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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. L-kal-Anzeiser für die Ortschaften Bretnig, HauSwalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beizegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatte»* vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen " gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser» sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag »/,I1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,1I Uhr einzusenden. Schriftleilung, Druck unö Verlag von A. Schurig, Drelnig. Sir. 32. Mittwoch, den 20. April MV. vallanikataftraphe i« «ewitter. Vie vier Inrorren ller vinent „vetttrrcd' «etStet. Noch ist da« schreckliche vallonunglück de« „Pommern", das an der Küste von Rügen drei Menschen den Tod brachte, in frischer Erinnerung, da ereignete sich in der Nacht zum Sonntag eine neue entsetzlichevallonkatastrophe, die in den Annalen der Luftschiffahrt bisher nicht ihre« gleichen gefunden hat. Der Ballon „Delitzsch" war unter der Führung de« Kaufmanns Karl Luft-Vitterfeld mit dem Luftschiffer Leuchtenring von der Luft fahrzeuggesellschaft und den Kaufleuten Hoecker und Graupner au« Leipzig am Sonnabend Nachmittag in Bitterfeld aufgesttegen, über- flog Thüringen und geriet in der Nacht gegen 1 Uhr über dem Dorfe Reichensachsen im Regierungsbezirk Kassel in ein Gewitter, dem er nicht ausweichen konnte. Siu Blitz traf die Ballonhülle, da» Ga» explodierte und die ihre« Halte» beraubte Gondel stürzte mit ihren vier Insassen au« einer Höhe von etwa «00 Metern zur Erde herab. Die Insassen wurden sämtlich getötet und am Morgen mit entsetzlich verstümmelten Gliedern aufgefunden. Oertliches und Sächsisches. Bretnig. Die hiesigen Kontrollpflichtigen seien nochmal« auf die morgen Donner«tag vormittag» l/»12 Uhr im Mittel-Gasthof zu Großröhrsdorf stattfindende Kontrollversamm lung aufmerksam gemacht. — Bei den sächsischen Feuerwehren hat sich für di« Alarmierung und für die Ver ständigung beim Löschdienst ein Signalsystem entwickelt, da» in der Uebungtordnung für das ganze Land einheitlich festgelegt worden ist. Da nun die Signale trotz größter Be schränkung und Einfachheit immerhin nicht im Handumdrehen zu lernen find, sollen ihnen zur leichteren Erlernung für neue aktive Wehrleute kurze sachliche Textwort» unterge legt «erden. Um die» Ziel in einheitlicher Weise zu erreichen, sammelt zweck« späterer Bearbeitung gegenwärtig Herr Brandinspektor Hermann in Dresden entsprechende Vorschläge, die jedoch nicht etwa in humoristischen oder sinnlosen Sprüchlein bestehen sollen, sondern sich vielmehr dem Sinn der Signale anpaffen müssen. Einzelne solcher Text« existieren bereit». So heißt z. v. da» Alarmsignal: „Feuerwehr, komm' schnell herbei, Feuerwehr, komm' schnell herbei, e« brennt, e« brennt, e» brennt I" und der Ruf nach dem Samariter: „Hilf Herbeil" Die so entstehende Signal- sammlung, deren Popularität schon jetzt ge sichert ist, erhält al» Anfang auch die i« Sachsen für die Hornisten vorhandenen Feuer wehrmärsche. Die Sammlung wird nicht allein für den Feuerwehrdtenst Wert haben, sie wird auch eine gewisse volkskundige Bedeu tung erhalten. Der gemeinnützigen Feuer, mehrfache dienen in Sachsen gegenwärtig ca. so ooo Männer freiwillig. — Vom großen Lo«. Recht glücklich hat Fortuna diesmal mit dem großen Los ge griffen und allen Gewinnern rechte Freude bereitet, zumal die Glücklichen dem arbeitenden Stande angehören. So spielten außer dem Ohorner Gewinner ein Zehntel der Glück«- nummer drei Brüder in Berthelsdorf bei Freiberg; ein Teil von reichlich 8000 Mark kam nach Großschirma, zweimal 4000 Mark gewannen zwei Hüttenarbeiter in Rothensurth. Ein Zehntel de« großen Loses erhielten 5 Mitglieder einer Familie in Grimma, sowie ein Ziegeldecker in Herrnsdorf-Hetzdorf am Tharandt-Grillendurger Wald. — Die sächsische Staat«bahnverwaltung konnte im ersten Vierteljahre 1910 wiederum an zahlreiche ihrer Arbeiter Geldbelohnungen für längere befriedigende Dienstsührung be willigen. Insgesamt wurden 126 Belohnungen gewährt, und zwar an 6 Arbeiter nach 40« lähriger Dienstzeit, an 47 Arbeiter nach 35« jähriger Dienstzeit, an 20 Arbeiter nach 30- jähriger Dienstzeit und an 53 Arbeiter nach 25 jähriger Dienstzeit. Die Belohnungen sind übrigen« seit dem 1. April erhöht worden, was in den betreffenden Kreisen gewiß mit Genugtuung empfunden werden wird. — Kolonnentag. Der vom „Roten Kreuz" im Königreich Sachsen beschlossene, alle zwei Jahr« stattfindende Kolonnentog dec Sächsischen Sanitätskolonnen wird in diesem Jahre am 9. und 10. Juli in Chemnitz abzehalten werden. Für den S. Juli, abends, ist ein Festkommer» im Kaufmännischen Vereinthau«, für den 10. Juli, früh 10 Uhr, Festgotte«- dtenst auf dem Schützenplatz in Chemnitz- Altenborf und für 11 Uhr eine große Uebung der Kolonnen der Inspektion Chemnitz (zrrka 20 Kolonnen mit ungefähr 600 Mitgliedern) geplant. Diese Uebung wird auf dem Güter bahnhof« Chemnitz-Altendorf und auf d«m Schützenplatz Altendorf abgehalten; auf letzterem wird im Krystallpalast «in große» Hilftlazarett errichtet werden. — Da» 16. Posaunenfest de» Bunde» der ev.-luth, Männer- und Jüngling»vereine Sachsen« wird am 24. April d. I. in Marienbtrg abgehalten. Früh ist eine Morgen- musik an verschiedenen Plätzen der Stadt geplant. Im Mittelpunkte de« Tage« steht ein großer Festgott«»vienst in der St. Marien kirche mit der Predigt von Herr» Pastor Dr. Göttsching in Dresden. Weiter findet eine Platzmufik mittag« und nachmittag« eine Festversammlung statt. — Spuren de« »erschollenen Ballon« „Luna". Au« Stockholm meldet der Draht: Die Schwedische Aeronautische Gesellschaft, die sich lebhaft mit dem Schicksal be» verun glückten deutschen Ballan» „Luna" beschäftigt, hat von einem Förster in Pokkstjaervi in Finnland einen Brief erhalten, wonach einige Personen vor etlicher Zeit an einem stürmischen Tage einen Ballon gesehen hätte«, der in ca. 20 Meter Höhe sich dem Lande näherte, aber bald über den großen Wäldern verschwind. Später hätten einige Personen in den Wäl dern, wo hoher Schnee lag, nach dem Ballon gesucht, ihn aber nicht gefunden. Die Aeronau tische Gesellschaft betrachtet die Nachricht al- äußerst wertvoll. — Iuliu» Kühn -j-. In Halle a. S. ist Wrrkl. Geh. Dr. Julm» Kühn, Direktor und Gründer de» landwirtschaftlichen Institut» in Halle gestorben. — Exzellenz Kühn, ein Pul»nitzer von Geburt, hat sich al» land wirtschaftlicher Gelehrter hervorragende Ver dienste erworben. Eber«bach. (Tin «ohllegitimierter Mann.) Nicht weniger al« 56 Ausweit papiere besaß ein hier wegen widernatürlicher Unzucht verhafteter Landstreicher. Dresden. (Bedrohungen gegen den König und de» Justizminister Dr. von Olto.) Erpressungen und Bedrohungen gegen einen deutschen Bunde»fürsten und dessen Minister dürften in der Kriminalgeschichte einzig da- stchen. Der oft vorbestrafte, in Oesterreich heimat-berechtigte 20 Jahre alte Arbeiter Hermann Ocacek erhielt al» lästiger Aut- länder von der sächsischen Regierung einen Au««eisung»befehl, nachdem er kurz zuvor auch au» Boyern ausgewiesen worden war. Ocacek, der in Mittweida geboren, aber dessenungeachtet österreichischer Staatsange höriger ist, kehrte sich nicht an die Ausweisung, sondern kam immer wieder nach Sachsen zurück. Al« aber die Behörden immer wieder den Oesterreicher über die Grenze schoben, richtete Ocacek einen eigenartigen Drohbrief an den Justizminister Dr. von Otto und drohte dem letzteren sowie dem Könige Friedrich August mit dem Tode. Der Drohbrief trug auf der Vorderseite einen Tolenkopf über zwei gekreuzten Knochen und führte die Ueberschrift: „Rache dem Tyrannen". Der Brief trug auch die »olle Unterschrift de« Briesschreiber«, infolge dessen konnte auch sofort die Verhaftung de« Ausgewiesenen erfolgen. Er stellte bei seiner Festnahme nicht in Abrede, dem König und seinem Minister da« Leben nehmen zu wollen, wenn nicht die Zurücknahme de« Au»weisung«- befehl« erfolgen würde. Er sei sich nur noch nicht darüber klar gewesen, ob er bin Revolver oder Dynamitbomben nehmen soll». Vor Gericht erklärte der Angeklagte, er habe nicht die Absicht gehabt, seine Drohungen au»zuführen. Er sei vielmehr erst durch da« Lesen der Sherlock-Hol«e«-Bücher auf di» Idee gekommen. Da« Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Bedrohung und Erpressung zu 2 Jahren Gefängni«. Oschatz. Zu dem Einsturz de« hiesigen neuen Wasserturme«, worüber schon kurz be richtet worben ist, bringt da« „Oschatzer Tage blatt" noch folgende >u«führliche Darstellung: Heute in aller Frühe vernahm man in der Nähe de« neuen Wasserturmes auf dem Weinberge ein donnerähnliche« Getöse. Al« man nach der Ursache forschte, fand man den Wasserturm, der tag« zuvor erst dem Betrieb übergeben worden war, vollständig in Trümmern. Der ungefähr 30 Meter hohe Turm ist vollständig zerstört. Er ist nicht seitlich gestürzt, sondern in sich selbst zusammen gebrochen. Der Helm liegt, mit der Spitze gegen Süd«n geneigt, auf den Trümmern. Die Backsteine de» Mauerwerk« liegen zerstreut umher, die Schienen d«r Lisenkonstruktion sind vielfach geknickt und verbogen. Bemerken«- «ert ist, vaß sich der Boden de« eisernen Wasserbehälter« von dem «deren Teile de« Behälter« losgelöst hat. Allem Ansch»in nach hat die Tragfähigkeit de» Behälters nicht au»gereicht, denn der Boden wurde durch die Last de» Wasser» durchgebogen. Bemerkt sei noch, daß durch ein Versehen der Schieber, der die Zuleitung zu« Wasserturm avschließt, erst geöffnet wurde, al» da« Pumpwerk bereit» einige Stunden in Tätigkeit war. Ob dadurch vielleicht irgendeine Beschädigung der Anlage verursacht wurde, wird noch festgestellt werde» müssen. Da gestern nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr die Besichtigung de« Turme» durch die städtischen Kollegien erfolgte, ist e« al« ein Glück anzusrhen, daß niemand »er- unglückt ist. Die Ursache de» Einstürze« wird erst durch eine Untersuchung«kommiflion festge setzt werden müssen. Der Turm, dessen Be hälter einen Inhalt von 3000 Kubikmetern besaß, wurde mit einem Kostenaufwand« von mehr als 60 000 Mk. nach den Plänen des Ingenieur» Saalbach in Dresden erbaut, das Material der Eisenkonstruktion liefertest« Firma Gebr. Barnewitz-DreSven. — Reichatagsersatzwahl in Lachsen? Der 2V. Jahrgang. reformerische Reichstagtabgeordnete Zimmel mann ist seit längerer Zeit herzkrank, so daß er sich mit der Absicht tragen soll, sein Mandat niederzulegen. — Zimmermann ver tritt den 20. sächs. Wahlkret» — Marienberg- Zschopau —, wo er im Jahre 1907 mit 14 732 gegen 11281 sozialdemokratische Stimmen gleich in derHauptwahl gewählt wurde. — Der entgangene Ftnderlohn. Ein An gestellter in Mrerane verlor am Abend vor seiner Hochzeit 200 Mk. Trotz allen Suchen» waren sie nicht zu finden; erst nachdem sich die Polizei bemühte, lag frühmorgen« am dritten Tage nach dem Verluste da» Por temonnaie mit dem Geld vor der Stubentür de« nunmehr glücklichen jungen Ehepaare». Dem Finder war aber durch sein verdächtige» Zögern der Finderlohn entgangen. — Beim Radfahren tödlich verunglückt ist auf der Chaussee nahe Reichenau der 18- jährige Fabrikarbeiter Reinhold Schmidt au» Lichtenberg. Sr stürzte an einer abschüssigen Stelle so heftig gegen einen Baum, daß er schwerverletzt liegen blieb. Im Krankenhause starb er nach wenigen Stunden. — Aussehen erregt in Leipzig di« am Freitag erfolgte Festnahme eine» 20 jährigen Kaufmann» W. au» Berlin, der im vorigen Jahre in einer Leipziger Rauchwarenhanolung für 10 000 Mk. Rauchwaren, angeblich i« Auftrage eine» au»wärtige» Hause«, angekauft hatte. Der junge Mann hatte die Waren zur Hälfte de« Preise» verschleudert und war dann verschwunden. Nachdem ;er jetzt au» Berlin nach Leipzig zurückgekehrt war, erfolgte daselbst seine Verhaftung auf Veranlassung der geschädigten Firma. — Durch ruchlose Hand ist einer der besten deutschen Krteg«hunde, der «inen Wert von über 3000 Mark hatte und sich im Be sitze de» Pächter« de» Leipziger Etablissement» „Schützenhof" befand, vergiftet worden. — Sin furchtbarer Selbstmord. Der 35 Jahre alte Steinmetz Georg Schlötzer in Kirchenlamitz bei Asch hat seinem Leden auf entsetzliche Weise ein Ende gemacht. In einem Brief«, den er an einen Gastwirt richtete, beschrieb Schlötzer die Vorbereitungen und di« Art der Audführung de« Selbstmorde». Durch diesen Brief aufmerksam gemacht, suchte man in dem Granitsteinbruche am Eprecht- steine nach dem „zertrümmerten Felsengrabes, wovon in dem erwähnten Briese die Rede war. Man entdeckte Furchtbare«. Der Selbstmörder hatte eine kleine Felsenhöhle, in die er gekrochen war, mit Steinblöcken dicht verschlossen und in dem engen Raume dann ein große» Quantum Dynamit derart zur Explosion gebracht, daß die Felsenhöhle voll ständig auteinandergesprengt und der Körper de« unglücklichen Manne« in Stücke zerrissen wurde. ^Lr-»d»»-r «chl^chtviehmartt vom 18. April 1910. Zum Auftrieb kamen 4704 Tchlachttiere und zwar 970 Rinder, 1021 Schafe, 2282 Schweine und 431 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 39—42, Schlachtge wicht 75—78; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 37—40, Schlachtgewicht 69—73, Bull-n: Lebendgewicht 38—41, Schlachtgewicht 68—72; Kälber: Lebendgewicht 50—52, Schlachtgewicht 80—82; Schafe: 83—84 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewtcht 50—51, Schlachtgewicht 67—68. Er sind nur Preise für die besten Vieh sorten verzeichnet.