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, Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften: Vretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, Expedition: Bretnig Nr. 13 S Nr. 45 Mittwoch, dm 7. Jmi 1893 3. Jahrgang. am Bretnig, den 2. Juni 1893. Die Ortsbehörde. Gebler, Gemeinde-Vorstand. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Exp edition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größere« Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Impfung den Nachweis zu führen. Bretnig, den 7. Juni 1893. Der Gemeindevorstand. Gebler. von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 6 Uhr abgehalten wird. im Gasthof „zum Anker" 15. Juni dieses Jahres, Die diesjährige öffentliche Impfung im hiesigen Jmpfbezrrk erfolgt 1. für die impfpflichtigen Kinder, welche im Jahre 1892 geboren oder in früheren Jah ren von der Impfung dispensiert, beziehentlich mit Ersolg noch nicht geimpft wor den sind, Freitag, dm 9. Juni dieses Jahres, vormittags von Uhr an, 2. für die impfpflichtigen Schulkinder vormittags von 10 Uhr an im „Gaschos zum Anker". Es werden daher alle Eltern, Pflegeeltern und Vormünder derjenigen im hiesigen Orte sich aufhaltenden impfpflichtigen Kinder aufgefordert, nach jß 14 Abschnitt 2 oes Gesetzes, wenn anch eine spezielle La-nng nicht ersolgt ist, ihre Kruder und Pflegebefoh lenen zur oben angegebenen Stunde zur Impfung zu bringen, oder über deren bereits erfolgte Bekanntmachung. Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß hierorts die Wahl eines Abgeordneten für den Reichstag L. j, Bezirke, welcher die Br.-Kot.-Nr. 1 bis mit 65, 121 v bis mit 158, 197 a bis mit 224 umfaßt, vom Gemeindeältesten Eduard Koch als Wahlvorsteher und dessen Stellvertreter E r nst Gebler geleitet, im Gasthof „zum Deutschen Haus", b. im II. Bezirke, welcher die Br.-Kat.-Nr. 66 bis mit 121b, 159 bis mit 196, 225 a bis mit 238 umfaßt, vom Gemcindeältesten Adolf Petzold als Wahlvorsteher und dessen Stellvertreter ErnstRammer geleitet, Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag b-11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Reösklion, Druck unö Verlag von U. Schurig, Dretnig. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Laus 1 Mk. 20 PL, durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 7. Ium 1893. — Im Königreich Sachsen gehören be kanntlich seit dem Jahre 1892 die Sperlinge M den jagdbaren Tieren. Nach der betreffen den Verordnung des köuigl. sächsischen Mini steriums des Innern dürfen Hans- und Gar- tengrundstücksbesitzer die in ihren Häusern, Gehöften und Gärten vorkommenden Sper linge jederzeit fangen und töten, deren Nester Zerstören und die Eier und Jungen ausneh- nren. Zum Abschießen der in Obstbaum pflanzungen, Gärten und bestellten Feldern austretenden Sperlinge sind aber nur Jagd berechtigte und solche Personen, welchen von der kompetenten Obrigkeit hierzu Erlaubnis erteilt worden, befugt. Pulsnitz. Begünstigt vom herrlich sten Wetter fand am letztvergangenen Sonn tage hierselbst ein Gesangs - Konzert der Gruppe Radeberg des Elbgau-Sängerbundes, bestehend aus den Gesang-Vereinen Rade berg, Langebrück, Bretnig und Pulsnitz, statt. Schon zur frühesten Morgenstunde ertönten die Klänge der Reveille und während des: vormittags hielten die einzelnen Vereine mit > Dannern und wehenden Fahnen ihren Einzug: in unsere im schönsten Flaggen- und Guir- iandenschmuck prangende Madt. Nach dem > Empfang im Hotel „Grauer Wolf" begann s daselbst die Probe, wobei zuvor noch der ! Eisenhändler Herr Hermann Schulze Ge- I iegenheit nahm, den" Anwesenden namens der t«U lestgebenden Vereine den herzlichsten Will- U.koinmensgruß zu entbieten. Nach beendigter k Probe und eingenommenem Mittagsmahle s b" Herrnhause gruppierte sich der Fcstzug, Malcher seinen Weg durch die Stadt nach; Hdem Festplatze nahm und in besten Reihen t durch ihre Gegenwart das Fest noch be sonders auszeichnenden Herren Kantor Bieber ous Pirna, Bundesdirigent Kantor Schöne »nd der Vorstand des Elbgau-Sängerbundes Ausgenommen wurden. Das Konzert auf dem Festplatze, bestehend in Gesamt- und Einzel- Ehören, erfreute sich des größten Beifalls Ostens der Zuhörer. Den Beschluß des in ^en seinen Tellen gut gelungenen Festes bildete ein Kommers im Zelte und Ball im ^chützenhaussaale. — Wenn zwischen Bundesrat und uuchstag eine Einigung über die Aufbring ung des Geldbedarfs für die Heeresverstärk ung nicht zu stände kommt, so ist die selbst verständliche Folge, daß dieser Mehraufwand auf die Matrikularbeiträge geschlagen wird. Das heißt, die Einzelstaaten haben nach Maß stab ihrer Bevölkerungszahl das Geld aufzu- bringen, und woher sie es nehmen, ist ihre Sorge. Auf Sassen würde ungefähr ein Erfordernis von 4 Millionen Mark jährlich kommen. Wir würden diese Summe, inso weit man sie nicht durch Ersparnisse an der und jener Stelle aufbringen könnte, durch einen Zuschlag zur Staatseinkommensteuer be schaffen müssen. Diese bringt im Jahres durchschnitt 20 Millionen Mark ein. Es wäre also schlimmsten Falls ein Zuschlag um ein Fünftel oder um 20 Prozent nötig. Dieser würde die minderbemittelten Klassen nur sehr wenig treffen, da bekanntlich unsere Einkommensteuer eine progressive ist, nämlich von Vx Prozent bis zu 3 Prozent aufsteigt. Bei der ersten Steuerklasse würde der Zu schlag nur 10 Pf. betragen, bei der zweiten 20 Pf., bei der dritten 40 Pf., bei der vierten 60 Pf., bei der fünften 80 Pf. — Alles, wohlgemerkt, für das ganze Jahr. Der Betrag von 1 Mk. würde erst von der 6. Steuerklasse (Einkommen über 800 bis zu 950 Mk.) überschritten werden. Freilich bei dem progressiven Charakter unserer Einkom mensteuer würde der Zuschlag bei den be mittelteren Klaffen erheblicher sein. Zum Beispiel würde bei einem Jahreseinkommen von über 8400 bis 9600 Mk. der Zuschlag 50,40 Rik. auf das Jahr betragen. — Vom Zittauer Regiment, welches schon wiederholt Unteroffiziere an die deutsch ostafrikanische Schutztruppe abgegeben hat, wird zu der letzteren wieder ein Unteroffizier gehen, und zwar der Sergeant Manicke von der 3. Kompagnie. Derselbe hat sich bereits nach Berlin begeben, von wo aus seine Weiterbeförderung erfolgt. — Die Zwickauer Katharinenkirche, deren Renovation durch den kgl. Baurat Dr. Oskar Mothes bevorsteht, ist insofern von historischem Interesse, als von 1520 bis 1522 der bekannte Thomas Münzer als Pfarrer an ihr angestellt war, worauf er wegen seines unruhigen und aufwiegelnden Betragens vom Magistrate entlasten wurde. Nach manchen Kreuz- und Querzügen wurde Münzer Pfarrer in Altstädt- bei Sanger ¬ hausen. Hier wiegelte er durch seine Brand reden die Arbeiter und Landleute auf und wurde schließlich deren Anführer. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 machte seiner Herrschaft ein Ende. Er hatte sich dem entsetzlichen Blutbade, das die fürstlichen Heerhaufen unter den irregeleiteten Bauern anrichteten, gleich anfangs durch die Flucht entzogen. Ein lüneburgischer Reiter entdeckte sein Versteck und nahm ihn gefan gen. Hierauf ließen ihn die verbündeten Fürsten nach Heldrungen bringen, dort fol tern und nach Mühlhausen führen, wo er enthauptet, auf ein Rad gelegt und der Kopf auf einen Pfahl gesteckt wurde. — An die Redaktion des „Franken berger Tageblattes" (Amtsblattes) gelangte dieser Tage ein Drohbrief, in dem der Ab sender droht: 1. „Rache sei Ihnen geschworen, wenn Sie wieder solchen alten Schwindel von Ulrichen bringen", 2. „Ihre Bude wird mittels Dynamit in die Luft fliegen", 3. „Ohrfeigen kriegen Sie, wenn ich Sie auf offener Straße antreffe!". — Der Drohbrief ist der Staatsanwaltschaft zur weiteren Ver folgung übergeben worden. — Eine schauerliche Kunde verbreitete sich am Freitag abends in der 10. Stunde im Osten von Leipzig. Auf der Chaussee nach Paunsdorf war im Straßengraben ein Ster bender mit einem Messerstiche im Herzen ge funden worden, der bald nach seiner erfolgten Aufhebung seinen Geist aufgab! Die sofort angestellten Erörterungen ergaben, daß der Tote der Arbeiter Friedrich Wilhelm Rößler war. Er war in der Blüte seiner Jahre — er zählte deren kaum achtzehn! — einem ent setzlichen Streite zum Opfer gefallen. Ein Freund von ihm, der siebzehnjährige Arbeiter Friedrich Bruno Krämpler, mit dem er auf dem Nachhausewege begriffen war — Beide arbeiteten in Leipzig und wohnten in Pauns dorf — hatte ihm das todbringende Messer in das Herz gestoßen. Und warum? Etwas Sicheres hat sich über die Ursache des ver hängnisvollen Streites noch nicht feststellen lassen. Aus Eifersucht, um eines Mädchens willen, waren die Beiden, kaum dem Knaben alter entwachsenen Leute in Streit geraten und im Verlaufe dieses Streites hatte Krämp ler das Taschenmesser gezogen und den nach dem Stich bewußtlos Zusammcnbrechenden auch noch in den Straßengraben geworfen. Dann war der Thäter entflohen und hatte sich nach Hause begeben. Passanten fanden das röchelnde Opfer und ihnen glückte es noch, von demselben den Namen Krämplers zu erfahren. Jetzt ging es an die Verfolgung des Uebelthäters. Man fand ihn in seiner Wohnung in Pauns dorf — ruhig beim Abendbrot sitzend! Das Messer, womit er die scheußliche That ausge führt hat, fand man noch bet ihm vor. Krämp ler wurde verhaftet und an die Leipziger Staatsanwaltschaft abgeliefert. — In trefe Trauer wurde eine hochge achtete Familie in Markneukirchen dadurch versetzt, daß der älteste Sohn, welcher als tüchtiger Geigenmacher gerade vor Jahres frist nach Amerika übersiedelte, in der Welt ausstellung zu Chicago am vergangenen Himmelfahrtstage in einem Fahrstuhls ver unglückte und infolgedessen noch an demselben Tage starb. Am vorigen Dienstage wurde die irdische Hülle des Verunglückten, welche drei Tage nach dem Tode nach erfolgter Em- balsamierung nach Europa verschifft und in 16 Tagen von Chicago nach Martneukirchen befördert worden war, vom dortigen Bahn hose nach oem Friedhöfe übergeführt und m heimatlicher Erde beigesetzt. — In Sachsen haben sich seit 1888 die Fabriken von 12,981 auf 13,806 vermehrt. Die Zahl der Dampfmaschinen und Motors ist von 9355 auf 10,440 gestiegen. Kirchennachrichten von Hauswalde. Getauft: Minna Gertrud, des Druckers O. M. Hartmann in Bretnig T. — Martha Lydia, des Gasthofsbesitzers G. H. Petzold in Hauswalde T. — Anna Helene, des Domi- nialhsl. und Leinwebers F. M. Zschiedrich in Bretnig T. Getraut: Ernst Emil Megel, Bandweber in Ohorn, und Minna Ernestine Boden in Hauswalde. — Paul Bernhard Schreier, Maurer in Hauswalde, und Klara Minna Kluge in Hauswalde. Beerdigt: Otto Curt Winkler, des Zigarrenarb. E. E. Winkler in Bretnig S., 3 I. 6 M. 29 T. alt. 2. Sonntag nach Trin.: Gottesdienst und Abendmahlsfeier. Nachm. 2 Uhr: Kalechis- musunterredung mit der konfirmierten männ lichen Jugend von Hauswalde und Bretnig.