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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal «nd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, «bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" ^erteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zsitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft, Inserate bitten wir für die Mittwoch.Nummer bi» Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusende«. Ar. 78. Schristleitung, Vruck unü Verlag von A. Schurig, Drelnig Sonnabend den 29. September 1906. 16. Jahrgang. und zwar Sonntag den 30. September 1906 auk 10 Stunäen Mekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft wird die Geschäftszeit im Han-elsgewerbe anläßlich des Kirchweihfestes ausgedehnt. vormittag» von 7—V,8 Uhr, „ „ 1l—l » nachmittags und nachmittags „ ^3—9 „ abends Eine feste Burg ist unser Gott! (Ein Bild von österreichischer Kirchensreudigkeit.) Da« folgende Gedicht hat ein jüngst zur protestantischen Kirche übergetretener Porzel- lanarbeiler gedichtet. Er ist Modelleur in einer Fabrik Böhmens. Der Anlaß ist, daß eine Anzahl zum Uebertritt bereite Arbeiter sich vor dem ersten evangelischen Gottesdienste sagten, um den Gottesdienst richtig zu be. gehen, müßten sie doch auch die evangelischen Choräle kennen. So kamen sie, die meisten noch katholisch, zusammen und übten sich in dem ungewohnten Gesang. Natürlich »ahmen sie zu allererst das Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott" vor. Aus dieser Situation entstand das Gedicht. In dieser Stunde, wo wir uns vereinen Zum ketzerischen Werk, wie Manche meinen, Verkünden wir es laut der ganzen Welt, Daß uns der alte Luthergcist beseelt. Er tönt durch die Geschichte wie ein Klagen Zu uns herüber aus der Väter Tagen, Was sie gelitten, al» vom Heimatsort Man sie vertrieb von Haus und Kindern fort. Und deshalb, weil die Kinder sind geblieben Und man nur deren Eltern har vertrieben, Drum sehn wir heut erstarken ein Geschlecht, Bereit, daß e» der Ahnen Leiden rächt. Mit Zorn und Mitleid, wie wir e« nie kannten, Gedenken wir an Salzburgs Emigranten, Wie der Vertriebenen auch vom Zillertal. Doch plötzlich zuckt durchs Herz ein Freuden- strahl: Klingts nicht wie eines jener schönen Lieder? Es kehren wohl die einst Vertriebnen wieder? — O nein, die ruhn schon längst in Ewigkeit. Doch hat ihr Geist sich wiederum erneut, Und mit dem Lied, mit dem seit grauen Jahren So viele Brave ausgezogen waren, Ziehn heut wir ein. Der Schreckensmacht zum Spott Ertön' es laut: Ein feste Burg ist unser Gott! Oevtlick-S «nd Sächsisches Bretnig. Der hiesige Postschalter ist vom 1. Oktober ab erst von früh 8 Uhr an geöffnet. Bretnig. Nachdem die amtshauptmann- schaslliche Genehmigung eingetroffen ist, findet nunmehr die Geflügelausstellung mit Verlosung des Ceflügelzüchtervereins Rödertal bestimmt am 30. und 31. Dezember dieses, sowie am l- Januar nächsten Jahres im Saale des hiesigen Schützenhause» statt. Hierbei sei noch erwähnt, daß es auch Nichtmitgliedern gern gestattet ist, Geflügel attszustellen. Um dem Publikum die Möglichkeit zu gewähren, in dringenden Fällen Einschreib- endungen und gewöhnliche Pakete auch mit pichen Postbesördcrungrgelegenyeiten zur Ad. ung dringen, welche außerhalb oder "rz nach Beginn oer für den Verkehr am ^"nschalter festgesetzten Dienstsiunben sich dar meten, besteht die Einrichiung, daß derartige Sendungen, soweit die örtlichen Verhältnisse es gestatten, bei den Postanstalten außerhalb der Postschalterdienststunden eingeliefert werden können. Die näheren Bestimmungen hierüber enthalten die bei den Postanstalten aushängen- den Postberichte. Für jede Sendung ist eine besondere TinlieferungSgebühr von 20 Pfg. im Voraus zu entrichten. — Anmeldepflicht der Reservisten. E» sei hierdurch daran erinnert, daß sich die verab schiedeten Mannschaften des Heere» und der Marine innerhalb 14 Tagen bei dem Bezirks- feldwebel, dessen Kontrolle sie unterstellt sind, anzumelden haben. Nicht rechtzeitig bewirkte oder gar versäumte Anmeldung findet Bestraf, uiig. Darum sollten auch die Angehörigen oder oer Prinzipal, die Dienstherrschaft nicht verabsäumen, entlassene Reservisten an die Anmeldung zu erinnern. Pulsnitz. Wegen fortgesetzten Dieb- stahls wurde der Markthelfer Karl Emil Kind von hier, welcher in der Eisenhandlung von Julius Edwin Seifert beschäftigt war, vom Landgericht Bautzen zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Radeberg. Im Geschäftslokale des Fahrradhändlers Bürgel ereignete sich eine Gas Explosion, wodurch der Inhaber erheblich verletzt und Decken undWände demoliert wurden. — In Radeberg sind, um der trotz aller Vorsichtsmaßregeln ständig weiter greifenden Diphtheritrs - Epidemie Einhalt gebieten zu können, die Knaben« und Mädchenschulen bis auf weiteres geschloffen worden. Sämtliche Schulräume werden einer gründlichen Reinig ung und Desinfektion unterzogen. Dresden. Die Kosten des Neubaues der Augustu»brücke dürsten sich nach dem vor liegenden Voranschlags auf 5 420000 Mark belaufen. Der Brückenbaufonds beträgt gegen wärtig 3^/z Millionen Mark und würde also mit seinen Mitteln zum Bau der Brücke nicht zureichen. Infolgedessen soll der fehlende Be trag vorschußweise aus Anleihemitteln gedeckt werden. Die Forderungen für den eigent lichen Brückenbau sind in den Anschlägen in sechs Teile zerlegt und auf zwei Bauabschnitte verteilt. Die Kosten verteilen sich folgender maßen: Für den Bau der Jnterimsbrücksn solle» in zwei Abschnitten zusammen 180 000 Mark Kosten aufgeweudet werden, für den Abbruch der alten Brücke 450 000 Mark, für die GründungSardeite» 1 926 650 Mark, für die Arbeiten über Grund 1449 105 Mark und für die Herstellung der Brückenbahn 370 300 Mark. Außerdem sind noch 416 645 Mark für verschiedene größere und kleinere Aufwendungen vorgesehen. Ei» zweiter Koster- anschlag, der sich auf die Stützmauer unü die Treppen bezieht, fordert im ganzen 173 000 Mark, während ein dritter Anschlag, betreffend die Platz und Straßenanschlüsse, me Ver- oindungsstraßs oom Terrosseuusec nach dem Theaterplatzr im ganzen 361 600 Mark fordert. Montag den 1. Oktober 1906 sind während des Vormittags-Gottesdienstes die Läden zu schließen. Bretnig, den 28. September 1906. Der Gemeindevorstand Petzold. Das unterzeichnete -lmtrgrNcht bleibt Montag, den 1. Mover 1906, von vormittags l/ztü Uhr ab infolge der an diesem Tage stattfindenden Feier zu seinem 50jährigen Bestehen geschloffen. ptNrnttr, am 24. September 1906. Königliches Amtsgericht. Die Kosten für die architektonische Ausstattung der Brücke und für die Umgestaltung des Theatervlatze» sind in de» vorstehenden Sum men noch nicht mit inbegriffen. Weißenberg. In der Nacht zum Sonnabend hat eine Magd in Groß-Radisch ein Kind geboren und in ihre Lade einge schlossen. Die anderen in der Kammer schlafen den Mädchen wurden durch das Schreien des Kindes aufmerksam und erst nach langem Streit mit der Mutter wurde da« Kind am anderen Morgen in der Lade gefunden. Ihre Bestrafung wird erfolgen. — Reichstagsnachwahl? Im 20. sächsischen Reichstagswahlkreise (Zschopau - Marienberg) rüstet man sich für eine Nachwahl, da man zu der Annahme Grund zu haben glaubt, daß die Wahlprüfungskommission die Ungültigkeits- erklärung der Wahl des Reformer» Zimmer mann aussprechen wird. Die sozialdemokratische Partei macht schon mobil und hofft, daß ihr Kandidat Genosse Göhre die Palme erringt. Die Wahlprüfung»kommiffion hatte seinerzeit die Wahl für gültig erklärt, ist aber auf Be schluß des Plenums nochmals an die Sache herangetreten. Dem sozialdemokratischen Kan didaten Photograph Pinkau-Leipzig, der jetzt bekanntlich im 10. sächsischen Wahlkreise (Döbeln) aufgestellt lst, fehlten bei dec ersten Wahl nur 55 Stimmen. Chemnitz, 26. September. In einer gestern abend im Volkshause „Colosseum" stattgefunoenen Volksversammlung wurde die Beendigung des Bierkcieges vekanntgegeben. Die Brauereien haben insofern nachgeben müssen, als sie den Bierausschlag von 2 Mark auf 1 Mark und von 1 Mark auf 50 Pfg. ermäßigten. Sämtliche entlassenen Brauerei arbeiter werden wieder eingestellt. Die wegen Zahlung von 30 000 Mark Entschädigung gegen das Aktionskomitee erhobene Klage so wie alle Beleidigungsklagen gegen die Volks stimme werden zurückgezogen. Die Flaschen dierpreise bleiben die alten, doch sind für jede Flasche 2 Pfg. Einlage zu zahlen. — Herr Fabrikbesitzer Herold aus Thum bestimmte durch Anschlag in den Fabrikräumen, daß alle Beamten, Arbeiter und Arbeiterinnen, welche 12 Jahre ununterbrochen in seinem Geschäft tätig gewesen sind, eine Prämie von 100 Mark und nach je weiteren 5 Jahren 60 Mark erhalten. Dagegen betrachtet er diejenigen seiner Arbeiter, welche sich an Streiks beteiligen, sofort für immer aus der Arbeit entlassen. — Zu einem recht unerquicklichen, viel de spcochenen Auftritte kam es am Dienstag mittag vor der Stadtkirche zu Gesell bei Ge legsnheit einer kirchlichen Trauung. Eine Frauensperson aus Plaue» war mit ihrem ungefähr drei Jahre alten Kinde erschienen, uuo als das Neuvermählte Paar mit den Trauzeuge» das Gotteshaus verließ, nannte die Fcemoe den junge» Ehegatten vor alle» Leuten den Vater ihres Kindes, beschuldigte ihn auf mancherlei Art, vergriff sich sogar tätlich an ihm und schleuderte dem jungen Ehepaar Verwünschungen aller Act nach. Plauen i. V., 26. Sept. Heute vor« mittag hat sich hier der etwa 30 Jahre alte Or. moä. Horn, der heute seine Hochzeit feiern wollte, erschossen. Man nimmt an, daß er die Tat in einem Anfalle von Schwermut begangen hat. — Der 28 Jahre alte Schriftsetzer Emmerich aus Crimmitschau hat sich vor der Wohnung seiner Schwiegereltern in Werdau zu erschießen versucht. Der Grund zu der Tat ist die be vorstehende Scheidung von seiner Frau. Bei seiner Vernehmung gab er an, daß er die Ab sicht hatte, erst seine« Schwiegervater sowie seine Ehefrau und dann sich selbst zu er schießen. In dem Revolver, den der Schwer« verletzte bei seiner Auffindung in der Hand hielt, befanden sich noch lünf scharfe Patronen. — Die 10,000 Mark Kaution de» Grafe« Colona-Walewsk scheint noch Anlaß zu einem Rechtsstreit zu geben. Der Graf, der früher preußischer Offizier, dann in Amerika und Frankreich Agent war, wurde bekanntlich kürz lich vom Landgericht Leipzig wegen verschie dener Betrügereien zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er befand sich, weil seine Schwester eine Kaution von 10 000 Mark gestellt hatte, nicht in Haft. Als der Graf seinerzeit durch ernen Privatwärter nach der Irrenanstalt zur Beobachtung seines Geisteszustandes üderge- führt werben sollte, entsprang er seinem Wärter am Bahnhofe. Einige Zett blieb der Graf verschollen. Der sächsische Fiskus weigert sich nun, trotzdem der Verschwundene sich später einsand und m Untersuchungshaft genommen wurde, die Kaution zurückzuzahlen. Kirchennachrichten für Bcetncg. 16. Sonntag »ach Trin.: 8^ Uhr: Predtgt- gottesdienst. Text: Ephäser 3, 14—21. Montag, den 1. Oktober: Vorm. 8 Uhr: Kirchweihfest Gottesdienst. Predigttext: Apostel geschichte 7, 47—50. Motette von Haupt mann: „Kommt, laßt uns beten und knieen vor dem Herrn!" Geboren: Dem Fabrikarbeiter Bruno Oskar Bernhard Eichhorn, ei» Sohn. — Dem Fabrikarbeiter Max Arthur Horn, ecne Tochter. Ertrag der HauSsammrung für den Puls nitzer Zweigverem' der Evangelischen Gustav- Adolf.Stiftung: 193,50 Mark. Vom 1. Oktober ab beginnt ver sonntägltche Gottesdienst erst um 8 Uyr. Breslau. In dem Prozeß wegen der Ltraßenkcawalle am 19. April d. wurden wegen Gewerbcvergehens, Beleidigung, Wider stands gegen oce Staatdgewalt »nd Auflaufs 38 Angeklagte vecurlellr und zwar zwei zu 6, ecner zu 5, vier zu 3 und neu» zu 2 Monat i Gefängnis. Die üortge» erhielten geringere > Strafen.