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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. »otal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei» inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark rv Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Jmserite, die 4gespalt-ne Korpu»zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All. gemeinen Anzeiger nehme« außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungöbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. J-f-rat« bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag »/,n Uhr, für die Sonnabend-Rummrr bi» Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusenden. Lchrifllrilung, Druck unk Verlag von K. Schurig, Drelnig Ar. 25. Mittwoch den 27. März 1907. 17. Jahrgang. Bretnig. Am Montag trat der Ge- samt'Festau»schuß für va» Gauturnfest zu seiner ersten Sitzung im Restaurant zur guten Quelle zusammen. Mit begrüßenden Worten eröffnete der Vorsitzende Herr Arthur Gebler dieselbe, welcher zunächst auf die den einzelnen Auaschüffen bevorstehenden Arbeiten hinlenkte und dann von der Stärke de» Gaue«, der 41 Vereine mit gegen 3500 steuernden Mit gliedern umfaßt, berichtete. Hierauf folgten die Wahlen der Vorsitzenden für die ver schiedenen Ausschüsse. Al«dann machte der Herr Vorsitzende die Anwesenden mit der vom Gau-Turnau«schuffe festgesetzten Turn-Ordnung bekannt, welche folgendermaßen lautet: Sonn abend den 29. Juni: Nachmittag« 6 Uhr Kampfrichter-Sitzung; 7 Uhr Beginn de» Wetturnen». Sonntag den 30. Juni: Früh 6 Uhr Fortsetzung de« Wetturnen»; 8—'/,9 Uhr Kampfrichter-Sitzung für da« Verein»- Wetturnen; ^>11 Uhr Beginn de» Verein«- Wetturnen»; ^,12—i/,1 Uhr Pause; ^,1 Uhr Stellen zum Festzuge; 1 Uhr Festzug; nach diesem bi« ^3 Uhr Allgemeine Frei übungen; Uhr Fortsetzung de« Wett- turnen»; */,6 Uhr Verkündigung der Sieger. Unser Verein selbst plant: für Sonnabend: Abend» 9 Uhr Kommer«; für Sonntag: Früh S Uhr Weckruf; '/,9 Uhr Gemeinsamer Kirchgang mit Musik und Fahne; 9—11 Uhr Empfang der au«wärtigcn Vereine; abend» Festball; für Montag: Ballfestlichkeit für den Verein. Doch soll sich der Gesamt- Frstautschuß in seiner am 15. April im Gasthofe zum Anker stattfindenden zweiten Sitzung nochmal» mit dem vom Vereine ge faßten Festplane beschäftigen und endgültig darüber beschließen, dagegen erfährt die Turnordnung keine Aenderung. Nachdem noch einige kleine Angelegenheiten erledigt, wurde die Sitzung, welche in schönster Har- Monte verlief, beschlossen. Hoffen wir da»selbe auch vom Feste! Gut Heil! Bretnig. In hiesiger Kirche wurden am Sonntag 20 Knaben und 35 Mädchen, zusammen 55, konfirmiert. — Die Grenzen der Bundetstaaten dursten bei Uebungtritten und Generalstab-reisen innerhalb »e» Deutschen Reiche» bi»h«r nur mit Genehmigung der gegenseitigen Regier ungen überschritten werden. Durch eine neuerliche Vereinbarung zwischen Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg dürfen jetzt, wie man au« Berlin mitteilt, die gegen seitigen Grenzen zu genannten Uebungszwecken aber überschritten werden und auch Einquar tierungen erfolgen unter denselben Beding ungen, unter denen die» in Preußen betreff« der Grenzen der Armeekorptdereich« der Fall ist. — Die sächsische Wassergesetzgebung, ur sprünglich bestimmt, eine Reform allerersten Mangel im modernen Sinne zu werden, hat »ch im Laufe der Zeit zu einem großen Sorqenkinde der Regierung gutgewachsen. Die üucsichten für ein gedeihliche» Enve de» Werke» sind, wie man schreibt, recht trübe, und es gehört ein großer Optimismus dazu, an ein solche- zu glauben. Der Regierung»- Mtwurf verläßt die Zwischendeputation der Zweiten Kammer in einer Fassung, daß man 'tzn kaum wieder erkennt. Wollte nun auch " Regierung in weitgehendster Selbstoer. Dünung ihrer ursprünglichen Anschauungen u Wünichen der Zwischendeputalion uno t konservativen Mehrheit der Zweiten Kammer Rechnung tragen, wa« aber doch kaum denkbar ist in vollem Umfange, fo steht noch immer ein dritter Faktor im Wege, nämlich die Erste Kammer und ihre Zwischen deputation, die demnächst ihre Arbeiten be ginnen will. So weit man sich birher infor mieren konnte, wird auch die Zwischendepu tation der Ersten Kammer ganz wesentliche Aenderungen an dem Entwurf vornehmen. E» ist nun sicher zu erwarten, daß angesichts dieser vielfachen in Frage kommenden In- leressen auch die Kammern ihren Deputationen nicht durch dick und dünn folgen werden, und so müssen fünf Faktoren unter einen Hut ge bracht werden, ehe etwa» Greifbare» fertig wird: nämlich die Regierung, die beiden Zwischendeputationen und die Kammern. Wer vie Verhältnisse in Sachsen kennt, wird ein- sehen, daß die» fast ein Ding der Unmöglich, leit ist. Gelingt e» aber wirklich, dann dürfte da« neue sächsische Wassergesetz au» lauter Kompromissen bestehen, an denen kein Mensch rechte Freude erlebt. — Die Einberufung de« sächsischen Land- tage« wird sicherem Vernehmen nach am 15. Oktober erfolgen. Die sächsischen Landtagt wahlen sollen Mitte September stattfinden. Großröhrsdorf. Die Delegierten- Versammlung de» 6. Kreise« vom Oberlausitzer Sängerbünde beschloß seiner Zeit, am 30. Juni diese« Jahre« hier einen Kreitsängertaq ad,»halten. Wie un« nun mitgeteilt wird, hat man umständehalber den 30. Juni fallen gelassen und dafür den 23. Juni gewählt. Kamenz. Beim 178. Regimente treffen am 3. April 9 Schulamt«kandidaten zu ein jähriger Dienstleistung ein. Kamenz. Für unser vakante» Primartat»- amt gehen, gutem Vernehmen nach, zahlreiche beachtenswerte Bewerbungen ein Eine Wahl hat di« jetzt noch nicht stattgefunden. — Al- Kantor an der hiesigen Hauptkirche wurde vom Stadtrate der vom Kirchrnvorstande vorgeschlagene Bürgerschullehrer und staatlich geprüft» Äesang«lehrer Herr Max Nutschan gewählt. Burkau, 22. März, Gestern nach- mittag gegen 3 Uhr landete glücklich auf Rittergut»flur Niederburkau der Ballon „Ernst" vom Luftschifferveretn Berlin mit Insassen, Der Ausstieg war erfolgt in Berlin kurz nach 12 Uhr mittag« und hatte eine Höhe von 3000 Meter erreicht bei einer Temperatur di« zu 16 Grad Kälte. Bautzen. Ueber ein bedeutende» industrielle« Unternehmen der Oberlausitz, die vielgenannte Oderlausitzer Braunkohlen-Aktien- Gesellschaft „Olba" in Kleinsaubernitz, ist der Bankrott hereingebrochen. Bereit« zweimal hat die Gesellschaft liquidiert; da» Unternehmen dürfte wohl an drei Millionen verschlungen haben. Wie verlautet, hat sich bereit« ein Konsortium gebildet und zwar unter Führung einer ersten Kohlenhandelsfirma in Dre«de», welche« den Fortdetried de« Werke« beabsichtigt. — Zum Nordostbahn-Projekt Riesa-Großen- jain-Radeburg Königsbrück-Kamenz. Nachdem nunmehr die Anlegung de» Truppenübungs plätze» bei Königrbrück vom Reichstage end gültig genehmigt ist, wird es auch mit dem Bau der Nordostbahn bald lebhaft vorwärts gehen. In Großenhain rührt man sich be reit« in Vieser Angelegenheit. Da» Nocdost- bahnprojekt wurde dieser Tage in dem Be- zirk«au«schuffe der Amtshauptmannschaft Großenhain behandelt. Ee gelangte hierbei zur Mitteilung, vaß sowohl im Finanzmini sterium wie im Ministerium de» Innern und auch im Kriegsministerium Geneigtheit für Durchführung de» Projekte» besteht, welche« eine Leben«frage für den Bezirk bedeutet Das Gndergebni» der Verhandlung war eine von Herrn Geh. Hofrat Dr, Mehnert for mulierte Resolution, feiten« de« vezirk«tage« an das Königliche Ministerium eine Eingabe de« Inhalt« zu richten, „dasselbe wolle gütigst die Schaffung einer direkten Eisenbahnver bindung Riesa-Großenhain-Radedurg-König«. brück au« wirtschaftspolitischen Erwägungen heraus unterstützen". Ferner sollen in dieser Eingabe die derzeit und die in Zukunft in Frage kommenden wirtschaftlichen Interessen, in«desonbere der Industrie des Bezirk«, be tont, auch auf den notwendigen Anschluß de« Bezirk«innern an die Elbe und auf die ent sprechende preußische Verkehrspolitik in un mittelbarer Nähe der Landergrenze verwiesen werden. Wie schon bemerkt, sprechen nunmehr militärische Interessen in dieser Angelegenheit mit; diese werden dazu beitrage», daß die Sache bald in Fluß kommt. — Nachklänge zur R«ich»tag»wahl. Bor dem Schöffengericht in Schandau spielt« sich am Montag eine Prioatklaqe ab, die ihre Ur sache in den Agitationsreden für die letzte Reich«tag«wahl hatte. Herr Metallarbeiter Meier, der für den nationalen Kandidaten eintrat, hatte den sozialdemokratischen Kandi daten, Herrn Fräßdorf, wegen Beleidigung verklagt, der letztgenannte hatte Widerklage erhoben und so hatte der Richter zu entscheiden. Die Verhandlung unter dem Vorsitz de« Herrn Assessor« Dr. Sauer währte drei Stunden. Nach einer Beratung von etwa 20 Minuten wurden beide Kläger und Widerbeklagle, Meier sowohl al« Beklagter und Widerkläger Fräßdorf, zu je 50 Mark Geldstrafe und zur Tragung der Kosten verurteilt. Dre« den. Freitag nachmittag versuchte ein Schwindler ein Geldgeschenk vom Kaplan Hain durch Vorspiegelungen mit falschen Papieren zu erlangen. Al» er ihn al« Schwindler entlarvte, zog der Mann einen Dolch und stach auf ihn lo«. Einer glück- lichen Beiseitewendung verdankte dec Kaplan sein Leben. Obgleich die Verfolgung sofort ausgenommen wurde, war e» nicht möglich, den Attentäter zu fassen. — Der Raub- und Lustmörder Schilling hat auf die Einlegung der Revision gegen da» Urteil de« Schwurgericht« verzichtet, dagegen wird er durch seinen Verteidiger ein Gnaden gesuch an den König einreichen lassen. — Ein schwieriger tierärztlicher Eingriff glückte dem Schlachthofdirektor Gänsehal«- Großenhain besonder» glänzend, der sogenannte Kaiserschnitt, der an einer Kuh vorzunehmen war. Das munt»re Kälbchen wurve von Herrn Handelsfleischer Bennewitz in Pflege genommen. — Unter großer Beteiligung fand am Donnerstag mittag auf dem Fri-dhofe in Marienberg das Begräbnis der bei dem Brande am vorvergangenen Sonntage Verunglückten, de» Restaurateur« und Fleischermeisters Fried rich Hermann Händel und seine» Sohnes Friedrich Emil Händel statt. Die herzliche Anteilnahme an dem tiefbedauerlichen Unglücks falle, durch den dis Familie Händel den Baler und einen Sohn verloren hat, gad sich zu erkennen durch die große Anzahl de> Leid tragenden, die trotz des ungünstigen Welters erschienen waren und die die Friedhosskapelle nicht zu fassen vermochte. Alle Kreise der Einwohnerschaft wäre» vertreten. Da« dritte Opfer de« Brande«, da« 18 jährige Dienst mädchen Martha Schreier, ist am Donner«tag früh den schweren innerlichen Verletzungen, die e« sich bei dem Sprunge au« dem Fenster auf die Straße zugezogen hatte, erlegen. Ehemnitz, 24. März. Lu» einer Privatwohnung, in der er beschäftigt war, stahl der 45jährige Tischler Vogel vier Blei soldaten. E» erfolgte Anzeige und, da V. durch diesen Gelegenheittdiedstahl zum rück fälligen Dieb geworden war, die Mtndeststrafe aber in solchem Falle drei Monate Gefängni» beträgt, mutzte da» Gericht gegen V. auf diesejunvrrhältni»mätzig strenge Strafe erkennen. — Am Sonnabend früh 3 Uhr w ütete ein Feuer in der Schuhfabrik von Krug u. Geßner in Stollberg. Da» Hauptgebäude und die Nebengebäude sind vollständig zerstört. Wegen des herrschenden Sturme» war da» Löschen sehr erschwert. 40—50 Arbeiter werden vorläufig beschäftigungslos, doch steht zu erwarten, daß wegen de» guten Geschäfts gänge» in diesem Industriezweige die Fabrik eine wesentliche Vergröberung erfahren wird. — (Verkehrtstörungen.) Im Erzgebirge herrschte am Sonnabend starker Schneesturm, der i« Eisenbahnverkehr mehrfach Störungen verursachte. Der früh 7 Uhr 25 Minuten von Weipert nach Annaberg abgehende Pec sonenzug blieb zwischen Bärenstein und König«walde in Schneewehen sitzen und konnte erst nach 11 Uhr wieder flott gemacht werden. Sonntag früh traten abermal» so starke Verwehungen ein, daß zwischen Cran- zahl und Weipert wiederum der Verkehr eingestellt werden mußte. Ferner mußte se t Sonntag nachmittag auch zwischen Wilzschhau» und Carl»feld dir Verkehr wegen Schneever wehung ruhen. — Eine Erinnerung an die Exekution Robert Blum». In Dauba bei Reichenberg in Böhmen ist dieser Tage der Veteran Ignaz Spiegler im Alter von 86 Jahren gestorben. Spiegler war einer jener Soldaten, die am 5. November 1848 in der Brigittenau der Wien da« Todeturteil an dem Freiheitskämpfer Robert Blum zu vollstrecken hatten. Der greise Veteran erzählte sehr oft den Hergang bei der traurigen Hinrichtung und bedauerte sein ganze» Leben lang, daß er auf den Freiheitskämpfer Robert Blum schießen mußte. Dieser habe bi» zum letzten Augenblicke Mut und Fassung bewahrt, die Soldaten aber hätten gezittert. Kirchennachrichten von Bretnig. Gründonnerstag: 9 Uhr Abendmahl»- gott»»dienst, nachm. 5 Uhr Wochenkommunion. Karfreitag: */,9 Uhr Beichte, 9 Uhr Predigtgottesdienst mit heiligem Abendmahl, nachmittag» 3 Uhr Liturgischer Gottesdienst mit heiligem Abendmahl. ^dresdner Bchkachtviekmartt vom 25. März 1907. Zum Auftrieb kamen: 6007 Schlachttiere und zwar 716 Rinder, 1304 Schafe, ^,3272 Schweine und 715 Kälber. Die Preil» stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 41—44, Schlachtge wicht 78—81; Kalben und Kühe: Lebend- gewicht 40—42, Schlachtgewicht 72—76; Buil-n: Lebendgewicht 43—45, Schlachtgewicht 76—79; Kälber: Lebendgewicht 58—60, Lchlachtgew.-,t 90—93; Schafe. 84—86 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 43—44, Schlachtgewicht 56—57. Es sind nur die Preise für die besten Viehiorte.: verzeichnet.