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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei» inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungtblatte«" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark iv Pfennige, durch die Post 1 Mark ekkl. Bestellgeld. JmserGte, die 4gespaltene Korpus-eile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungtboteu jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre» wir Rabatt nach Uebereinkunft. Assfernte bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag V,11 Uhr, für di« Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einznsende«. -chrislleilung, Vruck nnb Verlag von N. Drelnig Ar. 34. Sonnabend den 27. April 1907. 17. Jahrgang. vertlick-r umd «»»ftsch-s. Bretnig. Am vorigen Dienstag fand unser Wanderkochkursu« seinen Abschluß durch «ine Prüfung, deren Verlauf ein allgemein befriedigender war. Wohlgefüllt war der Minkensaal, und eine zahlreiche Zuhörerschaft, bie au« Bretnig und den angrenzenden Orten Erschienen war, bewies, daß von vielen Seiten bie Veranstaltung von Wanderkochkursen, wie sie vom Landetverein der inneren Mission dUSgehen, rege« Interesse und Verständni« gefunden hat. Nach dem Gesänge des Verses: »In allen meinen Taten —" ergriff Herr Pfarrer Kränkel da» Wort zu einer von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Ansprache. Er begrüßte zunächst die erschie- denen Gäste, unter denen sich auch der Der- «nsgeistliche Freiherr v. d. Trenk befand. Darnach wie« er darauf hin, daß da» Ende eine« Dinge» oft besser ist al» sein Anfang Und daß viele Schwierigkeiten, die beim Be ginn de» Kursus sich in den Weg stellten, durch Geduld und frohen Mut überwunden worden sind. Er führte weiter au», welch' reicher Segen für Hau» und Familie au« dieser Einrichtung hervorgehen kann und be dauert» nur, daß sie nicht noch mehr unseren Arbeiterinnen zu gute gekommen sei. In der theoretischen Prüfung bewiesen die regen und ficheren Antworten, daß die Kochschülerinnen fleißig und brav gearbeitet hatten; sie konnten Rechenschaft geben über die Pflichten der Hausfrau, über den Nährwert uno die Zube reitung mannigfacher Speisen und auch über die Vorzüge der Kochkiste. Nach der Prü fung gab der Verein«g«istliche Herr v. d. Trenk in schlichter und anschaulicher Weise ein Bild derjenigen Anstalten, die in unserer Näh« segentreiche Pflegestätten der inneren Mission geworden sind, vom Bethlehemstift in Augustusbad, einer Sommerfrische für arme kranke Großstadtkinder, von der Anstalt für Epileptische in Wachau und von der Tobia»- uiühle bei Radeberg, einer Zufluchtsstätte für unglückliche Frauen. Herr Pf. Kränkel rief sodann noch herzliche DankeSworte d«m Frauenvereine und allen Freunden und För derern des beendigten Kursu« zu; vor allem galt sein Dank der treuen Lehrerin und be währten Leiterin, Frl. Lohse, von der er hoff«, daß sie im nächsten Jahre wieder bei uns Einkehr halten möge. In dem nachfolgenden gemütlichen Beisammensein gab e» genug Gelegenheit, sich über da« Gehörte au«zu- fprechen und die ausgestellten wohlschmeckenden Backwaren zu prüfen; bald waren dieselben aurverkauft. Eine für die Tobiatmühle ver anstaltete Sammlung ergab die erfreuliche Summe von 33 Mark, auch wurden 3 Mark für da« Bethlehemstift gegeben. Muntere Gesänge, darunter ein fröhliche« Liedlein für fleißige Köchschülerinnen, erhöhten die Stim- mung. Hoffen wir, daß da» Interesse für den Wanderkochkursu» bei einer Wiederholung in unserem Orte sich auf» neue betätigen und noch reger und allgemeiner werden möge! Großröhrsdorf. Die freie vereinigte Handwerkerinnung kann in diesem Jahrs auf ein 20jährige» Bestehen zurückblicken. Dieser Zeitabschnitt soll nach einem Beschlusse der "tzten Hauptversammlung am Himmelfahrt«- iage im Gasthofe zum Stern festlich begangen werden. HauSwalde. Am Donnerstag wurde der Fabrikarbeiter Nitsche von hier im Walde Erhängt aufgefunden. PulSnrtz. Am Sonntag nachmittag fand im Restaurant zum „Bürgergarten" eine Ver sammlung der Kommandanten der freiwilligen Feuerwehren de« Vezirktverbande« der Amt«- Hauptmannschaft Kamen, unter Leitung de« Herrn Branddirektor Wehner-Elstra statt. Der Vorsitzende eröffnete */,3 Uhr die Ver sammlung mit Worten herzlicher Begrüßung der anwesenden Vertreter sämtlicher 16 Wehren nebst mehreren Kameraden, in«b«sondere de« Ehrengastes, Herrn Vorsitzenden de« Feuerlösch- au«schufse« Richard Borkhard. Uebergehend zur Tagesordnung wurde zunächst zur Wahl des wegen Krankheit ausscheidenden stellver- tretenden Verband« Vorsitzenden Herrn Haupt mann-Kloster Marienstern verschütten. Die Wahl fiel auf Herrn Branddirektor und Haupt mann Reinhold Gude-Pul«nitz. An Stelle de« ausgeschiedenen Verband«.Schriftführer» Herrn Linke-Kamenz wurde Herr Restaurateur Walter Fitzner daselbst gewählt. Inspizie rungen werden in diesem Jahre in Pulsnitz und Hau»walde abgehalten Der diesjährige Verband»tag findet inBretnig statt. Mit- geteilt wurde u. a., daß die Witwe de« 1906 bei der in Elstra stattgefundenen Inspizierung so jäh verstorbenen Schneidermeister« August Böhnsch 24 Mark pr. Monat au« der Königl. Sächs. Brandkammer erhält. Die Sitzung wurde mit einem Hoch auf den hohen Protek tor Sächsischer Feuerwehren, Se. Maj. König Friedrich August, geschloffen. Kamenz. Ein bedauerlicher Unglücksfall, der den Tod eine» Menschen zur Folge hatte, ereignete sich am Montag früh 7 Uhr im Henze'schen Steinbruche im benachbartenWiesa. Daselbst wurde durch eine herabstürzende Steinwand der in den 30er Jahren stehende ledige Steinarbeiter Hausdorf erschlagen. Der Tod war durch Zertrümmerung der Hirnschale und sonstige schwere Verletzungen auf der Stelle eingetreten. Der Verunglückte »ar in Wiesa wohnhaft und au» Hausdorf ge bürtig. Die Leiche wurde in die Halle der St. Just-Kirche überführt. Bautzen. Infolge der epidemisch hier auftretenden Erkrankungen an Magen- und Darmkatarrh gibt der Stadtrat öffentlich be kannt, daß bi« auf weiteres Wasser, sei e» aus der Leitung oder au« Brunnen, zu Trink- und Genußzwecken, sowie zum Aufwaschen von Trink-, Eß- und Kochgeschirr nur in gutdurch kochtem Zustande zu verwenden ist. Es sind die Erkrankungen im allgemeinen und insbe sondere in hiesiger Landesstrafanstalt in erfreu lichem Rückgänge begriffen und weder bösar tigen noch gar typhösen Charakter» gewesen. Stolpen. Vom hiesigen Postamte wurde ein falsche» Zweimarkstück mit dem Bildnisse Sr. Majestät de» König» Albert von Sachsen und der Jahre«z,hl 1902 an- gehalten. Erst vor kurzer Zeit war ein falsche» Einmarkstück angehalten worden. Die Falschstücke sino anscheinend aus Blei ange fertigt und fühlen sich fettig an, sind aber nach ihrem Aussehen schon länger im Verkehr gewesen. Neugersdorf. Die Weber fordern eine 10prozentige Lohnerhöhung und die Ein führung eines Tarifvertrages. Die Fabrikan- ten wollen jedoch nur die Schaffung eine» Tarifvertrages und 5 Prozent Lohnerhöhung bewilligen. Infolgedessen herrscht eine seh. gespannte Stimmung. Die Weber wollen nicht in den Streik eintreten, sondern wollen die Fabrikbesitzer durch ihr Verhalten veran lassen, sie auszusperren. Die Weber finden sich in den gadriksälen der großen Webereien ein, aber sie arbeiten nicht. Im ganzen stehen etwa 1S00 Webstühle still, wa» auf den ganzen Fabrikbetrieb nachteilig einwirtt. Spuler und Treiber, Färber und Rauher haben ihren Vorrat aufgearbeitet und warten auf Entschei dung. Alle Arbeiter, die unter den gegebenen Verhältnissen nicht arbeiten können, verlangen Entschädigung. Schandau, 23. April. Mit dem um l/,9 Uhr hier eintreffenden Zuge brachte ges tern ein sächsischer Eicherheitsbeamter einen Häftling zur Einlieferung, den 22 Jahre alten Tagearbeiter Ernst Donat au« Saaz, der im Amt«gerichte Meißen interniert gewesen war. Bei der Einfahrt in die Station Mittelgrund benutzte Donat einen unbewachten Augenblick, sprang au« dem noch im Gange befindlichen Zuge und flüchtete. Sein Begleiter sprang ebenfall« au« dem Zuge und nun begann eine eilige Verfolgung de« Flüchtenden, an der sich auch fünf Bahnbedienstete beteiligten. E» ge lang denn auch nach einiger Zeit, Donat festzunehmen und nach Bodenbach zu bringen, von wo er dann an da» Krei«qericht Leitmeritz eingelitfert wurde. — Ein Zittauer Geschäft»mann erhielt kürzlich einen in Numburg zur Post gegebenen Brief, in dem er aufgefordert wurde, eine größere Geldsumme postlagernd Rumberg zu hinterlegen, widrigenfall» er mit dem Tode bedroht würde. Am Dienstag mittag« l/,12 Uhr wurde dies« Sendung dort beim Postamte durch einen Unbekannten abzuheben versucht; leid«r aber entkam der Gauner. Er ist etwa 35 Jahre alt und trägt einen Schnurrbart, harten schwarzen Hut, blauen Ueberzieher mit schiefen Taschen, Helle Hose und weißen Krückstock. — Der am 15. April auf einer Weltkrise in Singapore verstorbeneGroßindustrielle Bruno Falke au» Chemnitz, der dieser Stadt gegen 1'/, Million Mark vermacht hat, bedachte auch eine dort lebende Verwandte mit einem an. sehnlichen Geldbeträge, wie auch drei in den benachbarten Gemeinden Cullen, Lauenhain und Dänkritz wohnhafte Brüder, die Besitzer von Äut»höf«n sind. Seinen Geburtsort Cart- hause, wo sein Vater Besitzer de» Rittergutes war, bedachte der Verstorbene mit einer Stif tung in Höhe von 20 000 Mark, die den Namen „Falke-Stiftung" tragen soll. Die Zinsen dieses Kapital« sollen alljährlich zu Weihnachten zur Hälfte in Beträgen bi» zu 50 Mark armen älteren Einwohnern de» Orte« zukommen, zur anderen Hälfte zur Beschaffung von Kleidung und Büchern, sowie zur Bezah- lung von Schulgeld oder Ermöglichung de» Erlernen» eine« Handwerk», de» Besuch« höherer Lehranstalten oder für kranke arme Kinder zum Besuch einer Heilanstalt Verwen dung finden. Dresden. Im Auftrag der sächsischen Regierung begleitet Geheimer Regierungtrat Steglich den Kolonialdirekto: Dernburg mit nach Afrika. — Der Schauplatz einer Mordtat war am Donnerstag früh das Hau» Dürerstraße 36 in Dresden. Dort kam e» -wischen den Fleischer gesellen Esper und Günther, 18 und 24 Jahre alt, zu einer furchtbaren Schlägerei, wobei Esper auf seinen Gegner mit einer Eisenstange eindrang, während Günther mit einem Schlächtermesssr auf Esper zustieß. Letzterer erhielt dabei mehrere Stiche in die Brust und nach tot zusammen; Günther ist lebensgefährlich verletzt und bewußtlos aufqe- fanden worden. Dem Esper wurde kürzlich eine Summe Gelde« gestohlen und hatte derselbe hierbei Günther de» Diebstahl» bezichtigt. Diese Beschuldigung war di« Ursache der verhängni»vollen Bluttat. -- Am Montag morgen gab e» auf dem Rittergute Oberschöna eine kleine Arbeiter- reoolte. Zwanzig russische Arbeiter verwei gerten di« Fortsetzung der Arbeit, weil eine von ihnen gestellte Forderung auf Gewährung einer 25prozentigen Lohnerhöhung abgelehnt worden war. Erst nachdem die Herrschaft diese Erhöhung für später zugesichert hatte, setzten sie die Arbeit fort. — Bittere« Leid ist über die Familie de« Schlossermeister» Krenkel in Wermtdorf gekommen, Da» dreijährige Kind derselben ist am Montag vormittag von einem mit Steinen beladenen Lastgeschirr überfahre» und auf der Stelle getötet worden. Leipzig, 22. April. Eine Familie durch Fleischgenuß vergiftet. Der Trichinendeschauer Jauernick brachte für die Osterfeiertage einige Schweinskotelett» mit nach Hause. Da diese nicht mehr ganz frisch zu sein schienen, wurden sie von seiner Frau mit heißem Wasser gerei nigt. Am Tage nach dem Genüsse de« Flei- sche« erkrankte das Ehepaar Jauernick und die 3 Töchter unter heftigen Vergistungt-Er» scheinungen, so daß sie in« Krankenhau« über führt werden mußten. Dort ,ist Frau Jauer nick am Sonnabend an der Fleischvergiftung gestorben, der Vater und die Kinder befinden sich auf dem Wege der Besserung. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Cantate: ^,9 uhx Lesegotte«» dienst durch Herrn Kantor Schneider. Geboren: dem Mühlenbesitzer Alwin Hermann Bernhard Schöne ein Sohn; dem Ofensetzer Otto Max Steglich ein Sohn. Getraut: Gustav Adolf Haufe, Lein weber in Hau«walde, mit Agne» Alwine Schöne von hier. — Friedrich Robert Steglich, Fabrikarbeiter, und Lmda Frida Schöne von hier. — Otto Schuster, Postbote, und Marie Helene Nitzsche von hier. Pfarrer Kränkel vom 25. April bi» S. Mai beurlaubt. Alle kirchlichen Anmeldungen bitte ich bei Herrn Kantor Schneider zu bestellen. Sonntag Rogate: Predigtgottesdienst ^9 Uhr durch Herrn Pfarrer Potthoff-Franken thal. Amtshandlungen vom 25. April bi« 2. Mai Herr Pfarrer Potthoff-Frankenthal. Ämtrhandlungen vom 2. Mai di» 8. Mai Herr Pfarrer Dittrich-Hautwalde. Kirchennachrichten von Großröhrtdorf. Geburten: Fritz Walter, S. de« Gcschirrfühcer» August Heinrich Jenchen 338c. — Außerdem zwei uneheliche Mädchen. Aufgebote: Geschäft«gehilis Friedrich August Brückner 245 und Joa Camilla Philipp 152. — Schmiedemeister Max Gust. Jäckel 162o und Anna Frida Kunath 255b. Eheschließungen: Eisendrehec Rob. Marli» Steglich in Naundorf mit Joa Frida Führlich 131o. — Fabrikarbeiter Bernhard Alwin Kleinstück 2730 mit Anna Mari« Nitzsche 315. S t e r 0 e f ä l ls: Javalidenrentner Karl Rudolf Schöne 19, 53 I. 7 M. 5 T. alt. — Schuhmacherweister Karl Friedrich Otto Stache 334c, 40 I. 8 M. 10 T. alt. — Alfred Marrin, S- oes BahnardeiterS Heinr. Wilhelm Wendt 342, ü M. 17 T. alt.