Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und -eit Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften «reinig, Gcntzrödcskvrf, Hauswalde, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend lonnementsprei» inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" - ierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mork SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den AL gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zettungsbotm jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wrt Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,!« Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/»1> Uhr einzusrnden. Lckrifileilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. S8. Sonnabend, den 20. Juli 1912. 22. Jahrgang Fünf Jahre Fremdenlegionär. Selbsterlebtes während meiner fünfjährigen Dienstzeit. Bou Kranz K u u. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Da» lange Marschieren unter derartigen Verhältnisse nicht gewöhnt, erhielt ich ,chon nach kurzer Zeit Blasen an den Faßen. Dec Schmerz derselben und der quälende Durst machte mich halb rasend. So war ich denn froh, al» wir wieder im Kasernenhofe standen und da» Kommando zum Wegtreten ertönte. Müde und matt, an den Gliedern wie gelähmt, schlich ich mich hinauf in den Schlassaal, wo ich fast auf meinem Luger zusammenbrach. UnseremOesterreicher war e» noch weit schlimme^ ergangen. Derselbe war schon nach zwei stündigem Marsche im Lazarettwagen unter- gebracht worden, und gezwungen, mehrere Wochen im Lazarett zu verweilen. Ich hatte das Unglück, bei einem der nächsten großen Uedungsmärsche vor Mattigkeit niederzustürzrn und den linken Voroerarm zu brechen. Brutal, nicht die geringste Rücksicht auf meine Ver letzung nehmend, wurde ich unsanft auf den Krankenwagen geworfen und nach dem Lazarett zurückbesLrdert. Hier hatte ich mehrere Wochen Zeit und Gelegenheit, die furchtbaren Zustände einet französischen Lazarett» kennen zu lernen. Vor dem Hauptkcankenbesuch, der immer früh zwischen halb neun und neun Uhr statt fand, mußten ein Unteroffizier und 4 Kranken wärter, welche de: Station zugeteilt waren, täglich ein gewaltige» Stück Arbeit verrichten: Es galt, die zweiundoierzig Kranken, welche sich augenblicklich in dem Saale befanden, zu verbinden, zu säubern und ihnen Frühstück zu reichen. Die Betten mußten in Ordnung ge bracht, die durchgeschwitzten Laken durch frische ersetzt und der Fliesendelag gescheuert werden, bi« er wie ein Spiegel glänzte. Mächtige Läufer, welche an den Fußenden der Betten und dem ganzen Saal herumliefen, waren gründlich zu fegen und zu bürsten, die Bett vorlagen zu reinigen. Die Fensterscheiben waren mit trockenen Tüchern abzuretben, die Wände und die Decke abzuschwämmen. Kurz, der ganze Saal mit seinem Inhalt an Menschen und Gegenständen sollte an jedem Morgen frisch, sauber und blitzblank wie eine Elitr- Kompagnie bei der Parade aussehen. — Während der Korporal und die vier Kranken wärter die allgemeine Säuberung vorrahmen, und die einzige Krankenschwester die Wäsche besorgte, leistete ein Sanitätsgehilfe allein die ärztliche Hilfe. Ihm stand knapp eine Stunde zur Verfügung, um 23 Zugpflaster herunter- zuzichen und die Kranken zu verbinden, in derselben Zeit 42 Temperaturen festzustellen und aukzuschreiben, sowie da« Wasser von einem Dutzend Kranken zu untersuchen. Aus den einzelnen Mann konnte er nicht einmal eine Minute verwenden. — So fühlte er, von der Geißel des Dienste» gepeitscht, seine Müdigkeit nicht und dachte nicht länger an den Kolonialhauptmann und an Nr. 42. Während 23 Kranke da» Thermometer unter der Achselhöhle festhielten, verband er die Zugpflaster, welche am Abend vorher «uf den Rücken von !8 an Luftröhren- oder Lungen, entzünvung Leidenden aufgelegt worden waren. In dem Saale waren alle Krankheiten ver treten ; ausgenommen waren nur die Geschlechts kranken, sowie die an ansteckenden Krankheiten Leidenden. Aussätzige Kranke waren in einer Sonderstation untergebracht, vor deren starkem Gitter ein Wachtposten unter Gewehr stand.' Für die G^sterkcaakea waren etwa 6 kleine Z'llen bestimmt. Wiacens vec Arzt die Z lg« pflast^r verbau,, litt ec mehr al» die Patienten selbst Bei der groß-» Eile, mit welcher er sie Pflaster vom Abens vorher ohne jede Schonung abreißen mußte, stießen ine Unglück« lichm laute Schmsrzen-schrcie an«, und jede «läge und jeder Schrei schnitt ihm in« Herz. Der Korporal, der pfeifens seinen Trupp Saalreiniger überwacht«, bemerkte seineEmpfiad- lichkeit und sagte: „Bih! Daran gewöhnt man sich, mein Lieber! In zwei Monaten werven Sie einen Kerl kalcolütig schinden und dabei ihre Zigarette paffen I" Rich Erledigung ver Zugpflaster sah dec Kirting die Thermo« meter nach, notiecle Sie Temperaturen UN» steckte die kleinen Röhcchea in die Achselhöhlen ser übrigen Kranken. Dinn sammelte er in Vcobierglärchen Wisser von eine« Dutzend Kranken, die ihm am Abend vorher bezeichnet worden waren, und begab sich in sein Stüb chen, um dort diese verschiedenen Urin« von 12 Kranken zu untersuchen. — Trotz der Bet, letzanz meines linken Arme« mußte ich ihm in seinem Zimmer allerlei kleine Handreichungen leisten. Als der Santtätsgehilse eintrat, saß der Korporal an einem Tische, wo er sich an einer gehörigen Portion Milchkaffee, die vom elften Frühstück der Kranken herstammte, güt lich tat. In der Meinung, daß ich der französischen Sprache noch nicht ganz mächtig sei, unterhielten sie sich von allerlei grausamen Dingen, doch konnte ich fast jede» Wort ver stehen. „Jie wollen doch nicht diesen ganzen Dreck da untersuchen?" fragte der Korporal. — „Sicher, da eö besohlen ist!" — „Sie sind ein Narr, mein Lieber! Ich muß Sie doch ein bißchen klug machen, sonst werden Sie niemals fertig, und wenn Sie sich auch noch so sehr adhetzen. Geben Sie mir mal, bitte, ein Probirr-Glas Herl" Kirting reichte ihm ein Glas mit der Flüssigkeit. Der Korporal erhitzte e» über der Flamme einer Spiritu»- Lampe. Als e» kochte, hielt ec da« Pcobier- Gläschen vor» Licht und sagte: „Da, sehen Sie diese weiße Wolke? Der hat Eiweiß. W-lcheS Bell?" „Nr. 28." — „Schreiben Sie also in Ihre Liste: „28, Eiweiß". — „Der nächste!" Ec wiederholte den Vorgang mit einem zweiten Probier-Glase. Nachdem er dessen Inhalt zwei Tropfen Essigsäure btt« gemischt hatte, meinte er: „Die« gibt einen weißen Niederschlag, also Zucker. Welche Nummer? — „Dreißig", sagt« Kirting, der nicht einsah, was der Korporal mit seinem Tun bezweckte. — „Schreiben Sie: „Nr. 30 Eiweiß und Zucker". — „Nun haben Sie da 12 Probiergläser. Nehmen wir also einen vernünitigen Durchschnitt. Zwei sollen Eiweiß und Zucker haben, einer oloß Eiweiß, und die anderen gar nicht». Fertig mit der Unter suchung! Höchst einfach, wa»?" — Fortsetzung folgt. O-rtttch-S und Bretnig. Für den 28. Juli »»rmtttag« V,10 Uhr hat der,Meißner Hochland-Turngau im hiesigen Orte eia Frauenturnen angefetzt. Zwei Stunden zuvor halten di« Mitglieder ve« 4. Bezirk» ebenfall» hierseldft ein volkstfim« liches Wetturnen (Jechskamps) ab. In un« mittelbarem Anschlusse an das Frauentuinen wird da» Mittagsmahl im „Deutschen Hause" eingenommen, woselbst auch ein Kommer« ge plant ist. — Alles wird teuer! Dir Generaldirek- tioa s r sächsischen Ltiatdeisenbahnen hat in Rücksicht auf sie erhebliche Steigerung der Emtiufspcetse für Rohkiffee, Zucker und Sahne genehmigt, den P ci« iür eine Taffe Kiffer in oen Ärrteräumea 1. uns 2. Klaffe, in den Speisesälen, Brhnsteigbüfett« uns Nistaura- tioaSgärten, soweit dieselben nicht auch von Reisenden S. und 4. Klass« mit benutzt wer den müssen, von 20 auf 2b Pfg. zu erhöhen. In deu Äarteräumen 3. und 4. Klasse bleibt «4 bet de« bisherigen Preis, auch wird dort oer billigere Kaffee zu 10 und 15 Pfg. »ei« trrg«sührt. Kamenz, 17. Juli. Herr Amt-Hauptmann, Acheimer Regterungsral v. TrdmannSdoiff ist vom 21. Juli di» 18. August d. I. beurlaubt. E: a»rd währen» dieser Zeit durch Herrn NegierungSamtmann Dr. v. Zimmermann ver treten. Königsbrück, (Selbstmord.) Am Mitt woch wurde in dem T^lch de» am Kommuni- tation»weg nach Großnaundorf aufFlurKöaigs- vrück gelegenen Hauffeschen Wtesengrundstück» ser im S. Jahre dienende Kanonier Weckert von der 1. Batterie tot aufgefunden. E» ist Selbstmord durch Ertränken anzunehmen; die Ursache dazu ist wahrscheinlich unglückliche Liebe. Dienstlich liegt nicht da» Geringste vor, da» mit der Tat im Zusammenhang stehen könnte. — Der Sfache Raubmörder Trenkler, der die Berliner Jumeliersamili« Schulze ermordet hat, ist seinerzeit in Zittau verhaftet worden. Von der Belohnung in Höhe von 3000 Mk., die vom Berliner Polizeipräsidium auf die Ermittelung de» Täter« au«gesetzt waren, haben jetzt der Schutzmann Hantzsche, der die Verhaftung vornahm, 250 Mk. und der Kriminalbeamte Eichler 50 Mk. erhalten. Den größten Anteil erhielt der Dresdner Altwarenhändler, mit dem sich Trenkler in Verbindung gesetzt hatte, um Vie geraubten Schmucksachen zu verkaufen. — In Dresden und in der Umgegend sind zahlreiche TyphuSerkcankungen, im ganzen 70, oon denen 50 aus die Stadt und 20 aus die Umgegend kommen, sestgestellt worden. Dis Erkrankungen sind zumeist leichter Natur, so- oaß kein Grund zur Beunruhigung vor liegt. Man vermutet, daß die Krankheit von aus wärt» eingeschleppt wurde. Freiberg, 18. Juli. Vorgestern ist hier «ine raffinierte Einbrecherbande festgenommen worden, die es besonders auf Baubuden ab gesehen hatte. In einigen hat sie nachts mit den oorhanvenen Biervorräten wahre Zechge lage veranstaltet und dann alles Verwendbare mitgenommen. An mehreren Stellen, beson ders in der Umgegend, sind die Burschen in die Parterre-Wohnungen eingestiegen. In einem Folle Haven sie einen Taubenschlag ge leert, indem sie die Tiere an Ort und Stelle schlachteten und dann Mitnahmen. Man scheint aber noch nicht sämtlicher Mitglieder der Bande habhast geworden zu sein. Denn auch in den letzten Tagen haben sich verwegene Diebstähle in der Nachbarschisl Freiberg» zu getragen, so ist u. a. eine Bienenzucht voll ständig entwendet worden. Die Festgenom menen find Gelegenheitrarbeiter und junge Leute im Alter von AO—25 Jahren. — Im Gründelteich bei Freiberg ertränkte sich da» in den 60er Jahren stehende Ehe paar Ahlemann. Ja der Wohnung wurde aus dem Tisch ein Zettel vorgesund-n, der die Worte enthielt: „Au» Liebe ins Grab". — Am Mittwoch nachmittag entstand im Neuen Hafen in Riesa infolge einer Expl-stou ein groß?» Schadenfeuer, durch da» der Speicher 8 der Güteroerwaltung vollständig zerstört wurde. — Vor 14 Tagen setzte ein Plakat mit der Aufschrift: „Diese Häuser werde» ia kurzer Zeit abgebrannt" die Einwohner Stol bergs in Aufregung. Am MontagavcNd 1k Uhr brannten oenn auch diese Häuser (Drogen- geschält von Seidel und Buchbinderei von Müller) vollständig nieder; oon der angrenzend«« Hempelschen Konditorei wurde der Dachstuhl vernichtet. Die Brandstifter sind noch nicht ermittelt. — In tiefes Leid wurde die Familie Schindler aus Gottleuba versetzt. Die ei«» ,ige 1S Jahre alte Tochter Hit sich oerwut- lich aus LiedeSgram am vorigen Donnerstag oei Dresden in die Elbe gestürzt und ik t» Liebeneichex bei Meißen auigefischt worden. Durch eine Zeitungsnotiz wurde d«r Bat« aufmerksam. Ec reiste nach dort und k^M a», als die Beerdigung bereits stattgesunden hatte. Durch zurückbehaltene Kleidungsstücke konnte er seststellsn, daß es sich um seine Tochter handelte. Chemnitz, 17. Juli. (In den Alpen abgestürzt.) Der seit zwei Tagen in den Tiroler Bergen weilende 54jährige Rektor der Chemnitzer Oberrealschule Prof. Dr. Olbricht ist dort löslich verunglückt. Seine Leiche wurde heute morgen am Großen Krottenkopf gesunden. Der Verunglückte, der au« Eiben stock stammt, war seit 1806 in Chemnitz tätig. Leipzig, 16. Juli. Im Anichluß an da« nächstjährige 12. Deutsche Turnfest in Leipzig werden über 100 Turnsahrten in alle« Gegenden Sachsens und de» deutschen Vater landes veranstaltet werden. Ihre Vorbereitung hat ein besonderer TurnfihrtS-Äusschuß über nommen, dem auch Mitglieder der verschiedene« GebirgS- und Wander-Vereine ongehören. Zahl reiche Fahrten sollen in Leipzigs nähere und weitere Umgebung, vor allem auf di« Schlacht felder der Freiheitskriege, führen, andere in« deutsche Mittelgebirge, den Thüringer Wald, das Fichtelgebirge, Sen Harz, die Sächsische Schweiz, den Böhmer- und den Frank-nvald. Außerdem sollen Alpenfahrten und Fahrten an die Wasserkante statlfiuden. Leipzig, 16. Juli. Auf einen etwa» plumpen Trick verfiel in Leipzig ein ISjähri» gec Handlungslehrling in dem heißen Bemü hen, sich einen mühelosen Nebenverdienst zu beschossen. Mit einem Nagel brachte er sich am Kopse einen „Schmiß" bei, legte «ine« kunstgerechten Verband um die „Mensurver- lctzung", suchte dann als „8tuä. jnr." ver- schreSene Buchhandlungen auf und erhielt auf sein vertrauenerweckendes Aeußere hin wert volle Bücher auf Kredit, die er dann sofort wieder zu billigen Preisen losschlug. Da er dabei ziemlich unvorsichtig zu Werke ging, ge lang e« der Kriminalpolizei bald, ihn zu «ul» larven und wegen Betrug» in Hast zu nehmen. yrei«. 75 1V 80 Kartoffeln 50 Kilo 'S 50 Eier 7'/z Pfg. Gesundes Juttcrstroh 38, — Ml, 9 10 9 10 3 33 3 2 19 4 25 »8 1» 12 2V höchsterßnieortgster Preis. 5t Heu Ltioy Butter Erbsen 50 Kil- 1200 Pfd. , . lyvchster * "(niedrig. 50 Kilo Marktpreise z« Kamenz am 18. Juli 1912. 50 Kilo Korn Weizen Gerste Hafer altrr Heidekorn Hirse SO