigen Waffen stillstand und Frieden stattgefunden haben. In Edinburg und Glasgow kam es zu Umzügen der Gewerkschaften, die von den Behörden unter drückt wurden. Zürich, 5. Nov. Der Züricher „Tages anzeiger" meldet aus London: Die Londoner Börse beging seit Montag allgemeine Abschlüsse für den Waffenstillstand bis Sonnabend dieser Woche. OrrMLer uns ZMMez. — Bntterversorgung. Auf Abschnitt U der Landesfettkarte wird in Kamenz, Pulsnitz, Elstra, Königsbrück, Bretnig, Großröhrsdorf, Schwepnitz, Ohorn, Wiesa, und Pulsnitz M. S. 60 Gramm Marga- f rine zum Preise von 29 Pfg., in allen übrigen Gemeinden 40 Gramm Butter ab gegeben werden. Bretnig. Bei hiesiger Sparkasse wur den auf die 9. Kriegsanleihe von 36 Zeich nern, einschließlich der von der Kaffe ge zeichneten 80000 Mark, insgesamt 100700 Mark gezeichnet. Bretnig. Einer großen Anzahl von Hühnerhaltern sind in der letzten Zeit Straf verfügungen wegen ungenügender Abgabe von Eiern zugegangen. Etwaige Beschwer den sind direkt bei der Gemeindebehörde anzubringen, welche die tatsächlichen An gaben der Beschwerdeführer nachzuprüfen und dann die Beschwerde der Königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz weiterzuge ben hat.