Volltext Seite (XML)
UN- Ltmgegend (Albrechtshain, Ammelshain, Veucha, Vorsdors, Eicha, Srdmannshatn, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, pom-en, Staudnth, Threna ostv.) Dieses Vlatt ist amtliches Organ des Stadtrates zu Naunhof; es enthält Sekanntgaben des Vezirtsverbandes, der Amtshauptmannschaft Grimma und des Rnanzamtes zu Grimma nach amtlichen Veröffentlichungen. : Anzeigenpreis: Die «gespaltene Pelitzelle 20 Pfg.. amtliche 50 Psg., NeklameteU! ; (3gesp.) 50 Pfg. Tabell. Satz 50<^> Ausschlag. Bei undeutlich geschriebenen * : sowie durch Fernsprecher ausgegedenen Anzeigen sind wir für Irrtümer nicht! ; haftbar. » Druck und Ve lag: Sünz K Eule, Naunhof bet Leipzig, Markt 3 Nummer 234 Dienstag, den 6. November 4923 39. Zahrgang Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.55 Wk., Post ohne Bestellgeld monatl. 1.55 Mk. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rück zahlung des Bezugspreises. „Gras Zeppelin" in der Reichshauptstadt Dr. Ltlener beim Reichspräsidenten. Jubelnder Empfang in Berlin. „Graf Zeppelin" ist als Gast der Reichsregierung in der Reichshai ^tstadt glücklich eingetroffen. Die jubelnde Menge hat dem Bezwinger des Ozeans einen stürmischen Empfang bereitet. Nach der Nachtfahrt des Luftschiffes, die über Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt a. M., Gießen, Kassel, Hannover und Braunschweig führte, überflog es in mehrfachen Schleifen Berlin, das sich zu dem Empfang mit Flaggen festlich geschmückt hatte. Die Landung. Um 9.47 Uhr wurden die Landungstaue des Flug schiffes abgeworfen, aber noch machte die Befestigung an dem neuen Ankermast einige Schwierigkeiten, da das Luftschiff eine ziemliche Strecke vom Mast ent fernt gelandet war. Die Haltemannschaften mußten es an den Halteiauen weiterschleppen und die Spitze dem Ankermast zukehren. Erst um 10.30 Uhr wurde endgültig das Luftschiff festgelegt, umrauscht von dem immer wieder einsetzenden Jubel und dem immer aufs neue erkling-»« den Deutschlandliede. E—cke—ner, E—cke—ner! Als Dr. Eckener sich zeigte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Reichsminister v Gusrard und Oberbürgermeister Dr. Böß beglückwünschten und be grüßten die Besatzung des Luftschiffes Dann ging es in verschiedenen blumengeschmückten Automobilen in einer Triumphfabrt durch die dichtgedrängte Menge, die die Straßen umsäumte, durch das Brandenburger Tor zu dem Palais des Reichspräsidenten Nachdem die Zeppelingäste im Palais verschwunden waren, organi sierte sich schnell ein Sprechchor, der so lange den Namen E—cke—ner rief, bis der Gefeierte endlich auf einem der Balkons erschien. Die Menge stimmte wiederum das Deutschlandlied an. Der Gruß des Reichspräsidenten. In seinem Palais begrüßte der Reichsprä sident seine Gäste und richtete an sie mit herzlichen Worten eine Ansprache, in der er etwa folgendes aus führte: „Daß es mir eine große Freude ist, Sie, meine Herren, die Erbauer, die Führer und die Besatzung des Luftschiffes, hier bei mir zu sehen, brauche ich wohl nicht besonders hervorzu- behen. Den kühnen Doppelflug des „Graf Zeppelin" über den Ozean haben wir alle, hat das ganze deutsche Volk mit Gebeten und Wünschen, mit Spannung und Hoffnung begleitet. Das Herz Alldeutschlands ging mit dem stolzen Luftschiff und mit denen, die in ihm über Länder und Meere hinweg eilten, besonders während der Tage der Ungewißheit und der gefahrvollen Stunden der Stürme Aber mit Ihnen, Herr Dr Eckener, und Ihren Kameraden waren auch wir unverzagt u n d g e w i ß in dem Vertrauen, daß Ihr kühnes Unternehmen gelingen und Ihnen glückliche Heimkehr beschicken sein werde Unser Vaterland sieht in dem Bau dieses neuen Luftschiffes und in seiner glänzenden Führung durch Stürme und Nebel über Kontinente und Meere eine deutsche Leistung, di< es dankbar miterlebt und mitempfunden hat und auf die es im Bewußtsein seines tätigen Arbeitswillens und im Ver trauen auf seine Zukunft stolz ist. Ich bin gewiß, im Namen des ganzen deutschen Volkes zu sprechen, wenn ich allen, di« mit Kopf und Hand an der Schaffung des Luftschiffes „Gras Zeppelin" mitgewirkt, und allen, die es so sicher durch Sturm und Gefahr geleitet haben, hier in dieser Stunde tief empfundenen Dank und herzliche Anerkennung aus spreche. Sie alle haben damit eine im besten Sinne national« Tat vollbracht Der herzliche Empfang, den der „Graf Zeppe lin" bei dem großen amerikanischen Volke fand und der von allen Deutschen mit Dankbarkeit empfunden worden ist, Hai gezeigt, wie sehr der Luftverkehr geeignet ist, durch Meere ge trennte Völker in enge und gute Nachbarschaft zu bringen Mögen in Erfüllung dieser großen Aufgaben dem deutschen Luftschiffbau und Ihnen, meine Herren, persönlich weiter gute Erfolge beklbteden sein " Eckeners Gelöbnis. Dr. Eckener erwiderte wie folgt: „Hochzuverehrender Herr Reichspräsident? Ich bitte, zugleich im Namen der Besatzung und des Luftschiffbaues Zeppelin, meinen herzlichen und ehr erbietigen Dank für die freundlichen Begrüßungsworte aus sprechen zu dürfen, die Sie, Herr Reichspräsident, an uns zu richten die große Güte hatten Wenn wir je der Meinung gewesen sein sollten, ein Lob und eine Anerkennung zu ver dienen, so empfinden wir als höchste Erfüllung unserer Hoff nungen und Erwartungen die Ehrung, die Sie uns durch den Empfang bereiten Das Gefühl, das uns stets begleitet hat auf dem richtigen Wege zu sein, wird uns zur beglücken den Gewißheit. Wir haben stets die Überzeugung gehabt, das Luftschiff sei das geeignete Fahrzeug für Fahrten über groß« Strecken Unsere drei Fahrten über das Atlantische Mee, haben unS in dieser Überzeugung bestärkt. Die Rückfahrt vor Amerika, die unter schweren Wenerverhältnifsen vor sich ging hat uns gezeigt, daß das Leistungsvermögen des „Graf Zeppe- lin", das unter gewißen BaubeschrSnkungen zu leiden hatte noch ein wenig zu wünschen übngläßt. Aber wir wißen, wt« dieses zu bessern ist, und wir legen hier vor Ihnen, hochver- ebner Herr Reichspräsident, das Gelöbnis ab, daß wir alle Kräfte elnseyen wollen, um vie Erwartungen zu erfüllen die die Verantwortung und das deutsche Volk von uns ver langen. Wir bitten Sie, Herr Reichspräsident, dabei auch fernerhin uns Ihre Hilfe nicht zu versagen." Hierauf ließ sich der Reichspräsident sämtliche Herren einzeln vorstellen und begrüßte seden mit Handschlag ii nd Worten der Anerkennung Hierbei bat der Reichspräsident Dr. Eckener, den Mitgliedern der Be satzung des Luftschiffes, die infolge Dienstes am Schiff an dem Empfang nicht haben teilnehmen können, seine Grüße und seine dankbare Anerkennung besonders zu übermitteln. Am Schluß zeigte sich der Reichspräsident mit Dr. Eckener, Dr. Dürr und der Besatzung aus dem Balkon des Präsidentenhauses, von dem in der Wilhelmstraße zahl reich versammelten Publikum stürmisch begrüßt. DieVegrüßungdurchRejchskanzlerMlltt Im Festsaal des Reichsverkehrsministeriums fand ein großes Frühstück zu Ehren der Zeppelinmannschaft statt. Im Namen des Reichspräsidenten und der Reichsregie rung hielt Reichskanzler Müller eine herzliche Be grüßungsrede, in der er zunächst für die große Tat dankte, die durch die Fahrt des „Graf Zeppelin" für Deutschland geleistet worden sei. Dieser Dank richte sich an die Erbauer des Luftschiffes und den der Motoren, den Chefingenieur Dr. Dürr und Dr. Maybach, bis zum letzten Werk mann, an den sturmerprobten Führer Dr. Eckener und seine Besatzung und an alle diejenigen, die zum Gelingen dieses Werkes ihren Teil beigetragen haben. Die Amerika fahrt sei ein Beweis für das Können und das Streben des deutschen Volkes. > „Gras Zeppelin" am LandungSmast in Sraaten. Zu Dr. Eckener gewandt, fuhr der Reichskanzler alsdann fort: „Sie, Herr Dr. Eckener, haben mit Ihrer Besatzung und Ihren Mitarbeitern dafür gesorgt, daß dieses Luftschiff von der ganzen Welt als Kulturgut anerkannt wird. Wenn Ihre Arbeit noch nicht beendet ist, wenn Sie die Absicht haben, dieses Werk des Grafen Zeppelin weiterzuführen und zu ver vollständigen, können Sie versichert sein, daß heute die weitesten Kreise, ja das ganze deutsche Volk, Ihnen zu diesen Bestrebun gen besten Erfolg wünschen wird." Im Namen der Besatzung dankte alsdann Dr. Eckener für den außerordentlich ehrenvollen Empfang und die freundlichen Warle des Reichskanzlers. Er habe immer die Empfindung, als ob ihnen etwas reichlich viel Ehre angetan würde. Er wisse, daß bei den ganzen Unternehmungen außerordentlich viel Glück gewesen und daß auch mancherlei Lob eingeheimst worden sei, das nur besonderen Umständen zu verdanken sei. Es sei in der Rede des Kanzlers in so freundlicher Weise in Aussicht gestellt worden, daß die Regierung und wahrscheinlich das ganze deutsche Volk sich hinter ihre Sache stellen würden Am Abend waren Dr. Eckener und seine Begleiter Gäste der Stadt Berlin. Sie nahmen an einer Aufführung von „Figaros Hochzeit" in der Städtischen Oper teil. Für N3 Uhr morgens war die Startbereitschaft des Luftschiffes angeordnet. Dr. Eckener an alle. Friedrichshafen. Dr. Eckener teilt mit: Bei unserer Rück kehr von der Amerikafahrt sind uns Glückwünsche und Zu schriften aller At in so überaus großer Anzahl zugcgangen, daß es ganz unmöglich erscheint, jedem einzelnen zu antworten Ich bitte deshalb, von einer besonderen Antwort ohne jegliche Ausnahme absehen und hiermit zugleich im Namen des Luft schiffbaues Zeppelin für alle freundlichen Wünsche den herz lichsten Dank aussprechen zu dürfen. Vor zehn Zähren. Draußen. Schwarz und immer schwärzer sinken vom Himmel die Wolken unserer Not. Müde, so unendlich müde, aber doch mit dem verbißenen Mut und den letzten Kräften hoffnungsloser Verzweiflung wehrt sich das, was an der deutschen Front noch übrig ist. Die Bundesgenoffen? Ein trübes Achselzucken. Die Türkei, zermürbt in sechsjährigem Kampf, liegt am Boden, die Bulgaren sind zerstoben vrr dem Angriff der Entente; auch dort unten wehren sich nur noch wenige deutsche und österreichische Truppenteile. Österreich selbst, das vielsprachige, viel gestaltige? Lauter, drohender heischen die ungarischen Truppen an der Südfront die Rückkehr, weil die Heimat durch die vom Balkan anrückenden Alliierten bedroht ist — die Habsburger-Monarchie klafft nicht mehr nur aus einander, nein, sie ist im Zusammenfällen; über all schon haben die Nationalitäten ihr Haupt erhoben und hilflos sitzt der junge Kaiser aus dem tausendjährigen Geschlecht in Wien. Er schickt Gesandte zu den Italienern. Wir Deutsche stehen allein in der dunk len Nacht unseres Schicksals, die nur durchzuckt ist von dem unaufhörlichen Trommelfeuer auf die wankenden, weichenden, zurückgehenden und, ach, so dünn gewordenen Linien. s- Der Siegesmut war zerschmolzen, der noch bei der Frühjahrsoffensive so hoch emporgelodert und doch nicht bloß von Kampfeswillen getragen war, sondern vor allem von der Hoffnung, durch eine letzte große Tat den Frieden herbeizuführen. Es war vergebens gewesen, hoffnungslos war alles geworden. Aber groß wie das Leben der deutschen Armee wurde ihr Sterben. Noch am 19. Oktober 1918 schreibt eine französische Zeitung: „Trotz des Zusammenbruches ihrer Hoff nungen und trotz ihrer Kriegsmüdtgkeft leisten die Deutschen wütenden Widerstand und machen uns jeden Fußbreit Gelände streitig." , Zahllos sind die Kriegsschristen derer, die an ver antwortlicher Stelle standen, zahllos die Kritiken anderer, zahllos die Arbeiten berufener Sachverständiger, dis sich mühen, objektiv die Wahrheit zu finden, die Frage nach dem oder den Schuldigen an unserem strate gischen Zusammenbruch zu lösen. Das aber ist auch heute noch nicht restlos gelungen, weil überall immer noch die Parteilichkeit oder derSchmerz über das, was über uns verhängt war, den Blick trübt. Es gibt auch gar nicht einen einzigen Grund, es gibt viele, viele Gründe, ebenso wie es immer nur eine ganze Reihe von Ursachen gibt, die gemeinsam das Geschehen in der Weltgeschichte diktieren. Unzählige Male hing in diesem Krieg so manches an einem seidenen Faden und Ware ganz anders, vielleicht in entgegengesetzter Richtung ver laufen, wenn dieser Faden gerissen wäre. Denn das Ge schehen bestimmt der Mensch, der einzelne, bisweilen die Masse. * Warum stockte schließlich der Verlauf der Märzoffen sive 1918, wurde dies zum Wendepunkt des Welt krieges? Zahllos sind die Antworten; sie sind ver schieden genug. Warum mißlang der Stoß beiderseits des Rheins im Juli? War es bloß deswegen, weil der Gegner durch Überläufer Plan und Stunde ersiahr? Oder — konnte der deutsche Soldat einfach nicht mehr? War das Heer am Ende seiner Kraft? Viele Stimmen bejahen diese Frage, als nach dem furchtbaren Schlage vom 8. August an Ancre und Avre, dieser „dunkelsten Stunde des Weltkrieges", die Oberste Heeresleitung darum ersuchte, daß Waffenstill standsverhandlungen angebahnt würden. Dem deutschen Soldaten bringt dieser Abschluß keine Unehre. Mehr als vier Jahre Weltkrieg gegen eine Übermacht überall, wo er ins Gefecht trat — beispiellos bleibt es in der Weltgeschichte. * Das Heer vom Oktober 1918 war nur noch in ge ringen Resten dasjenige, das im August 1914 bis auf 50 Kilometer an Paris herangestürmt war. Aber bis zum Tage des Zusammenbruches „leisteten die Deut schen erbitterten Widerstand", denn noch lebte in den Resten der Geist der Disziplin, des selbstverständlichen Einsatzes der eigenen Persönlichkeit für das Ganze. „An der Front der II. Armee mußten die Alliierten die Garde- Ersatzdivisionen buchstäblich Mann für Mann nieder machen," fährt jene obenerwähnte französische Zeitung fort, und Prinz Max von Baden, der damals Reichs kanzler war, sagt in seiner bekannten Kundgebung: „An entscheidenden Punkten fanden sich immer wieder Sol daten und Offiziere, die auf ihrem verlorenen Posten aus harrten und kämpften wie nur je in den Tagen unserer Siege, weil sie wußten, daß alles darauf ankam, bis zum Waffenstillstand den feindlichen Einfall von der Heimat fernzuhalten." * Doch die physische wie die moralische Kraft eines Heeres muß sich einmal erschöpfen. Es gab in der alten Armee ein Scherzwort: „Unmögliches gibt es nicht." Der Scherz wurde zum Ernst; denn was für unmöglich gehalten wurde, wurde doch tausendfältig geleistet. Selbst noch und vielleicht noch am meisten in jenen hoffnungslos dunklen Wochen vor dem Zusammenbruch, als man den Materialmassen der Gegner nur noch mit kümmer lichen Resten eigener, persönlichster Kampfkraft wider stehen mußte. Aber — trotz glorreichster Heldentaten, diese physische und moralische Kampfkraft des Ganzen — unter höhlt noch durch Hunger und Seuchen — sank immer mehr. Aber der letzte Lorbeerkranz, den die Weltgeschichte um die Stirnen unserer Kämpfer des Weltkrieges ge schlungen hat, der besteht in der auch vom Feind anerkann ten Tatsache, daß die Reste dieses Heeres sich bis zu dem Augenblick gewehrt haben, als der Mittag des 11. No vember die Waffen senken hieß. Und was Friedrich der Große an den Giebel des Berliner Jnvalidenhauses schreiben ließ: „l-aeso sock iovioto miUti" („Für den ver wundeten, aber unbesiegten Soldaten"), das steht mit dem ehernem Griffel Klios, der Muse der Geschichte, ge schrieben über der Tür zum Ruhmestempel unserer alten Armee: „Dem tiesverwundeteu, aber unbesiegten deutschen Heer." . Dr. Pritze. Schweres Bauunglück. Aschaffenburg. An der Staustufe bet Obernau ereignete sich durch Einsturz ein schweres Bauunglück. Rach den erst« Meldungen wurden zwei Tote und ein Schwerverletzter ge- boraen.