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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ju Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltung»blattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus 1 Mark iv Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de« All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag */,H Uhr einzusendm. Schriftleilung, Druck und Verlag von N. öchuvig, Breinig. Rr. 47. Mittwoch den 14. Juni 1905. 15. Jahrgang. Roosevelts Kriedensaktion. Washington, 10. Juni. Präsident Roosevelt sandte am 3. Juni auf diploma tischem Wege folgende Mitteilung an die japanische und russische Regierung: Ich halte die Zeit für gekommen, daß ich mich i>N Interesse der gesamten Menschheit be mühen muß, wenn möglich, diesen schrecklichen und beklagenswerten Kampf zu Ende zu vtingen. Die Vereinigten Staaten find so wohl mit Javan al» mit Rußland durch Ambe der Freundschaft und de» gegenseitigen Wohlwollens verbunden und daher für beide interessiert. Der Fortschritt der Welt wird durch den Krieg zwischen zwei großen Völkern gehemmt. Ich bitte die russische wie die japanische Regierung dringend, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern im Interesse der ganzen zivilisierten Welt, in direkte Friebens Verhandlungen miteinander einzutreten. Ich schlage vor, daß diese FciedenSverhandlungen direkt undauSschließlichzwischen den kriegssühren- den Ländern geführt werden, mü anderen Worten, daß russische und japanische Bevoll- Ulächligle ohne irgend welche Vermittler zu sammentreten, um zu sehen, ob es nicht möglich ist, daß die beiden Mächte Friedens bedingungen einigen. Ich bitte die russische Und die japanische Negierung ernstlich, jetzt einer solchen Zusammenkunft zuzustimmen. Ich bin bereit, alles zu tun, was ich kann, falls die beiden in Frage kommenden Mächte meine Dienste bei der Vereinbarung der Prälimi narien, was Ort und Zeit betrifft, für nütz lich halten; aber auch, wenn diese Prälimi narien zwischen den beiden Mächten direkt oder auf anderem Wege vereinbart werden, werde ich hocherfreut sein, denn mein einziger Zweck ist, diese Zusammenkunft zustande zu bringen, welche, wie die ganze zivilisierte Welt von Herzen wünscht, den Frieden her beiführen möge. Die Nole de» Präsidenten Roosevelt an die russische und die j panische Regierung war um Donnerstag Nachunltag abgesanbt worden, Nachdem von Tokio und Petersburg die Zu- slcherung gegeben war, daß ein solcher Vor schlag willkommen sei. Sie wurde auf Roose- oelts Veranlassung nach Petersburg und Tokio telegraphiert und dort durch den amerikanischen Botschafter v. Lengerke-Meyer beziehungs- Meise den Gesandten Griscom überreicht. Die Rote wird in hiesigen diplomatischen Kreisen ol» erst,r entscheidender Schritt zum Frieden betrachtet. Die Newyorker »Associated Preß" meldet, Nach den ihr zugegangenen zuverlässigen Mitteilungen hätten Rußland und Japan die Anregungen des Präsidenten Roosevelts be treffend Eröffnung direkter Friedensverhand- ^ngen angenommen. Eine Konferenz von bevollmächtigten beider Länder sei nunmehr Sesiche.t. Die Meldung, daß Japan zur Eröffnung tw» Friedensverhandlungen geneigt sei, wird ferner aus Tokio direkt bestätigt. Ein Lon- boner Telegramm besagt: Eine dem Reuterschen Bureau au» Tokio zugcgangene Depesche bestätigt, daß die japamsche Re- Sterung bereit ist, ter Anregung de» Präsiden ten Roosevelt Folge zu leisten und Bevoll- wachtigte zu ernennen, die mit russischen Be- Mmächtigten in Untei Handlungen treten wllen. LertlickeS und Sächsisches, bereinig. Gemeinderatsbericht vom 6. ' M. 1. Einige Steuerangelegenheiten finden Erledigung. 2 Ein Gesuch, Aufhebung der Bierstcuer betreffend, wird abgelehnt. 3. Für die Volks- und Schulbibliothek bewilligt man einen Beitrag von 25 Mark. 4. Die Ver pflegung»- und Zuführungskosten für den hier unlerstützungswohnfitzberechtigten Seubig sollen an di» Stadt Dresden einzesandt werden. 5. Von zwei vom Herrn Geometer Rentsch eingegangenenDismembrationt-Angelegenheiten wild Kenntnis genommen. 6. Als Rechnungs prüfer der Gemeindekaffenrechnung 1904 wer- den die Herren Adolf Zschiedrich, Hermann Schölzel und Reinhard Hauptmann gewählt. 7. Von einer Eingabe des Herrn Brigadier Grellmann-GroßröhrSdorf, den ArmenhauSbe wohner K. betr., wird Kenntnis genommen und diese Angelegenheit erledigt. Desgleichen finden 2 Gesuche um Unterstützung ihre Erledigung. 8. Auf ein Gesuch um Beihilfe zur Dielung des Volksbades im Unger'jchen Teiche wird ein Beitrag bedingungsweise bewilligt. 9. Eine wettere Unterbringung der Blinoen H. in das Blindenasyl Königswartha überweist man der Armendeputatton zur Regelung 10. Die Ausfüllung der Tabellen für den Landtag WalpurgiS, Wege- und Brückenbau, Armen-undSiechenunterstützunginderGemeinde beir., wird der Finanzdeputation überwiesen. 11. Eine Beteiligung an der Versammlung der Tlesbauberufsgenoffenschast wird abgelehnt Bretnrg. Wie uns mitgeteilt worden ist, wird in Zukunft bei Ausstellungen, die im Königreich Sachsen stattfinden, eine Fracht vergünstigung für die sächsischen Eisenbahn strecken nur dann gewährt, wenn die Veran stalter der Ausstellung eine Bescheinigung der zuständigen Verwaltungsbehörde beibringen, worin die Frachtvergünstigung ausdrücklich befürwortet wird. Eine solche Bescheinigung gibt indessen noch keinen Anspruch aus die erbetene Frachtvergünstigung, die Entschließung über deren Bewilligung bleibt vielmehr unter allen Umständen dem Ermessen der Eisenbahn- Verwaltung Vorbehalten. Die Veranstalter von Ausstellungen werden daher gut tun, den an die Königliche Generaldirektion der Säch sischen Staatseisenbahnen zu richtenden An trägen auf Gewährung einer Frachtvergünstig ung sogleich eine derartige Bescheinigung bei zufügen. — Die Landwirte seien darauf aufmerk sam gemacht, daß der Notstandstarif, der im Sommer v. I. auch für das Königreich Sachsen eingeführt wurde, am 30. Junt d. I. außer Kraft tritt. E» dürfte sich deshalb empfehlen, die billige Fracht noch zu benutzen und dre Futtermengen, die im Sommer ge braucht werden, noch im Laufe dieses Monat» zu beziehen. — 17. Sächsischer Feuerwehrtag. Das Programm sür den am 11., 12. und 13. August in Meerane stattfindenden 17. Säch sischen Feuerwehrtag ist folgende«: Freitag, den 11. August abends: Sitzung des Landes ausschuffes. Sonnabend, den 12. August: von früh 8 Uhr ab Empfang der Festgäste am Bahnhof; vormittags 10 Uhr Eröffnung der Ausstellung. Anschließend Konzert im AusstellungSgarlen; nachmittags 4 Uhr Ab- gäbe und Prüfung der Delegiertenkarten; nach mittags 5 Uhr Sächsischer Feuerwehrtag; abends >/,9 Uhr Kommers im großen Saale von Härtel» Hotel. Sonntag, den 13. August : früh 6 Uhr Weckruf; von 7 bi» 10 Uhr Empfang weiterer Gäste am Bahnhof; l/,11 Uhr Schulübungen der Meeraner Freiwilligen Feuerwehr, anschließend Hauptübung; 12 di» 1 Uhr Platzmusik; nachmittag» 4 Uhr Fest» zug; nachmittags 5 Uhr verschiedene Frei onzerte und abend« 9 Uhr Illumination der Gondelteichanlagen und de» Schiller-Parke». Der Hauptausschuß hat beschlossen, den Fest- »eitrag für die auswärtigen Teilnehmer auf 2 Mark mit Freiquartier und 1 Mark ohne Freiquartier festzusetzen und weiter, eine Fest zeitung herauszugeben. Man rechnet auf eine Teilnahme von 5000 Feuerwehrleuten, die teil» in Bürger, teils in Maflenquartieren untergebracht werden sollen. — Während in früheren Zeiten die Kohlen brennerei auch in den sächsischen Waldungen mit gutem Erfolg betrieben wurde, ist jetzt der Köhler in ihnen ein ziemlich seltener Mensch. Hauptsächlich im Erzgebirge begeg net man noch ab und zu einem rauchenden Meiler. Der Betrieb der Kohlenbrennerei rm Königreich Sachsen hat mit geschäftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn die Holz !ohlen werden von Norddeutschland und Bayern billiger geliefert, «l« sie bei unseren ArbeitS öhnen hergestellt werden können. Der Kohlen brenner erhält für das Fuder ohne jede An- mhr 30 Mark Stücklohn. Ein Meiler bringt hm ca. 90 Mark ein, denn er enthält ge wöhnlich 120 Raummeter Stöcke und liefert drei Fuder Kohle, das sind 450 Hektoliter oder 195 Zentner. Der Zentner Holzkohle wird durchschnittlich mit 3 Mark 30 Pfg. verkauft. Trotz der geringen Rentabilität wird aber die Kohlenbrennerei im sächsischen Walde nicht so bald ganz aufhören, denn sie ist in gewissen Gegenständen die einzige Mög lichkeit zum vollständigen Absätze des Stock holze». — Vom 22 Mitteldeutschen Bundesschieben in Döbeln. Auf dem herrlich gelegenen Schieß- stand der privil. Bürgerschützmgesellschaft am Eichberg werden 82 Scheiden aufgestellt, und zwar 9 Feldscheiben sür 300 Meter Schußweite, 17 Standscheiben auf 175 Meter, 5 Pistolen- schriden auf 35 Meter und eine Jagdscheibe auf 60 Meter Entfernung. Oie maschinelle Anlage sür die letztere ist nach dem Muster der Leipziger Schützengilde eingerichtet. Als Schiebstand wird eine 44 Meter lange und 12 Meter bieite Halle errichtet, in der 32 Adschußstänoe sich befinden. Ein neben dem Schiebstand errichtetes großes Restaurations- zelt wird den Schützen nach stattgefundener Tätigkeit Gelegenheit zur Erholung und Er frischung bieten. Schiebstand und Festplatz sind durch die Mulde getrennt. Der Fest platz wird mit besseren Belustigung» Unter nehmungen reichlich besetzt sein. Kamenz. Das Königliche Ministerium de» Innern hat folgende Grundsätze bezüglich zweier Gegenstände der Nahrungsmittelunter suchung aufgestellt, die von allgemeinem Jnter- .sse sein dürsten: 1. Im Verkehr mit Essig ist die Ver wendung von Flüffigkeitsmaßen und Fab Hähnen aus Metall zu vermeiden. Geeichte Flüssigkeitsmaße aus Glas sind bei Wil helm Schmidt (Hohlglas sn ^ros) in Leip zig, Wittenbergerstrabe 10, und bei Rodert Jakobi in Leipzig, Burgstrahe 10, zu er halten. In Bezug auf den Gehalt des Essigs an Essigsäure ist bis auf weiteres für „Essig" schlechthin oder „Speiseessig" ein solcher von mindestens 3 für „Wein essig" ein solcher von 5 und für „Essig sprit" ein solcher von 7 zu verlangen. Wegen der Bezeichnung Weinessig bleibt weitere Verfügung darüber, ob die Bezeich nung lediglich sür solchen Essig zuzulassen sei, der ausschließlich au» Wein hergestellt ist, bi» nach Abschluß der darüber ange» stellten Erörterungen noch vorbehalten. 2. Bei Revision von Bäckereien ist da» Augenmerk auf da« Vorhandensein mit Zink ausgeschlagener Backtröge zu richten und durch entsprechende Verständigung darauf hinzuwirken, daß solche nach und nach mög lichst außer Gebrauch kommen, bis dahin aber die Aufnahme von Zink in den Sauer teig möglichst dadurch vermieden werde, daß eine genügend dicke Schicht Mehl zwischen Zinkblech und Sauerteig gebracht wird. Dresden, 10. Juni. Gestern abend wurden zwei hiesige Rohproduktenhändler estgenommen, welche geständig sind, in hie- igen Rohproduktengroßhandlungen zentner weise Maschinenteile, alle« Eisen usw. ge- tohlen zu haben. — I» Bannewitz bei Dresden versuchte am Freitag ein vierzehnjähriger Schulknabe ich da« Leben durch Erhängen zu nehmen. Der Arzt rief ihn durch Wiederbelebung«» versuche in» Bewußtsein zurück. — Der Magnelopath Herr G. Dittmann aus Zittau ist in Schandau gestorben. Er war vor einiger Zeit in Zittau auf der Straße von einem tollwütigen Hunde gebissen worden und mußte sich deshalb nach Berlin n das Pasteursche Institut jbegeben. Vor kurzem halte er das Institut verlassen und weilte dann zur Kur in Schandau, wo er nunmehr an einem Schlaganfall gestorben ist. Ob der Todesfall mit den Folgen des Hunde- Visses in Verbindung steht, weiß man nicht. — Eine angesehene Familie in Nossen ist wiederum durch den Tod eines hoffnung-vollen Sohne« in tiefe Trauer gesetzt worden. Am Donnerstag früh hat sich der im 24. Leben«» jahre stehende zweite Sohn dieser Familie durch Erschießen entleibt, nachdem vor noch nicht zwei Jahren ein jüngerer Sohn seinem Leben durch Erhängen ein Ende bereitete. Die Familie wird ob diese» traurigen Schicksal» allgemein bedauert. — Sin Handelsmann in Ilkendorf bei Nossen macht folgendes bekannt: »Bei Ein lauf von 50 Mark in bar wird jeder Käufer lm Geschirr nach Hause gefahren, da Ilken dorf keine Bahnverbindung besitzt." Mehr kann man schließlich nicht verlangen. Chemnitz Zwei Kanalarbeiter, die am Mittwoch nachmittag mit dem Reinigen einer Schleuse in der Martinstraße beschäftigt waren, wurden plötzlich von hereinbrechenden Wasser» mengen eine» Gewitterregens überrascht und fortgeriffen. Als ein auf die Unglücklichen war tender ttanalarbeiter auf mehrmaliges Rufen leine Antwort erhielt, eilte er nach dem nächsten Eingangsschacht, wo sich einer der Ar beiter festgehalten hatte. Es gelang, diesen zu retten, während der andere Arbeiter Namen» Wagner verschwunden war. Auch mit Hilse der Feuerwehr ist es nicht gelungen, ihn zu retten, der zweifellos ums Leben gekommen ist. — Ein schreckliches Brandunglück ereignete sich in Ullersdorf in Böhmen. In dem Hause des 53jährigen Schabendecker« Josef Hübner brach Feuer aus, da» bei der Trockenheit rasch um sich griff. Um das ersparte Geld zu retten, eilte Hübner noch einmal in sein vrennende» Hau» zurück, er kam aber nicht wieder heraus, man fand später seine ver kohlte Leiche in schrecklichem Zustande. Mit verbrannt sind 400 Gulden bares Geld. Ge» rettet konnte nichts werden. Die Frau Hüb» ner erlitt schwere Brandwunden.