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Zeitung für die Ortschaften Bretnig, Kauswslöt, Großröhrsdorf, NranKmthal und Amgegenö Redaktion, Druck und Verlag von N. Blhuvlg, Bretnig. Nr. 7S Mittwoch, den 19. September 1894 4. Jahrgang. — In dem in Leipzig stattgefundenen Prois. k SI. I>s. 40 Durch jenes Flugblatt fühlte sich Herr Rechts anwalt Dr. Hans Blum in Leipzig beleidigt und hat nun gegen die Mitglieder des Wahl komitees und gegen den Verleger des Flug blattes Klage angestrengt; die Anklageschrift ist den Beteiligten jetzt zugestellt worden. Wie das „Sachs. Volksbl." berichtet, hat Dr. Blum Gefängnisstrafe für die Angeklagten und 6000 Mark Geldbuße, außerdem Trag ung der Prozeßkosten und der notwendigen Auslagen des Privatklägers, sowie Veröffent lichung des Urteils in den verbreitesten Blät tern und Anschlag desselben an den Plakat säulen rc. der Städte des 23. Reichstags wahlkreises beantragt. Marktpreise in Kamenz am 13. September 1894. 50 75 3 20 2 : 2 5.94 7 6 den besseren hiesigen Terrainverhältnissen zu-! zuschreiben ist. Fischer hatte, als er aufhörte, > also in 5^2 Stunden, insgesamt 369 Run- ! den 360 Meter ----- 184,86 Kilometer zurück gelegt. Große Freude erregte es, als Fischer, i als er sich von seiner Erschöpfung erholt hatte, nochmals auf der Bahn erschien und eine Runde fuhr, natürlich ohne damit den Kampf wieder aufzunehmen. Der ausgesetzte Preis von 1000 Mk. in Gold war nach dem Aus gang des Kampfes Cody zugefallen; doch hat dieser in Anbetracht der Verhältnisse an Fi scher 600 Mark und ein Ehrengeschenk abge geben. — Der deutsche Vorkämpfer im Schach sviele, Dr. Tarrasch, hat zum 4. Male in einem großen internationalen Turniere in Leipzig die Siegespalme errungen. Kein le bender Schachspieler in der ganzen Welt hat eine so große Zahl von Turniererfolgen er sten Ranges aufzuweisen, wie Dr. Tarrasch. Am Sonntag wurden nun auch die anderen Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ine ,s;aus I Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. der Meyer'schen Arbeiter-Kolonie bilden den Abschluß dieses großartigen, gemeinnützigen! Unternehmens, ihre Wohnungen sollen am 1. Oktober d. I. bezogen werden. Die Gesamt- Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholuno-" Rabatt nach Uebereinkunft Vorarbeiten zur Vereinigung der verschiedenen — - Richtungen unter einer gemeinsamen Leilung > „spukts Expedition: Bretnig Nr. 13!». Inserate bitten wir für oie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 4,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche il> den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. haben, der „Deutschen Wacht" zufolge, eine vorläufige Verständigung zu Wege gebracht. Die Vereinbarung, deren entgiltige Genehmi gung dem Parteitage in Eisenach zusteht, umfaßt folgende Punkte: Die Reformpartei und die deutsch-sozialen Antisemiten treten unter dem Namen „Deutsch-soziale Reform partei" zu einer Partei der vereinigten Anti semiten zusammen. Im Reichstage soll die Einigung schon bei Beginn der neuen Reichs tagssession durch Bildung einer Fraktion der vereinigten Antisemiten zum Ausdruck gelan gen. Ahlwardt kann als Hospitant ausgenom men werden. Ueber die Verständigung sollen zunächst die beiderseitigen Parteivorstände, bez. Vertrauensmänner vorberaten. In einer spä testens Anfang Oktober einzuberuzenden gemein samen Sitzung soll dann entgiltig Beschluß gefaßt werden. Es soll der Entwurf eines einheitlichen Programms und die innere Orga nisation der Partei in der Fraktion vorbera ten und dem nächsten Parteitag zur Beschluß fassung vorgelegt werden. Bis zur entgilti- geu Regelung der Parteiverhältnisse bleiben die bisherigen Organisationen bestehen. Zu der gemeinsamen Besprechung sollen Vertreter der „Norddeutschen Antisemitischen Vereinig- Radsahrer Fischer gab Letzterer nach der drit ten halben Stunde das Rennen infolge von Indisposition auf. Somit hat Cody den Kampf gewonnen. Am Schluß des Rennens, nach der sechsten Runde also, hatte Cody 176 Runden 240 Meter ----- 96,42 Kilometer inne. In allen sieben Stunden hatte der Reiter 229,91 Kilometer zurückgelegt, gegen 208 Ki lometer in dem vor Kurzem in München ver ¬ hexte" Gut allabendlich von einer großen An zahl Personen bewacht wird, lassen sich die geheimnisvollen Geister durchaus nicht stören und ist es noch nicht im Geringsten gelungen, den Schleier dieses mederträchtigen Buben stückes, welches wohl auf einen ganz gemei nen Racheakt zurückzuführen ist, zu lüften. Die Zahl der eingeworfenen Fensterscheiben wird daher von Tag zu Tag größer und die Aufregung nimmt mehr und mehr überhand. Die Mägde des betreffenden Gutes haben sich durch den „Spuk" so ins Bockshorn jagen lassen, daß sie nicht mehr zu bewegen sind, in dem fraglichen Hause zu nächtigen, und, wie wir hören, in der Nachbarschaft ihr Quartier aufgeschlagen haben. Es dürfte wohl daher die höchste Zeit sein, diesem gro ben Unfug mit größter Energie auf den Leib zu rücken. — Wegen Verbrechens gegen die Sitt lichkeit wurde am Donnerstag vom Chemnitzer Schwurgericht gegen den 1863 in Mittel- frohna bei Limbach geborenen Schullehrer Karl Julius Klietzsch aus Heiersdorf bei Burgstädt verhandelt. Das Urteil lautete für Klietzsch auf sechs Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. 5 >50 7^80 12!- allein zweckmäßige, ihren Bedürfnissen ent sprechende, sondern auch gesunde Wohnungen gesunden haben, welche sie unter anderen Ver hältnissen kaum erlangen dürften. — Große Freude ist dem alten Veteran Johann Rogler in Bad Elster, der am 23. April 1849 bei Erstürmung der Düppeler Schanzen oberhalb des rechten Auges durch einen Streifschuß verwundet worden ist, dadurch bereitet worden, daß demselben jetzt eine lebenslängliche Pension von Seiten des königl. Kriegsministeriums zugesprochen wurde. Das Ministerium, welches durch einen Bekannten des alten Veteranen von des Letzteren Unter- stützungsbedürstigkeit unterrichtet worden war, sandte unverzüglich — nach eingezogenen Erhe bungen durch die königl. Amtshauptmannschaft zu Oelsnitz — die Summe von 30 Mark mit der ausdrücklichen Weisung, daß der Veteran sich wegen Gewährung einer lausenden Unter stützung an das Bezirkskommando in Plauen zu wenden habe. Jetzt hat Rogler nun den Bescheid erhalten, daß er monatlich eine Pen sion von 36 Mark — 15 Mark Pension, 9 Mark Kriegszulage und 12 Mack für Nicht- denutzung des Zivilversorgungsscheines — vom 1. Mai 1894 zugebilligt erhalten hat; Rogler wird also bis zum 1. Oktober bereits den Betrag von 180 Mark nachträglich erhalten. — Bei der letzten Reichstagswahl im 23. Wahlkreise — Plauen i. V. — wurde ^bekanntlich noch am Stichwahltage vom sozi- ! aldemokratischen Wahlkomitee für den 23. Reichstagswahlkreis ein Flugblatt mit der Ueberschrist „Bubenstück betr." verbreitet. monarchischem, deutschnationalem Boden. — Das Reichsgericht in Leipzig hat eine für SaMer und Eltern wichtige Entscheid ung gefällt, indem es in einem Urteile die sogenannten Entschuldigungszettel, d. h. die Schriftstücke, in welchen Eltern die Schulver- säumnisse ihrer Kinder bescheinigen und ent schuldigen, für Urkunden im Sinne des tz 267.des Str.-G.-B. und deren fälschliche An fertigung als Urkundenfälschung erklärt. — Vor einigen Tagen wurde unter gro ßer Beteiligung in Bischofswerda mit allen militärischen Ehren der Amtstierarzt Hesse begraben, nuchoem sich seit etwa einem hal ben Jahre ein Leiden eingestellt hatte, das rasch die Kräfte des 50 Jahre alten, rüstigen Maunes verzehrte. Man glaubt die Ursache der Krankheit wesentlich den Folgen des Bis ses eines tollwutkranken Hundes zuzuschreiben, welch letzteren er in tierärztliche Behandlung vor reichlich zwei Jahren genommen hatte. — Seit längerer Zeit wütet sowohl in Großhi ithau als auch in Rennersdorf die Diphtheritis. Sie fordert unter den Kindern zahlreiche Opfer; in letztgenanntem Orte ist sie seit länger denn 1^2 Jahr nicht wieder erloschen. Viele Hoffnung, daß das Uebel verschwinde, hat man auf einen trockenen, aber Dresdner Schlachtviehmarkt am 17. September 1894. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 535 Rinder, s2O5 Schweine, s030 sammel und (95 Rälber, >n Summa 2H63 Schlachtstücken. Für den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wruden 63—68 Rik., für Rüttelware einschließl. guter Rühe wurden 57—60 Rik., für leichtere Stücke 45—50 Mk. bez. Lngl. Lämmer das paar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 62—65 Mk., das paar Landhammel in derselben Schwere 58—6s Mk. Der Zentner Schlacht- ! gewichi von Landschweinen engl. Kreuzung milden Herbst gesetzt. — Der Ausschuß der deutschen Turner schaft hat bei Gelegenheit des Achten Deut schen Turnfestes in Breslau darüber beraten, wie man sich gegenüber sozialdemokratischen Turnern zu verhalten habe. Der Ausschuß hat nach dieser Richtung Abänderungen des bisherigen Vereinsgrundgesetzes in Aussicht genommen, in denen bestimmt wird: Der Ausschluß eines Mitglieds kann von dem Turnrate beschlossen werden, 1. wenn dasselbe seinen Beitrag trotz vorheriger Mahnung 3 Monate nicht entrichtet hat; 2. wegen gro ber und wiederholter Vergehen gegen die Ver- einsgffetze; 3. wegen geflissentlicher Gefährd ung des turnerischen Lebens durch politische Umtriebe innerhalb des Vereines. lwchsterlniedngfter Preis. 6 77 0 43 5>— siL Anlage umfaßt nun 39 Gebäude nut 400! Kilo )!. l'k Wohnungen und ca. 1900 Bewohnern. Der^^ In Ober-Rövcrn bei Radeburg ruhig weiter. Obgleich das „ver- Preise entschieden. .. _ . . _ — Die in Lindenau an der Demmering- j galt 45—46 Mk., zweiter Wahl hiervon straße erbauten und nun vollendeten Häuser 40—42 Mk. Oertliches unv Sächsisches Bretnig, den 19. September 1894. Bretnig Emsig arbeitet man an dem hiesigen Kirchhofs- und Wegebau; denn es liegt nur noch eine kurze Spanne Zeit zwischen dem Tage, an welchem unsere Ge meinde ein hochbedeutsames Fest, die Glocken- und Kirchhofs-Weihe, seierlichst zu begehen beabsichtigt. Der Glockenstuhl hat bereits leinen Platz gefunden und erhält in den Ochsten Tagen seine turmartige Umkleidung. Der 3. Oktober ist der Tag, wie wir schon berichtet haben, an welchem unser Ort sich Besitzes eines eigenen Geläutes erfreuen sann. Zum ersten Male werden an dem selben die Glocken weithin über unsere Auen ihren kräftigen Ton erklingen lassen und aus ihrem ehernen Munde die Bedeutung des Tages, verkünden. Sie werden Alle einlaöeu zur Teilnahme an diesem Freudenfeste, sie werden aber auch von diesem Tage an regel mäßig des Morgens, Mittags und Abends und bei den hohen Festen, Ostern, Pfingsten und Weihnachten, vom alten zum neuen Jahre und an allen Sonn- und Kirchentagen ihre trauten Klänge hören lassen. Aber nicht blos zu Zeiten der Freude, sondern auch zu Trauerzeiten, w.un es gilt, einen würdigen Toten zur ewigen Ruhe zu betten, werden die Glocken thätig sein und schließlich auch bei Bränden hierorts und in unmittelbarer Nähe ihre Hilferufe erschallen lassen. Um nun diesen bedeutungsreichen Tag unserer Gemeinde gehörig zu würdigen, sind schon jetzt die größten Vorbereitungen im Gange. So viel wie wir hören, sollen die Glocken vom Bahnhof Großröhrsdorf unter Benutzung dreier von je 4 festlich geschmückten Pferden gezogenen und ebenfalls dekorierten Wagen bis anher eingeholt werden. Alles Nähere berichten wir später. Man erwartet jedoch, daß sich die hiesige Bewohnerschaft auch an diesem Akte in großer Zahl beteiligen werde. Bretnig. Turnerisches frisch-fröh liches Leben herrschte am Sonntag aus dem hiesigen Turnplätze, woselbst unser Turrver- ! ein sei Schauturnen abhielt. Nachdem der übliche Umzug erfolgt und man auf der Turn stätte angelangt war, begrüßte zunächst der Vorsteher, Herr A. Gebler, die Erschienenen. Es begann nunmehr das Turnen der Knaben, alsdann der Mädchen, letzteres in dem fast überfüllten Saale des „Deutschen Hauses". Namentlich führten die Mädchen ihre Ueb- ungen sehr nett aus, so daß es nicht Wun der nehmen durfte, fortwährend lobende Aus sprachen darüber zu hören. Ebenso fiel das Vereinsturneu (Freiübungen, Geräte- und Kürturnen) aus; es wurde wacker geturnt. Den Glanzpunkt des Festes bildeten wiederum ! der Damen- und Herren-Reigen. Besonders! wies der Reigen der Letzteren eine Menge schöner Bilder auf, welche die Schaulustigen geradezu in großes Ernaunen versetzten. Ein wahrer Beifallssturm entfesselte sich, als der Reigen beendet war, der dem Turnwart Herrn Petzold sowohl als auch den Teilneh mern die größte Mühe und Arbeit verursacht hat. Ihnen sei dafür auch noch an dieser Stelle die beste Anerkennung gezollt. Ein flottes Tänzchen vereinigte dann noch längere Leit die Turnerschar zusammen. : — Die von den Führern der einzelnen , > antisemitischen Parteigruppen eingeleiteten anstalteten Wettkampfe. Cody ist also hier bei Weitem schneller geritten, was vor Allem jährliche Mietzins für die einzelnen, für sich ZWeizen abgeschlossenen Wohnungen beträgt 100 bis Gerste 200 Mark, die Bezahlung erfolgt wöchentlich, ebenso die Kündigung. Die Bewohner sind l ' zumeist Fabrik- und Bauarbeiter, die nicht! Heu 50 Kilo Itroh 1200 Pfund Erbsen 50 Kilo ^Kartoffeln 50 Kilo uug", der „Bayrischen Bolkspartei" und von — In dem in Leipzig stattgefundenen Hamburg eingeladen werden. Die „Deutsch- Entscheidungskampfe zwischen dem amerika soziale Reformpartei" steht durchaus auf! Nischen Reiter Cody und dem Münchener