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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltung-blatteS* vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark 2v Pfennige, durch dir Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All. gemeinen Anzeiger nehme« außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung?« gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserat« bitten wir für die Mittwoch.Nummer bi« Dienstag vormittag ^/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einznsende«. -chriftleitung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig 17. Jahrgang. Ar. 15. Mittwoch den M. Februar 1907. Freitag den 22. Februar nachm. 3 Uhr sollen in Bretnig verschiedene landwirtschaftliche GegenftLnde, al»: I Wagen mit Ernteleitern, 1 derzl. mlt Brettern, 1 P. Ernteleitern, 1 Handschlitten, 3 Eggen und ein Posten Ackergeräte, 1 Pferdegeschirr, viele Zügel und Gurte und andere« mehr, sowie »ine Wringmaschine, 1 runder Tisch und 1 Taschenuhr gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Sammeln Ser Sieter: Freitag a. rr./r. nscvm Udr im «artdaur rur höre Net»«g. Pulsnitz, den 16. Februar 1907. Der «ericht-vollzi-h-r d-S Königlich-« A«tsg-richts. O-rtUch-S und «äckftsch-S Bretnig. Mit Rücksicht auf die bevor- stehende Entlassung der Mündel au» der Schule werden Vormünder und Mütter an ihre Pflicht erinnert, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, daß für den Mündel ein Beruf bestimmt wird, für den er Anlage Und Neigung hat, daß insbesondere ein tüch tiger und wohlwollender Lehrmeister gewon nen, eine ehrbare und wohlwollende Dienst- Herrschaft ausfindig gemacht oder sonst ein gute«, dem geistigen und leiblichen Wohle und der Au»dilvung de« Mündels förderliches Unterkommen gesichert wird. Da» Vormund schaftsgericht erklärt sich gern bereit, die Bc- teiligten bei ihren Entschließungen zu beraten, insbesondere ihnen die von den Organen de« Gewerbestandes für den Abschluß von Lehr verträgen erlassenen Bestimmungen, deren Beobachtung erforderlich ist, vorzulegen. Er wird auch darauf hingewiesen, daß der für einen Müadel für die Dauer von mehr als tinemJahce geschloffene Lehrvertrag Vormund- schaftrgerichtlicher Genehmigung bedarf, daß der Mündel selbst zuvor vom Normundschafts gericht zu hören und deshalb ihm zuzuführen ist. Bei Eingehung eine« derartigen Vertrage« soll auch die Vertrag»urkunde in Urschrift und Abschrift dem Gerichte vorgelegt werden. Bretnig. Der hiesige Färber- und Druckerverein begeht am 10. März die Feier seine» Stiftungsfeste« im Gasthof zum deut- schen Hause. Dese» Fest ist gleichzeitig auch da« letzte der dietjährigen Winter-Vergnügen. Kamenz. Ein bedauerliche« Familien- drama spielte sich hier in der Nacht zum Sonntag ab. Der in der früheren Stelter schen Färberei beschäftigte Feuermann W. lebte mit seiner Ehefrau schon seit längerer Zeit in Unfrieden, welcher in genannter Nacht zu einer heftigen Szene führte, wobei Frau W., die Mutter zweier kleiner Kinder ist, auch Schläge in« Gesicht erhielt. Die Frau flüch tete darauf und wurde in der Nacht vergeblich gesucht. Am Sonntag morgen wurde die Unglückliche im Färbereigebäude al« Leiche ousgefunden; sie hatte ihrem Leben durch Er hängen ein Ende gemacht. Vormittag« er- solgle die polizeiliche Aufhebung der Leiche und ärztlicherseits Feststellung der obenerwähn ten Todesursache. — Herr ?. prim. Graf in Kamenz hat sich infolge seines langwierigen Leiden» ent schlossen, fern Amt niederzulegen und zunächst in« Süden Heilung zu suchen. Schmiedefeld, 15. Febr. In eine böse Situation gerieten am Donnerstag nach Mittag die Insassen eines großen Automobils in der Nähe der Langeschen Arbeiterhäuser. Da» Automobil war glücklich durch alle Ge fahren der schneeverwchten Straße von Gör litz bi- hierher gelangt. Hier aber nahte ihm das Verhängnis. E» fuhr fest und stunden lange Mühe machte e» nicht frei. Erst gegen Abend wurde e« mit 4 Pferden weiter nach Dresden zu geschleppt und zwar bi» an den Uebergang über die Pirna-Arnsdorfer Bahn. Hier ward es seinem Schicksale überlassen. . Pirna. Verschiedene Vorkommnisse haben letzt eine Regelung der Kellncnnnenbevienung Ar wünschenswert erscheinen lassen. Vom ^"e wurde daher ein Regulativ entworfen, nach dem in Zukunft die Bedienung der Kell nerinnen von 1 Uhr nacht» bi» 6 Uhr morgen» unzulässig sein soll. Ferner ist den Kellner innen verboten, die Gäste zum Trinken zu animieren; auch müssen die Kellnerinnen im Hause de« Wirte« wohnen. — Zehn Jahre waren am Sonnabend verflossen, daß die altehrwürdige Kreuzkirche — am Tage der 400jährigen Geburt«tag«feier Melanchthon« — ein Raub der Flammen wurde. Da« unheimlich-großartige Schauspiel der Macht de« entfesselten Element» wird jedem, der er mit angesehen hat, unvergäng- lich im Gedächtnis hasten. — Ein Dienstmädchen in Blasewitz bestahl ihre Herrschaft fortgesetzt um bedeutende Geld summen, mit deren Hilfe e» sich als Tochter eines reichen Rittergutsbesitzer« aufspielen konnte. Da« Mädchen bezeichnete sich nur al» Nichte ihrer Dienstherrschaft, kaufte sich die schönsten Kleider und Schmucksachen und veranstaltete sogar in einem Restaurant in Loschwitz für einen großen Bekanntenkreis einen Lall, bei dem es sich al» „gnädige« Fräulein" feiern ließ. Aber damit nahm endlich auch die Herrlichkeit ein Ende. Durch einen anonymen Brief aufmerksam gemacht, nahm die Herrschaft de» „gnädigen Fräuleins" eine Revision ihrer — jedenfalls nicht kleinen — Kaffenbestände vor, und nun kam Vie Entdeckung, aber bei der Diebin auch die Angst vor Strafe, und so nahm da« Mädchen, um sich zu vergiften, Salzsäure. Sie wird aber trotzdem die Folgen ihrer Handlung tragen müssen; denn der ersehnte Tod trat nicht ein, sondern man brachte die Selbstmord- kandidatin nach Dresden ins Earolahau». Freiberg, 16. Februar. Bekanntlich ist eine Anzahl Mitglieder der ehemaligen freiwilligen Feuerwehr zu Siedenlehn, darunter auch der Feuerwehrhauptmann und der ehe malige Bürgermeister, in eine umfangreiche Brandstiftungsaffäre verwickelt, die die nächste Periode de« hiesigen Schwurgericht» beschäf tigen wird. Die ganze skandalöse Angelegen- heil ist durch eine Verhandlung vor dem Schwurgericht un vorigen Jahre wegen Brandstiftung gegen emen gewissen Bäßler in« Rollen gekommen. Ein Vorläufer de» noch zu erwartenden großen Brandstifter- prozcffe« spielte sich nun bereit« heute vor dem hiesigen Schwurgerichte ab. Die Anklage richtete sich 1) gegen den Schuhmacher Greif au» Breitenbach wegen Beihilfe zur versuchten Brandstiftung und versuchten Versicherung«, betrug««, 2) den Schuhmachermeister Völkel au» Räckelwitz wegen Begünstigung zur Brandstiftung und unterlassener Anzeige, 3) die ProduktenhändlerSehefrau Päßler aut Siedenlehn wegen versuchter Brandstiftung, 4) den vorgenannten Greis und Völkel wegen Beihilfe zur versuchten Brandstiftung und 5) gegen denselben Völkel wegen Meineides. Die Angeklagten waren sämtlich geständig Da« Urteil laukete für Greif auf 2 Jahre Gefängnis und 4 Jahre Ehrverlust, für Völkel auf 2 Jahre Gefängnis und 4 Jahre Ehrverlust und für die verehelichte Päßler auf 7 Monate Gefängnis. — Erne gründliche Abhärtungsmethode wandte eine junge Zigeunerin, die mit einer größeren Zigeunerbande von Pöhla nach Rittertgrün über die sächsisch-böhmische Landesgrenze transportiert wurde, gegenüber ihrem 7 Tage alten Kinde an. Eie benutzte eine kurze Rast, um da» Kind bei der bitteren Kälte im Pöhlabache zu baden. Anscheinend ist da« kalte Bad dem kleinen Schreihal» gut bekommen. Nachdem da» Baby tüchtig abge rieben und wieder eingewickelt war, setzten die braunen Gesellen mit ihren Damen tue Reise fort. Oelrnitz. Im Tode vereint. Vor einigen Tagen verschied hier plötzlich der gut situierte Schuhmachermeister und Hausbesitzer August Strobel, 71 Jahre alt. Nach fleißiger Tagesarbeit starb er infolge eine» Blutsturzes. Seine gleichaltrige Gattin Friederike Strobel vermochte sich über den Verlust de» treuen Lebensgefährten nicht hinwegzusetzen; in der Nacht zum Sonntag hat sie sich an dem Lampenhaken in ihrer Wohnung erhängt. — In Gauzig bei Oschatz hat sich ein Lehrer Zieger aus Borna bei Leipzig vergif tet. Das Motiv zu der Tat ist unbekannt. — Einer überaus rohen Tat fiel in der Nacht zum Freitag gegen ^/z11 Uhr der be jahrte Gemeindewächter Hoffmann von Wen dischfähre zum Opfer. Er wurde um diese Zeit, auf einem Dienstgange begriffen, in der Nähe de» Grundstück» des Herrn Kaufmann- Preuße von einer Rotte junger Burschen an gegriffen, schwer mißhandelt, zu Boden geworfen und dabei mit dem Kopfe mit solcher Wucht gegen einen eisernen Zaun geschlagen, daß der Bedauernswerte eine 10 Zentimeter lange Kopfwunde und eine bi» auf den Knochen reichende Wunde zwischen Auge und Nasenbein davontrug, so daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte, die Herr Or. msä. Schultze von hier noch im Laufe der Nacht erteilte. Wie e« heißt, sollen die Täter aus Porschdorf stammende Fischer sein, die von Hoffmann bei Au»üdung groben Unfug» (wie Anzünden von Straßenlaternen) betroffen worden sind. — Viel besprochen wird in Plauen i. V. die Zahlungseinstellung und der bereits bean tragte Konkurs des bekannten Bäckermeister» und Konditor» Wilhelm Timmel. Der Ge nannte betrieb seit vielen Jahren gutgehende Bäckerei- und Konditorgeschäste. In letzter Zeit unternahm er große Geschäflsbauten, unter anderen den Bau eines Cafes großen Stils. Daran ging er jedoch zugrunde. Die beiden Bauten sino noch unvollendet. Es handelt sich um Passiven von mehr als 300 000 Mark. Es fallen nicht nur beträcht liche Hypotheken aus, sondern auch viele Baugewerken und Lieferanten werden durch den Konkurs schwer geschädigt. — In Chemnitz werden zurzeit an zwei Stätten — Zirkus Sarrasani und Zentral theater — Ringtampf - Championate ausgr- fochten, an denen die namhaftesten Vertreter dieses Sports beteiligt sind. An der Spitze der einen Ringerschar steht der Rheinländer Koch, an dec Spitze der andern der Badenser Heinrich Eberle — beide« ziemlich eoenbiUtige Gegner, deren Zusammentreffen man dort mit großem Interesse entgegenseheu würde. Äs ist auch begründete Aussicht zu einem Match vorhanden. Vor einigen Tagen besuchte Koch, dec im Zcntraltheater ringt, als Zuschauer den Zirkus Sarrasani, wurde aber au« diesem von der Direktion au« bisher noch unbekannten Gründen hinausgewiesen. Darauf erschien tag« darauf in der dortigen Presse eine öffentliche Herausforderung Kochs an Eberle; zum Zeichen, baß es sich nicht um eine soge nannte ^Schiebung" handelt, setzte Koch neben einem Preis für seine Besiegung durch Eberle noch 500 Mark au», die, falls da« Zusammen treffen zustande komme, den Armen der Stadt zufließen sollten. Die Zirkusdirektion lehnte die Herautforderung ab, weil Eberle infolge kontraktlicher Abmachung nicht außerhalb der Zirkus konkurrenz ringen dürfe. Eberle selbst schwieg zur Herausforderung Kochs. Die Angelegenheit scheint aber noch nicht erledigt zu sein, denn am Donnerstag morgen erschien im „Chemnitzer Tgdl." folgendes Inserat: „1000 Mark Belohnung demjenigen, der Herrn Heinrich Eberle zu bewegen vermag, mit nur in Chemnitz zu ringen. Jakob Koch." — Ein eigenartiger Unfall hat sich am Dienstag nachmittag in Thräna bei Borna ereignet, Dort fand im Kippingschen Gute eine Auktion statt, zu der auch der Gut«ve- sttzer Händel aus Benndorf mit Geschirr er schienen war. Al» er am Nachmittag sein Pferd wieder au» dem Stalle holen wollte, wurde ihm von einem im Nevenstanos befind lichen bösartigen Pferde die ganze Unterlippe bis zum Kinn vollständig abgebissen. — Ein Kind verbrannt. Im Hause Lukas« straße 5 zu Leipzig > Volkmarsdorf ließ äs Ehefrau de» Schneider» Kindler, al« sie einen Geschäft»gang besorgen wollte, ihre 5 Jahre alt» Tochter Elsa Minna allein in der Wohnung zurück. Das Kind muß nun während der Abwesenheit der Mutter mit seinen Kleidern dem Ofen zu nahe gekommen sein, denn dir Kleider fingen Feuer und bald war da» Kind in eine Flammensäule eingehüllt. Als tue Mutter in die Wohnung zurückkehcte, fand sie nur noch die verkohlte Leiche ihcerTochter vor. — Zwischen die Puffer geraten. Tötlich verunglückt bei Ausübung seines Berufe» ist am Sonnabend in der elften Abendstunde auf dem Fceiladevahnhofe in Leipzig der am 17. August 1884 zu Laucha a. U. geborene Rangierer Friedrich Karl Erfurth. Der Un glückliche geriet beim Zusammenkoppeln zweier Wagen zwischen die Puffer, wooei er totge quetscht wurde. Der Leichnam wurde nach dem Institut für gerichtliche Meoizin gebracht. Kirchennachrichten für Bretnig. Nächsten Freitag nachmittag 5 Uhr Wochen kommunion. Dresdner Schlachtvtehmartt vom 18. Febr. 1907. Zum Auftrieb kamen: 4056 Schlachttiere und zwar 639 Rinder, 940 Schafe, 2201 Schweine und 276 Kälber. Dre Presse stellten sich für SO Kilo m Mack wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 43—46, Schlachtge wicht 82—85; Kalben und Kühe: Lebend- gewicht 41—44, Schlachtgewicht 75—78; Bu>u: Lebendgewicht 44—47, Schlachtgewicht 78—80; kalber: Lebendgewicht 52—54, Schlachtgewühl 82—85; Schafe. 85—87, Schlachtgewicht; Schweins: Lrbenogewicht 46—47, Schlachtgewicht 63—64. Es sind nur dre Preise für die besten Viehwrtrn verzeichnet.