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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig» Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Wbonnemintsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den «ll- aemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlich, Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gtwähren mir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserat- bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Stummer bi« Freitag vormittag '/.II Uhr einzusenden. Rr. 85. Einiges über Vie gute alte Zeit in Bretnig unv Hauswalde Verfaßt von weilanv Sstth. SeMl in Bretnig. (Fortsetzung.) Im Jahre 1619 starb dieser gestrenge Herr von Schönberg und hinterließ seinen zwei Söhnen eine große Schuldenlast. Daß auch vei dem Abgänge dieses Mannes in die Ewigkeit seine Untertanen, obwohl sie bei der herrschenden Feudalwertsckaft wenig Aussicht auf Besserung hatten, nicht traurig gewesen sind, läßt sich wohl vermuten. Noch sei hier bemerkt, daß die Familie von Schönberg zu den ältesten und mächtigsten des sächsischen Adels gehörte. Hans Wolf von Schönberg war französischer Oberst und kur fürstlich sächsischer Oberhofmarschall, Kreis oberster und AmtShaupnuann zu Radeberg und Stolpen, und war mit Pulsnitz und 12 Dörfern belehnt, Nach 1619 kaufte Hans Wolf von Schön berg die verschuldeten Güter; doch dieser, der etwas milder gehandelt zu haben scheint, starb 1630 und verwaltete darauf dessen Witwe, in Minderjährigkeit ihrer Söhne die Güter. Sie gab ihrem Lohne Rudolf von Schönberg nach dessen Mündigkeit Bretnig und Hauswalde und unter besten Herrschaft wurde die Leibeigenschaft i» Erbuntertänigkeit verwandelt, also ein großer Schritt vorwärts getan. Die Bauern konnten doch nun wenigstens den Grund unv Boden, den sie bebauten, ihr eigen nennen, sowie )er Guts herr die Besitzer nicht mehr nach Belieben von einem Gute auf ein anderes treiben konnte, wie es vorher geschehen war. ^ayre 1669 kaufte Nikolaus von Gers dorf, besten dritte Gemahlin eine geborene von Friesen war, Bretnig und Hauswalde; dieser schenkte der Kirche zu Hauswalde einen silbernen und stark vergoldeten Becker, welcher noch vorhanden ist. Nikolaus von Gersdorf starb am 23. August 1702 in Dresden. Nach ihm kam sein Sohn George von Gersdorf .in den Besitz beider Dörfer, welcher im Jahre 1723 in Bretnig starb und in der Kirche zu Hauswalde begraben wurde. Das Besitztum übernahm jein ältester Sohn Johann George von Gersdorf im Jahre 1735, nachdem die t Güter zuvor unter Vormundschaft verwaltet s worden waren. Derselbe starb am 15. Fsvr. de« folgenden Jahres und wurde neben seinem Vater in Hauswalde beigesetzt. Dis Guter gingen nun auf seinen Bruder Christian Gottlob von Gersdorf über, welcher aber schon im Jahre 1742 in Leipzig das Zeitliche segnete. Er vermachte auf seinem Sterbe bette den Armen zu Bretnig 1000 Taler, dem Pfarrer zu Hauswalde 200 Taler und seine Besitzungen fielen au den Reichsgrafen Konferenzminister und Geheimrat Gottlob Friedrich von Gersdorf. Dieser menschen freundliche Herr, der seinen Gemeinden viel , Gutes getan hat, verordnete noch auf seinem Sterbebette 1751 den Armen jeder seiner Gemeinden 100 Taler, jedem Geistlichen 60 Taler, so«ie jedem Schullehrer 30 Taler. Fein einziger Sohn, Nikolaus Willibald! Reichsgraf von Gersdorf, erbte das väterliche Besitztum, verkaufte aber Bretnig und Haus- >oaloe am 21. Juni 1767 an den Major Ludwig von Wangenheim, welcher nicht be sonders liebenswürdig gewesen zu sein schein!; er starb am 2. September 1781 und ist in Hauswalde in der herrschaftlichen Gruft bei- Mfrtzt worden. Sein Körper hat sich bis Lchriflleilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig. 20. Jahrgang Svniwd-nd Hn 2'2. Oktober 1910. heute sehr gut gehalten und liegt in seinen Reithosen noch sehr straff da. Die Güter verwaltete nun seine hinterlassene Witwe, Frau Eva Gertrud von Wangenheim, und nach deren 1791 erfolgten Tode gingen die selben an die Schwester von Wangenheims, Karoline Wilhelmine Freiin von Friesen, über, und als auch diese das Zeitliche ge-, segnet hatte, übernahm die Güter der kur fürstlich sächsisch« Kammerherr Karl August Freiherr von Friesen, welcher aber schon am 12. Juni 1800 starb. Derselbe hinterließ 3 Söhne und 3 Töchter, welche dir Güter ge- Mcinschaftlich befaßen und durch Pächter ver« , walten ließen, bis im Jahre 1844 Maximilian Freiherr von Friesen alleiniger Besitzer von Bretnig und Hauswalde wurde. Unter der Herrschaft der Geschwister von Friesen kamen auch die noch immer stark an Leibeigenschaft grenzenden Frohnoienste 1836 dis 1838 zur Ablösung -uie jetzigen Gebäude des Rittergutes sind nach dem 30 jährigen Kriege aufgevaut; di» vorherigen sind durch die Kaiserlichem zerstört worden; der Turm mit der Ui^c wurde 1710 errichtet. (Fortsetzung folgt.) Oertliches unv Sächsisches. Bretnig. GemeinderalSbericht vom 19. b. M. 1. Di.r Verbreiterung des Kirchsteiqes wird beschlossen und mit den angrenzenden Besitzern -oerhandelt. Desgleichen werden noch verschi<oene Grenjangelegenhs'ten geregelt. 2. Ansuchen um Aufstellung von je einer 'Nachtlampe bei Nr. 172 und von Nr. 4 dis 9 findet Genehmigung. 3. befürwortet dec Gemeinderat das Gesuch des Gastwirts zur Klinke, Herrn Bruno Richard Lehmann, zur Ausübung der Gast- und Schankwirtschafl. 4. wird über einen Antrag, drei i'nansäffige Gemeinderatsmitglieder in Zukunft zu wählen, abgestlmmt und mit 8 gegen 6 Stimmen ab- gelehnt, dagegen ein weiterer Antrag, die Gr- meinseratssitzungen künftig öffentlich abzuhal ten, mit 10 gegen 4 Stimmen angenommen. 5. Die Gemeinde-, Armen-, Feusrlösch-, Kirch- und Schulanlsgen-Rechnungen sind von den Herren Ao. Philipp, Herm. Gebler und O. Richter geprüft worden. Dem Kassierer wird Entlastung erteilt. 6. Aus der Land kreiskaffe sind eingegangen: zum Straßen, und Brückenbau 200 Mk., für verwahrloste und verwaiste Kinder 237 Mk. uns für in Jffau untergebrachte Sieche 340 Mk. 7. Einer Bitte der Hilfsvereins für Geisteskranke im Königreich Sachsen, dem Vereins betzu- treten, wird statlgegeben und sollen 5 Mark Jahresbeitrag eingesandt werden. 8. Die Gemeinderat«wahl wird Sonnabend den 17. Dez. vorgenommen und zwar in der Zeit von 5 bi» 8 Uhr. 9 Sonnabend den 22. d. M. findet gemeinschaftliche Sitzung des Kirchen« Vorstandes und des Gemeinderates, Pfarr hausplatz betreffend, statt. Bretnig. (Post.) Da der Streik der französischen Eisenbahner beendet ist, werden Pakete nach den Stationen der französischen Nordbahn wieder angenommen. Bretnig. N-ir wollen auch an dieser Stelle auf die komnenden Sonntag im Gast hof zum Bergkeler in Großröhrsdorf fiatisindende Obst-Lusstellung des Bezirks« Obstbauverein« Nistertal Hinweisen. Die Ausstellungs-Ocdnurg enthält bekanntlich 3 Preisaufgaben. Di« Einsendung der auSzu- stellenden Früchte hat kostenfrei am Sonn abend den 22. Okl. br» spätestens nachmittags 3 Uhr im genannten Gasthofe zu geschehen. Sounlag vormittag 11 Uhr erfolgt die Er öffnung ver Ausstellung. Um zahlreichen Be- such derselben sei auch hiermit höflichst gebeten. Bretnig. Bei den am Mittwoch statt gefundenen Wahlen zur Handels- und Ge werbekammer erhielten al« Wahlmänner für die Handel«kammer in Großröhrsdorf die Herren Paul Gebler-Bretnig 16, Max Groß- mann-Großröhrsdorf 15, Heinrich Unger- Großröhrsvorf 15, Ludwig Sixt-Pulsnitz 10 und Alwin Rammer-Ohorn 8 Et.; in Bret nig Gebler, Großmann, Unger und Sixt je 10 St. und in Pulsnitz Großmann, Gebler, Unger und Sixt je 11 St. — Bei den Wahlen für die Gewerbekammer wurden in Bretnig Stimmen abgegeben für Hand werker -Aahlmänner Böhme - Großröhrsdorf 22, Gebler-GroßröhrSdorf 22, Berger- GroßröhrSdorf 21 und Löschner-Pulsnitz 1 St., Nichthandwerker-Wahlmänner 8. Boden- lSroßröhrsvorf, Bruno Röntzsch-Bretnig und F. G.Nitsche-HauSwalde je 8 St.; in Haus walde für Böhme 13, Gebler 12, Berger 10 und Löschner-Pulsnitz (Handwerker) 2 St., für Boden, Röntzsch und Nitsche (Nichlhanb- werker) je 4 St.; in Großröhrsdorf für Böhme 59, Gebler 57, Berger 39 und Löschner (Handwerker) 23, . für Boden 9, Röntzsch 9, Nilschs 9 und Schölzel-Bretnig? (Nichthand- ws rker) 1 St:; in Pulsnitz für Böhme, Gebler und Löschner (Handwerker) je 84, für Boden, Schölzel-Bretnig und Schneider (Nichthand- welker) je 15 St.; in Lichtenberg für Böhme 15, Löschner 14 und Berger 15 St. (Hand werker), für Boden, Schölzel und Schneider (Nichthandwerker) je 1 Stimme. Großröhrsdorf. Der Handlung«- gehilfe Caroli, welcher seit dem 5. d. M. versckwunben ist, wurde in Dresden als Leiche aus der Elbs gezogen. Es liegt Selbstmord vor. — Wie man hört, dürste nächstes Jahr un hiesigen Orte ein zweites ständiges Kino errichtet werden. Kleinröhrsdorf. Ein bedauerlicher UnMcksfall ereignete sich am Montag früh in der 6. Stunde auf dem Wege von hier nach Arnsdorf. Der hiesige 60 Jahre alte Einwohner Lesche begab sich kurz nach 5 Uhr morgen« zur Arbeit nach Arnsdorf. Noch auf Kleinrührsdvrfer Flur begegnete ihm ein aus Arnsdorf kommender Radfahrer auf unbeleuchtetem Rade und fuhr ihn an. Hier bei fiel Lesche so unglücklich, daß er einen komplizierten Unterschenkelvruch erlitt; er mußte in seine Behausung gefahren werden. Brschofswerda. Die Versorgung unserer Stodt mit Elektrizität dürste in nächster Zeit Tatsache werden. — Die Verhandlungen vesElektrizitätSausschuffsS mit demElektrizität»- weik in Großröhrsdorf Haden dahin geführt, daß den städtischen Kollegien der Abschluß empfohlen wird. Mit Bischofswerda wird zugleich auch Radeberg sich an das genannte Werk, da» natürlich bedeutsam vergrößert werden wird, anschließen. Der Strompreis, über den man sich geeinigt hat, ist niedrig, außerdem haben beide Städte das Recht, sich am Wecke finanziell zu beteiligen, auch soll ihnen ein Einfluß auf die Leitung des Werkes mit eingeräumt werden. P u tz k a u. (Bubenstreich.) Bei einem hiesigen Zimmermerster war oeffen Neffe, ein 13 jähriger Knabe au» Dresden, zum Besuch. Da« Bürschchen hat unter Mitnahme von 400 Mark, die er seinem Onkel entwendet hat, sich aus dem gastfreundlichen Hause ent fernt und ist mit noch einigen Freunden nach Ungarn geflüchtet. Dre » drn. Am Freitag abend ist der Orgelbaumeister Iuliu» Hahn im Alter von 81 Jahren gestrrden. Zahlreiche Kirchen ver« danken ihre Org«ln diesem Manne, der auf dem Gebiete des Orgelbaue» ungemein tüchtig war. Medingen. Am 13. Okt. war e« gerade ein Jahr, seitdem hier keine erwachsene Person mehr gestorben ist; gewiß eine Seltenheit in einer Gemeinde von etwa 800 Seelen. Im Lauf« de« Jahre» hat der Tod nur ein Schulkind und einige kleinere Kinder avgerufen. — Originell. Kürzlich wurde auf die seltene Dreistellung der „10" auf Postsendungen am 10. d. M. hingewiesen. Viel origineller dürste aber eine amtliche Eintragung in» Geburtsregister de« Standesamtes in Mitt weida sein. Einem dortigen Bürger wurde am 10. Oktober (10. Monat) 1910, abend» 10 Uhr, da« — 10. Kind geboren. Also am 10. 10. 10. abends 10 Uhr Kind Nr. 10. — Die Enttäuschten. Bor ungefähr einem Jahre wanderten aus dem Thalheimer und Chemnitzer Jnoustriedezirk eine Anzahl Strumpfwirker aus der Heimat, um sich in Amerika eine neue bessere Existenz >u gründen. Fabriken in Elli», Island und Dover, die aus Chemnitz Maschinen bezogen, lockten die Wirker unter großen Versprechungen nach dort. Wie j tzt aber bekannt wird, sind dis Ausgewanderten arq geprellt worden. Sie erhielten in Amerika solch niedrige Löhne, daß die amerikanischen eingeborenen Arbeiter zwei-, sogar dreimal mehr erhielten. Schon mehrere Male mußten die amerikanischen Br- hörden eingreifen. Zu alledem kommt noch, vaß die sächsischen Wirker, denen ein Reisegeld von 100 Dollar geschickt wurde, da» Geld zurückjahlen müssen, trotz der dürftigen Löhne, die sie erhalten. Leipzig. Da« zum Tode verurteilte Mörder- und Erpreffer-Brüderpaar Koppiu» soll noch einen dritten Komplizen haben, wo für jetzt auch Beweise vorliegen. König Friedrich August sagte zu dem Verlagrbuch- händler, dem es gelang, da» Mörderpaar zu fassen: „Sie haben ein große» Verdienst um vas Wohl der Stadt erworben, nun bringen Sie noch den Dritten. Kirchennachnchten von Bretnig. 22. Sonntag nach TrinitatiS: 8^/, Uhr: Beichte und Abendmahl. 9 Uhr: Predigt gottesdienst, Text: Philipper 1, 3—11. Geboren: der ledigen Dienstmagd Auguste Frida Werner eine Tochter; dem Bierschröier Gustav Adolf Büttrich eine Tochter; dem Fabrikarbeiter Georg Alfred Schurig eine Tochter; dem Werkführer Paul Edwin Schölzel ein Sohn. Getauft: Paul Walter, S. d. ledigen Dienstmädchens Frida Ida Nitzsche. Getraut: Zimmerer Friedrich Bernhard Paul Petzold mit Ida Minna Ander». — Stellmacher Gustsv Erwm Berge mit Anna Marth r Hirschfeld. Gestorben: Arthur Albert, S. d. ledigen Näherin Anna Frida Schöne, 4 I. 7 M. 8 T. alt. kv -lutk Männrr Züngttn-tveleM« Sonntag abenos 8 Uhr im Anker: Bersamm« lung und Spielabend. Besprechung be» nächsten Familienabends, derhalb Erscheinen aller notwendig. Gäste sind jederzeit herzlrch willkommen.