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Amtsblatt für die Grtsbehsrde und den Gemeinderatzu Bretnig. 1 rkal-Nnzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend, Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. - ! e nneri entrpreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung Mattes" txNelsöbrlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« l Mark Pfennige, durch die Poft I Mark exkl. Bestellgeld. ! IUI I WIM! I , U, , > . o J«feraLe, die 4gespaltsne Korvuszeilr 10 Pfg., sowie Bestellungen am den All- gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch untere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederhol» rgen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten nur für die Mittwoch-Nummer bis Dren-lag vormittag ^it. Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr siuzusenden. Lchrislleitung, Vruck unö dtc.uz oon H. öchurig, Lcetmg. 18. JahMW. ^r. 83, Mittwoch, den l4. Oktober 1808. ^ertliches und TächMckes. — Die amtliche Jahresversammlung der Lehrerschaft des Schulaussichttdezirk« Kamenz fall Montag, den 19. Oktober, vorm. 9 Uhr im Saale des Schützen Hause» tn Kamenz ab- zehallen werden. — Zahlungsunfähige Gäste. Ein für Gast- und Schankwirte interessanter Prozeß gelangte in der letzten Sitzung des Strafsenats de« Ober- landesgerichtS zu Dresden zum Abschluß. Nach Z 263 de» Reichsstrafgesetzbuchcs wird derjenige, der in der Absicht, sich oder einem Drillen einen rechtswidrigen Vermögensvorteil ju verschaffen, das Vermögen eines Anderen dadurch schädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unter drückung wahrer Tatsachen einen Irrtum er regt oder unterhält, wegen Betrugs mit Ge fängnis bestraft, neben welchem aus Geldstrafe bi» zu 3000 Mark, sowie auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. Unter diesen Paragraphen fallen in der Regel auch die Zechprellereien, wenn nicht etwa Entwendung von Genußmitteln in Frage kommt. Am 31. März b. I. erschien in der Schankwirlschast des Restaurateurs Wendel in Werdau der Arbeiter Seylerl, der zwei Bittere bestellte. Zuvor fragte ihn der Wirt, ob er Geld bei sich habe und ul» er diese Frage bejahte, erhielt er das Bestellte im Werte von 30 Pfg. Hernach stellte sich die Zahlungtunfähigkeit des Gastes heraus. Er wurde zur Anzeige gebracht und bestraft. .Gegen seine Verurteilung lege er zunächst beim Landgericht Zwickau Berufung ein, da« aber die ausgeworfene Strafe bestätigte und betonte, daß sich der Gast beim Bestellen der Getränke in einer ungünstigen Vermögenslage "befunden habe. Gegen dies« Auslegung des Landgerichts Zwickau erhob Seyfert Wider spruch und machte beim Oberlandesgrricht Dresden von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch. Er rügte Verletzung der oben an- öezogenen GesetzeLstelle und führte weiter aus, baß kein Betrug vorliege, da die Forderung de» Wirtes nicht gefährdet worden sei. Da« landgcrichtliche Urteil spreche nur von einer --ungünstigen Vermögentlage", e» sei aber von der Vorinstanz nicht festgestellt worden, »b er zahlungsunfähig oder zahlungsunwillig gewesen sei. Das Oberlandesgericht ließ diesen Einwand nicht gelten, sondern erkannte auf kostenpflichtige Verwerfung der Revision und führte aus, daß eure Vermögensschäoigung de» Wirtes insofern vorliege, als dieser eine Forderung an einen vermögenslosen Schuld ner erlangt habe. Die Zahlungsunfähigkeit iu Zeit der Bestellung Ler Getränke sei von der Vorinstanz zur Genüge festgestellt wo-den. — Die wenigsten Geburten in ganz Sach sen kommen in der Oberlausitz vor, denn nach dem Jahresbericht de» Landes-Mebizinalkolle- gium» entfallen auf 1000 Einwohner bei un» nur 28 Geburten, gegen 39 im Chemnitzer Bezirk. — Da» Große Los ist in 10 Zehnteln ge spielt worden, fünf Zehntel davon in Leipzig, fünf Zehntel an andern sächsischen Orten. An dem Gewinne sind durchweg kleine L-ule beteiligt, die teilweise die Gewinnnummer schon jahrelang spielen. Grobrührtdorf. Am 15. Oktober wird, wie wir bereits berichtet haben, der an der Linie Kamenz—Arnsdorf zwischen den Bahnhöfen Großröhrtoorf und Arnsdorf neu errichtete Haltepunkt Kleinröhrsdoif dem öffent lichen Personen- und Gepäckoerkehr übergeben. Wie au« dem Wintersahrplane ersichtlich, hallen an ihm all« Züge mit Ausnahme der letzten Lbendzüge, die 10 Uhr 22 Min. von Kamenz nach Arnsdorf und 11 Uhr 44 Mm. von Arnsdorf nach Kamenz abgehen. Kamenz. Ein frecher Diebstahl wurde in einem hiesigen Gasthaus« verübt. Am Mittwoch war ein Handelsmann aus Wallroda bei Radeberg mit einem Unbekannten von Burkau nach Kamenz gefahren und hatte sich hier mit diesem Unbekannten und einem Dritten in einem Zimmer gemeinsam zur Ruhs be geben. In der Nacht revidierte der Unbe kannte die Garderobe seiner Stubengenoffen und eignete sich au» den Kleidern des schlafen den Handelsmanns einen Geldbeutel mit 358 Mark Inhalt an. Er untersuchte auch da« Beinkleid des dritten Schlafgenoffen, das dieser auf dem Leibe hatte, und erleichterte auch diesen um 6 Mark. Hierauf hatte er sich un bemerkt aus dem Staube gemacht. Von dem Täter fehlt dis jetzt jede Spur. Er hat ein Paket mit einem Auzuge zurück klaffen, in dem eine Karte mit dem Rame» Hans Kauf mann steckte. Königsbrück, 9. Oktober. Unter dem Verdachte, ihr neugeborenes Kind umgedracht und beiseite geschafft zu haben, ist die Dienst magd K. im benachvarten Gräfenhain verhaf tet worden. Gleichzeitig wurde auch ihr Ge- liebttr sestgenommen. Bautzen, 12. Oktober. Die „Bautzner Nachrichten* melden: Zum Chef des hiesigen Infanterie-Regimen!« Nr. 103 hat Se. Maje stät der König Friedrich August Se. König!. Hoheit den Großherzog von Baden ernannt. Die offizielle Ernennung erfolgt am Sonn abend. ÄuS diesem Anlaß treffen der König und der Großherzog am genannten Tage vor mittag« 9 Uhr mittels Sonderzuges hier ein. Dresden, 9. Oktober. Das Opfer der Bauernfänger. Am letzten Donnerstag traf in Dresden ein Schweizer em, der auf der Durchreije begriffen war und in Dresden Station machen wollte. Auf dem Wege vom Bahnhofe in die Stadl machten sich zwei Per- fonrn an den Fremden heran und veranlaßten denselben, mit ihnen ein Restaurant zu be suchen. Unvorsichtigerweise erzählte der Schweizer seinen Begleitern, daß er nach der Schweiz wolle und 1200 Mark bei sich führe. Die Unbekannten gaben sich hierauf ebenfalls als Schweizer au«. Auch ihr Ziel sei die Schweiz. Sie seien im Besitze einer Geld summe von 1700 Mark und möchten diese mit in die Ledertaschs de« Fremden legen. Der letztere öffnete die Tasche und der eine Begleiter legte anscheinend eine Geldrolle hinein, sowie ein größeres Kuvert, das Bank noten enthalten sollte. Dann verließen beide den Fremden, um ihr Gepäck zu besorgen, versprachen aber, alsbald zurückzukommsn. Sie kamen aber nicht mehr und nun öffnete, von einer dunklen Ahnung erfüllt, der Schweizer seine Tasche. Sein Geld war verschwunden und die vermeintliche Geldrolle der beiden Schwindler war eine — Stearinkerze. Von den Bauernfängern fehlt jegliche Spur. — Gegen den Mitinhaber der kosmetischen Fabrik „Bombastuswerke" in Potschappel, den Kaufmann Bergmann, und einige andere war, wie schon mitgetsilt, bei der König!. Staatsanwaltschaft die Anzeige eingelaufen, baß sie mit anderen einen gesellschaftlichen Zirkel bildeten und in diesem spiritistische Ex perimente trieben, durch die sie höhere Geld summen erlangten. Die Beträge sollen nicht nach den Bestimmungen de» Geldgeber« ver wendet worden sein. Die Anzeige ist von einem Beteiligten erstattet worden, nachdem dieser von einem früheren Angestellten der „Bombastuswerke" aufmerksam gemacht worden war. Um eine Kollusionsgefahr zu vermeiden, hat die Königl. Staatsanwaltschaft den Kauf mann Bergmann in Verwahrungshaft genom men. Dieter Vorfall hatte zur Folge, daß beim Amtsgericht Döhlen der Antrag aus Er öffnung des Konkursverfahrens über die Firma „Bombastuswerke" gestellt und da» Veräußer- ungsverdot erlassen wurde, dessen Aufhebung von der Firma bereite wieder betrieben wird. Die „Bombastuswerke" beschäftigen etwa 15 Beamte, bas Direktorium besteht aus 3 Per sonen, den eigenilichen Gründern des Unter nehmens. An dem letzteren selbst sind viele Leute au» allen Kreisen, vsrnshmiich aber kleinere Gewerbetreibende, Fleischer, Bäcker usw., mit Kapital beteiligt, einige sogar mit erheblichen Beträgen. Ein Fleischecmeistec au» Nsumarkt hat seine gesamten Ersparnisse in Höhe von 8000 Mark dem Werke anvartraut, und der Vater diese« Fleischer» verkaufte seine Staatspapisre, um sich ebenfalls an dem „Bombastuswerke" zu beteiligen. Dividenden wurden bislang noch nicht gezahlt, doch waren die beteiligten Geldgeber fest davon überzeugt, daß im kommenden Jahre eine solche von mindestens 15 vis 20 Prozent zur Ausschüttung kommen werde. Ja den Kreisen der an dem Werke beteiligten Personen herrscht natürlich große Beunruhigung. Sie befürchten den Verlust ihrer Einlagen, falls es zum Konkurse kommen sollte. Meißen. Ein Akt seltener Gemeinheit wird aus dem Dorfe Riederpolenz berichtet. Der dortige Rittergutsbesitzer Heyde besaß drei reizende zahme Rehe, die er in einem von Drahlzaun umgebenen Gehege hielt. Diese Rehe sind nun in einer der letzten Nächte von rohen Burschen in niederträchtigster Weise umgebracht worden, und zwar haben die Täler den Zaun an einer Stelle nicht ohne Mühe niedergetreten und, wie an den vielen Spuren zu erkennen ist, Hunde in den Raum hinein- gelaffen. Von diesen sind die armen Tiere so lange gehetzt worden, bis sie endlich er mattet waren, so daß sie dann von den rohen Kerlen mit Knütteln toigeschlagen werde« konnten. Für die Entdeckung der Täter sind vom Besitzer der Rehe 300 Mark Belohnung ausgesetzt worden. — Seltsame Schmerzstillung. Ein in Paunsdorf vorübergehend aufhältlicher Bild hauer erkrankte nachts an schweren Magen krämpfen. In seinem Schmerz« schnitt sich der Mann em großes Stück Fleisch aus dem linken Unterschenkel. Infolge starker Blutung mußte er sich in ärztliche Behandlung begeben. Eigenartige Heilmethode. Lengefeld i. E., 10. Okt. Hier wur den gestern zwölf Kinder von einem tollwütigen Hunde zum Teil in da» Gesicht, zum Teil in vre Beine gebissen. Die Kinder, die tm Alter von 2^/, bis 12 Jahren stehen, wurden sofort in das Pasteurschs Institut nach Berlin ge bracht. Auch mußten sofort acht Hunde er schaffen werden. Treuen, 10. Okt. Im benachbarten Pfaffengrün hat sich eine KrankhsitSepidemie verbreitet, die seit der am Sonntag und Mon tag stattgshablen Kirmes besteht. Im ganzen sind dis jetzt 24 Familien erkrankt und zwar in einzelnen Familien 6—7 Personen. Die Ursache dieser Erkrankungen ist mit Bestimmt heit noch nicht festzustellen, doch nimmt man an, daß Wurstvergiftung Lie Ursache sein soll. Proben von Wurst, die bei der Kirme» ver laust sind, stno seitens der OrtLdehörde be- relt» zur Untersuchung «ach Plauen gesandt. Chemnitz, 11. Okt. „Gelbstecken" al» „H-il"method«. Es ist kaum glaublich, wie leicht e» mitunter Betrügern gemacht wird. Ein Beispiel, wie der Aberglaube und die Dummheit au»genutzt wird, wurde in einer Verhandlung vor dem Chemnitzer Landgericht geliefert. Die 65jährige Webersehefrau Jo hanne Drechsel aus Zschopau hatte sich wegen Betrugs zu verantworten. Um 67 Mark hatte sie den 38jährigen Arbeiter H. gebracht, oer mit ihr im Hause wohnte. Dieser hatte ein Beinleiden, seine Frau ein Unlerleivsleiden und fein Kind einen Nabeldruch. Die D. erklärte ihm nun — uns H. glaubte da« —, daß sie durch „Gelbstscken" ore Krankheiten heilen könne; da« sei ein Unioersalmittel und bestehe darin, saß sie — die D. — das Geld unter Gebeten und Formalitäten heimlich und ungesehen in die Erde stecke, das sie von ihm erhalte! H. gab ihr erst ein Zweimarkstück; al« das „zu leicht" befunden wuroe, opferte er noch em Fünfmarkstück, dann noch je zwei Zehn- und Zwanzigmarkstücke! Das Geld verwendete die Drechsel natürlich in ihrem Nutzen. Geholfen hat der Hokus-Poku« na türlich nicht« und als H. nun Lärm schlug, erhielt er 7 Mark zurück. Die wegen ähn licher Betrügereien schon mit Zuchthaus vor bestrafte Drechsel wurde nun wieder auf 1 Jahr 6 Monate in» Zuchthaus geschickt. Leipzig. E« klingt fast wie ein schlechter Witz, ist aber gleichwohl Tatsache, daß au» der Internationalen Aulomodilautstellung im Kristallpalast am Hellen Tage ein Automobil gestohlen worden ist. Der Gauner hat sich mit der größten Kaltblütigkeit rn einen viersitzigen Rex-Simplex-Wagen gesetzt, der ihm einen besonder« guten Eindruck zu machen schien und ist dann unter kräftigem Getute aus dem Portal de« Kristallpalastes hsrauSgefahren. Bis jetzt hat man weder Dieb noch Auto wiedergesehen. Die Kriminalpolizei hat von dem etwa 36 bi» 40 Jahre alten Unbekannten noch keine Spur zu entdecken vermocht. Leipzig. Der au» der AutomobilauS- stelluug im Knstallpalast verschwundene Kraft wagen hat sich wieder eingefunden. Man fand ihn in einem Grundstücke der Frankfurter Straße eingestellt. Dorthin ist er von einem jungen Kaufmann gebracht worden, Ler die etwa« merkwürdig klingende Erklärung adgad, daß er mit dem Wagen fortgefahren sei, um eine Probefahrt zu machen. Ec habe die Ab sicht gehabt, ihn zu kaufen. Leipzig. Ueber den Ausschluß de« Rech'sanwalts Dr. Liebknecht (Berlin) au« dem NechlSanwaltstande wegen dessen Verur teilung zu einem Jahr sechs Monaten Ge fängnis (Vorbereitung zum Verbrechen de« Hochverrats, begangen in der von ihm ver faßten Broschüre „Antimilitarismus") halte sich am Sonnabend oer Ehrengerichtshof de« Reichsgerichts schlüssig zu machen. Nach mehr- stüuLiger Verhandlung wurde der Antrag oe» Overreichsanwalts, Liebknecht aus dem An« waltsstande auSzuschließen, adgelehnt. Kicchennachrichten von Bretnig. Freitag, den 16. Oktober nachmittags 5 Uhr: Wochenkommjlnion.