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Nachrichten für Naunhof Hummer 151 33. Jahrgang Sonntag, den 24. Dezember 1922 und Umgegend (Albrechtshatn, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, KSHra, Lindhardt, Pomßen, Staudtuitz, Threna usw.) Dieses Dlall enkhälk die amtlichen Bekanntmachungen des Skadkrates zu Naunhof. Au-eia««preise t Die 6 gespaltene Korpuszeile 20.— Mk., auswärts 20.— Mk. Amt-; lich.Teil MK.35.-. Reklamezeile Ml, 40.- Bellagegebühr pro Nummer Mk. 400 —. r Annahme der Anzeigen dis spätestens 10 Uhr vormittags des Erscheinungstages, : größere noch srüher. — Alle Anzeigen-Vermittlungen nehmen Aufträge entgegen. — ; Bestellungen werden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen, - Druck und Verlag: 8ü«z ä- Eule, Naunhof bei Leipzig, Markl 2. °u, der Z,»u°, °d« d,s W-pÄL «ml Naunhos Nr. r. Amtliches. 2n hl-stger Stadl „ am 21. d. M. «In klein«« a-lb« Lund - Spitz — ohne Steuerzeichen zugelaufen. Der Lund trägt ein schwarzes Lederband mit gklbem Zwcckenbesatz. Der rechtmäßige Eigentümer des Lundes wird ausgefördert seine Ansprüche dis längstens den 27. d. M. hier geltend zu machen. Nach Ablauf dieser Frist wird über den Lund von hier aus verfügt werden. Naunhof, am 23. Dezember 1922. Der Bürgermeister. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der neue ReichshaushaltsenNvurf für 1923 überschreitet zum erstenmal die Summ« von einer Billion Mark. * Bet der Reichseisenlbahn wird eine beträchtliche Personal- Verminderung durchgesührt; 20 000 Beamten und 5000 Arbeitern wird gekündigt werden. * Der Ehrenobermeister der Berliner Handwerkskammer. Karl Rahardt, wurde zu zwei Jahren sechs Monaten Gesäng- nis verurteilt. * PoincarS wiederholte im französischen Senat seine Bor- würfe gegen Deutschland und erhielt ein Vertrauensvotum des Senats. * In Amerika wird eine neue Kommission vorbereitet, dir dir Leistungsfähigkeit Deutschlands Mr die Reparationszahlun gen aus neuer Äruudtage vrüsen soll. Weihnacht! Nach vier Jahren Krieg haben wir nun vier Jahre Frieden genossen. Einen Frieden, wie die Entente ihn auffaßt, wie Lloyd George und Clemenceau und Wilson ihn in Versailles dem niedergebrochenen Gegner auf zwangen. Jahr für Jahr haben wir, von 1914 bis 1918, um die Weihnachtszeit auf Frieden gehofft, und Deutsch land kann mit gutem Gewissen von sich behaupten, daß es nichts unterlassen habe, um ihn herbeizuführen. Von dem ersten ganz offiziellen, ganz feierlichen Friedensangebot Kaiser Wilhelms im Dezember 1916 an, bis zu den vielen halbamtlichen, privaten, vertraulichen Schritten, die unter nommen wurden, um dem unseligen Gemetzel ein Ende zu machen, um einen Frieden ohne Sieger und Besiegte zu ermöglichen, von dem namentlich der Präsident der Vereinigten Staaten so ungemein verlockend zu singen und zu sagen wußte. Auch mit einem Frieden in Ehren wollten wir uns schließlich abfinden, als wir etnsahen und einsehen mußten, daß es über unsere Kraft war, was wir unternommen halten. Aber der Schmachfrieden, in den wir uns fügen mußten, hat die Sehnsucht nach wahrem Frieden, nach einem von Mißtrauen und Verleumdungen, von Bedrückung und Gewalttätigkeiten freien Zusammen leben der Völker nur von Jahr zu Jahr steigern können. Jede Weihnacht, die uns seit dem Abschluß des Welt krieges beschieden war, hat den Jammer über den Un frieden auf Erden immer nur qualvoller anwachsen lassen, und es gehört heute eine seelische Standhaftigkeit sondergleichen dazu, noch an der Hoffnung auf bessere Zeiten festzuhalten angesichts der trostlosen Verstocktheit, die als alles beherrschende Macht immer noch über uns waltet. Bald blitzt wohl hier, bald dort ein Irrlicht auf, das uns immer wieder neue Rettungsmöglichkeiten vor- spiegelt, aber die Enttäuschung, die unweigerlich nachfolgt, ist um so schmerzhafter und macht schließlich auch den un verbesserlichsten Optimisten verstummen. „Den Menschen ein Wohlgefallen!" Wer kann von den Mächtigen der . Welt, die Gott in seinem Zorn heute über die Völker g«- i setzt hat, erwarten, daß ihre Haltung dieser himmlischen Verheißung entsprechen werde? Und doch ist eines wohl gewiß, bei aller Unsicherheit, von der das Völker- und Menschenleben mehr als je um- geben ist: daß es so wie bisher nicht mehr lange fortgehen kann. Jeder, der über den Tag hinaus zu sehen und zu denken pslegt, ist davon überzeugt, daß eine Wendung kommen muß, und nur darüber können die Meinungen ausetnandergehen, ob es eine Wendung zum Besseren oder zum Schlechteren sein wird. Worauf die Pessimisten, auch diejenigen wider Willen, ihre Ansicht gründen, wer wüßte es nicht bei all dem Jammer, von dem wir um- geben sind. Aber die andern, die trotz täglich sich erneuern- der böser Erfahrungen den Mut nicht sinken lassen wollen, die immer noch an der Hoffnung festhalten, daß wir den „Frieden auf Erden" einmal erleben werden, den die Weihnachtsbotschaft kündet, wie und wo finden sie die Rechtfertigung ihres Glaubens, an dem wir alle nur zu gern teilhaben möchten, so sehr unS auch das Herz schwer geworden ist im Anblick der vielen mühevollen und bisher fast durchweg ergebnislos gebliebenen Kämpfe um den Sieg von Recht und Vernunft, von Ehre und Menschlich- keit? Hören wir zu, wenn wohlmeinende Ausländer un zu trösten suchen, so sagen sie: ein Volk, da- diese vier Jahre de- Kriege- und diese vier Jahre de- sogenannten Frieden- der Schmach und der Knechtschaft überstanden Hai, ohne zugrunde zu gehen, ein solches Volk ist unsterb lich. Und was wollt ihr? Gewiß, Elend und Krankheit, Unverträglichkeit und Unsittlichkeil haben sich unter euch ausgebreitet wie nie zuvor, aber der Kern eures Volkes ist gesund, körperlich und moralisch, und die Jugend in ihren besten Teilen bürgt euch für die Wiederauferstehung der deutschen Volksseele in all ihrer Reinheit und Freiheit, deren ihr euch mit Recht so lange Jahre hindurch rühmen konntet. Auch darauf weisen sie hin, daß uns doch im Auslande, langsam allerdings, ganz langsam, aber doch allmählich Freunde in wachsender Zahl erstehen, die dem verbrecherischen Wahnsinn der Reparationsforderungen Einhalt zu bieten suchen, die uns helfen möchten, zunächst mit moralischen Mitteln, soweit es geht, und die auch jene materiellen Kräfte zu unseren Gunsten mobil machen wollen, ohne deren Mitwirkung auch die besten Absichten wesenlos bleiben müssen. Wenn wir auch noch so tief in Not und Elend Hineinsteuern, der Weg muß doch schließ lich wieder aufwärts führen. Und immer wieder begegnen wir bei solchen Auseinandersetzungen dem einen Trost wort, das gleich dem Glauben in der Bibel Berge ver setzen kann: daß nur der wahrhaftverloren ist, dersichselbstverlorengibt. Im tiefsten Grunde unserer Seele fühlen wir alle wohl die Richtigkeit dieses Wortes, und je mehr es die Besten unter uns dem Volke predigen, desto stärker wollen wir ihm anhängen, desto eifriger wollen wir ihm Gefolgschaft werben und nicht den- jenigen das Feld überlassen, die in niederzwingender Gleichgültigkeit die ganze Welt eine Trübsal und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen wollen. Die Herzen hoch und die Hände gestrafft zu Tat und Arbeit — dann wird das Schicksal, ob früher oder später, doch noch den Weg gehen müssen, den wir wollen. Dem Mutigen gehört die Welt! Sine neue Kommission? l Amerikanische Vermittlung. Aus einer Fülle phantastischer und widerspruchsvoller Meldungen läßt sich als wahrscheinlich entnehmen, daß man in Amerika eine neue Sachverständigenkommission plant, die die Leistungsfähigkeit Deutschlands noch einmal prüfen soll, um darauf eine neue Berechnung der Repara tionslast zu gründen. Die amtlichen Stellen in Newyork, Landon, Paris und Berlin wollen mit dieser Sache absolut nichts zu tun haben, aber die privaten und unverbindlichen Anregungen und Besprechungen, bet denen manchmal mehr herauskommt als bei großen Staatskonferenzen, gehen offenbar doch ihren Gang weiter. Nur kann infolge des privaten und vertraulichen Charakters dieser Zusammen künfte etwas Genaues und Sicheres darüber nicht ge meldet werden, so voll auch die politische Presse von Ver mutungen und Andeutungen aller Art in solchen Fällen zu sein pflegt. So heißt es auch, daß Poincar 6 mit deutschen Industriellen verhandelt habe. Weiter wird erklärt, die neuen deutschen Vorschläge, über di« dis Regierung jetzt täglich mit Sachverständigen und Parteiführern verhandelt hat, seien so weit ferttggo- stellt, daß sie bald nach den Weihnachtstagen endgültig formuliert werden könnten. Angeblich liegen drei Ent würfe dafür vor. Die Amerikaner legen anscheinend Wert darauf, die Reparationsfrage wieder in Fluß zu bringen, aber sie wollen erst genau wissen, wie weit die Franzosen zum Entgegenkommen bereit sind. Im übrigen lassen sie verlauten, daß die amerikanischen Truppen sofort V»N! Rhein zurückgezogen würden, wenn Frankreich daS Au gebiet besetze. Es wurde mitgetetlt, daß die Regio- rn - g ein« Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich uurer den gegenwärtigen Umständen nicht billigt. Der neue Reichshaushalt. ' Bedarf über eine Billion. Im Relch-rai wurde der Etaworanschlag für 1SW ange nommen. Für den Mehrbedarf sind Ausgleichsfonds eingerichtet. Im ordentlichen Haushalt der allgemeinen Retchsverwal« tung betragen diese insgesamt 93,2 Milliarden, im außer ordentlichen Haushalt der allgemeinen Reick^verwaltung zehn Milliarden. Der Poste 1 a 1 enthält im ord^ chen Etat einen Ausgleichsfonds von 23 Milliarden, im ar rdentlichen von 4,07 Milliarden, der Eisenbahnetat n- rdentlichen Etat einen Ausgleichssonds von 507 Milliarde im außerordent lichen von 241 Milliarden Mart und der Haushalt für die Ausführung des F ri e d e n s v e r t r a § e s im ordentlichen Etat einen Ausgleichssonds von 20 Milliarden, im außer ordentlichen von 60 Milliarden. Der ordentliche Haushalt der allgemeinen RetchSverwaltung hält in Einnahmen und Ausgaben da- Gleichgewicht mit 731,9 Milliarden Mark. Aus Steuern wird eine Ein nahme von 325,1 Milliarden Mark gegen 218,6 Milliarden Mark de- Vorjahres erwartet, wobei die Einkommensteuer mit 111 Milliarden, die allgemeine Umsatzsteuer mit 100 Milli arden, die Abgaben vom Güterverkehr mit 67 Milliarden, die Zölle und Verbrauchssteuern mit 340,4 Milliarden veranschlagt sind. Die KohlensteuerW mit 270 Milliarden Mark gegen 120 Milliarden Mark im Vorjahr veranschlagt. Don den AuSsichrabgaben wird ein« Einnahme von SO Milli arden erwartet ! Der Gesamtanlethebedarf deS Reiches ! für 1923 beläuft sich auf 721,6 Milliarden, wovon 99,6 Milltar- i den durch die Zwangsanleihe gedeckt werden, während der j Restbetrag von 622 Milliarden ungedeckt bleibt. Wenn der ! Fehlbetrag für 1923 geringer erscheint als der Fehlbetrag von 889 Milliarden Mart für 1922, so liegt das daran, daß in dem Haushalt für die Ausführung des Friedensverrraaes diesmal Ansätze für die eigentlichen Reparationszahlunge,? einstweilen > fehlen. Würde man die vorige Summe von 306,1 Milliarden dafür einstellen, so würde der Gesamtfehlbetrag sich auf 1027,7 - Milliarden, also auf über eine Billion Mark erhöhen, f Die Postverwaltung verlangt 165,1 Milliarden Mart Zu- ! schuß aus allgemeinen Reichsmitteln gegenüber 71,6 Milliarden im Vorjahre. Ter ordentliche Etat der Eisenbahnver waltung hält mit dem gewaltigen Bettage von 1461 Milli arden Mart, also nahezu anderthalb Billionen, das Gleich gewicht gegen 581,581 Milliarden im Vorjahre. Die Betriebs leistungen haben sich erheblich gesteigert. Beim Personal be stand wird gegenüber 1922 eine Verminderung um 20 072 Köpfe vorgesehen. Der Haushalt für die Durchführung des FriedenSvertrageS enthält im Ordinarium einen Ausglwebedarf von 84,5 Milli arden, im außerordentlichen Haushalt von 121,9 Milliarden, so daß der Zuschußbedarf insgesamt 206,4 Milliarden beträgt. Es fehlt aber ein Ansatz für die eigentlichen Reparations leistungen. Die ungeheuerlichen Lasten der Besetzung de - Rheinlandes spielen dabei eine groß« Rolle. Der Gesamtausaabebedars des Haushalts der allgemeinen Reichsverwaltung überschreitet -um erstenmal eine Billion Mart. Im Mtlitäretai sind Neuanschaffungen in Höhe von rund 1800 Millionen Mark erforderlich, weil die Entente die Herausgabe der alten Bestände verlangt hat und die Neuan schaffungen nur in besonderen Fabriken gestattet, die mit großem Kostenaufwand dafür hergerichtet werden mußten. Die abgegebenen Stücke hätten den Ersatzbedarf für etwa 25 Jahre gedeckt, während er jetzt jährlich in den Etat eingestellt werden muß. * Eine lehrreiche Übersicht. ? Ein hoher Regierungsbeamter schreibt in einem Ber- i liner Blatte u. a.: Etwa zwei Drittel aller Ausgaben des Reiches fallen aus die Durchführung des Friedens- Vertrages und von dem restlichen Drittel nur ein kleiner Teil auf die Verwaltungskosten, vielmehr über die Hälfte auf die Verzinsung der Schulden des Reiches und auf die Hinterbliebenenversorgung, wettere große Teile auf andere sachliche Ausgaben, wie di« Sozialrenten, wirtschaftliche Aufwendungen, Heer und Marine, Polizei usw. Die gesamten Verwalttmgskosten der Zivilministerien und ihrer Nachgeordneten Stellen mit allen Personen- und Sachausgaben betragen also nur einen kleinenBruch- teil der Ausgaben des Reiches. politische Hundfchaa. Deutsches Reich. DaS Nachspiel zu Passau und Ingolstadt. - Die Botschafterkonferenz hat bekanntlich neue Gühne- forderungen wegen der Zwischenfälle in Passau und In istndt gestellt. Dazu wird von deutscher amtlicher Stt erklärt: Die von der Botschafterkorrferenz geäußerten Zwi-el^ ob die Entschuldigungen der Reichsregierung ! ourlr für die Bayerische Regierung und die Lokalbehörden der oetden bayerischen Städte gelten, erledigen sich durch Art. 78 »der Reichsderfassung. Die Reichsregierung har ihre Entschuldigungen in Ausübung der VertretungS- be' "nis ausgesprochen, die ihr bei Wahrnehmung auS- wä^iger Angelegenheiten sür all« Teile deS Reiches zusteht. Die Rot der Presse. Der Wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswirt schaftsrates stimmte der Erhöhung der Abgabe von Holz- verkäufen von A auf 1^4 zu, aus der die Mittel für eine Verbilligung des Zeitungspapiers geschöpft werden. Es kann mit jährlich 13,5 Milliarden gerechtet werden. Dann stehen unter Berücksichtigung des Ertrages der Aus fuhrabgabe monatlich 1275 Millionen Mark für Rückver gütungen zur Verfügung. Bei einem Verbrauch von 1S Millionen Kilogramm Druckpapier im Monat entfallen auf da- Kilogramm 8S Mark. Ein angenommener Antrag bestimmt, daß S H der Rückvergütungskaffe abgezweigt und zur Unterstützung der durch die Not der Presse stellen los gewordenen Arbeiter, Angestellten und Redakteur« resp. zu deren Unterbringung in andere Berufe verwandt wird. Die Rückvergütung kann aberkannt werden, falls in dem bett. Betriebe die tariflichen Verpflichtungen gegen Angestellte usw. nicht erfüllt werden. Brotversorgung in Bayern. In seiner letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien § erledigte der bayerische Landtag die Vorlage der Regte- rung wegen Aufnahme einer weiteren Staatsschuld zur Sicherung der Brotversorgung. Die Regierung wird da mit ermächtigt, der bayerischen Staatsbank weitere Vor schüsse bis zum Betrage von drei Milliarden Mark zur Hin gabe von verzinslichen Darlehen an kommunale Verbände zum Ankaus und zur Bewirtschaftung von Kommunal- und Au-landsgetreide und weitere Vorschüsse bit zu drei Mil- liarden Mark zur Hingabe verzinslicher Darlehen behuf- anderweitiger Sicherstellung der Drotversorgung zu ge währen. Polen. X Nach dem Prästdentenmord. In Warschau traten ; Sejm und Senat zusammen, mn daS Andenken des er- j mordeten Staatspräsidenten zu ehren. Die Tagesordnung der biibM Kamm«» ibsichsLuLe sich «tk Ansprachen der