Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig. Hauswalde. Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. VbonnementSprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 30 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten lederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag wormittag >/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag -/.11 Uhr einzusenden. Nr. 61. «chriMIung, Druck und Verlag von A. Schurig, Drelnig. Sonnabend, den 30. Juli 1910. 20. Jahrgang. Oertttches und Sächsische». Bretnig. (Gemeinderatsbericht vom 27. d. Mts.) 1. Der Betrag von 48 Mark 56 Pfg., als abgrzahltes Kaufgeld für eine früher verkaufte Gemeindeparzelle am Viebig- wege, soll in das Buch Nr. 298 der hiesigen Sparkasse eingelegt werden. 2. sollen die Zinsen aus den Gemeindesparkaffenbüchern Nr. 298 und 3136, welche bisher nicht er hoben worden sind, abgehoben und in ein neues Buch eingetragen werden. 3. Auf eine Zuschrift der KLnigl.ÄmtShauptmannschasl, Gemeindebeamten-Pensionsversicherung bez. Beitritt zum Lanvespensionsverband betr., beschließt man, später hierzu Stellung zu nehmen. Die Ausfüllung ver diesbezüglichen Fragebogen und die nochmalige Durchsicht der Zuschrift wird einer dazu bestimmten Kommission übertragen. 4. Gegen den vor liegenden Hausbauplan des Herrn Aldin Hörnig liegen dem Gemeinderale Bedenken nicht vor. 5. Gegen die Abtrennung des Trennstücke« 509 o liegen keine Bedenken vor, da dasselbe nur als Bauland seine Verwendung findet. 6. gelangt zur Kenntnis, daß die Kgl.AmtShauptmannschaft nicht genehmigt hat, daß der Betrag für da« -ngekaufte Areal zum Charlottengrundwege dem Stammver mögen von verkauftem Äemeindelande ent nommen werde. 7. Eine Uebcrnahme der Wegestreck« von der Brücke nach Br.-Kat. Nr. 203 bis 208, sowie 119b bi« 191 wird von Seiten de« Gemeinderat« abgelehnt. 8. wird bekannt gegeben, daß unser Ort vom 30. August bis 24. September mit Einquartierung (Feld-Art. 48, Husaren und Gardereiter) be legt wird. 9. Wegen Unterbringung von älteren Personen in die Siechenabteilung zu Jesau beschließt man, die Angelegenheit Herrn Semeindeältesten Hermann Gebler zur Erledigung zu übertragen. 10. wird bekannt gegeben, daß der Gasthof zur Klinke den 5. September d. I. zur Zwangsversteigerung gelangt. Bretnig. Am Sonntag, den 31. Juli, hält der Meißner Hochland-Turngau in Pulsnitz sein diesjährige« Frauenturnen ab. Bretnig. Die Bewegung zugunsten der Gründung einer Lltersrentenkasse für sächsische Handwerksmeister durch den Säch sischen Jnnungsverband, mit der sich auch kürzlich der Jnnung«tag in Meißen beschäftigte, hatte deu Vorstand der genannten Korporation veranlaßt, bei den Innungen Sachsen» auf Grund eine» Statutenentwurfe» eine Umfrage in dieser Angelegenheit zu veranstalten. Da« Ergebni» hiervon ist allerding» kein gerade ermutigender gewesen. Zunächst haben nur 57 oder 25 Prozent aller befragten Innungen geantwortet, eine Indolenz, die kein gute» Licht auf die Handwerker wirft. Wenn die Entschließung jener Innungen, die nicht ant worteten, auch ablehnend gelautet hätte, eine Antwort durste jedenfalls in einer so wichtigen Frage nicht unterbleiben. Lon den 57 ein- gegangenen Antworten lauteten 36 ablehnend, 2 abwartend und nur 19 zustimmend. E< haben sich von ca. 15 000 in Betracht kommenden Jnnung»m«ist«rn nur 154 al» Mitglieder zu der beabsichtigten Alters rentenkasse gemeldet. Davon waren alt: 68 unter 40, 26: 41—45, 19: 46—50, 17: 51—55, 5: 50—60 Jahre. 43 wollten der I (höchsten), 5 der II., 16 der III. und 34 der IV. Beitrags- und Unterstützungsklasse beitreten. — Die Lose zur dritten Klasse der 158, Königl. Sächs. Landetlotterie, .deren Ziehung am 10. und 11. August erfolgt, sind vor Ablauf des 1. August bei den Kollekteuren zu erheben. — Die drei Staatslotterien, die sich in Preußen. Sachsen und Hamburg befinden, werden in diesem Jahre 31 325 500 Mk. für den Staatssäckel abwerfen. 18 560 000 Mk. dürste die preußische Staatslotterie, 8 525 000 Mk. die sächsische uno 4 240 500 Mk. die hamburgische eindringen. Aus Pcivatlotterien wird der Staat eine Einnahme von 11 Millionen haben, sodaß also rund 42 000 000 Mk. bis Spiellust dem Reich Einbringen muß. — Da» Generalkommando des 2. sächs. Armeekorps ordnete in einer Verfügung an, daß mit allen Mitteln gegen Trunkenheit, auch gegen leichtes Angetrunkensetn der Sol daten einzuschrsiten ist. Der Alkoholgenuß, besonder» da« SchnspStrinken sei im Interesse von Zucht uno Disziplin scharf zu bekämvfen. Hauswalde. Morgen S onntag findet hierselbst Schulfest statt. Großröhrsdorf. Wie uns mitge« geteilt wird, fällt da« für Sonntag, den 31. Juli geplante Freundschaftssest der Jünqlings- vereine Großröhrsdorf, Bretnig, Radeberg und Pulsnitz, welche» in Wallroda abgehalten werden sollte, aus. An dieser Stelle wird man aller Wahrscheinlichkeit nach das 1. Stiftungsfest de» neuzugründendes und von den obengenannten Vereine zu bildenden Kreise» noch in diesem Jahre feiern. Seifhennersdorf. (Tin Mädchen an Tollwut erkrankt.) Dieser Tage ist hier bei dem 16 jährigen Hausmädchen Lltbeth Stolle die furchtbare Tsllwutkrankheit zum Au«bruch gekommen. Die Beoanernsw-rte ist vor ungefähr Jahre»frist in Großschweidnitz, wo sie in Diensten stand, von einer toll wütigen Katze gebissen worden. Dre Schutz impfung im Pasteur'schen Institut in Berlin, wohin sie sich sofort begab, schien alle Gefahr beseitigt zu haben; sie kehrte ins elterliche Hau» zurück. Durch einen abermaligen Schreck vor einer Katze verlor sie vor ca. drei Wochen die Sprache. Auch diese» Leiden wurde wieder behoben; dafür aber ist nun die schreckliche Krankheit, die ihre sofortige Unter bringung und Isolierung im hiesigen Kranken haus« bedingte, au»gedr»chen. Zittau. (Sszialdemokcatische Lehrlinge.) Eine für Lehcherren wichtige Entscheidung fällte die Handel»- und Seroerbekammer Zittau. E« war die Frage aufgeworfen worden, ob der Lehrherr gegen einen Lehrling, welcher sich einer sozialdemokratischen Organisation ange- schleffen hat, vorgehen könne. Die Antwort lautet: Sollte dec Lehrling trotz Verbote« de« Lehrherrn weiterhin der Organisation ange hören, so ist letzterer berechtigt, ihn vor Beendi gung der vereinbarten Lehrzeit zu entlassen. Arnsdorf. (Festnahme.) Die in letzter Zeit hier und in der näheren und weiteren Umgebung erfolgten Einbrüche uno Diebstähle haben die Bewohner in nicht geringe Aufregung versetzt. Verdächtig wurde schon lange der 1882 in «leindittmannrdorf geborene, mehrfach vorbestrafte Ander« au» Arnsdorf, der sich vagabundierend in der Umgebung Hecumtrieb. Am Sonntag nach mittag ist e» dem Sendarm Junqhähnel- Radederg gelungen, den Ander» auf Wachauer Flur sestzunehmen und oem Königl. Amtsge richt in Radeberg zuzuführen. Ander» setzte seiner Verhaftung heftigen Widerstand entgegen, erst nach vieler Mühe gelang es, ihn zu fesseln und abzuführsn. Bi» jetzt hat er nur einen Fahrraddiebstahl in Leppersdorf zuq;« gebe». — Nach Unterschlagung von 200 Mark ist ein bei einer Firma in Liebethal angestellter Kontorist flüchtig geworden. Am Sonnabend war der 27 Jahre alte Angestellte von seinem Chef beauftragt, 700 Mark von der Bank ab- zuheben. Er führte den Auftrag aus, am Dienstag sollte er wieder 200 Mark abheben und mit dieser Lumme verschwand er. Er dürste das Gels in lustiger Gesellschaft ver jubelt haben. Der aus Pirna stammende junge Mann ist bi» jetzt noch nicht zurück- gekehrt. Königstein i. E. (Eine kühne Kletterin.) Die Barbarin« am Pfaffenstein ist am Sonntag wieder von einer jungen Dame erstiegen worden. Die Dame, eine Dretdnerin, vollsührte die schwierige Kletter- partie in Begleitung von Herren, die ebenfalls tüchtige Kletterer sind. Früh 7^ Uhr begann der Ausstieg auf den steilen über 60 Meter hohen Felsen unter Zuhilfenahme von Seile» und um 9 Uhr saßen alle drei munter und fidel auf dem Kopfe der „Barbarine" und jodelte» fröhlich den zahlreichen Zuschauern auf dem Pfaffenstein zu. Da» kühne Kleeblatt trug sich in da« auf der lustigen Hohe au«lie- gende „Fremdenbuch" ein, aus dem hervorgeht, daß dre „Barbarine" bi» jetzt erst von drei Damen und überhaupt von 147 Personen bezwungen worden ist. Bühlau, 26. Juli. (Mord und Selbstmord.) Heute früh 3 Uhr wurde zwischen Bühlau und Ullersdarf ein einjährig- freiwilliger Marineartillerist namen« Erich Lewin au» FriedrichSort bei Kiel mit einer Schußwunde im Unterleib aufgefunden. Nach den Aussagen de» Schwerverletzten, der in« Militärlazarett gebracht wurde, hat er sich selbst erschießen wollen, nachdem er zuvor seine Geliebte, ein Fräulein Neitzel au» Charlotten burg, mit deren Einverständnis erschossen hatte. Die Tote wurde heule nachmittag in der Nähe der Lodmühle auf UllerSdorfer Revier gefunden, woselbst an Ort und Stell» die ge- richrliche Aushebung erfolgte. Sie soll Näherin und 34 Jahre alt sein. Döbeln. (Pilzvergiftung.) Die Familie Schneider in Beutig erkrankte durch Pilzver giftung. Drei Kinder im Alter von 4, 6 und 8 Jahren verstarben, Mutter und ältere Tochter befinden sich außer Lebensgefahr. Der Fall ist um so bedauerlicher, al» die Familie im vorigen Jahre durch Unglücksfall ihre» Ernährers beraubt wurde. Leipzig , 27. Juli. (Revolverattenlat.) Dec 20 jährige Karl Lei«-rt schoß im Ver lauf« eines Streite« mit seinen Eltern vor vem Hause Köthener Straße 23 gestern abend gegen 11 Uhr ruf diese zwei Schüsse ab, ohne glücklicherweise zu treffen. Di, Eltern flüchteten hierauf in ihre i« ersten Stock belegene Wohnung. Der Sohn folgte ihnen und feuerte nochmal» je eine Kugel durch Vorsaaltür und Fenster. Auch aus einen herbeigeeilten Schutzmann gab er mehrere Schüsse ab, ohne aber auch diesen zu verletzen. Jetzt richtete Leimert den Revolver gegen sich selbst und jagte sich eine Kugel in die linke Schläfe. Lc wurde schwer ver letzt in« Krankenhaus geschafft. Sein Zu stand ist aber nicht hoffnungslos. Leipzig, 26. Juli. Unter schwerem Verdacht. Die hiesige Firma I. I. Weber erhielt vor einigen Tagen einen Erprefferbrief, in dem sie aufgefordert wurde, dem Ueber- bringer, einem Schulknaben, eine größere Summe Geld«» au»zuhändigen. Der betreffende Bote wurde eine Zeitlang hingehalten. Wäh renddem ließ Herr Weber sein Automobil bereitstellen. Al» der Junge da» Geschäft verlassen hatte, folgte man ihm unauffällig. Man bemerkte nun, wie der junge Mensch auf einen besser gekleideten Herrn zuging, dem er über den Botengang Bericht abstattete. Al» man an den Mann herantrat, in dessen Gesellschaft sich noch zwei Männer befanden, ergriff er die Flucht. E» gelang aber, den Verdächtigen «ach einer aufregenden Verfolgung durch einen Schutzmann dingfest zu machen. Der Erpresser wurde al» der 29 Jahre alte Arbeiter Karl Friedrich Koppiu» von hier er kannt. Am nächsten Tage glückte e» der Kriminalpolizei auch, den etwa 22 jährigen Bruder des Verbrecher» festzunehmen. Die beiden Verhafteten haben sich seit ungefähr 3 Jahren arleitslos in Leipzig Herumgetrieben. E» besteht nun der Verdacht, daß die zwei Brüder und der dritte Verdächtige, der noch nicht ermittelt werden konnte, mit dem Friedrichschen Doppelmord, der im November 1908 Leipzig in Aufregung setzte, in Ver bindung zu bringen sind. Die Schrift in dem letzten Erpreffervrief soll Sehnlichkeit haben mit der Schrift jener Briese, die der Friedrichsche Mörder vom Dezember 1908 bi« zum Februar 1909 an die Firma I. I. Weber gerichtet hat, und worin unter Androhung von Ermordung der beiden Firmeninhaber Weber große Geldsummen verlangt wurden. Luch förderte ein» Haussuchung in der Wohnung de» «inen Koppiu» Belastungs material zutage. — Nach der vom Staats anwalt angestellten Untersuchung handelt e» sich bei dem verhafteten Kellxer Friedrich Koppiu« um de» Täter, der in dem Jahre 1906 den Geldbriefträger Rübner überfallen hat. Koppiu« hat ein dahin gehende» Ge ständnis abgelegt. Ferner ist fest»estellt wor den, daß Koppiu» auch der Mörder der Fried- rich'schen Eheleute ist. Auch der Ueberfall auf die Frau Wagner in der Sottschedstraße dürfte ihm zur Last fallen. Tin Stiefbruder de« Verhafteten hat sehr belastende Au«sagen gegen ihn gemacht. Kirchennachrichten vou Bretnig. Morgen Sonntag, de» 31. Juli vormittag» Uhr Pr»digtgotte«dienst (Herr Pfarrer swor. Schubert-Langebr-ck). Kollekte soll eingesammelt «erden für die Mission in Israel. Geboren: dem Fabrikarbeiter Adolf Otto Mittag ein Töchterchen. Getauft: Willy Han», S. d. Leder warenfabrikant Paul Willy Max Heinrich. zs»tll«-rverei» t Sonntag, de« 31. Juli abends 8 Uhr Versammlung. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Liddy, T. d. Drechsler» Eli Melißander Alban Seifert Nr. 302 p. — Rosa Margarete, T. d. Färbergehilfen» Alexander Martin Reeh Nr. 221 b. — Linda Martha, T. d. Zigarrenarbeiter« Emil Rodert Großmann Nr. 293. Eheschließungen: Kaufmann Gustav Kurt Reichelt in Lichtenberg bei Berlin mit Marlha Helene Schreier Nr. 262. — Glarhüttenarbeiter Johann Gottfried Hoffmann in Kamenz mit Olga Clara verw. Philipp geb. Thomschke Nr. 71. Sterbefälle: Rentnerin Th eresia Amalia Boden geb. Brückner Nr. 123 b, 82 I. 18 T. alt.