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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat n> Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Schristleiiung, Nruck miü Verlag von N. Schurig, Drelnig. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hans l Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. ' Inserate, die 4gespaltene Kvrpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungeboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Sonnabend den 28. Januar 1905. Nr. 8. O-rMch-S nnd Sächfilckes. Bretnig. (Egs.) Als immer gern gesehene Gäste halten Sonntag den 29 Jan. die hier so beliebten „Zschachwitzer Sänger" im hiesigen Schützenhause ihren Einzug und geben einen Lieder- und humoristischen Abend mit ganz neuem vorzüglichem Programm. Es enthält diesmal auf besonderen Wunsch der hiesigen lieben Sangesfreunde besonder» reich lich bemessene gesangliche Darbietungen im Quartett und Soli für Tenor, Bariton und Baß, ohne Kürzung der humoristischen Vor träge. Mit den Zschachwitzern kommt aber diesmal ein seltener Gast: Herr Privat»« LouiS Philipp, Ehrenmitglied und Senior des Männer - Gesangvereins Zschachwitz, ge bärtig aus Großröhrsdorf, zum Besuch seiner hiesigen alten Schulkameraden und wrrkt in Gesamtgesängen mit. Er ist heute noch der geachtetste und beliebteste Sänger in Zschach witz. Die vorliegenden Humoristika» liegen wiederum in den besten Händen der Herren Schmidt und Rettschlag. Ersterer wird in seiner Charakterstudie al» alter Lebemann mit wehmütigem Refrain: „Es war einmal" seine Leiden schildern und Herr R. als Pro fessor Quasselmann seine Zuhörer gewiß be friedigen und zur größten Lachlust reizen. Im großen und ganzen verspricht da« Pro gramm einen amüsanten und genußreichen Abend, wie selbige immer sind, wenn die frohe Sängerschar hier singt. Darum Parole: Auf am Sonntag nach dem Schützenhausei Bretnig. Am 16. Dezember v. I. hatte sich Se. Majestät der König Friedrich August bereit erklärt, das Protektorat über Sachsens Feuerwehren zu übernehmen. Dier wurde der hiesigen Feuerwehr am Sonntag gelegentlich einer Uebung mitgeteilt, worauf die selbe auf ihren neuen Protektor ein kräf tige» Hoch aurbraä te. — Den juristischen Begriff de» ausschwei fenden Lebenswandels und der Trunksucht fixierte kürzlich das Reichsgericht. Die Erben einer württembergischen Meßner» verklagten dieLeben»versicherung»gesellschast„Thuringia", bei welcher der Verstorbene versichert gewesen war, auf Zahlung der Versicherungssumme. Die Beklagte wollte diese nicht zahlen, da der Meßner sein Leben infolge eines ausschweifen den LebenSwanoels und von Trunksucht abge kürzt habe, und berief sich dabei auf den Paffu» in ihren Verstcherungsbestimmungen, nach denen Trunksucht die Gesellschaft von ihren Verpflichtungen entbinde. Da« Ober- landesgericht Stuttgart al» Berufungsinstanz verurteilte die Gesellschaft, da unter Trunk sucht ein sehr hoher Grad die,eS Lasters ver standen werden müsse und der Verstorbene laut Beweisaufnahme nur an einem geringen Grade von Trunksucht gelitten habe. Er ist nur deshalb öfters angetrunken gewesen, weil er wenig vertragen konnte, sonst aber seinen dienstlichen Obliegenheiten stet» nachgekommen. Das Reichsgericht schloß sich den Ausführungen de» Oderlandesgerichts in vollem Umfange an und verwarf die von der Gesellschaft bean tragte Revision. Großröhrsdorf, 27. Jan. Heute früh kurz nach 3 Uhr brannte die in der Sandgrube neben dem IV-Berge befindliche Bretterbude, welche zur Aufbewahrung von Gerätschaften diente, nieder. P u l v n i tz. Am Montag ereignete sich aus dem Wafferl.itungSbau der Stadt Königs brück in Niederlichtenauer Flur ein schwerer Unfall, indem beim Zuwersen, nachdem die Rohre gelegt waren, ein größere« Stück ge frorener Erde losbrach. Der Arbeiter K. Kühne von hier, welcher jedenfalls dem ab- brechenden Stück ausweichen wollte, dabei aber in die ca. vier Meter tiefe Schleuse fiel, wurde von der nachfolgenden Erdmasse schwer ver letzt. Der Bedauernswerte mußte von seinen Arbeitskollegen nach seiner Wohnung getragen werden, wo ihm alsbald ärztliche Hilfe zu teil wurde. Leider ist derselbe am anderen Morgen seinen Verletzungen erlegen Niedersteina. Ein Handwerksbursche, laut seiner Papiere au» Schlesien gebürtig, 41 Jahre alt und zuletzt in Königsbrück in Arbeit gewesen, wurde am Sonntag ob seiner Trunkenheit in erstarrtem Zustande auf der Straße ausgehoben und in die Herberge des hiesigen Gasthofs gebracht, wo er am Montag früh im Stalle tot aufgefunden wurde. Der herbeigeholte Arzt konnte nur den erfolgten Tod konstatieren. Der Tote wird nach Puls nitz beerdigt. Königsbrück, 25. Januar. Der hie sige Stadtgemeinderat hat beschlossen, die Teil nehmer des Feldzuges 1870/71 und früherer Kriege, die ein Einkommen von nicht mehr als 800 Mark haben, von der Zahlung städtischer Steuern zu entbinden. Kamenz. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag gegen 1 Uhr brannte das Wohngebäude des Wirtschaftsbesitzers Peter Jenki in Schmerlitz Nr. 21 vollständig nieder Der mit in dem Hause wohnhafte 86 Jahre alte Auszügler Nikolaus Domaschke hat in den Flammen den Tod gefunden. Dis Ent stehnngsursache des Feuer« ist noch unbekannt. — I« Bautzen rettete der Handwerksbursche Penzel aus Sohl im Vogtlande ein 9jähriges Schulmädchen mit eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens. Das Kind brach auf dem morschen Eise des Spreeflusses an einer sehr tiefen Stelle ein und war bereits bewußt los, als es dem hinzukommenden Handwerks burschen gelang, da« Kind zu retten. Prrna. Am Sonntag starb die hier wohnhafte frühere Marketenderin Frau Christi ane verw. Hedrich. Erst am 10. Januar beging sie ihren 90. Geburtstag Die nun mehr Verstorbene marschierte im Jahre 1870 mit dem 107. Infanterie Regiment als Marke tenderin nach Frankreich, begleitete dieses aus allen seinen Zügen und kehrte im Jahre 1871 wieder nach der Heimat zurück. Pirna. Ein ehemaliger Burenkämpfer, der als einer der letzten au» der Gefangen schäft auf der Insel St. Helena entlasse wurde, langte am Mittwoch in hiesiger Stadt an und verblieb in der Herberge zur Heimat über Nacht. Nach seinen Angaben ist er mit einigen Kameraden und Schicksalsgenossen von Triest nach Wien gewandert und hat sich dann seiner ursprünglichen Heimat, dem Königreich Sachsen, zugewandt. Sein Ge burtsort ist die kleine Gemeinde Gückelsberg bei Flöha, welchen er aber in jungen Jahren verließ. Denn seit dem Jahre 1871 lebte er in Tranrvaal. Während des Burenkrieges stand er als Wachtmeister bei dem Korps des Generals Cronje. Die beiden Söhne des einsamen Wanderers fanden im Kampfe gegen die Engländer den Ehrentod. Dresden, 25. Januar. Der verant woitliche Redakteur der „Sächf. Arbeiter- Zeitung" Fritz Düvell hatte sich heute mittag wegen der bekam« en ersundenen Bautzner Offirinsaffäre nochmals vor dem hiesigen Landgericht zu verantworten, nachdem das Reichsgericht da« ersterkannte Urteil, nach welchem Düvell zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, aufgehoben hatte. Nach Abhörung vieler Zeugen, unter denen sich auch Offiziere der Bautzner Garnison und da» bereit» abgeurteilte Dienstmädchen sowie die Fleischerstochter Martha Kahle befanden, wurde der Angeklagte abermals zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. — Zur Ueberproduktion in Wohnhäusern. Da die Zahl der leerstehenden Wohnungen in Dresden im Jahre 1904 auf mehr als 7l/z Prozent aller vorhandenen Wohnungen und auch die Zahl der Zwangsversteigerungen be bauter Grundstücke gestiegen ist, hat der Rat zu Dresden beschlossen, zur Bekämpfung der Grundstüäskrisis an diejenigen Gesellschaften und Interessenten, welche die Erbauung neuer Wohnhäuser durch Gewährung von Baugelder darlehn zu fördern pflegen, die dringende Bitte zu richten, auf diesem Gebiete ihrer Tätig- keil auf die nächsten zwei Jahre Zurückhaltung zu üben. Dresden. Die Studentenschaft der Königl. Technischen Hochschule, der Königl. Tierärztlichen Hochschule, der Königl. Akade mie der bildenden Künste, sowie Abordnungen der Königl. Forstakademie zu Tharandt und der Königl. Bergakademie zu Freiberg brachte«« am Dienstag »bend Sr. Maj, dem Könige eine Huldigung in Gestalt eines Fackelzuges dar. — Im Tode vereint. Am Sonnabend ist in Werdau im Alter von 77 Jahren der Rechtsanwalt a. D. Herr Adolf Hermann Temper gestorben. Noch ehe die für Mitt woch angesetzte Beerdigung der irdischen Ueberreste des Herrn Temper vollzogen war, ist auch die treue Lebensgefährtin des Dahingeschiedenen, Frau Sophie Elise Temper geb. Speck, aus dieser Zeitlichkeit abberufen norden. Sie ist ihrem Gatten nach kaum dreitägiger Trennung gefolgt. — Verschwunden ist seit einigen Tagen der Kaufmann Max Ermisch von Werdau, Sohn der Vigognespinnereibesitzerin Ermisch daselbst, alleinigen Inhaberin der Firma A Ermisch. Ueber letztere ist das Konkursver fahren eröffnet worden. Max Ermisch, wel cher der kaufmännische Leiter und General« devollmächtizter des Geschäfts war, soll bei seiner Flucht nicht nur die ganze Geschäfts taffe von etwa 1000 Mark, sondern auch die sämtlichen Geschäftsbücher bei Seite geschafft Haven. Herrnhut. Verhaftet wurde in Zittau der bisherige Wirt vom „Eulkretscham", dem bekannten Vergnügungilokal bei Herrnhut Der Grund zu der Festnahme soll ein gegen den Verhafteten vorliegender Verdacht der Wechselsälschung bezw. des Betrugs und ver suchten Betrugs sein. — Eine heitere Szene spielte sich kürzlich auf der neuereröffneten Haltestelle der Mehl- theuer-Weidaer Bahn Schüpitz ab. Dort ver «rrlt ein ausrangierter Bahnwagen die Stelle des Stationsgebäudes. Kommt nun kürzlich eine Frau mit schwerem Tragkorbe an und geht >n den Warteraum Der Zug ist längst weg und die Frau trifft gar keine Anstalten, das Wartezimmer zu vei lassen. Von einem Beamten gefragt, warum sie sich solange da rin aushalte, antwortet sie: „Ich wart' nu schun e ganze Stun' uno Ser Zug geht net wrt". Sie hatte dieses Ltalionsgeväude füi einen Eisenoahnzug gehalten — Unter dem Verdachte, fein neugeborenes 15. Jahrgang. Kind vorsätzlich getötet zu haben, ist in Plauen ein 2ljähriges Mädchen namens Hofmann, da» in einem dortigen Geschäfte in Arbeit war, verhaftet worden. Das Mädchen leug nete zunächst; bei einer Haussuchung in der Wohnung der Beschuldigten wurde jedoch der Leichnam eines neugeborenen Kinde«, eingewickelt in einen alten Rock, auf- gesunden. Das Kind soll bei der Geburt gelebt haben. Le ipzig. Dienstag abend gegen halb zehn Uhr ist auf dem Uebergabebahnhofe hier- selbst der Weichenwärter Steinert zwischen den Gleisen liegend tot aufgefunden würden. Allem Anscheine nach ist er beim Rangieren verunglückt. — Ein gräßlicher Unfall ereignete stch in Oelsnitz i. E. Die beiden Schachtzimmerlinge Franke und Frankhänel hatten am Sonntag abend 6 Uhr im Friedensschachte ihre Arbeit in einer Teufe von 300 Metern beendet und waren im Begriff auszufahren, als ein Eis stück stch im oberen Teile des Schachtes löste und den Schachtzimmerling Franke vom Dache des Gerüstes herab in die zirka 500 Meter betragende Tiefe hinabschleuderte. Dem Ver unglückten wurden der obere Teil der Hirn schale und ein Fuß abgerissen, sowie die Eingeweide bloßgelegt, außerdem erlitt er zwölf Glieder- und Rippenbrüche, so daß sein Tod aus der Stelle eintrat. Der Verunglückte hinterläßt Frau und zwei Kinder. — Das erste Soldatenheim im Königreich Sachsen ist nunmehr in Leipzig dem Betriebe übergeben worden. Sein Zweck ist, den aktiven Soldaten der Leipziger Garnison in ihren dienstfreien Stunden einen angenehmen Auf enthalt zur Erholung, Unterhaltung, Belehrung und Fortbildung zu bieten. Auch für religiöse Anregung ist gesorgt, doch soll diese nicht in den Vordergrund treten. Das Heim enthält u. a. einen Versammlungsraum, Erfrischung--, Schreib- und Lesestuben, sowie Garten und Kegelbahn. Es herrscht weder Eß- noch Trink zwang An dem am Sonntag stattgefundenen feierlichen Weiheakt nahmen die obersten Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden teil. Es sprachen Pastor Eckardt, Militäroberpfarrer Neume«sterundGeneralleutnant d'Elsa,Exzellenz, der namentlich dem Verein „Soldatenheim", dem selbstlosen Begründer des Institut», dankte. Leipzig. Der vom hiesigen Schwur gericht wegen Verbrechen» gegen die Sittlich, teil zu 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilte praktische Arzt Dr. Kann in Leipzig-GohliS hat sich, wie jetzt noch mitqeteilt wird, an einer 16jährigen Lehrerslochter, die seine Hilfe nachsuchte, wäh rend der Sprechstunde vergangen. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Emma Elsa, T des Heizer» Max Bernhard Boden 215. Die Ehe schloffen: Friedrich Reinhold Henmg, Eisendreher, 181, mit Elsa Frida Weikert 189. Als gestorben wurden eingetragen: Friede« iike Sophie Wilhelmine Steglich geb. Schöne, Witwe, 230, 75 I 7 M. 11 T. alt. — Auguste Martha, T. des Maurers Heinrich August Jähnichen 320, 8 I. 5 M. 19 T. alt — Rodert B-.uno Mißbach, Fabrikarb., EhemMn, 131s, 38 I. 6 M. 23 T. alt.