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i für^die Ortsbehöröe und den Gemeinderat zu Bretnig. Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau» 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/,!! Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,1I Uhr einzusenden. Schristleitung, Druck und Verlag von N. Schurig, Dretnig Nr. 82. Sonnabend, den 12. Oktober 1807. 17. Jahrgang. Lertlicker und «ächstsche» — Eine groß« Bewegung 'der deutschen Sänger ist im Gange. Sie richtet sich auf die Bekämpfung der Aufführungssteuer auf Kom Positionen. Alle Vereine im Reiche sollen nach einem Beschluß einer Leipziger Sängerver- sammlung aufgefordert werden, dem Bunde deutscher Sänger beizutreten und sich zu ver. pflichten, steurrbelastele Kompositionen .weder anzuschaffen noch aufzuführen. Ferner sollen die Vereine, die der Genoffenschaft deutscher Tonsetzer (Anstalt für musikalische« Auf führungsrecht in Berlin) angehören, ihren Austritt erklären. — Landtag. Die Tagesordnung für die erste öffentliche Präliminarsitzung der Zweiten Kammer, Dienstag, den 15. Oktober, abend» 8 Uhr lautet: 1) Teilung der Kammer in fünf Abteilungen. 2) Konstituierung der Ad teilungen. Die Ladung zu dieser Sitzung geht au» von der Einweisungskommiffion. Großröhrsdorf. Der Bau de« neuen Rathause« ist vom Gemeinderate den Herren Baumeistern M. L E. Völkel hier übertragen worden. — In Augustusbad bei Radeberg stürzte ein Malerlehrling bei Arbeiten am Luisenhof vom Gerüst in die Tiefe und erlitt schwere innere sowie auch Kopfverletzungen. — Lebendig tingemauert. Der Hausbesitzer Tlathe in Oberoderwitz, der zu seinem Bau dtn Sand au» einer Grube in seinem Hau« garten herau«schaufelte, wurde bis an den Hal» verschüttet. Er war wie eingemauert, konnte auch keinen Laut mehr von sich geben. Auch die haldverschüttete Tabakspfeife hatte er im Munde und konnte sich deren selbst nicht mehr entledigen. . Nachbarn befreiten Glathe au» seiner unangenehmen Lage. Dresden, 8. Oktober. 4000 Jahre alte Kupferfunde in Sachsen. Die Königl. Prä historische Sammlung im Zwinger ist vor kur» zem in den Besitz zweier wichtiger Funde ge- langt, weil e» sich hier um die ersten Kupfer funde au» Sachsen handelt. Da» eine Fund- stück ist eine durchlochte Kupferaxt von unga rischem Typus. Sie soll in den 70er Jahren de» 19. Jahrhundert» bei Großenhain gefun den worden sein und ist wahrscheinlich durch Tauschhandel in die dortige Gegend gtkommen. Der zweite Fund ist eine kupferne Flachaxt von sehr roher Arbeit, an dec man noch die Reste der Sußnähte bemerken kann. Sie wurde im Jahr« 1897 von einem Holzsäller beim Roden eine» Stocke« auf der Flur de» Rittergute» Treuen i. V. ca. 16 Zentimeter tief in der Erde gefunden. Da« Aller der beiden hochinteressantenFundstücke wird von dem Direktor der prähistorischen Sammlung, Herrn Hofrat Prof. Dr. Detchmüller, auf ca. 4000 Jahre geschätzt. Bei der großen Seltenheit der Kupferfunde in Mitteldeutschland sind diese sächsischen vorgeschichlichen Funde deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie den Bewei« er» bringen, daß bereits in der früheren Metall zeit, also vor rund 4000 Jahren, noch ehe die Bronze eingeführi wurde, vereinzelt auch Kupfergeräte bi» in unsere Gegend gebracht worden sind. Freiberg, 9. Okt. Der Hilfslehrer Reichel erschoß in Cämmerswalde sein« Ge liebt«, die Tochter des Gastwirtschaftsbesitzer« Göhler, und dann sich selbst. — Bürgermeisterstochter al» Mörderin. Der Freiberger Anzeiger schreibt: Da« Be- kanntwerden der Mordtat der Brander Bürger- weisterSlochter hat, nachdem sich die erste Aufregung gelegt, zu den unsinnigsten Gerüchten Veranlassung gegeben. Hartnäckig verbreiteten die einen, die Grete Beier habe sich im Ge fängnis durch Erhängen entleibt, die anderen, die Mörderin habe am Freitag ist, Gefängni« einem Kinde da» Leben gegeben, und die dritten wußten ganz bestimmt zu versichern, daß am Mittwoch der Leichnam de» Armen- hausoerwalters Kröner au«gegraben würd«, da man Beweise dafür gefunden habe, daß Kröner vergiftet worden sei. Alle diese Ge rüchte entbehren, wie wir au« bester Quelle wissen, jeder tatsächlichen Unterlage. Ein« aber steht jetzt für alle, die die Familie Beier kannten, fest, daß die Grete Beier da« will fahrige Werkzeug ihrer Mutter und ihre» Geliebten, de» Kaufmann» Merker, war, daß von diesen beiden die verbrecherischen Pläne geschmiedet waren, die da» junge, sittlich schon verdorbene Mädchen au«führte, um Geld zu schaffen. Man ist auch weiter der Ansicht, daß der Vater der Beier von manchen ihren Verfehlungen Kenntni» hatte, allerdings glaubt niemand, daß er um die Mordtat wußte. Nun hat ein eigenartige« Geschick alle Glieder der Familie de» emporgekommenen Bürger- meister« vernichtet. Es ist allgemein bekannt, daß der unlängst verstorbene Bürgermeist«r früher ein armer Bergmann war, der es bi« zum Steiger brachte, dann Sparkassenver walter wurde, bi« ihn seine Mitbürger an die Spitze der städtischen Verwaltung stellten. Beier hat al» Bürgermeister zweifellos manche» für di« Stabt erwirkt, aber al« er starb, unterließen e« — sicher nicht ohne Grund — die städtischen Körperschaften, ihm auch nur ein ehrendes Wort von Amt«wegen zu wid men. Er, der früher ganz unbemittelt war, hinterließ ein nicht unbeträchtliche» Ver mögen, und in einem nach seinem Tode noch autgttragenen Beleidigung-Prozeß wurde ihm noch ein Meineid nachgewiesen! Seine Frau, die sich nur ungern daran erinnerte, daß sie aus ärmlichen Verhältnissen stammte, ließ nicht» unversucht, zu Vermögen zu gelangen. Unter ihrem unseligen Einfluß wurde die Tochter erst zur Erbschleicherin. Wie bekannt, „pflegten" Mutter und Tochter ihren Verwandten, den Armenhau«vrrwalter Kröner hier, und al» dieser starb, entdeckte man außer Unterschla gungen auch ein von der Grete Beier gefälsch te« Testament. Da« führte bekanntlich zur Verhaftung der jungen Beiec. Bald darauf wurden auch der Kaufmann Merker und die Mutter verhaftet. Der Kaufmann Merker war der Liebhaber der Grete Beier. Er ist der Sohn eine« Pastor«, war eine Zeit lang in einem hiesigen Geschäft tätig, unterschlug 2000 Mark,sand dann bei einer Brander Firma Stellung und betrieb zuletzt in Dresden ein Kommissionsgeschäft. Trotzdem die Grete Beier mit dem Oberingenieur Preßler in Chem nitz verlobt war, verkehrte sie sehr intim mit Merker weiter. Die Folge diese» Verkehr» war, daß die Beier Verbrechen gegen da» keimende Leben btging, oie aber bi« vor kur zem unbekannt blieben. Die Mutter begünstigte den Verkehr ihrer verlobten Tochter mit Mer ker und so liegt auch die Annahme nahe, daß beide den Plan faßten, den vermögenden Bräu tigam au« der Welt zu schaffen. Auf welche teuflische Weife der Plan au»geführt wuroe, Haven wir schon berichtet. Während man erst annahm, daß die Grete Beier ihren Verlobten deshalb ermordete, um sich in den Besitz der 10 000 Mark und der Möbel zu setzen, die ihr Preßler schon während der Brautzeit testa mentarisch vermachte, haben sich jetzt Anhalt«- punkt« dafür ergeben, daß auch biefe« Testament gefälscht ist, und daß die Beier da« Testament, nachdem sie ihren Bräutigam getötet, selbst unter dessen hinterlassene Papiere gelegt hat. Wie v«rlaut«t, sollen die Mutter und Merker auch am Mordtage in Chemnitz gewesen sein. Daß die Mutter um die Mordtat wußte, da« geht au» aufgefangenen Mitteilungen her vor, die die Tochter au» dem UntersuchungS- gefängni« heran» an ihre damal» noch auf freiem Fuße stehende Mutter gelangen lassen wollte. Der Mutter war e» anscheinend ge lungen, der einem Besuche ihrer Tochter i« Gefängnisse dieser einen kleinen Bleistift zu- zustecken- Nun versuchte die Tochter auf klei nen Papierstreisen, die sie in ihren nach Brand versandten Blusen verbarg, der Mutter Verhaltung-maßregeln zukommen zu lassen- Diese „Kassiber" wurden aber entdeckt und boten dann solch erdrückende» Bewei»material, daß die 23 jährige Mörderin ein umfass«nde» Geständnis ablegle- Freiberg, 10. Okt. Im Zusammen hänge mit der Beierschen Mordaffäre wurde die Bezirkthedamme Kuntze, oie im Beierschen Hause in Brand gewohnt Hal, verhaftet. Sie ist der Beihilfe de« Verbrechens gegen da» keimende Leden, da» der Grete Beier vorge- warfen wird, verdächtig. — Am Sonnabend wurde im fürstlichen Walde bei Langenberg ein schwer kranker Mann aufgesunden, den man in» Krankenhaus brachte, nachdem in ihm der 55 Jahre olle wohnungslos« Weber Hermann Rother au« Hohenstein-E. festgestellt worden war. Dort ist er auch im Krankenhause, ohne da« Bewußt sein wieder erlangt zu haben, gestorben. Nachträglich ist ermittelt worden, daß Rolher auf der Straße zwifchen Langenberg und Hohenstein von einem Radfahrer überfahren worden ist, wobei er durch den Sturz auf die Straße anscheinend eine Gehirnerschütterung erlitten hat. Der Radfahrer ist in «inem Einwohner in Hüttengrund ermittelt worden. Dieser soll aber an dem Unfall nicht schuld sein. Die Beerdigung der Leiche Rother» ist behördlich beanstandet worden. — Schwarze Liste. Der Deutsche Aerzte- Verband hat die Stadt Geyer auf die schwarze Liste gesetzt und vor den Zuzug gewarnt. Die städtischen Behörden haben deshalb gegen ihn Klage erhoben. Markneukirchen. Der Maschinenmstr. Pinkert erschoß die Filialleiterin Ficker der Leipziger Schokoladenfabrik Knape und dann sich selbst. Da» Motiv ist in unglücklicher Liebe zu suchen. — Ein netter Sohn wurde in der Person de« 20 Jahre alten Fabrikarbeiter» Leinert au» Werdau in der Wohnung seiner Gelieb ten in Rupperltgrün verhaftet. Er hatte bei einem Wortwechsel seinen Vater mit einem Messer in den Kopf gestochen. Leipzig, 7. Okt. Eme Lügengeschichte. Eine Lügengeschichte hatte ein 19 Jahre altes Dienstmädchen seiner Herrschaft in der Si donienstraße aufgetischt- Die phantasieoolle Maid erzählte händeringend ihrer Gnädigen, ein junger Radfahrer sei erschienen und habe ihr gesagt, sie solle sofort zu ihrer Herrin, die in der PeterSstraße sich da uns da auf halte, kommen. Sie wäre sofort hingeeilt, habe natürlich die gnädige Frau nicht ange- troffm; als sie zurückgekehrt sei, sei der Schrank erbrochen gewesen. Jedenfalls von dem Radfahrer. Die Herrin, die eben herm gekehrt war, war entsetzt. Sie eilte nach dem erbrochenen Schranke und fand, daß 550 Mark daraus fehlten. Jetzt hat sich die ganze Geschichte al» erfunden herausgestellt, da« Mädchen hatte da« Geld selbst gestohlen. Bei einer Durchsuchung ihre« Koffer« fand man einen Teil des Gelbe« vor und außerdem noch viele der Herrin gestohlene Schmuckgegen stände. Da« diebische Dienstmädchen kam in Hast. * * — Der Nachtwächter Jatob Putz in Asch hatte den Erlö« für verkaufte« Getreide, be stehend in neun Fünskronenstücken, in einem Schränkchen in seiner Wohnung ausbewahrt und war dann seinem nächtlichen Berufe nachgegangen. Als er am Morgen heimkehrte, fand er an der Tür de« Schränkchen« emen Zettel angekledt, auf d-m geschrieben stand: „Wenn Sie die Tür verschließen, muß ich durch'» Fenster den Weg nehmen. Daß ich aber ein ehrlicher Mensch bin, will ich be weisen. Ich nehme nicht mehr, al« ich gerade notwendig brauche, nur zwei Fünskronenstücke. Di« anderen sieben lasse ich liegen. Aber gut aufheben, sonst könnte ich wieder welche brauchen, für heute langt'» mir." — Der Einbrecher, von dem man bi«her keine Spur hat, nahm in der Tat nur zehn Kronen von dem Gelbe, während er die übrigen 35 Kronen liegen ließ. Kirchennachrichten von Bretnig. 20. Sonntag n. Trin.: 9 Uhr: Predigt» gottetdienst, Text: Apostelgeschichte 21,8—14. 11 Uhr: Kindergotte«dienst. (Helferinnen Sonnabend abends 7 Uhr. 1 Uhr: Vorbereitungsgottesdirnst für die diesjährigen Konsirmandrn. Geboren: dem Wirtschaftsbesitzer und Mangler Max Smil Haufe ein Sohn; dem Maurer Max Wiegavo Horn ein Sohn. Getauft: Paul Herbert, 8. de« Färber« Paul Robert Nitzsche. — Reinhard Hellmut, S. de« Braumeister» Max Georg Haufe. Getraut: Paul Otto Schäfer, Geschirr» führer mit Frieda Helene Berge von hier- — Heinrich Emil Seifert, geprüfter Hufschmied mit Johanna Meta Fritzsche von hier. Gestorben: Klara Minna Gahrig, geb. Nitzsche, Ehefrau, 32 I. 9 M. 18 T. alt. Kirchennachr ichten von Großröhrsdorf. Aufgebote: Zigarrenmacher Johanne« Curt Nitzsche in Hau»walde und Bertha Emma Schäfer 101g. Eheschließungen: Fabrikarbeiter Adolf Paul Ziegenbalg 61 mit Emma Liddy Hochauf 307. — Fleischer Hermann Max Geißler 306 mit Marie Inda Schäfer 134 n. — Fabrikarbeiter Clemen» Erwin Geißler 221 e mit Flora Emma Haufe 120. — Fabrikarbeiter Evwin Martin Mißbach 326 mit Pauline Frida Richter 22. — Fa brikarbeiter Alwin Richard Schletter 238 mit Anna Elsa Hartmann 302 c. Sterbefälle: Berta Elsa, T. de» Arbeiter« Max Alwin Wendt 256 k, 3 M. 12 T. alt. — Altersrentnerin Eleonore Ju« liane Schöne geb. Hennig, Witwe, 139b, 81 I. 1 M. 26 T. alt. — Auszüglerin Johanne Friederike Senf geb. Eisold, Witwe, 356, 75 I. 3 M. 10 T. alt.