Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus i Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbolen jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. LchrisNeUung, Druck unö Verlag von N. Lchuvig, Breinig. Rr. 15. j / Mittwoch den 22. Februar 1905. 15. Jahrgang. Zur Ermordung de- Grotzsürsten Sergius. Ein Augenzeuge der Katastrophe, der Schutz mann Leontiew, erzählt über seine Wahr nehmungen folgende«: „Ich befand mich am Nikolaustor de« Kreml, als die Equipage de« Großfürsten Sergius den inneren Kreml verließ und auf den Senatsplatz zufuhr. Plötzlich eilte ein Mann in mittleren Jahren, der einfach gekleidet war, auf die Equipage zu und warf eine Bombe. Der Wagen wurde total zertrümmert, der Boden war in weitem Umkreis mit Blut bedeckt. Die wild gewor denen Pferde gingen mit wenigen Ueberresten der Equipage durch. Der Kutscher, ein« Hünengestalt, war am Kopf schwer ver wundet. Au« dem Fenster der Ekaterinas- lawschen Kaserne bemerkte ein Offizier die Katastrophe, eilte sofort herunter, ließ eine Tragbahre kommen und bedeckte die Ueber- reste fdes toten Großfürsten mit seinem Mantel Eine vorübergehende Frau wickelte die frei Umherliegenden Teile des Gehirns de« Groß fürsten in eiu Tuch und überreichte e« dem Bezirksaufseher. Furchtbar war der Schmerz der Gemahlin des Großfürsten, die in einem einfachen Jswoschtschik (leichter Droschke) an den Tatort geeilt kam. Sie kniete solange vor den Leichentsilen, bis sie fortgetragen wurden. Der Kopf des Ermordeten lag ab- getrennt vom Rumpfe, der eine ganz unkennt liche Masse bildete, ein Bein war abgerissen, ein Arm zur Seite geschleudert. Von Mantel und Uniform sah man nur kleine Fetzen. Die Bombe hat drei tiefe Löcher im Boden hinterlassen. Im Gerichtsgebäude wurden 64 Fenster zertrümmert, die Bombe war mit Nägeln gefüllt " Während nach der Katastrophe eine arme Frau auf dem Platze des Alten tat« Teile des Gehirns in ihr Taschentuch sammelte, fand eine bezeichnende Volkskund gebung statt. Mehrere Perscnen tauchten die Hand in das noch warme Blu- und zeich neten ein Kreuz auf die 'Mauern, indem sie dabei riesen: „Durch dieses Blut wird Ruß- land gereinigt!" Oertlickes und Sächsisches. Bretnig. Im Fernverkehr sollen Abon nementsgespräche gegen die dafür festgesetzten ermäßigten Gebühren künftig während de« ganzen Jahres auch in der Stunde von 7 bis 8 Uhr morgens zulässig sein. Hiernach erhält der Punkt 1 der Bestimmungen über bie Benutzung der Fernsprechvcrbindungsleit- ungen zur Nachtzeit vom 19. September 1901 (Zentralblatt für das Deutsche Reich S. 342 und Zentralblatt für 1903 S. 13 (Aenderung vom 19. Januar 1903)) folgende Fassung: „1. Die Fernsprechverbindungen zwischen Orten, in denen Nacht-Fernsprech dienst abgehalten wird, können von den Fern sprechteilnehmern zur Nachtzeit sowohl zu Einzelgesprächen als auch zu Gesprächen im Abonnement benutzt werden. Als Nachtzeit gelten, soweit nicht für einzelne Orte etwas andere« bestimmt ist, die Stunden von 9 Uhr nachmittags bis 8 Uhr vormittags " Bretnig. Zum Besten de» Volksbades im Oberdorf in Großröhrsdorf, welches be kanntlich von jedermann gegen ein geringes Entgelt benutzt werden darf, veranstaltet am heutigen Mittwoch das unter der Direktion des Herrn Albin Schäfer stehende Großröhrs dorfer Musikchor ein Konzert mit unschließen dem Balle im Saale des hiesigen Schützen hauses. Das da-u aufgestellte Programm ist ein auserlesene«, so daß in musikalischer Be ziehung bestimmt ein genußreicher Abend in Aussicht gestellt werden kann. Hoffentlich werden die Mühen dieser Kapelle durch recht zahlreichen Besuch belohnt; e« gilt aber auch, eine Sache mit unterstützen zu helfen, die der Allgemeinheit zugute kommt. — Unterhaltungspflicht geschiedener Ehe gatten. § 1579 Abs. 2 B. G.-B. bestimmt, daß wenn der allein für schuldig erklärte ge schieden« Ehegatte infolge seiner Wiederver heiratung einem neuen Ehegatten Unterhalt zu gewähren hat, seine Verpflichtung dem ge schiedenen Ehegatten gegenüber sich auf das- jenige beschränkt, was mit Rücksicht auf die Bedürfnisse sowie auf die Vermögens- und Erwerbsverhältniffe oer Billigkeit entspricht. Im vorliegenden Falle hat der allein für schuldig erklärte Mann nach der Scheidung seiner Frau durch notariellen Vertrag eine bestimmte jährliche Rente ausgesetzt. Später hat er sich wieder verheiratet und beansprucht nun aus Grund obiger Vorschrift Herabsetz- ung der Rente. Seine Klage ist abgemiesen: 8 1579 Abs 2 B. G.-v. ist nicht zwingenden Rechts, kann vielmehr durch Vertrag abgeän dert werden. Mangels besonderen Vorbehalts ist also der Kläger trotz seiner Wiederverhei- ratung zur Zahlung der vereinbarten Rente verpflichtet. — Urteil des Reichsgerichts 4 vom 29. Oktober 1903. — Ein verblüffendes Resultat ergab eine auf dem Wochenmarkte am Donnerstag in Kamenz vorgenommene polizeiliche Butterre Vision. Von 400 Stückchen Butter, welche nachgcwogen wurden, hatten nicht weniger denn 340 Mindergewicht, und zwar trotz mehrmaliger, erst in den letzten Wochen er folgter Revisionen! Den Verkäufern wurden erhebliche Strafen zuteil. — Erschossen hat sich in Schmiedefeld am Freitag in aller Frühe der 52 Jahre alte erblindete Hausbesitzer, Seiler und Material- Warenhändler H. Furcht vor zu erwartender Strafe wegen Sittlichkeit«vergehen mrt Kindern soll den Unglücklichen in den Tod getrieben haben. Seid au, 16. Februar. Die „Btzn Nchr." schreiben: Durch mehrere Zeitungen ging dieser Tage eine Meldung, wonach ein Schuljunge beim Holzspalten sich ein Finger glied abgehackt und datselbe im Portemonnaie ausbewahrt haben soll, Da« letztere wurde unsererseits bezweifelt, wir nahmen deshalb keine Notiz von dem angeblichen Vorfall. Aus eingegangene Erkundigungen wurde uns mit geteilt, daß weder in der hiesigen Arbeit«- schule noch bei den Herren Lehrern der Volks schule etwas davon bekannt ist, daß einem schulpflichtigen Knaben der Gemeinde ein der- artiger Unfall zugestoßen ist Die Nachricht dürste also au« der Luft gegriffen sein. Bautzen, 20. Februar. In dem be nachbarten Dorfe Seidau schlug am Sonn abend abend der Bäcker Mickan im Streite seiner Ehefrau mit der Faust derart auf den Kopf, daß die Frau in der darauffolgenden Nacht verstarb. Sie hinterläßt sieben Kinder Sebnitz, 15. Februar. Der am 1. Juni 1884 hier geborene Schmiedeqeselle Karl Hermann Hocke ist seit dem 29. Okt v. I. verschollen. Derselbe ist an diesem Tage von Rabislau in Schlesien, wo er mehrere Monate gearbeitet hat. avgereist und nicht mehr gesehen worden. Die Behörden beschäftigen sich schon wochenlang mit diesem dunklen Falle sund vermuten, daß der junge Mensch angeblich in der Hirschberger Gegend (Provinz Schlesien) ermordet worden sein dürfte, in welchem Sinne eine dortige Staats anwaltschaft nach hier berichtet hat- Aller ding« ist auch nicht völlig au«geschloffen, daß H. in ferne Weltteile gereist sein kann, da er früher einmal eine derartige Absicht seinen hier lebenden Eltern mitgeteilt hat. Dresden, 20, Februar. Aussehen erregende Verhaftungen. Verfehlte Grund stücktspekulationen haben in Dresden bereit« manchen angesehenen Bürger auf die schiefe Ebene und dann schließlich in« Gefängni» gebracht. Zwei sensationelle Verhaftungen, die ebenfalls auf große Verluste auf dem Grund stücksmarkte zurückzuführen sind, erregen des halb hier großes Aufsehen. Auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft ist jetzt der bekannte Dresdner Komponist Schneioenbach, früher Bahnhof-wirt in Pötzscha, der in Grundstücken spekulierte, dabei viel Geld ver lor und schließlich, um sich über Wasser halten zu können, Betrügereien in erheblichem Umfange verübt haben soll, verhaftet worden. Zu gleicher Zeit bat man dessen Sohn, der im Alter von 32 Jahren steht und beim Königlichen Landgericht als Staatsanwalt» schaflS-Aktuar angestellt ist, in Untersuchungs haft genommen Schneidenbach junior soll seinem Vater bei dessen Manipulationen Bei Hilfe geleistet haben. — Aufsehen erregt die Mitteilung, daß der Musikdirektor Eilers in Dresden, bi« vor kurzem noch Dirigent der nach ihm benannten Kapelle im Dresdner Ausstellungspalast, am Freitag mittag unter dem dringenden Ver dachte des Betruges in Untersuchungshaft ge »ommen worden ist. Es soll sich hierbei um eine namhafte Summe — man spricht von 50 000 Mark — handeln. — Ein gräßlicher Unglücksfall hat sich in der alten Eisengießerei der Königin Marien Hütte in Cainsdorf ereignet. Drei Arbeiter waren mit dem Transport einer Pfanne, die drei Zentner flüssiges Eisen enthielt, beschäftigt, als der Arbeiter Fuchs ausglitt. Hierdurch geriet die Pfanne ins Schwanken, so daß ein Teil der glühenden Flüssigkeit sich auf den Körper des Daliegenden ergoß, der sofort in Flammen stand. Schnell entschlossen sprang der Unglückliche in einen in der Nähe stehen den Wafferbotlich, so daß die Flammen er stickt wurden. Er hat lebensgefährliche Wun den erlitten. Naundorf. Vom Generalleutnant von Trotha, der sich zur Zeit in Südwestafrika befindet, traf vor einigen Tagen ein an einen Lehrer gerichtetes Schreiben ein, in dem er diesem für den Glückwunsch zur Jahreswende dankte. Gleichzeitig schickte von Trotha jedem Schulkind« der Klasse, das den Neujahrwunsch mit unterschrieben hatte, eine Ansichtspostkarte aus dem Schutzgebiete mit Gruß und Unterschrift. Chemnitz, 19. Febr. Der seit dem 11. Februar von hier flüchtige 17jährige Kaufmannslehrling Stoll, welcher von seinem Chef zur Einlösung eines Schecks übe» 3802.70 Mk nach der Reichsbank geschickt worden war und nicht zurückkehrte, sondern mit dem Gelbe verschwand, befindet sich sicherem Vernehmen nach in Monte Carlo Seine AuSlieftrung steht bevor. Plauen, 17. Februar Ueber den de reits gemeldeten mutmaßlichen Raubmord wird noch folgende» berichtet: Heimkehrende Ar Leiter sanden vorgestern nachmittag an einem Waldrande in der Nähe de« Stadtteil» Kleinfriesen die Leiche eine« Manne», der al« der 60jährige Gutsbesitzer Gottlieb For-, ner au« Thoßfell i. V. rekognosziert wurde. Der herbeigerufene Sohn erkannte in der Leiche die seines Vater«. Wie die vorgefun denen Spuren beweisen, ist die Mordtat von zwei Personen ausgesührt worden, die ihrem Opfer Pfeffer in die Augen gestreut haben. Mit seinem eigenen Halstuche ist der Mann, nachdem er niedergeschlagen worden war, er würgt worden. Er muß ein verzweifelter Kampf stattgefunden haben, denn der Tote hat im Gesicht Kratz- und andere Wunden. Geld hat man bei ihm nicht gesunden. Er hielt noch ein Fichtenzweiglein in der erstarr» ten Hand, das er im Kampfe um sein Leben abgerissen haben muß. Al« Täter kommen zwei Burschen in Betracht. Plauen, 20. Februar. Die Mörder de« Gutsbesitzers Forner au» Thoßsell sind dem „Vogtl. Anz." zufolge in den beiden Handarbeitern Neumann, die in Treuen bezw. Plauen wohnhaft sind, ermittelt und ver- haftet worden. Der jüngere Neumann hat bereits ein Geständnis abgelegt. Zwickau, 17. Febr. Vor dem hiesigen Schwurgericht stand gestern der 28 Jahre alte ehemalige Sparkaffenkaflierer Colditz aus Niederplanitz, der im Dezember 1903 nach Verübung eines großen Diebstahls von Geld und Wertpapieren in Höhe von etwa 40,000 Mark die Flucht ergnff, nach längerer Zett in Monaco ermittelt, verhaftet und hierher ausgeliefert wurde. Wegen dieses Diebstahl» wird sich Colditz am 15. März d. I. vor der hiesigen Strafkammer zusammen mit den beiden Eisenbahnkondukteuren Bachem und Dudek au« Berlin, die ihm in Monaco das gestohlene Geld fast ganz wieder abgenommen hatten, zu verantworten haben. In der gestrigen Verhandlung handelte es sich um mehrere Unterschlagungen amtlicher Gelder von insgesamt 800 Mark, die Colditz al» Sparkaflenkassierer bereit vor Verübung be» großen Diebstahls begangen und durch eine Reihe von Urkundenfälschungen zu decken ge wußt hatte. Der Angeklagte war geständig; «r wurde zu drei Jahren Zuchthaus uno fünfjährigem Ehrenrechtiverlust verurteilt. — Ein grauenvolle» Vorfall ereignete sich am Freitag nachmittag kurz nachdem der Königliche Hofzug den Bayrischen Bahnhof in Leipzig verlassen hatte. Hinterder Ga-anstalt, in der Nähe der sogen. Mohrenbrücke, warf sich ein in den mittleren Jahren stehender Mann unmittelbar vor oem heranvrausenden Zuge auf bie Schienen und ließ sich überfahren. Es war unmöglich, den Zug zum Halten zu bringen. Der Selbstmörder erreichte seinen Zweck nur zu gut. Er wurde auf der Stelle getötet. Dre Persönlichkeit des Toten, der Zwilkleidung trug, ließ sich bis zur Stunde noch nicht sestslellen. Der König und sern Gefolge haben von dem Vorgang weder etwa» bemerkt oder erfahren. Marktpreise in Kamenz am 16. Februar 1905. ! höchste->niedrigfters Preis. Preis. 50 Kilo il. k. ?. L ? Korn 6 70 6 60 Heu 50 Kilo 5 25 Weitzen 8;50 8 0 Stroh 1200 Psd. 2! — Gerste 8>2 8 - Rutter 1 k 2 6g Laser 7g0 7 30 mutter r X niedrig. 2 40 Heidekorn v!55 8 70 Erbsen 50 Kilo 12 50 Hirse 20>- 19 - Kartoffeln 50 Kilo 3 50