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zur Belehrung und Unterhaltung. Nk. Dre.eden, den 9. März 1312. Iy. . > >— — Gemälde von Madrid. Nach dein Französischen. on Spaniens benachbartem Frankreich bis nach Lcrma sind die Straßen vortrefflich; allein je mehr man sich der Hauptstadt nach Zurücklegung unabsehbarer und unbevölkerter Ebenen nähert, um so mehr findet man Ursache, sich über schlechte Straßen zu beklagen, und bis jetzt sind zu ihrer Verbesserung und Verschönerung nur einige Brücken und schöne Fontainen in einem zwar einfachen, aber sehr edeln Stile angelegt worden- Ma drid entdeckt sich dem suchenden Auge deS Reisenden nicht von Ferne; man berührt eS beinahe, ehe man seine Zinnen erblickt, und nur ganz nahe schimmern durch schöne Bäume die Spitzen der Thürme und des König!. Pala'sreS hindurch. Hinter Madrid dehnt sich eine durch große mit Schnee bedeckte Gebirgsketten begrenzte Ebene aus. Dieß gewährt in der Entfernung einen imposanten Anblick, welchen aber der Eintritt in die Stadt verdun kelt, der keineswegs der Residenz einer so großen Mo narchie würdig ist; denn man erblickt da weder Gärten, noch Landhäuser, noch belebte Vorstädte. Dem Verfas ser fiel bei seiner Ankunft die Einsamkeit der ersten Stadt viertel auf. Nur auf dem Platze kuena äel 80I be merkte er eine Menge Menschen, die selbst bei der drü ckenden Tageshitze mit langen wollenen Mänteln bedeckt waren. Das schöne Geschlecht in Madrid scheint auf ihn einen sehr lebhaften Eindruck gemacht zu haben, und er entwirft davon folgendes vorthcilhafte Gemälde: „Mit größerem Wohlgefallen betrachteten wir die „Schönen, die uns mit großen schwarzen sprechenden „Augen beobachteten, in denen sich die Neugierde auS- „svrach. Ihr Kostüm war völlig schwarz, nach einem „etwas antiken Schnitt, doch so vortheilhaft geordnet, „daß die Schönheit ihrer Taille auffallend hervortrat. „ Diese Kleidung und die funkelnde Schwärze ihrer Au- „gen machten ihren braunen Teint unbcmerkbar; ihre „ blendend weißen runden Arme und ihre schönen Füße, „ in glänzend weißen Strümpfen und eleganten Schuhen „verborgen, nötbigten uns bald die vorteilhafteste Mei- „nung von dem schönen Geschlechte Madrids ab." Allein zu früh wurde dieß schöne Schauspiel durch den häßlichen Anblick einer Bande Bettler gestört, die vor einer Klostcrpforte versammelt waren, um Almosen zu empfangen. Die Straßen sind selten gerade und größ- tentheilö nicht breit, Fontainen in großer Menge, die Häuser niedrig und mit Balkons verziert- Die Fenster- gitter erinnern an die alte spanische Eifersucht der Män ner. DaS Pflaster ist aus kleinen, die Fußgänger ermü denden, Steinen construirt. Die zahllosen Hügel, auf denen sich die Stadt erhebt, gewahren ihr im Allgemei nen keinen schönen Anblick. Die Temperatur ist durch die Lage der Stadt sehr abwechselnd. Im Norden ist sie von hohen Gebirgen beherrscht, die gewöhnlich bis Ende deS Mai'S mit Schnee bedeckt sind, und nur ge gen Süden breitet sich eine unermeßliche Ebene auS. Schneidende Kälte folgt öfters der drückendsten Hitze, welches den Armen und Unvorsichtigen häufig Schnupfen und eine sehr gefährliche Kolik zuzieht. An dem neuen Palaste deS Regenten kann man den einzigen Tadei fin den, daß er auf einer Höhe gegründet ist, die nicht er laubte, einen der Größe des Gebäudes angemessenen Ein,