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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat,» Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Mgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Nü gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboteu jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag i/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusenden. SchrifNeitung, Druck und Verlag non A. Schurig, Drelnig Nr. 31. 15. Jahrgang. Mittwoch den 1». April 1905. Verma«, und S»<HM»e» Bretnig. Am Palmsonntag wurden in hiesiger Kirche 55 Konfirmanden eingesegnet, und zwar 23 Knaben und 32 Mädchen. — Zur Warnung I Ein Schlosserlehrling in Erfurt hatte eines Abends den Fortdil- dungsschulunterricht geschwänzt. Da nun der Lehrer eine schriftliche Bescheinigung über den Versäumnisgrund forderte, so suchte Ker Lehrling sich so zu helfen, daß er ein Entschuldigungsschreiben anfertigte und mit dem Stempel seine« Arbeitgebers versah. Auch im Schulklaffenbuch, wo das Fehlen be merkt war, machte der Lehrling die nachträg- siche Eintragung: „entschuldigt gewesen". DieStrafkammer ahnte diese Urkundenfälschung Mit fünf Tagen Gefängnis. — Im Hinblick darauf, daß durch die Ge setzgebung der Deutschen Bundesstaaten das Spielen in außerdeutschen Lotterien, sowie der Verkauf und Vertrieb von Losen solcher Lotterien verboten ist, sind die Postanstalten angewiesen worden, offene Drucksachsendungen, bei deren Durchsicht wahrgenommen wird, daß der Inhalt außerdeutsche Lotterien be trifft, als unbestellbar zu behandeln. Bautzen, 13. April Nachdem am 3. d. M. ein neulicher Tollwulansall (gelber Schäferhund) in der Umgegend vorgekommen war, ist nun die Hundesperre für nicht weniger als 57 Ortschaften der hiesigen Umgegend verlängert worden; außerdem wurde noch für 14 Orte der Umgegend die Hundesperre neu angeordnet. Bautzen. Der Fahrrad-Dieb Schuh macher Joh. Reinhold Schuster aus Ober leutersdorf, der in letzter Zeit in der Um gegend von Zittau und Bautzen sechs Fahrräder und auch andere Gegenstände gestohlen hat, ist in Arnsdorf von dem in Radeberg statio nierten Gendarm Regenhard verhaftet worden. S. wurde auch von der Staatsanwaltschaft Zwickau steckbrieflich gesucht. — Der Inhaber de« „Hirsch am Rauch- Haus" in Dresden, Herr Restaurateur Butz- iger, hat, wie ein Dresdner Blatt meldet, sich genötigt gesehen, seine Zahlungen einzustellen. Die Unlerbilanz soll eine sehr hohe sein; Man spricht von 80,000 Mark, auch noch höhere Ziffern werden genannt. — Landgericht Dresden. Am 6. v. M. veranstaltete der bisher unbescholtene Händ ler Karl Otto Friedrich in einer Gastwirt schäft zu Heidenau ohne obrigkeitliche Erlaub nis eine Ausspielung von Apfelsinen. Dieses Vergehen muß Friedrich mit 3 Mark Geld strafe, eventuell einem Tag Gefängnis büßen. Dresden. Ein Besuch de» Zoologischen Gartens ist gegenwärtig äußerst lohnenv, da eine aus 7 Personen bestehende Jndiertruppe, die zur Dravida-Rafle gehört, seit kurzem ihr Heim daselbst ausgeschlagen hat und Groß und Klein durch Vorführung ihrer landes üblichen Künste und Gebräuche erfreut. O b e rp o y r i tz, 15. April. Eine schreck liche Tat hält die Gemüter aller Einwohner unseres -sonst so friedlichen Dörfchen« in größter Erregung. Die Frau des hiesigen Einwohners, früheren Wirtschaftsbesitze^s Jä nigen zeigte schon seit längerer Zert Spuren von geistiger Erkrankung, ihre Ueberführung in eine Heilanstalt war schon beschlossene Sache. Gestern früh halb sieben Uhr wurden die Hausgenoffen des von ihr bewohnten Hauses durch jammervolles Geschrei erschreckt. Al» man hinzueilte, fand man die Unglück "che, einer Feuersäule gleich, über und über brennend Durch Ueberwerfen von Decken wurde zwar das Feuer erstickt, der Körper der bedauernswerten Frau wies aber schon schreckliche Brandwunden auf. Als man hier aus die Wohnung betrat, bot sich den Ein tretenden ein noch schrecklicherer Anblick oar. Auf einer Bank lag dar 11 Monate alte Kind, welchem oer Kopf fast vom Rumpfe getrennt war, und daneben das blutbefleckte Beil, mit welchem die grauenvolle Tat ver übt worden war. Die unglückliche Frau hatte die Abwesenheit ihres Manne», welcher zum Bäcker nach Brot gegangen war, benutzt, um erst das Kind auf die geschilderte Art ums Leben zu bringen und dann, nachdem sie ihre Kleider mit Petroleum begaffen und entzündet hatte, sich selbst den Tod zu geben. Man hat die Aermste nach dem Krankenhaus gebracht, doch dürfte sie schwerlich mit dem Leben davonkommen. — Zu dem gräßlichen Mord und Selbst mordversuch in Oberpoyritz wird noch berichtet, daß die Frau Jänichen schon vor mehreren Wochen vom Arzte für geistig nicht normal erklärt wurde. Die beabsichtigte Ueberführung nach der Bezirksanstalt in Leuben war aber leider noch nicht erfolgt. Frau Jämchen ist erst 29 Jahre alt. Der hochbetagte Vater der unglücklichen Frau lebt in Lohmen. — In Ottendorf-Okrilla brannte vor etwa 14 Tagen ein Wohnhaus nieder, al» dessen mutmaßlicher Brandstifter jetzt der 32 Jahre alte Arbeiter Karl Julius Freyer verhaftet wurde. Derselbe ist Eigentümer des einge äscherten Hauses, für das er jetzt die Ver sicherungssumme erheben wollte, so daß außer der Beschuldigung der Brandstiftung ferner Versicherungsbetrug in Frage kommt. Meißen. Der Besitzer des bekannten Restaurants „Zum Römer" hier, Friedrich Hermann Fischer, befand sich in schlechten Vermögensverhältniffen. Er schuldete einer alten Dame 1500 Mark, und um sich dieser drückenden Schuld zu entledigen, faßte er den Beschluß, sich in den Besitz des Schuldtitels zu setzen und dann zu behaupten, daß er das Geld zurückgezahlt habe. Als am 5. Februar d. I. sich das alte Mütterchen in der Kirche befand, bewaffnete sich der „Römerwirt" mit einem Dietrich, schlich sich in da« Haus seiner Gläubigerin und war soeben im Begriff, die Wohnungstür zu erbrechen, als plötzlich Schritte laut wurden, die den in gutem Ansehen steh enden Mann in eine heillose Angst versetzten. Er stülpte sich seinen Hut über beide Ohren, hüllte das Gesicht in ein Taschentuch und stürzte nun in wilder Flucht auf die Straße. Nachbarn hatten aber den „Römerwirt" trotz der Vermummung erkannt und sein Schicksal war besiegelt. Ganz Meißen war außer sich. Man hatte eine solche Tat dem „Römerwirt" nicht zugetraut. Alsbald brach auch über ihn der Konkurs herein. Der „Römerwirt" hatte sich nunmehr vor dem Strafrichter zu verantworten. Er leugnete zwar, wurde aber überführt und zu sechs Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt — In Freiberg packte ein Junge den auf dem Schulwege befindlichen schwächlichen, 10 Jahre allen Wei« am Ranzen, bog den Knaben rückwärts und trat ihn mit den Schuhen in die Beckengegend. Der mißhandelte Knabe konnte, als er nach Hause kam, nicht reden und lag mehrere Tage ohne Bewußtsein. Jetzt ist der arme Junge gestorben. Die Staats anwaltschaft hat die Sache in die Hände ge- nomme - Großenhain. In der Umgegend von Großenhain sind noch weitere Kohlen funde gemacht worden. Bei Hohenleipisch wurde in der Nähe der Dicke'schen Windmühle beim Ausschachten eines Brunnens in 9 Meter Tiefe em 6 Meter mächtiges trockenliegendes Kohlenflöz vorgefunden. Die Kohle ist von besonderer Güte, fest und hat große Heizkraft. Weiter wird au» Strauch mitgeteilt, daß die dort vorgefundene Kohle laut bereits ergange nem maßgeblichen Sachverständigenurteile sehr gut, ja sogar eine Wachskohle sei. Da» fraglos vorhandene abbauwürdige Kohlenflöz ziehe sich über Krauschütz hin, wo ebenfalls erfolgreiche L'ersuchsbohrungen gemacht worden sind. Ueber den Abbau sind bereits Verhand lungen im Gange. — Der 10. Kompagnie des 8. Infanterie- Regiment- „Vrinz Johann Georg" Nr. 107 ist von dem in diesem Regiment aggregierten Major Malberg, zur Erinnerung an die Zeit, in welcher er Chef der betreffenden Kompagnie war, der Betrag von 1000 Mark als Schenk ung überwiesen worden. Die Zinsen des Betrages sollen alljährlich am 2. Dezember nach Maßgabe getroffener Bestimmungen einem oder zwei älteren Unteroffizieren der genannten Kompagnie ausgezahlt werden. — Ein Brandunglück trug sich in Erbir- dorf bei Freiberg zu. Am Donnerstag abend ist daselbst das hinter dem Dorfe gelegene und dem Wirlschaftsbesitzer W. Ander» ge hörige Anwesen niedergebrannt. Anders, der seit Ausbruch des Brandes vermißt wurde, ist nun als Leiche unter den Trümmern her vorgezogen worden. Der Verstorbene soll in der letzten Zeit zuweilen geistig nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sein. Anscheinend in einem Zustande der Betrunkenheit geriet er Donnerstag abend mit seiner Ehefrau in Streit, so daß letztere vor ihm aus dem Hause zu Nachbarn flüchten mußte. Kurz darauf ging das Wirtschaftsgebäude in Flammen auf. Es wird vermutet, daß Anders selbst den Brand angelegt hat. Ob er nun hierauf Selbstmord verübt hat, oder den Tod in oen Flammen gefunden hat, ist bisher noch nicht festgestellt. Grimma. Die kürzlich hier verstorbene, 89 Jahre alte, seit langen Jahren erblindete Frau Wilhelmine Lehmann vermachte ihr 25000 Mark betragende» Vermögen zu wohl tätigen Zwecken. Universalerbe ist dis kgl. Blindenanstalt in Dresden; 9000 Mk. erhält der Gotteskasten, der dafür die Pflege ihres Grabes und der Gräber ihrer Eltern zu übernehmen hat — Wieder hat sich in Leipzig ein blutiges Familiendrama abgespielt. Donnerstag nach mittag gegen 2 Uhr hat der Gastwirt Löser auf seine Ehefrau Berta vier Revoloerschüffe abgegeben, von denen drei Schöffe trafen, während einer fehlging. Löser, der nach der schrecklichen Tal flüchtig geworden war, wurde in der fünften Stunde am neuen Reinweg bei Schleußig als Leiche aufgesunden. Der Mann hatte sich erschossen. Das Ehe paar Löser schloß am ü Oktober 1900 in Möckern die Ehe. Der Ehe entsprossen zwei Kinder. Die Ehe war in der letzten Zeit keine glückliche, da der Mann seine Frau un Verdachte der Untreue halte Es kam des halb wiederholt in der Familie zu erregten Szenen. Vor einigen Tagen verließ die Frau die gemeinsame Wohnung, sie kehrte indes am Mittwoch zu ihrem Manne zuruck Am Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr forderte Löser seine Frau auf, mit ihm au» dem Restaurant nach der im Parterre de» Seitengebäudes desselben Grundstücks gelege nen Wohnung zu einer Besprechung zu kom men. Hier begab er sich mit ihr in da» Schlafzimmer. Bald danach hörte man au» demselben mehrere Schüsse hallen. Die Tat war geschehen. Die Verletzungen oer Frau sollen nicht lebensgefährlich sein. — Der Gattin in den Tod gefolgt. In seiner Wohnung in der Meusdorfer Straße in Leipzig-Connewitz erhängte sich am Sonn tag früh ein aus Geithain gebürtiger 58 Jahre alter Schneider, dessen Ehefrau am Freitag abend auf die gleiche Weise freiwillig aus dem Leben schied. Krankheit und andere Sorgen sollen bas bedauernswerte Ehepaar in den Tod getrieben haben. Leipzig, 17. April. Dem „Leipziger Tageblatt" zufolge ist der Reichsgerichts präsident Dr. Gutbrod heute früh gestorben. — Völkerschlacht-Nationaldenkmal. Wäh rend seines 11jährigen Bestehens hat der Deutsche Patriotenbund für bas Ruhmermal des deutschen Volke» cirka 1430 000 Mark gesammelt. — Die Sprache nach fünf Jahren wieder erlangt. Aus Pilsen wird geschrieben: Im Orte Nezwiestitz ereignete sich dieser Tage ein viel besprochener Vorfall. Der Tagelöhner Josef Zikmund wurde vor 5 Jahren beim Wildern ertappt und verlor hierbei plötzlich die Sprache. Er blieb trotz der Anwendung aller Mittel stumm. Vor etwa zwei Wochen erkrankte Zikmund. Al» er vor einigen Tagen das Krankenlager verließ, stellte sich plötzlich das Sprachvermögen bei ihm wieder ein und hält bisher an Kirchennachrichten von Bretnig. Mittwoch den 19. April: Vorm. 11 Uhr Beichte für die Neukonfirmierten. Donnerstag den 20. April: 9 Uhr Beichte und Feier de» heiligen Abendmahls. Karfreitag: */,9 Uhr Beichte. 9 Uhr Gottesdienst. Nach der Predigt Feier de» heiligen Abendmahl«. Nachm. 3 Uhr Litur gischer Gottesdienst mit anschließender Beichte und Feier de» heiligen Abendmahl». Marktpreise in Kamenz am 13. April 1905. höchsterßniedrigster! Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Laser Heidekorn Hirse ». s 8 8 7 9 20 k. 70 40 2- 40 55 I 6 8 8 7 8 19 k. 40 20 25 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Psd. - 6LL Erbsen 50 Kilo Kartosseln 50 Kilo I 4 20 2 2 12 3 k. 80 80 60 50 50 Dresdner Schiachtviehmarkt vom 17. April 1905. Zum Austrieb kamen: 5493 Schlachttiere und zwar 892 Rinder, 1295 Schafe, 2381 Schweine und 925 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 38—40, Schlachtge wicht 68—70; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 36—38, Schlachtgewicht 66—68, Ba -n: Lebendgewicht 38—40, Schlachtgewicht 66—69; Kälber: Lebendgewicht 48—50, Schlachtgewicht 71—75; Schafe: 72—73, Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 52—53, Schlachtgewicht 65—67. E» sind nur oie Preise für die Vesten Viehsorten verzeichnet.