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und Umgegend (Albrechtshala, Ammelshatir, Vevcha, Varsbarf, Sich«, Erdauomshaio, Fachahaiu. Groß- uad Meinsteinberg, M«-a, Köhra, Ltabharbt, Paiaßei», Staavtattz, Threva usw.) Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupkmannschaft Grimma und des Stadtrates zu Naunhof. ; Erschein W-cheNttch s «Alt Dienstag, vonnn»tag, Sonnabend, nach». 4 Uhr : : für den folgenden Tag. V«t»s»pret» r Monatlich Mk. 4.—. '/.ÄOich Mk. 1L—,: : ohne «ustragen. Poft etnschl. der Postgebühren Md. 1L.75. 3« Aall« höherer: : Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen de, Betrtede,, Heft der Bezieher: : keine« Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises.: Fernruf: Amt Naunhof Rr. L : «»»etsenpretse t Vie 6gespaltene Korpuszelle -0 Pfg.. auswLrts s-mt.r r t.cher Teil Mk. L-. Rektamezetl« Mk. L—. BeUagegedühr pro Lunbett Mk. L-. r : Annahme der Anzeigen di» spätesten, 12 Uhr vormittags des Erschetnungsiages.: : gröbere noch früher. — Alle Anzeigen-Vermittlungen nehmen Aufträge ealgegen. - . : Bestellungen Verden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen. » Druck und Verlag: Günz ck Eule. Kaunhof bei Leipzig, Markl 2. Nummer 128 Freitag, den 28. Oktober 1921 32. Jahrgang Auf Halbmast. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 26. Oktober. Auf den vier Ecktürmen des Reichslogsgedüudes wehen die schwarz-rot-goldnen Fahnen, die erst seit ganz kurzer Zeit dort an den Sitzungstagen gehißt werden, auf Halbmast. Es -st ein Trauertag sür Volk und Volksvertretung. Der Reichs tag soll heute eine Erklärung des Reichskanzlers über die Genfer Entscheidung anhören und soll selbst zu dem Schicksal des un- utückllchen oberschlestschen Landes Stellung nehmen. Auch wenn der Gegenstand der Beratung weniger traurig wäre, würde der Reichstag keine Ursache zur Freude hoben. Die Zerrissenheit, die innerhalb seiner Parteien herrscht, ist ein trübes Kapitel. BH der Neubildung der Regierung hat sich dieser Krebsschaden wieder von seiner bedenklichsten Seite gezeigt. Der Reichspräsident hat in dem Schreiben, in welchem er den bisherigen Reichskanzler Dr. Wirth oufforderte, die Neu- dtldung der Regierung zu übernehmen, darauf hingewtesen, dah es bet gutem Willen auf allen Seiten wohl hätte möglich sein müssen, eine grobe geschloffene Regierungskoalttion zu schmieden. Das «st nicht gelungen. Dr. Wirth bildet — zum erstenmal in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus! — eine Re gierung ohne parlamentarische Koalition. Man nennt sie ein „Kabinett der Persönlichkeiten" oder auch ein Gewerkschafts- Kabinett. Die Schwierigkeiten waren auch bet dieser Re gierungsbildung enorm, und der Beginn des Reichstages, der auf 12 Uhr mittags einberufen war, mußte wieder Stunde um Stunde verschoben werden, da die Mintsterlipe immer noch nicht fertig war. Die Aufregung im Porlamentsgebäude erreichte auch heute wieder einen ihrer Gipfelpunkte. Besonders besprochen wurde ein Beschluß der Demokraten, die an alle ihre Mitglieder die Bitte gertchtethattrn am neuen Kabinett nicht tetlzunehmen. Da durch würden empfindliche Lücken in der morgens ziemlich ferttgge- slelltenjMtntsterltfte gerissen worden sein, die von der bisherigen nur in wenigen Posten abweichen sollte. Die Verhandlungen über dis. neu zu suchenden Männer und die Verhandlungen mit den Demo kraten füllten Stunde um Stunde, und inzwischen rückte der Zeiger weiter vor, immer näher dem Zeitpunkt, an dem der Entschluß aus Entsendung eines Delegierten zu den Verhandlungen mit Polen gefaßt, an dem der Reichstag sein Ja oder Nein zum neuen Kabinett und seiner Politik Lesagt haben mußte. Veto. Die neue Reichsregierung. DaS Mabiuett der Persönlichkeiten. Nach unendlichen Schwierigkeiten gelang es endlich, Mitt woch in vorgerückter Nochmtttagsstunde, dem erneut mit der Kabinettsbildung deaustragten Reichskanzler Dr. Wirth, sein neues Ministerium zusammenzustellen. Als der Reichstag seine Sitzung begann, gab der Kanzler folgende Mtntflerltste bekannt: Reichskanzler und Aeußere»: Dr. Wirth (Zentrum); * Bizekanzler und Schatzmtnister: Bauer (Sozialdem.); Innere»: Adolf Köster (Sozialdem.); Wehrmiuister: Geßler (Demokrat); Wiederaufbau: (vorläufig unbesetzt); Wirischaft: Robert Schmidt (Sozialdem.); Ernährung und Finanzen: Herme» (Zentrum) (nur vorläufig mit den Finanzen betraut); Post: Giesbert» (Zentrum); Arbeit»minister Braun» (Zentrum); Berkehr»minister Groener (bei keiner Partei); Justiz: Professor Radbrnch (Sozialdem ). Mit Ausnahme des einzigen Demokraten Geßler und des Derkehrsminipers Groener, der bisher keiner Partei zugezähtt wurde, sind also die Persönlichkeiten des neuen Ministeriums lediglich dem Zentrum und der Mehrheitssozialdemokrotie ent nommen. Sie waren schon in der bisherigen Regierung oder haben früher bereits Minifierpofien innegehobt, außer dem mehrheitssozialdemokratischen neuen Iustizminifier Professor der Rechte Dr. Radbruch, der seit dem Görlttzer Parteitage als kommender Monn galt. Ausgeschieden aus der Regierung find "der bisherige Minister des Aeußern Dr. Rosen, der Minister des Innern Dr. Gradnauer und der Iupizmtnister Dr. Schisser. Politische Rundschau. Der bayerische Finanzminister gegen Panikstimmung. Da die Furcht vor einem Staate bankrott seit längerer Zett weite Kreise der Bevölkerung beherrscht, hat der bayerische Finanzminister Dr. Krasnek in seiner Haushali-rede im baye rischen Landtag Anlaß genommen, aus diese Frage einzugehen. Er erklärte, wenn nicht strenge Sparsamkeit geübt werde, dann würden die Stützen des ganzen EtaatSlebenS in» Wanken geraten; wenn man aber Selbstzucht übe, dann bestehe hinsichtlich der Finanzlage de» bayerischen Staates kein begründeter Anlaß zur Panikstimmung. Im übrigen sind in den bayerischen Staats- bet-ßb?n, in den Berg- und Hüttenwerken, in den staatlichen Bädern und in dem sonstigen ausgedehnten Staatsbesitz so groß» Werte verkörpert, daß der Stoatekredit als durchans gesund und tragfähig bezeichnet werken kann. — Dec bayerische Landtag sprach sein Beileid zum Anjcheiden des früheren Königs Ludwig aus. D e sozial st.schen Parte en beteiligten sich daran nicht. Berlin. Der Reichsminister sür Wiederaufbau wird die im Verdrängungsschädengesetz im Kolonialschäden- und Aus- londsschädengesetz bestimmten Anmeldefristen angemessen ver längern. Danzig. Zwischen der Freien Stadt Danzig und Polen ist vereinbart worden, die Frist der Uebergabe der Danziger Eisenbahnen an die polnischen Eisenbahnbehörden bis zum 1. Dezember zu verlängern. Ursprünglich hatte die Uebergabe bereits am 1. November erfolgen sollen, Genf. Aus dem internationalen Arbeiterkpngreß find die Vereinigten Staaten nicht vertreten, wohl aber Deutschland. Es wurde betont, daß die Zusammenarbeit zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern mehr denn je notwendig sei. Lissabon. Die Attentäter, die den Anschlag auf den früheren Ministerpräsidenten Granjo ausführten, sind verhaftet und zur Verfügung der Militärbehörden gestellt worden. Mordan schlag aus den Abg Auer ' München, 26. Oktober. An den Schreckenstat des 22. Februar 19 l9 wurde heute die Münchener Bevölkerung erinnert, als in der Frühe bekannt wurde, daß wieder ein Anschlag auf den bekanntet! sozialistischen Abgeordneten Auer verübt worden war. Auer hatte gestern abend einer Sitzung des sozialdemo kratischen Parteivorstandes im GewerkschafiShause beigewohnt und ging gegen 12 Uhr mit vier Begleitern am südlichen Friedhof vorbei. Plötzlich wurden aus dem Gittertor des Friedhofes zwei Schüsse gegen ihn abgefeuert, die jedoch niemanden trafen. Auer wandte sich herum, zog seinen Browning und feuerte fünf Schüsse in der Richtung, aus der die gegen ihn gerichteten Schüsse gekommen waren, ab. Er hörte auch einen Ausruf, aus dem er schloß, daß der Täter getroffen sei. Die herbeieilende Schutzpolizei durchsuchte den Friedhof jedoch vergeblich nach dem Attentäter. In letzter Zeit wurde Auer heftig von verschiedenen Seiten angegriffen, da er dem Ministerpräsidenten Grafen Lerchenseld das Material zur Verfolgung der Gehetmorganisationen über geben hatte. Vor einigen Tagen entstand in einer Versammlung für Oberschlesien ein Skandal, al« mitgeteilt wurde, daß Auer als Vertreter des Landtages erschienen sei. Auer erhielt seit Uebergabe jene« Material« und der öffentlichen Behandlung in der Münchener Post täglich Drohbriefe, die ihm das Schicksal Eisner» androhten. Erinnerung an den 22. Februar 1919. Der j-tzt unverletzt gebliebene Abgeordnete Auer wurde bet dem Ueberfall in jener Kammerfitzung, die der Ermordung des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Eisner am 22. Febr. 1919 folgte, schwer verwundet. Ais Auer, der zu jener Zeit das Ministerium de» Innern verwaltete, und als Widerpart Eisners galt, in der Kummer Mitteilung von dem Mord an Eisner machte und seinen Abscheu auSdrückte, fielen Schüsse, abgegeben von in das Parlament eingedrungenen link-radikalen Fanatkern. Auer wurde in die linke Brustseite getroffen. Abg. Oesel, der bayerischen Volkspartet angehörig, blieb tot auf dem Platze. Verwundet wurden Iustizminifier Timm und zwei Beamte. Der schwergetroffene Auer schwebte lange zwischen Tod und Leben, genas aber endlich. Oke Teuerung und -er innere Arke-e. Unaufhaltsam rollt da» Rad der Geldentwertung und Teuerung über un- hinweg. Wirtschaftlich schwächere Existenzen werden von ihm schwer betroffen. Die Erre gung, die diese» Unheil hervorruft, wächst. „Wen trifft die Schuld dafür?" wird allenthalben gefragt. Die Ant wort kann nur lauten, daß diese beklagenswerte Entwick lung — von verdammenswerten Einzelfällen verbreche rischen Wuchers abgesehen — bis zu einem gewissen Grabe zwangsläufig ist. Wie soll da der innere Friede erhalten werden? Nur durch großzügige Ausklä rung über die Ursachen der Preissteige rung, namentlich auf dem Lebensmittel- markt, kann das geschehen. Einen anderen Weg gibt e- nicht. ReichS-Landbund und Brandenburgischer Landbund haben ihn bahnbrechend beschritten und werden ihn ztelbewußt Wetter schreiten. Daß er der richtige ist, beweisen beiden Organisationen zahlreiche Zuschriften aus Berbraucherkrcisen, in denen es u. a. heißt: „Unsere Arbeiter und viele andere Bevölkerung«. Kassen wissen von den wahren Ursachen der Teuerung nichts. Ihre Presse schweigt darüber oder bringt nur i Gegenteilige». Wenn unsere Reaieruna und di« aroßen Parteien in ähnlicher Weise dauernd äufklären wurden, dann stände es besser nm uns. Dann hätten die Um stürzler nicht so viele Anhänger und Mitläufer aus dem Heer der Kleinbürger, Angestellten, Beamten und anderer. Wir gehen an unserer Indolenz zugrunde. Niemand versucht, durch ernste Belehrung darüber, daß Erzeuger und Verbraucher aufeinander angewiesen sind, die.Kluft im Volle zu überbrücken, wie das andere Völker, B. die Engländer, durch ihre Regierung tun. Wer von unseren Führern, unseren Abgeordneten, unseren Berufenen findet endlich den so nötigen Weg, diese Vorschläge allen RegierungsleUern im Reich immer und ' recht kräftig zu unterbreiten? Wann finden unsere Beru- j fenen die richtigen Worte, um die belogenen, unwissend > gemachten Genossen recht laut darauf hinzuweifen, daß upsere Großindustriellen, unsere Landwirte diejenigen sind, die ihnen Arbeit und Brot geben, und daß ihre Führer ganz unfähig dazu wären, wenn auch bei un russische Zustände eintreten würden? Das Parteigezänk und die Par^iirttercssen haben in unserer Armut und Not doch wahrlich keinen Platz." Wer macht -ke ^artoffelpreise? Die Gestaltung der Kartoffelpresse hat unverkennbar zu einer gewaltigen Erregung in weiten Kreisen beige lragen. Das zeigt auch die Tatsache, daß im preußischen Abgeordnetenhaus vier Parteien zu gleicher Zett Inter- pellationen wegen der Kartoffelfrage eingebracht haben. Die beiden sozialistischen Parteien find selbstverständlich schnell mit ihrem Urteil fertig und machen für die Ge staltung der Kartoffelpreise ausschließlich die Landwirt schaft verantwortlich. Aber selbst die Deutschnationalen und daS Zentrum sprechen in ihren Anfragen davon, daß »in manchen Gegenden geradezu wucherische Preise ge- zeittgt" worden sind und fordern die Anwendung de- Wuchergesetzes vom Dezember 1920. Wodurch sind in der Hauptsache die unleidlichen Zu stände auf dem Kartosselmarkt herbeigeführt? Zunächst steht fest, daß die Ernte schwer enttäuscht und selbst nach amtlicher Schätzung nur als »mittel bis gering" zu be zeichnen ist. Auf diese geringe Ernte stürzt sich nun alles, was Beine hat: Verbraucher, sachverständige und kon zessionierte Händler, Schieber und Aufkäufer von großen Jndustriegesellschaften. Was dabei herauskommt, sind fortgesetzt steigende Preise. Wie auf dem Kartoffelmarkt gegenwärtig gearbeitet wird, dafür an dieser Stelle nur wenige Beispiele: In dev Zeitungen des Camburger Bezirks in der Nähe von Zeitz suchte ein Händler in der ersten Oktober woche Kartoffeln zu „höchsten konkurrenzlosen Preisen"! Ein kleiner Landwirt liefert Bewohnern der Stadt Bielefeld Kartoffeln frei Haus Bielefeld zu LI M. den Zent ner. Als er auf der Straße mit dem Abladen beschäftigt ist, kommt ein Händler vorbei und fragt ihn, welchen Preis er nehme. Auf die Antwort: „60 Markl" erklärt der Händ ler: »Da» ist zu wenig, du mußt 70 Mark verlangen!" Der Bielefelder „Volkswacht" berichtete ein Kartoffel- grotzhändler: Er habe mehrere tausend Zentner Kartoffeln von einem größeren Besitzer zu 52 Mark für den Zentner gekauft. Bei der Verladung am Bahnhof habe er die Kartoffeln al» nicht marktfähig beanstandet, um noch eine Ermäßigung des Preise» zu erzielen. Bei der Verhand lung um Ermäßigung des Preises sei der Aufkäufer eine- großen JndustriewerkeS hinzugekommen und habe sofort 57 Mark für die beanstandeten Kartoffeln geboten und auch noch 1200 Zentner zu diesem Preise hinzugekaust! Die „Nachrichten für Stadt und Land" im Freistaat Oldenburg berichten in ihrer Nummer vom SO. Septem ber, daß die Betriebsräte aus Rheinland und Westfalen Aufkäufer in den Freistaat Oldenburg senden, die einen Preis von 62 bi- 64 Mark bei Abnahme von 3000 Zent nern bieten. Kein Wunder, daß durch solche Handlungen die Kar toffelpreise in ganz erheblicher Weise beeinflußt werden! Glückliches Bergen. Unter dieser Überschrift erscheint in der „Rügenscher» Zeitung" und im Nachdruck in anderen Blättern als „Ein gesandt" ein Artikel, in dem das Verhallen eines Land wirts Raewel als nachahmenswert hingestellt wurde. Er brachte nämlich für den Städler ricktwendige Produkt« wie Eier, Kartoffeln, Butter und Obst weit unter den Tages preisen auf den Markt. Natürlich griff die Konsumenten bevölkerung dieses Ereignis auf mit der Schlußfolgerung, daß, wenn der Pächter Raewel das könne, auch die übrigen Landwirte Rügen- dazu in der Lage waren. Wie uns der Pommersche Landbund mitteilt, sind von berufener Sekte Nachforschungen durch Berufskollegen des Raewel angestellt worden, wobei sich ergab, dah Herr Raewel nebenbei ein einträgliches Handelsgeschäft betreibt, was ihn in die Lage setzt, das Minus am Verkauf der landwirt schaftlichen Produkte, die er auf den Bergenschen Markt bringt, als tüchtiger Geschäftsmann mit in Kauf zu nehmen und wahrscheinlich durch einen entsprechenden Ausschlag seinem übrigen Kundenkreis, ohne daß der es merk^ wie der abzunehmen. Bezeichnend ist, daß Berufskollegen über den Zustand der Raewelschen Wirtschaft berichten, daß dte Rügianer längst verhungert wären, wenn alle Wirtschaften