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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Grtsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. kofal-Nnzeiger für die Ortschaften vretnig, HauSwalde, SrotzrShrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. A«s«r«te bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Uhr, für die Gonnabend-Rummer bi« Freitag vormittag ^/»11 Uhr etnznsende» Lchristleilung, Druck und Veriug aan A. 8lh«kig, Bretnig. Ter Lkgemeine Anzeigers erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. § lonntwentrprei» inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblatte«" v rrteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung d»rch Boten in« Hau« i Mark LV Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpu«»eile lv Psg., sowie Bestellungen ans den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitnnqrbaten jederzeit gern entgegen. — Bei größere« Aufträgen und Wiederholung-;, gewthre ; mir Rabatt nach Nebereinkunft. Sonnabend, de» 20. März 1999 Rr. 23. Lertttcke» und ELchftkcke». Bretnig. Der am Mittwoch im Bast hof »um deutschen Haus« kattgefunden« christ liche Familiinabend halt« sich eine« leidlichen Besuche« zu erfreuen. Die Anwesenden wur den durch Herrn Pfarrer Schmink-Rammenau auf« herzlichste begrüßt, worauf Herr Pfarrer Potthoff-Frankenthal »inen Vortrag über die „Pfennigkirche" in Rosenberg (Schlesien) hielt, »ährend der nachfolgende Redner Herr Pfarrer Balze-Vurkau von der Tätigkeit de» verstor benen Hofprediger« a. D. Stöcker ^berichtete. Die Borträge fanden durch wirkungsvoll zu Gehör gebrachte Gesänge de» hiesigen Kirchen- chore« eine schöne Umrahmung. Mit Dank«<- worten de» Herrn Ort«geistlichen Kränkel und der Bekanntgabe de« Ertrages der Tellersamm- lung in Höh« von 120,50 Mk., welcher Be trag der hiesigen Gemeindediakonie zugute kommt, sowie einem »llgemeingesange wurde der befriedigend verlaufene Abend beschlossen. Bretnig. Von einem Freunde unseres Blatte« erhalten wir «u« Eger folgend», vom 17. d. M. datierte Nachricht: Di« Kriegsge fahr ist in Oesterreich aus« höchste gestiegen. Gestern wurde in Eger da« 73. Infanterie- Regiment mobil gemacht. In Bad Elster wurden die ehemaligen Angehörigen de« Regi ment« telegraphisch einberufen. In den böh mischen Bädern stockt jede Reklame und jede« Geschäft. Die Aufregung ist groß. — Landlagtkandidatur«n. Die Deutsche Refarmpartei hat für den S. ländlichen Wahl- krei« (Radeberg und Radeburg), der bi»her von dem konservativen Gemtindevorstand Trüber - Arnsdorf in der Kammer v«rtr«t«n wurde, den in diesem Kreise ansässigen Rechts anwalt und Stadto«rardn«ten Schlechte in Dresden und Lotzdorf für di« nächste Land tagswahl al» ihren Kandidatin proklamiert. Diese Kandidatur ist sowohl vom Lande«verein al» vom Rcformver«in für Radeberg und Um gegend einstimmig beschlossen worden. — In Dresden haben nach einer Zeitungtmeldung die freikons«rvaliven Abgeordneten Behrens und Grumbt ein« «twaige Wi«derwahl adge- lehnt. Bischofswerda. Der seit Bußtag verschwunden« Wirtschast»b«sitz«r und Fabrik wächter Ernst Groß« au« dem benachbarten Goldbach ist am Montag srüh tot in einer Schleuse an d«r Staattstraße aufgesunden worden. Große, der bereit» seit Wochen an Schwermut litt und längere Zeit jetzt gesucht worden war, hatte sich di« Kehle durchschnitten. — Ein Erpresser nach dem Leipziger Vor bild hat kürzlich an di« Jnhid«r der großen Leinenweberei von Holtfch und Rothmüller in Ringenhain einen Drohbrief gerichtet. Er forderte unter Androhung schweren persön lichen Unheil« und Niederorennen« der Fabrik die Erlegung von 30 000 Mark am Bahn damm bei Oberneukirch. Bi« jetzt ist der Bursche noch nicht ermittelt. — Regiments-Jubiläum. 103. Regiment Bautzen. Bei der Parade am 20. Juni wird zuerst da» aktive Regiment vor Sr. Majestät dem Könige vorbeimarschierrn, hierauf die früheren Angehörigen, an ihrer Spitze die Ftldzug»teiln«hmer in einer Kombattanten- Kompagnie formiert, dann die 1.—14. Kom pagnie. Die inaktiven Offiziere werden hier bei einlreten und ihre früheren Bataillone und Kompagnien Sr. Majestät dem Könige vor- sühren. Veteranen, die den Anstrengungen oer Parade infolge körperlicher Schwäch, nicht mehr gewachsen sind, erhalten für die Feier auf dem Kasernenhof« unentg«ltlich Plätze auf einer Tribüne, auch «erden für si« in dem an die Parad« aoschli«ßend«n Frstzug« durch Bautzen Wag«n eingestellt werden. Familien angehörige der Festteilnehmer können von den Fenstern der Kaserne au», soweit der Platz reicht, der Feier zuseh«n. Entsprechende An träge sind bi» 10. April b«i v«m Vorst«her de» nächst«» Militärverein», von da ab bei dem Vorsteher de« Militärverein« 4. Infan terie-Regiment Nr. 103 in Bautze« Herrn Lehrer Heinke, äußere Lauenstraße 42 anzu- bringen. — Die österrtichischen Reservisten, die im Reiche Lohn und Brot gefunden haben, sind eingezogen und bereit« Montag nachmittag nach ihrer Heimat adgereist, wo «an ihrer bedarf. Eine gan»e Anzahl benutzt« di« nach Böhmen fahrenden Züge. Auch in Sebnitz, wie man von dort schreibt, habe« die öster reichischen Untertanen Gestellung«bef«hle er halten. Di« Leute mußten sofort ihre Arbeits stätten verlassen und nach der Heimat abrücken. Auch etliche Blum««fabrilanten, di« nicht naturalisi«rt waren, folgten de« Rufe. Die Abreise der Eingezogenen ries groß« Bestürzung und Aufregung hervor. In Einsiedel, dem nahen österr«ichischen Grenzorte, haben etwa 100 Mann Order erhalten. Dresden. Unser Strafgesetzbuch laßt keinen Raum für eine scherzhafte Auffassung bei Vergehungen gegen feint Paragraphen. Da» mußten in Dre«den zwei bislang gänz lich unbrscholten« Lageristinnen zu ihre« größ ten Leidwesen erfahren. Beide, zusammen in einem Geschäft in Stillung, gingen während der Geschäftszeit in einen ganz in der Nähe befindlichen Zigarrenladen, in welchem auch Postkarten feilgehalten werdtst, um einige sol cher Karten zu kaufen. Da der Händler in dem Augenblicke, al» si« den Laden betraten, gerade nicht anwesend war, steckt« rasch ein« der Mädchen zwei >nficht»karten und dr«i Zi garetten in die Tasch« und entfernte sich dann, nachdim e« noch eine Anstcht»kart« gekauft hatte, mit der Kollegin, welche sich zwei von den weggenommenen Zigaretten sch«nken ließ. In« Geschäft zurückgekehrt, »urd» der.Scherz" lachend den anderen Mädchen erzählt. Unter ihnen befand sich aber eine Kollegin, mit der die beiden Mädchen verfeindet waren, und diese erklärte laut, daß sie sich eine« Dieb stahl« schuldig gemacht hätten. Obgleich die hierüber beunruhigten Mädchen nun sofort zu dem Händler zurückgingen, ihm d«u Vorfall «itteilten, ihm um Entschluldigung bittend 1 Mark für die recht«wiorig sich angeeigneten Sachen bezahlten, so daß di« Angelegenheit eigentlich geordnet war, erstattete die liebens würdige Koll«gin bei der Polizei doch Anzeig« wegen Diebstahl«. Die Folge war, daß, nach dem die Behörde auf diese Weise Kenntni« von dem Vorgang hatt«, Anktag« gegen die beiden Mädchen erhoben werden mußte. Sie wurden beide (die eine wegen Diebstahl«, di« andere wegen Hehlerei) zu je 1 Tag Äefängni«, der geringsten zulässigen Strafe, verurteilt. Dresden. Zu dem in Drerden woh nenden Naturheilkundigen Johann August Scholta, der über eine ziemlich umfangreiche Praxi« verfügt, kam Hilfe und Heilung suchend die Gattin eine« Postbeamten, die an einem nicht unbedenklichen Unterleibsleide« erkrankt war. Der Naturheilkundige begann alsbald, nachdem er die „Diagnose" gestellt batte, mit seiner Kur, die aber alle« andere nur keine Heilung brachte. Das Leiden verschlimmerte sich vielmehr und hieran wird di« Schuld dem Naturh«ilkundigen zugeschoben, der sich nun mehr wegen fahrlässiger Körpervirletzung, be gangen bei Au«übung seine» Berufe», vor brr 5. Strafkammer de» Dresdener Landge richt» zu verantworten hatte. Auf Grund einer umfänglichen Beweisaufnahme erkannte da» Gericht auf 300 Mark Geldstrafe oder 30 Tage Gefängnis. Ehemnitz, 15. März. In der Haus flur de» Hotel» „Zentralbahnhof" wurde ein S Wochen alte» Kind weiblichen Geschlecht» anfgrfunden, da« von seiner Mutter au«gesetzt worden war. Nachdem man da« Kind behörd lich unterqebracht hatte, m«ld«te sich auf der Polizei ein 18jährige« Dienstmädchen au« Böhmen, da« sich bei ihren hiesigen auf der Patmstraße wohnenden Verwandten aufhält, al« Mutter de« Kinde». Die Tante dc» Mädchtn», die da« Kind vermißte, veranlaßt« die unnatürliche Mutter, sich auf der Polizei als Mutter de« Kinde« au«zug«ben. — Ein Schuljunge al« Erpresser. Ein Oel«nitzer Hau»b«sttzer erhielt ein Schreiben, in dem ihm seilen» eine» „vrandkomit«»" auf da« Bestimmteste angekündigt wurd«, daß in Bälde sein Hau» abgebrannt werd». Die einzig« Rettung gäb« e« nur, wenn d«r Haut besitzer 10 Mark unter sein« Hauttür« lege. Obwohl man dem plump abgesaßte» Brief sofort ansah, daß er nicht allzu ernst zu nehmen sei, befand sich der Empfänger begreiflicher weise doch ein wenig in unbehaglicher Stim mung. Jo, in ganz Oelsnitz berührte die Kunde der Prophezeiung nicht gerad«zu an genehm. Das bedrohte Anwesen mußt« nacht» bewacht wirden. Der Verdacht lenkte sich schließlich auf einen Schulknaben. Derselbe wurde auf dem Polizeibureau vernommen, wo er erst alle« adleugnet«, dann aber nach Ver gleichung der Schristzüg« die Büberei einge- stand mit der Motivierung; „Er wollte nur einen Spaß machen." Dem 13 jährigen Bengel wird wohl mit „ungebrannter Asche" ausgiebig für seinen „Brandbrief" etwa» „ausgebrannt" werden. — Noch ohne Verminderung ist da» allge mein« Interesse der Behörden und de» Pub likum» auf den l«ider immer mysteriöser und geheimni»oollrr werdenden Buben gerichl«t, der die Belerwähnten Erpr«fferbriefe an die Inhaber der Firma I. I. Weder in Lcipzig geschrieben hat und der nach dem jetzigen Stande der Untersuchung noch immer al» einer der Mörder de» Friedrichschen Ehepaare« an gesehen werd«» muß. Täglich laufen noch eine Menge Anz«ig«n und Verdächtigungen bei dem Polizeiamt und der Staat»anwalt- schaft in Leipzig rin, Anzeigen, die fast au«- nahmslo» von vornherein den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich tragen, die aber gewissenhaft doch immerhin bearbeitet «erden müssen uud so der UntersuchungSbehördr eine Last aufwälzen, bei der kostbare Zeit nutzlos verloren geht. Schlimmer al» die falschen, aber immerhin im guten Glauben gemachten Anzeigen sind, wir da» „Leipz. Tgdl." mii- tkilt, jene frivolen Späße, die sich charakterlose Menschen durch absichtlich falsche Verdächtig ungen und anonyme Briefe lersten. Höchst verwerflich ist eure Tat, die am Montag wiederum in Szene gesetzt wurde: e« erhielten nämlich die Herrrn Weber abrrmal» einen mit Argus R. unterzeichneten Brief, in dem mit- gsteilt wird, man wüßte sehr wohl, daß die Herren Weber von Poliztibeamten bewacht und beschützt würden. Das würde ihnen aber 19. Jahrgau» nicht» nützen. Augenblicklich müsse d»r Brief« schrriber zwar nach England reisen, aber der geeignete Moment zur Rache werde schon kommen. — Dir Brief ist mit Bleistift auf ein«n Briefbogen von Kl«in>Oktavform»t ge- schrt«b«n, auf d«m Postamt 13 zur Post ge geben und zeigt in feiner Schrift allerdings Aehnlichkrit mit d«n Schriftzügen der Ec- pr«fferbri«se. Wahrscheinlich handelt «» sich aber um einen frivol«n Sir«ich, um die Nach ahmung der Schriftzüge durch «inen anderen al« den Schreib»! der Erpresserbrufe. Durch Veröffentlichung der Schristzüse find dies« eben bekannt gewordin und e« hat «in Rohling, um die schon genug geängstigt« Famili« erneut zu erschrecken, die Schriftzüge nachgeahmt. Am Dienttag vormittag lief auch b»im Poli- zeiamt ein an Herrn Palizeidirektor Brett schneider adressierter Brief ein. Hierbei han delt e« sich nun offenbar ganz deutlich um einen schlechten Scherz. Da« Kuvert «nthielt »ine Karte, di« aus der «inen Seit« mit «in«m Trauerrande und der Aufschrift „Herzlich« Teilnahm«-bedruckt ist, auf der anderen Seit« mit schlecht«!, etwa« drännlichrr, also verdor bener Tinte, in nachgeahmten Schriftzüge» die Worte aufwtist: „spricht Ihnen au» Ar. gu» R." — E» steht so gut wie zweifelt«» fest, daß e» sich wenigsten« in dies«m zweite» Fall« um eine» schlechten Scherz handelt und daß diese Karte fftcht von dem Schreiber d«r Erpr»fferbriefe herrührt. Die große und sehr wichtige Frag», ob sich der Erpresser noch in Leipzig aufhält oder nicht, ist allerding» durch diese Briese auch noch nicht gelöst. — »l» der in Schleußig bei Leipzig woh nende 53 Jahre alte Handelsmann Mißlitz sich am Dienttag abend« in der 8. Stunde, nach dem er in Markranstädt mit Fischen gehandelt hatte, auf dem Nachhausewege b«sand, gesellt« sich ihm auf der Landstraße in der Nähe v«n Schönau ein Unbekannter zu. von diesem wurde er in der Näh« der sogen. Schampert drücke überfallen und zu Boden geworfen. Trotz heftiger Gegenwehr wurde dem Ueber- fallenen ein Portemonnaie mit zirka 7 Mark und auß«rdem ein Betrag von 5 Mark, der sich los« in einer U«berzi«h,rtasche befunden hatte, geraubt. In dem Portemonnaie hatt« sich außerdem «in Zehntello« der sächsischen Landeslotterie 4. Klass«, Nr. 30 085, befunden. Der Räuber flüchtet« in der Richtung nach Markranstädt zu. Mißlitz hatte verschiedene Verletzung«» im Gesicht davongetragen. Dir Täter wird geschildert alt etwa 30 Jahr« alt, mittelgroß, kräftig, mit vollem, gesunvfardigem Gesicht, blondem Schnurrbart, und war dunkel gekleidet. Zwickau, 17. März. Die Mormon«», oder wie sie sich auch ne»nen „Die Heiligen der letzten Tage", entfalten in Zwickau und Umgegend «ine eifrige Werbearbeit, um neue Gläubig« zu stnd«n. Die Häuser «erden mit kleinen, nicht ungeschickt geschriebenen Schrift- chea überschwemmt, in denen die Glauben«sätz« der Mormonen gepredigt werden. Bei der Neigung der Sekienbildung, die speziell in einzelnen Ttilen Sachsen« in manchen Schich ten der Bevölkerung zu finden ist, rechnen die Mormonen auf Erfolg. E» ist ihnen bereit« gelungen, einige Familien zur Auswanderung nach Amerika zu bewegen, von wo au» ja dekamnermaßen die Mocmonenbewegung ge gangen ist. Erfurt, 16. März. In beiden Kran kenhäusern befinden sich 48 Typhu-kcanke. Die Ursache ist Milchinsekiion.