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t Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonncmentspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung dnrch Boten ins Haus i Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespalt;ne Korouszsils 10 Pfg-, sowie Bestellungen ans reu All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitunzsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag i/,I1 Uhr einzusendsn Kchristleiluug, Druck unä Verlag von A. Schurig, Drrtnig Rr. 54. Sonnabend den 6. Zuli 1907. 17. Jahrgang. OertlicheS und SächMckrs. — Vorsicht beim Genuß von Kirschen! Wie gefährlich es »st, nach dem Genuß von Kirschen Wasser zu trinken, zeigt der folgende betrübende Vorfall. Zwei 7- bez. 8jährige Knaben in der Neuen Glogauer Straße in Liegnitz hatten sich an Kirschen satt gegeßen Und tranken hierauf Master. Die Folge da- von war, daß nach einem schweren Unwohlsein am anderen Tage bereits bei beiden Knaben der Tod eintrat. Also Vorsicht in der jetzigen Kirschenzsit! — Dec Nördliche Obsrlausitz Turngau ver anstaltet nächsten Sonntag eine Turnfahrt Nach dem Borsberg. Die Ordnung ist sos. gende: Die Gauvereine — außer Höckendorf, Königsbrück und Schwepnitz — sammeln Bahnhof Arnsdorf. Abfahrt nach Dittersbach 6^ Uhr früh. Marsch über die „Schöne höhe", Wünschonborf nach dem Bocsberge. Ankunft gegen 11 Uhr, Führer: dec Gau- turnwart. Die genannten 3 Vereine sammeln in Klotzsche. Marsch nach Pillnitz. Nach Ankunft Rast — Mittagesten. Turnen: Be ginn i/,2 Uhr- Freiübungen (unvorbereitet). Fünfkampf in Dreisprung, Stabhochspringen, Kugelstoßen, Hantelstemmen 37^^, Schnell lauf über 100 na. Turnspiel. Siegervsr- kündigung. Rückmarsch nach freier Wahl. Empfohlen wird: Abstieg nach Pillnitz und Dampferfahrt nach Dresden oder Pirna. Hauswalde. Bei der hiesigen Spar kasse wuiden im Monat Juni m 52 Posten 3284 Mark 85 Pf. singezahlt, dagegen er folgten 18 Rückzahlungen »nit 2039 Mark 66 Pf. Es wurden 5 neue Bücher ausge stellt und 2 Bücher abgetan. Bischofswerda, 3- Juli. Aus An laß des heutigen Königsbesuches stifteten die Stadtgemetnde sowie die Spinnereifirma F- G- Herrmann L Sohn je ein Kapital von 5000 Mark zu wohltätigen Zwecken. Der König erteilte die Erlaubnis, daß die Stif tungen seinen Namen führen dürfen. Königstein. Von der Barbarine am Pfaffenstein abgestürzt sind am Sonntag zwei Seminaristen aus Dresden, die sich dort an eine der schwierigsten Klettertouren gewagt hatten, die allerdings ihre Kräfte überstieg. Sie wurden schwach, stürzten vom Felsen ab und verletzten sich beide so schwer, daß sie zu- nächst nach Königstein in« Krankenhaus ge. bracht werden mußten. Der eine hat einen Knöchelbruch und ziemlich schwere innere Verletzungen erlitten, so daß es längere Zeit dauern dürfte, ehe er sich einigermaßen erholen wird; eigentliche Lebensgefahr besteht zurzeit nicht. Bis zum Sonntag abend war der PaUent ohne Besinnung, hat sie jedoch am Montag wiedergewonnen. Der andere ist leichter verletzt; er hat nur größere Hautab schürfungen erlitten und man hofft, ihn in einigen Tagen au» dem Kränkenbause entlassen zu können. Die jungen Leute waren mit Kletterausrüstung versehen. Dresden, 4, Juli. Dem in Rücksicht auf weitgehende wirtschaftliche Interessen vor ca. Jahr aus der Landesstrafanstalt Bautzen beurlaubten Bankier und Geheimen Kommer zienrat Viktor Hahn, der bekanntlich nach dem Zusammenbruche des Dresdner Bankhauses Nocksch Nachfolger voin Königl- Landgericht Dresden zu der Strafe von vier Jahren Ge fängnis verurteilt wurde, ist eine Urlaubsver. längerung von 8 Wochen gewährt worden. Ausschlaggebend hierfür waren keineswegs persönliche Gründe, sondern einzig und allein Rücksichten auf wirtschaftliche Interessen der Geschäftsleute, welche an gefährdeten Unter nehmungen des Bankiers stark engagiert find uno durch die vorzeitige Neuinhaftierung des selben in die Gefahr des Konkurs geraten könnten. Herr Viktor Hahn, der übrigens nur seine zahlreichen Orden nach seiner Ver urteilung, keineswegs aber seinen Titel »Ge heimer Kommerzienrat" zurückgegeben hat, besitzt nämlich noch eine Anzahl wertvoller Häuser und Grundstücke in Dresden und Ber lin. Man spricht von einem Werte derselben von 2^/z Mill. Mark. Diese Grundstücke, ins. besondere das in Berlin, sind aber ohne die ordnende und sehr geschickte Hand Hahns ge fährdet, uno deshalb haben einige bei der Sache beteiligte sächsische GeschäMeute in einer längeren Audienz beim Justizminister Dc. v. Otto um eine weitere Beurlaubung gebeten. Der Justizminister hatte die allsrschwersten Bedenken gegen Erfüllung des Ansuchens und dachte hierbei besonders an die öffentliche Meinung über den Fall. Erst eindringliche Darstellung der Petenten und der Hinweis auf eine schwere geschäftliche Krisis Unschuldiger führte eine günstige Be scheidung herbei. Durch dis letztmalige Ver längerung des Urlaubs wird es möglich, daß ei»» großes Kapital und mehrere Existenzen tüchtiger Geschäftsleute vor dem Ruin bewahrt bleiben. Hahn beabsichtigt, nach Verbüßung des Restes seiner Strafe nach Dresden zurück Mehren und sich dort aufs neue eine einfluß reiche Stellung zu erobern. Dresden, 4. Juli. Ein Duell hat gestern mittag in der Dresdner Heide zwischen einem Baron v. P-, einem Reserve- leutnant S. und einem aktiven Offizier der Dresdner Garnison stattgefunden. Baron v. P. wurde durch einen Schuß in den Un terleib schwer verletzt und wurde nach der Diakoniffcnanstalt gebracht- Die Kugel konnte bisher nicht entfernt werden. Dem Gerüchte zufolge soll bei dem Grunde zum Duell eine Dame im Spiele sein- Lockwitz, 4. Juli. Ein schweres Un glück hat sich in der ehemaligen Niedermühle, der jetzigen chemischen Fabrik von Ru-olf Weiß ereignet. Eine im Betrieb- befindliche Zentrifuge zersprang plötzlich und durch die umherfliegenden Eisenteile wurden der Besitzer Rudolf Weib und der Arbeiter Martin Gretschel aus Großzschachwitz schwer verletzt. Der Arbeiter erlitt schwere Verletzungen und wurde durch Säure verbrüht, so daß er in seiner Wohnung bald starb. Er ist 34 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe. Der Besitzer mußte dein Krankenhause zugeführt werden — In Weinböhla schlug am Sonutag abend der Blitz in das Weinrestaurant „Zar Laubenhöhe". Zwei Gäste, die mit dem Wirt sich in der Veranda aufhieltsn, wurden durch den Blitz betäubt, der Wirt selbst die steinernen Stufen der Veranda hinabgeschleu- dert und dabei am Kopfe schwer verletzt. Der Blitz ist wahrscheinlich in d»e Blitzab- leitung gefahren, denn am Gebäude ist keiner lei Schaden wahrzunehmen. — Unangenehme Freundschaft- Ein Kon torbeamter aus Meißen, der seine freien Abend stunden immer zum Radfahren benützt und dabei auch in den Gasthöfen der Umgegend mitunter längere Sitzungen hält, wurde dieser Tage durch einen seiner Freunde in einen derben Schreck versetzt. Dem Freunde war das Ziel des Nadlers bekannt geworden und er hatte sich schon zuvor nach diesem Orte be ¬ geben. Als nun der ankommende Radler am Gasthofe abstieg und sein Rad sorglos in die Hausflur lehnte, nahm der Freund das Fahr rad an sich und fuhr damit nach Hause. Er schickte dann das Rad »mit einem Lehrling in die Wohnung des Bestohlenen. Der „radlose" Freund hat aber, als er den Verlust bemerkte, sich schleunigst ein anderes Fahrrad geborgt und ist damit fast die ganze Nacht in der Umgegend herumzeradelt, um den Dieb aus findig zu machen. Groß war sein Erstaunen, als er in später Stunde matt und müde in seine Wohnung kam und dort sein Rav wohl behalten vorfand. — Die im Jahre 1869 gegründete Frei willige Feuerwehr in Siebenlehn hat nunmehr zu bestehen aufgehörl. Nachdem im Novem- üer vorigen Jahres die vierteljährige Kündig uuz ringereicht worden war, wurde später beschlossen, noch dis zur Beendigung der Schwurgerichtsperiode, welche über die Siebenlehner Branostiftungsaffäre verhandelte, Dienst zu tun. Am Sonntag war nun die Frist abgelaufen, bis zu welcher die Uniform- unv Ausrüstungsstücke von den Mannschaften abzugeben waren. Den Lösch- und Rettungs dienst bei einem ausdrechenden Brande ver sieht zur Zeit eine aus 60 Mann bestehende Pflichtfeuerwehr. — Die Leiche des Großindustriellen Bruno Falke, der die Stadt Chemnitz zur Haupt erbin seines Millionsnvermögens eingesetzt hat, traf am Freitag früh von Singapore in Chemnitz ein. Die Einäscherung im Krema torium erfolgte am Montag. — Am Sonnabend früh in der vierten Stunde wurde in Rochlitz durch einen pa trouillierenden Schutzmann ein Einbrecher auf frischer Tat abgesaßt. Der Schutzmann be merkte, wie ein Mann aus dem Parterrefenster einer Reüauration heraussprang, hielt ihn fest uno brachte ihr» auf die Wache. Bei Durch suchung der Kleider fand man einen geringen Geldbetrag bei ihm vor, ferner für mehrere Mark Biermarken und gegen 100 Stück Zi garren. Der Mann steht in den dreißiger Jahren und ist gut gekleidet; er wurde später dem Amtsgericht überliefert. Man vermutet, daß er noch anderwärts Einbrüche verübt hat. — Vor dem Freiberger Schöffengericht fand eine Hauptvsrhandlung statt, die einen krassen Aberglauben der dortigen Gegend grell beleuch tete. Der Gutsbesitzer Schm, in Colmnitz stand seit Jahren in Colmnitz und Umgegend in dem Verdacht, Zauberer und Hexenmeister zu sein. Die Angeklagten, Wirtschaftsbesitzer Weigelt und Gutsbesitzer Oswald Böhme in Colmnitz, waren beschuldigt, Schm, dadurch öffentlich beleidigt zu haben, daß sie ihn im April d. I. im Trögerschen Gasthof zu Colm- nitz der Zauberei und Hexerei beschuldigten. Schm, sollte den Kühen eines des Angeklagten ins Maul gesehen und sie dadurch „behext haben; dem anderen Angeklagten soll er durö Zauberei di? Körner vom Felde weggeschaf und auf seine Getreideböden gezaubert haben Die Beweisaufnahme ergab, daß mehrere Zeugen tatsächlich noch an Hexerei und Zauberei glaubten, der eine mußte sogar zugestehen, daß er sich ein Enthexungsmittel gegen Schm, verschafft habe. Eine Reihe von Zeugen beschrieb eine feurige Erscheinung im Gute des Klägers, in der die abergläubischen Land leute den Drachen, das Koboldchen, erkennen wollten. Demgegenüber gab dex Gemeinde, vorstand eine sehr natürliche Erklärung, wo nach Wagenlichter und Nebelluft die geheim ¬ nisvollen Feuerbilder erzeugt hatten. Obwohl die Angeklagten durch ihren Verteidiger den beleidigenden Charakter ihrer Hexenreden bestritten, verurteilte sie das Schöffengericht doch zu je 25 Mark Strafe, außerdem zu je 50 Mark Buße, weil die Beleidigungen da» Vermögen Schms. gefährden. Annaberg. Der im 18. Lebensjahrs sehende Seminarist E., bei seinen Eltern hier wohnend, hat die Behausung am vergangenen Donnerstag nach mehrtägigem Unwohlsein eimlich verlaffen. E. ist bis Sonntag früh an verschievenen Stellen mit der 17jährigen Sch. aus Dörfel, zuletzt in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in der Fleischerzaffe in Annaberg gesehen worden. Am Sonntag früh sind die beiden jungen eute entleibt, an dem Baume eines Wäld chens in oer Nähe von Frohnau hängend, ufgefunden worden. In zurückgelaffenen Briefen beteuern beide, daß sie ohne gegen- eitige Nötigung freiwillig in den Tod ge» gangen sind. Der Fall, der als erster da» Annaberger Seminar schwer trifft, ist für dieses um so unerklärlicher, als oer Schüler jederzeit wohlwollend behandelt worden ist. Leipzig. Das Reichsgericht hat die Revision des Schuhmachers Karl Naumann, welcher am 7. Mai wegen Ermordung und Beraubung der MarkthelferSehefrau Roßberg vom Schwurgericht zu Leipzig zum Tode ver urteilt woroen ist, verworfen. Kirchennachrichten von Bretnig. 6. Sonntag nach TrinitatiS: 8^ Uhr Predigtgottesdienst, Text: Apostelgeschichte 6, 1—7. II Uhr: Kindergottesdienst. Helfer innen Sonnabend abend« ^8 Uhr. Geboren: der ledigen Anna Meta Oswald ein Sohn; dein Maurer Robert Arthur Eisold ein Sohn; dem Leinwand, fabrikante»» Paul Reinhold Haufe eine Toch ter ; der ledigen Martha Gertrud Grundmann eine Tochter. Getraut: Hausbesitzer und Maurer Ernst Paul Huhle in Frankenthal mit Hulva Auguste verw. Hille ged. Nitzsche von hier. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Karl Louis Heinrich, S. des Gasthofsbesitzer» Karl Heinrich Herzog 232c. — Hedwig Herta, T. des Fabrikarb. Robert Mox Oswald 6c. — Marie Marga rete, T. des Fabrikarbeiters Gustav Hermann Haufe 155. — Emil Willy, S. des Stern- arbeiters Karl Emil Hause 141. — Otto Fritz, S. des Stuhlbauers Otto Alwin Boden 302g. Eheschließungen: Fabrikarbeiter Alfred Georg Schölzel 171 mit Martha Meta Schöne 185. Sterbefälle: Helene Elisabeth Bierke, Stieftochter de« Drechslers Eli Melißander Aldan Seifert 347, 12 I. 3 M. 2 T. alt.