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Dresden, den 9. Februar rgro Nr waltete sein Amt mit Ehre, gewann das Vertrauen seines Fürsten und genoß allge meine Achtung. Wo aber wäre je ein Glück bauernd gewe- sen? Der gute König starb. An dem neuen Hofe kamen neue Günstlinge empor. Der geehrte Thomas Pisan verlor sein Ansehn; die Oheime des jungen Königs vernachlässig ten oder fürchteten Castels Redlichkeit, der Schwiegervater verlor seine Pensionen, der Schwiegersohn seine Stelle. Christine er fuhr, was Unglück war. Ihr Vater kam herab und verfiel in Schwermuth, seine Kränklichkeit nahm immer zu und bald folgte er seinem königlichen Wohlthäter ins Grab. Castel ward im Zysten Lebensjahre das Opfer einer ansteckenden Krankheit. Christine, erst fünf und zwanzig Jahre alt, Wittwe und Mutter dreier Kruder, — „lenkte weinend ihr Schifflein auf dem stürmischen Meere." Ihre Philosophie verließ sie nicht; sie nahm ihren Muth zusammen um ihrer Kinder willen, vierzehnten Jahrhunderte ward diese gelehrte Frau zu Bologna geboren, damals nach Florenz der berühmtesten Stadt Jta- liens. Sie war erst fünf Jahre alt, als sie mit ihrem Vater nach Frankreich kam, der durch seine großen Talente dem König Karl V bekannt geworden. Christine erhielt eine vornehme Erziehung. In ihrem fünfzehn ten Jahre verstand sie Latein, und hatte aroße Fortschritte in den Wissenschaften ge macht. Aber so wie sie durch ihre Verdienste Bewunderer gewann, so durch ihre Schön; heil. Anbeter. „Noch sehr jung war ich, sagt sie, und doch warben um mich schon mehrere Ritter, andre Edle und reiche Beam ten. Man halte dieß nicht für eitel Prahle rei, fügt sie hinzu; die große Liebe, die der König meinem Vater bewies, war die Ursache davon, und nicht meine Verdienste." Em Edelmann ans der Picardie, Stefan Castel, erhielt den Vorzug vor allen seinen Mitbuhlern. König Karl richtete die Hoch« zett aus, und gab d m glücklichen Bräuti gam das Amt eines königlichen Gehermschrei- bers. Castel, bieder.' und sreimüthig, ver leid für si ch." Der Schmerz war herb und lang „Das Glück, aller weltlichen Größe feind, hat mich niedergeschlagen, sagt