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Amtsblatt tiir die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanslvalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nuterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus t Mark SV Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 16 Pfg>, sowie Bestellungen auf den M gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zettungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,n Uhr einzusende«. Kchristleiiung, Druck und. Verlag von N. Schurig, Bretnig. Ar. 9. Mittwoch den 1- Februar 1995. 15. Jahrgang. OerMche- und Sächsische-. Bretnig. Am Montag früh kurz nach 3 Uhr wurde der Gasthof zur grünen Aue hierselbst ein Raub oer Flammen. Das Feuer war im Scheunengebäude entstanden und binnen kurzer Zeit fielen dasselbe wie auch das Wohn- und dar Auszugshaus dem verheerenden Ele mente zum Opfer. Au» dem Wohnhaus konnte fast gar nicht« in Sicherheit gebracht werben; die Bewohner desselben hatten nur zu tun, um ihr Leben zu retten. Ein Schwein, eine Ziege und vieles Federvieh sind ebenfalls mit in den Flammen umgekommen. Man vermutet Brandstiftung. Von den au«wärligen Feuerwehren holte sich die C. G. Großmannsche in Großröhrsdorf die erste und die Ohorner die zweite Prämie. Bretnlg. Das Vergnügen, welches der hiesige Nasführe,klub am Sonntag im „Deut schen Haus" veranstaltet hatte, war durch guten Besuch ausgezeichnet. Die zwei zur Aufführung gelangten Einakter erzeugten grobe Heiterkeit und ernteten lebhaften Beifall Anerkennend sprach man sich über den tadellos gefahrenen Reigen aus. Nicht unerwähnt wollen wir aber auch die komische Pantomime laßen, welche so manchem Gelegenheit gab, sich einmal satt zu lachen. Ein feiner Ball beschloß das schöne Vergnügen. Bretnig. Gestellungspflichtige seien auch an dieser Stelle darauf aufmerksam ge macht, daß ihre Anmeldung behufs Eintragung in die Rekrutierungsstammrolle bis spätestens den 1. Februar bewirkt sein muß. — Aus Anlaß des Geburtstages unseres Kaisers hatten am Freitag mehrere hiesige Gebäude geflaggt. Inden Schulen wurde de« Tages entsprechend gedacht. — Mit Genehmigung des Kaiser« wird zur Dienstkleidung der Unterbeamten der Reichspost- und Telegraphenverwaltung ein Umhang eingeführt. Der Umhang wird aus schwarzem, wasserdicht imprägnierten Tuche oder tuchähnlichem Stoffe ohne Aermel und Armlöcher so lang hergestellt, daß er die Knie bedeckt. Er erhält einen zum Umlegen ein- gerichteten, mit orangefarbenem Vorstoß ver sehen'«, verschließbaren Kragen au» dem gleichen Stoffe. Innen im Umhang wird ein 25 om lange» Schulterstück aus Grundstoff eingenäht. Großröhrsdorf. Der hiesige Ort ist in zwei Fleischbeschaubezirke geteilt worden. Brd.-Kat Nr. 1 bis mit 24 und 331 bis mit 362 bilden den 1. Bezirk and Brd.-Kat Nr. 2b bis mit 330 und 363 bis mit 367 bilden den 2. Bezirk. Der 1 Bezirk ist dem Laienfleischbeschauer Martin Max Schurig hier- selbst und oer 2. Bezirk dem Tierarzt Oswald Haeder hierselbst übertragen worden. Hauswalde. (Sparkassenbericht.) Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar 1905 in 110 Posten 8218 Mark 27 Pfg. eingezahlt und 15 neue Bücher aus gestellt, dagegen erfolgten 27 Rückzahlungen mit 2060 Mark 86 Pfg. Pirna, 26. Januar. Zu dem heute mrt militärischen Ehren stattgesundenen Be- giäbnis der im 91. Lebensjahre aus dem Leben geschiedenen früheren Marketenderin Witwe Hedrich hatte das 107. Infanterie Regiment, das die Verblichene auf all seinen Zugen in Frankreich begleitete, durch Offiziere einen Lorberkranz mit Schleife überreichen laßen Zur Beisetzung erschien auch der Befirkskommandeur Kihr. v Hammerstein. Pirna. Ein belauschtes Gespräch bei der am Mittwoch abgehaltenen großen Treib jagd de« Königl. Kammerherrn Grafen v. Rex auf Zehista, an welcher. auch König Friedrich August als Gast teilnahm, wurde beim Bekanntwerden viel belacht. Zwei Schulbuben hatten am Eingänge am Schloß hofe, wo der König gegen 12 Uhr erwartet wurde, Posto gefaßt, um ihren Landesvater auch zu sehen. Als dann der König an der Spitze der Jagdgesellschaft, mit staubigen Stiefeln und einfacher Lodenjoppe bekleidet, von dem ersten Kesseltreiben nach dem Schloße zurückkehrte und an den beiden ihn mit kri tischen Blicken betrachtenden Knaben vorüber kam, meinte der eine derselben in bezug aus den König: „Na, der geht gerade ni scheene!" worauf der andere erwiderte: „Denkste denn, oer wird in der Woche sein bestes Krämchen anziehen? I" — Se. Königl. Hoheit Prinz Eitel Fried rich von Preußen, Oberleutnant ä la suits des 7. Infanterie Regiments „König Georg" Nr. 106, ist zum Hauptmann befördert worden. Dresden, 28, Januar. Eine blutige Liebe»tr«gödie hat sich heute vormittag gegen 10 Uhr im Hause Zahnsgaße 27 part., wo irch das Vogelsche Produktengeschäft befindet, zugetragen Da« genannte Geschäft wurde von der am 17. Februar 1888 geborenen Tochter des Vogelsche» Ehepaares, Elsa Vogel, Rosenstraße 96, verwaltet. Die Elsa Vogel unterhielt mit dem am 14. April 1885 in Börnchen bei Poßendorf geborenen und Maricn- straße 19 wohnhaften Milchkutscher Kurt Rich. Borsberg seit langem ein Liebesverhältnis. Derselbe unterschlug seiner Firma, der Milch- fuhranstalt Gebrüder Reh, etwa 300 Mark und steckte diese Summe seiner Geliebten zu. Deswegen sollten sich beide heute vormittag vor dem hiesigen Landgericht wegen Unter schlagung verantworten. Zwischen beiden war es seit einigen Tagen zu heftigen Auseinander setzungen gekommen, weshalb das Verhältnis am Sonnabend gelöst wurde. Borsberg be schloß, die Vogel zu töten und umschlich des halb bereits gestern abend das Haus Zahns- gaffe 27, was von der Vogel bemerkt wurde. Dieselbe bestellte sich deshalb für heute vor mittag eine Waschfrau zu ihrem persönlichen Schutze. Bei deren vorübergehender Abwesen heil drang aber B. in das Produktengeschäft ein und schritt sofort zur Tat, indem er mit einem scharfen Küchenmeffer auf die Elsa Vogel eindrang. Letztere wehrte sich, so gut sie konnte, erlitt aber schwere Verwundungen im Gesicht und an den Armen. Als sie unter lag, schnitt ihr Borsberg den Hals bis aus den Rückenwirbel durch. Er selbst ging daraus in eine nebenanliegende Stube und schnitt sich selbst die Kehle durch. Beide wurden vorauf in großen Blutlachen tot vorgefunden Dresden, 26. Jan. Die Bauunter nehm« Friedrich Richard Tänzer aus Oels- nitz i V. und Gustav Hermann Bähr aus Chemnitz hatten in der Dresdner Johannstadt einen dreistöckigen Neubau aufgeführt. Ein junger Handwerker, der Klempnergeselle Rau, wurde nun am 27. Juli mit Dacharbeiten be austragt. Die Unternehmer fer igten ein so genanntes Flieger-Gerüst an, befestigten das selbe aber tn einer solch primitiven Weise, oaß der Handwerker beim Betreten desselben sofort durchbrach und in die Tiefe stürzte. Man brachte Sen Unglücklichen, der kurz zu vor geheiratet hatte, in» Krankenhau». Die schweren, inneren Verletzungen hatten aber seinen Tok zur Folge. Die beiden Unter nehmer hatten sich nun wegen fahrlässiger Tötung vor der sechsten Strafkammer zu ver antworten. Bähr wurde zu sechs, Tänzer zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Naundorf bei Freiberg. Auf eigen artige Weise wurde hier ein 6jähriger Knabs vom Tode des Ertrinkens gerettet. Er ver gnügte sich mit Schlittenfahren und al» er von einem Abhange, an dessen Fuße der Mühlgraben vorbeifließt, mit seinem Schlitten herabglitt, geriet er in eine Oeffnung de« Eises, die in die Eisdecke geschlagen »ar Er verschwand sofort mit seinem Schlitten Auf das Schreien der Spielgenoffen eilten Leu!« herbei, denen e» gelang, den Knaben an der nächsten „Wafferschöpfe" hervorzuziehen. Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet. Zittau, 27. Januar. Ein schwerer Un glücksfall ereignete sich gestern abend kurz vor Schluß der Arbeit in der am sog. Ottenstege gelegenen Schmelzerschen Maschinenfabrik und Dampfziegelei. Dem daselbst beschäftigten Schlosser Knobloch fiel beim Aufladen von zum Versandt fertigen Maschinenteilen ein gegen 10 Zentner schweres Kolli mit solcher Wucht auf die rechte Hand, daß diese fast vollständig abgequetscht wurde. Das ver stümmelte Glied hing nur noch mit einigen Sehnen am Arm und wurde von dem herbri- gerufenen Arzte alsbald abgenommen. Zittau. Gegen das Verbot de« Offen- Haltens der Schaufenster nach Geschäftsschluß an Sonn- und Feiertagen macht sich eine leb hafte Bewegung geltend. Der hiesige Schutz oerband für Handel und Gewerbe beschloß eine Petition an den Landtag und will alle sächsischen Gewerbsvereine veranlassen, selb ständig mit Petitionen vorzugehen. Der hie stge Stadtrat und die Handels und Gewerbe kammer stehen der Bewegung sympathisch gegenüber. Auch der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs will mit einer diesbezüg lichen Petition vorgehen. Zittau Durch da» so leicht zu Explo sionen führende Eingießen von Petroleum in brennendes Herdfeuer verunglückte der 6 Jahre alte Sohn des Arbeiter» Schilze in Türchau derartig, daß der Knabe im Zittauer Kranken- Hause starb. — Im Königlichen Krankenstift zu Zwickau starb an den Folgen einer Operation Herr Pastor Runkwitz aus Planitz, der daselbst 25 Jahre im Amte gestanden hat. Sohland a d- Spree Einen erheb lichen Verlust erlitt am Sonntag der Wirt- schastSbesitzer Neumann in Scheidenbach. Al» er nachmittag» etwa eine Stunde nach dem Füttern den Stall Petrat, lag eine Kuh, die vorher noch völlig gesund gewesen war, ver endet da. Durch die Untersuchung wurde sestgestellt, daß di« Kuh einen 10 Zentimeter langen Draht, der sich wahrscheinlich im Fut ter befunden hatte, verschlungen hatte. Dieser war ihr bis in» Herz gedrungen, sodaß die Kuh innerlich verblutete und verendete, wo durch sie vollkommen wertlos geworden war Hohenstein-Ernstthal, 28. Jan. Der beim hiesigen Königlichen Amtsgericht angestellte Gerichtsvollzieher Aktuar Hugo ist plötzlich verhaftet worden. Hugo, welcher ver heiratet und Vater zweier Kinber ist, soll sich verschiedener Amtsvergehen ziemlich schwerer Natur schuldig gemacht haben. — Die brave Tat eines Arbeitgeber» wird aus Gl.uchau genuldet. Ein bei der Firma Emil Brumm daselbst beschäftigter Lohgerber G. fiel beim Spülen von Häuten in den vorüberfließenden Mühlgraben. Schnell ent schlossen sprang der Lohgerbereibesitzer Herr Karl Brumm seinem Arbeiter nach, der schon vom Strome eine ganze Strecke fortgetrieben war, erreichte ihn schwimmend und brachte ihn endlich mit vieler Mühe an das Land. G., welcher die Besinnung bereit» verloren hatte, wurde sofort entkleidet und in wollene Decken gehüllt, worauf er sich bald erholte. — Der älteste gediente Soldat Sachsens, der Restaurateur Ferdinand Straß in Mülsen St. Niclas, konnte mit des Kaisers Geburts tag zugleich seinen 93. Geburtstag feiern. Der Greis, Ehrenmitglied des Königl. Sächs. Militärvereins zu Mülsen St. Nicla», er freut sich noch seltener geistiger und körper licher Frische. Polenz, 28. Januar. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern, war am heutigen Tage dem Karl Mayschen Ehe paar vergönnt. Der Jubelgreis steht im 88., seine Frau im 83. Lebensjahre. Beide er freuen sich noch leidlicher Gesundheit, nur machten sich bei Herrn May seit ungefähr Jahresfrist Asthmabeschwerden derartig geltend, daß er das Hau» nicht mehr verlassen kann. Er liest und schreibt jedoch noch ohne Brille. — Geh. Hofrat Staegemann, oer Leiter der städtischen Theater in Leipzig, ist am Sonntag abend 8 Uhr nach kurzem Leiden verschieden. Ein Jnfluenzaanfall, der sich in der letzten Woche einstellte und den Verewigten zwang, das Zimmer zu hüten, hat ihn, wie wir dem „L. T." entnehmen, unerwartet schnell dahingerafft und der deutschen Bühnen welt einen Mann genommen, dessen Namen stet» in hohen Ehren gehalten werden wird. Max Staegemann, der im Mai d. I. da» 62. Lebensjahr vollendet hätte, wurde in Freienwalde geboren. Er besuchte in DreS» den die Kreuzschule und fand dort bei seinem Oheim Emil Devrient so viel Anregung, daß er Schauspieler zu werden beschloß. Nach Absolvierung de» Dresdner Konservatorium» trat er im Alter von 19 Jahren in Bremen als Schauspieler auf, bildete sich nebenbei zum dramatischen Sänger aus uns fand be reit» 1863 an der Hosbühne in Hannover Anstellung al» Baritonist. Der Hannover» schen Bühne gehörte der Dahingeschiedene 13 volle Jahre an, geschätzt insbesondere al» Interpret der dämonischen Gestalten in den Marschnerschen Opern al« Holländer, Tell, Don Juan, Han» Sachs usw Von 1876 bis 1879 leitete Max Steagemann da» Stadttheater zu Königsberg i. Pr., wirkte dann einige Zeit lang als Konzertsänger und Gesanglehrer in Berlin, bis er 1882 die Direktion der städtischen Theaier in Leipzig übernahm, die ihm viel Erfolg und viele Ehrungen einbrachte. Leipzig, 26, Jan. Der 27 Jahre alte Mechaniker Johann Müller aus Saalau in Ostpreußen hatte am Abend des 11. November des vergangenen Jahres drei R-voiverschüffe auf seine Geliebte, die 15jäh>ige (!) Gertrud Krause, in Leipzig Plagwitz abgefeuert, weil das Mädchen nicht» mehr von ihm wissen wollte Der eiste Schuß drang dem Mädchen ui die Kuinlade und riß zwei Backzähne aus, die beid-m anderen schrammten nur leicht den Rücken und Schulter, so daß da» Mädchen nach 14 Tagen geheilt war. Vom Schwur gericht wurde Müller wegen versuchten Tot» schiags zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt.