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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" «erteljährlich ab Schalter I Mk. bei freierZusendung durch Boten int Lau« 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Vrelnig, Nauswslö'e, Großröhrsdorf, Arsnkmthsl unö Umgegend. Expedition: V r e t n i - Nr. 1 z s. Inserate, die gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunst Inserate bitten wir für die Mittwoch-Num ner bis Dienstag vormittag '/»11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag V,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerken Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Reduktion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig. Nr. 34. Sonnabend, den 29. April 1893. 3. Jahrgang Deutscher Reichstag. Am 22. d. M. wurde die erste Lesung de» Reichsseuchengesetzes ohne wesentliche Debatte beendet und die Vorlage an eine Kommission verwiesen. Zur Geschäftsordnung fragte Abg. Freiherr von Manteuffel (kons.), »eiche Schritte Ahlwardt gethan habe, um seine früheren Anschuldigungen zu beweisen. Präsident v. Levetzow erwiderte, Abg. Ahl- »ardt habe ihm vor einer Viertelstunde einen Antrag übergeben, der ungefähr dem ent spreche, was der Präsident ihm vor acht Dagen vorgeschlagen habe. Auf seine An frage nach den Akten habe derselbe erwidert, « werde sie sogleich holen; er sei indes noch picht zurück. Das Haus nahm dann den Porschlag des Präsidenten an, den Antrag auf die Tagesordnung der nächsten DienS- iagssitzung zu setzen. Am Dienstag stand der Antrag des *bg. Ahlwardt auf Prüfung seiner vorgeleg- kn Akten durch eine Kommission zur Berat ung. Abg. Ahlwardt erklärte, mit seinen Ak ten wolle er beweisen, daß das Volk in der Angelegenheit der rumänischen Bahnen durch oie Herren Bleichröver, Hansemann und Miquel um Hunoerte von Millionen betrogen worden sei. 21 Wiener Zeitungen seien be stochen worden; in Berlin habe die Presse ^0,000 Thaler erhalten. Auch bei der Gründung der braunschweiger Bahnen habe "er preußische Staat sehr viel verloren; noch schlimmer stehe es mit der Hannover-Alten bekener, der Köln-Mindener und der Bergisch- märkischen Bahn. Auch Abg. Rickert solle "lr Direktor der Judenschutztruppe 12,000 Mark erhalten haben. (Abg. Rickert: Lügner, Verleumder!") Finanzminister Miquel er widerte in längerer Rede, daß die Ausführ ungen des Veeredners unwahr seien. In ^ein Prozeß Gehlsen sei nachgewiesen worden, "aß er, als der Bau der rumänischen Bahn an eine französische Gesellschaft übergeben wurde, gar nicht mehr in der Diskonto-Ge- sellschaft war. Ahlwardt sollte feine Be- hauptnngen einmal auch außerhalb des Reichstags - Hauses vorbringen, er »urde Herrn Joachim Gehlsen nachfolgen. Ferner stellte Reichsschatzsekretär v. Maltzahn Stresss der Hannover-Altenbekener Bahn fest, M der Jnvalidenfond nichts daran verloren Uabe. Nachdem noch verschiedene Redner in heftigen Worten dem Abg. Ahlwardt erwider en, erklärte dieser, daß die Hannover Alten bekener Bahn mit einem Umwege am Gute fes Herrn von Bennigsen vorbeigeführt wor- i°en sei und daß das Komitee 34,000 Mark galten habe. (Großer Tumult, Rufe: Schluß! Schuft! Hinaus! Nicht weiter Nen!) Präsident von Levetzow machte den Redner auf die Folgen eines erneuten Ord nungsrufes aufmerksam. Schließlich wurde N Antrag des Abg. Ahlwardt mit großer Majorität angenommen. Lertlichcs und Sächsisches Bretnig, den 29. AprK 1893. Bretnig. Das zweite Personenfuhr werk wird vom 1. Mai ab hier 5 Minuten später, als bisher, abgelassen, also erst um Uhr 50 Min. vormittags. Desgleichen vnimt die letzte Post von dem gedachten Zeit punkte 5 Minuten später, als bisher, hier " , mithin erst 10 Uhr 40 Min. abends. Bretnig. Auf Folium 5 des nach dem Gesetze vom 15. Juni 1868 geführten I Genossenschaftsregisters für.den Bezirk des l Amtsgerichts Pulsnitz ist am 18. April der hiesige Turnverein als juristische Person ein- ; getragen worden. ' Hauswalde. Die am vergangenen i Sonntage von der hiesigen freiwilligen Feuer- 1 wehr veranstaltete Feier des Geburtstages j Sr. Maj. des Königs Albert hatte folgenden l Verlauf. Eingeleitet war dieselbe durch i einige vom hiesigen Feuerwehrchor recht präzis f voreetragene Konzertstücke und einen allge meinen Gesang. Daran schloß sich die An- 1 spräche seitens des stellvertretenden Komman danten Herrn Fichte, der in begeisternder i Weise auf die Bedeutung des Tage» hin- f wies und unseren König als den tapferen I Feldherrn und huldvollen Landesvater feiernd f und die Gäste zu erneuter Liebe und Treue i zum angestammten Königshause ermahnte, mit ' einem Hoch auf den Protektor der Feuer- ' wehren Sachsens schloß. Nachdem nun der darauffolgende allgemeine Gesang: „Den König segne Gott" ausgeklungen war, schritt man zur Aufführung des Stückes: „Aus Deutschlands Ehrentagen". (Ein CykluS von Gedichten, 6 lebenden Bildern und eben soviel Gesängen.) Dieselbe geschah in der Weise, daß vor dem Zeigen des Bildes ein recht gut zum Ausdruck gebrachtes, das Bild erklärendes Gedicht vorgetragen und während desselben ein von einigen Kindern der 1. Kl. hiesiger Schule zu betreffendem Bilde paffen der Gesang angestimmt wurde. Alles dreies: Gedicht, Gesang und Bild harmonierten so prächtig, daß der Besucher im Geiste völlig in die Tage von 1870 und 71 hinein versetzt wurde. Ein allgemeiner patriotischer Gesang und ein Musikstück schloffen die wür dige Feier. — Es sei auch an dieser Stelle den Veranstaltern dieses Abends und den Ausführenden der wärmste Dank dargebracht und derselbe gebührt ihnen um so mehr, als sie den Reinertrag des Abends der hiesigen Schulfestkaffe überwiesen haben. Frankenthal. Der hiesige Mili tärverein feierte am vergangenen Sonntage in den festlich geschmückten Räumen des Erb gerichts den Geburtstag Sr. Maj. unseres Königs. Schon am frühen Morgen wurde die Bewohnerschaft durch einen harmonischen Weckruf auf die Bedeutung des Tages hin gewiesen. Bei der abends stattfindenden Ferer war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter Gläserklang und frohem Sang reihte sich ein Trinkspruch an den an dern? Nun ging das Lustspiel „Die Jagd nach einem Musketier" in Szene. In liebens-, würdiger Weise hatten zwei hiesige Damen und ein Herr die Rollen der verliebten Küchen- und Stubenfee, resp. des schüchternen Sohnes des Mars übernommen; selbstverständlich stellte das Stück große Anforderungen an die Lachmuskeln der Zuhörer und riß dieselben oft zu stürmischen Beifallsbezeugungen hin. Als die ersten flotten Weisen ertönten, ent wickelte sich bald em reges Leben unter der tanzlustigen, leichtbeschwingten Schar; auch die netten, scherzhaften Kotillongeschenke ver fehlten nicht, die frohe Stimmung zu erhal ten. Viele entschlüpften erst am frühen Mor gen den Armen Terpsichores. Kamenz. Das Kriegsministerium be absichtigt auch in diesem Jahre Pferde säch sischer Züchtung als Remonten für die Armee freihändig ankaufen zu lassen. Zu diesem Zwecke soll ein Remontemarkt hierselbst auf dem Marktplatze am 17. Mai d. I. vorm. 9 Uhr stattfinden. — Der Wettermacher Rudolf Falb prophezeit für den wunderschönen Monat Mai drei seiner berühmten und manchmal nicht gach zutreffenden kritischen Tage. Der schlimmste derselben, ein solcher 1. Ordnung, fällt auf den 15. Mar, während die anderen beiden uygefährlicher find, indem sie in die 3. Falbsche Hosrangordnung gehören. Sie fallen auf den 1. und SO. Mai. — Kommenden Montag wixd in Bischofs werda Krammarkt abgehalte«. — Man hält e» kaum für möglich und doch ist es wahr: um die demnächst wieder zu be setzende Oberbürgermeisterstell e in Plauen i. V. hat sich ein Herr aus Dresden, der nicht studiert hat, beworben, der nicht einmal in der Rechtschreibung völlig bewandert zu sein scheint, denn er hat, wie in der öffentlichen Sitzung des StqdtgemeiNderatS mitgeteilt wurde, seinen „Fassungsgeist" al» „Vassungs- geist" bezeichnet. — In der Nacht zum 1. August v. I. tanzte der Fabrikarbeiter Mittag mit einem Mädchen, welches im Stillen von dem Hand arbeiter Adolf Pöhler geliebt wurde, im Tanzsaale zu Hosterwitz. Noch ein Dritter, der Arbeiter Max Richard Zimmer, liebte die Dorfschöne. Pöhler hatte den Tanzsaal verlaffen und harrte seiner Christel auf der Dorfstraße. In Begleitung der beiden Rivalen erschien sie endlich und nun entstand eine Art Bauernkrieg, wobei Fäuste und Stöcke Hauptrequisiten bildeten. Das vielbegehrte Mädchen wurde hinüber und herüber gerissen, wobei Mittag am Halse gepackt und an die Wand gedrückt wurde, daß ihm „ganz blau und grün" vor den Augen wurde. Dieses Liebes werben fand ein gerichtliches Nachspiel, in dem Zimmer freigesprochen, Pöhler aber zu STagen Gefängnis verurteilt wurde. — Wegen Verdachts der Zechprellerei waren in Limbach der Professor Fabian und Frau verhaftet worden; dieser Verdacht hat sich jetzt als völlig unbegründet herausgestellt. Professor Fabian war viele Jahre in Towsk in Sibirien als Sprachlehrer angestellt, wurde aber, da er die ruffische Staatsange hörigkeit nicht erwarb, ausgewiesen. Der Genannte hält aber an verschiedenen Orten Vortrüge über sibirische Zustände. — Dem in Zittau neugegründeten Re- formvereiu waren vom dortigen Stadtrate die Statuten nicht genehmigt worden, weil er in dem Passus, „daß die Mitglieder des Vereins nicht bei Juden und Judengenoffen kaufen sollten", eine direkte Aufforderung zum Boykott erblickte. Die bei der Kreishaupt mannschaft Bautzen eingelegte Berufung hob die Verfügung des Zittauer Stadtrats jedoch auf. — Einen grausigen Fund machten am Mittwoch vorm. die an dem Abbruche des Grundstücks Schützenstraße und Bahnhofs- gäßchen-Ecke in Leipzig beschäftigten Arbeiter. Beim Abreißen der Sparren des Dachgiebels entdeckten dieselben in einer Nische, welche durch die im Laufe der Zeit aus dem Winkel gekommenen Wände gebildet war, die Leiche eines neugeborenen Kindes. Dieselbe war wunderbarer Weise nicht verwest, sondern lag, in Zeitungspapier eingewickelt, wie zu einer Mumie eingetrocknet in einer Pappschachtel an dem vorerwähnten Platze. Die Zeitungen stammen aus den Jahren 1891 uud 1892. — In einem Dorfe bei Meißen hat der Wirtschaftsbesitzer B., der in weniger gün stigen Verhältnissen als sein Nachbür leben soll, einen tiefen Groll auf den Letzteren. Damit aber noch nicht genug, B. setzte sich vielmehr in den Kopf, sein böser Nachbar stehe mit dem Teufel, der ihm ein Kobold- chen gegeben, das ihn, den B., ruinieren soll, in Verbindung. Um sich nun vor dem Teu felchen zu schützen, ist der trostlose B. zum Scharfrichter Brand nach Chemnitz gefahren und bat diesen, sein Gehöft zu versprechen. Der biedere Scharfrichter ist denn auch in D. gewesen und hat für ein anständiges Ho norar das Koboldchen des Nachbars durch weise Sprüche und Buchstaben, welche er an Thor und Thüren anbrachte, unschädlich gemacht. Kirchennachrichten von Hauswalde. Getauft: Bertha Martha, des Fabrik- arb. P- A. Sümmchen in Bretnig T. — Johannes Willy, des ans. Fabrikanten A. E. Gebler in Bretnig S. Getraut: Gustav Bernhard Haufe, Alt- hsl. und Maurer in Hauswalde, und Ida Bertha Lehmann in Bretnig. Sonntag Cantate: Gottesdienst und Abendmahlsfeier. Nachm. 2 Uhr Katechis musunterredung mit der konfirmierten weib lichen Jugend von Hauswalde und Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Marie Antonie, T. des Fa- brikarb. Johann Otto Richter. — Marlin Alwin, S. des Gutsbesitzers Alwin Emil Schöne. — Minna Flora, T. des Fabrttarb. Ferdinand Robert Ullrich. — Franz Otto, S. des Fabrikarb. Joseph Dittrich. — Ernst Paul, S. des Bahnarb. Friedrich Ernst Köh ler. — Albert Walther, S. des Portiers Friedrich Reinhold Barth. — Auguste Ma rie, T. des Tischlermstr. Hermann Ziegenbalg, und ein totgeb. Knabe von denselben Eltern (Zwillingsgeburt). — Ein Knabe, ohne Vor namen, des Tischlers Gustav Emil Forke, welcher 8 Stunden alt, wieder verstorben ist. — Totgebornes Mädchen des Fabrikarbeiters Gustav Emil Schreier. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Friedrich Robert Ziegenbalg, Fa brikarb., mit Anna Rosalie Nitzsche. — Gustav Alwin Nitzsche, Fabrikarb., mit Anna Rosalie Fichte. Heirats-Register. Die Ehe schlossen: Ernst Ottomar Senf, Bahnacbeiter, mit Ida Amalie William. — Otto Oskar Nitzsche, Kontorist, mit Ida Bertha Lachmann. — Friedrich Max Sümmchen, Bandweber in Bretnig, mit Ida Therese Großmann. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Paul Max, S. des Zimmer manns Friedrich Otto Schöne, 3 M. 15 T. alt. — Heinrich Hermann Richter, Färber meister, Ehemann, 55 I. 9 M. 11 T. alt. — Karl August Eisold, Gutsauszügler, Ehe mann, «8 I. 5 M. 26 T. alt. — Gustav Armin Brückner, Amtsgerichts-Kopist, ^ledig, 20 I. 5 M. 8 Tage alt. — Alfred Rodert, S. des Privatus Robert Bernhard Seifert, 7 M. 29 T. alt. — Carl Georg Erich, S. des Bandfabrikanten Carl Erich Steinert, 1 I. 4 M. 26 D. alt. — Adolf Max, S. des Maurers Robert Adolf Ziegenbalg, 1 M. 6 T, alt.