Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt fiir die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für Sie Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und tlmgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des' allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus 1 Mark 2v Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. - ———— -__ .. — Anserate, die 4gespaltsne Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck un5 Verlag von N. Lchuvig, Bretnig Ar. 76. Sonnabend den 22. September 1806. 16. Jahrgang. Der Taifun von Hongkong. Einer lener furchtbaren Wirbelstürme, die unter dem Namen „Taifun" berüchtigt sind, hat am Dienstag mittag an der chinesischen Ostküste gewütet und hat insbesondere den Hafen von Hongkong und diese Stadt selbst betroffen. Bei dem Taifun sind 1000 Menschen umge- kommen, 12 Schiffe gesunken und 24 gestran« bet Unter den verloren gegangenen oder beschädrgten Schiffen befinden sich 7 deutsche Handelsschiffe, sowie 4 englische und 2 fran- zöstsche Schiffe kleinerer Gattung. Qertlickes und Säckstsch-S Bretnig. E» regnete, was vom Himmel herunter wollte, auch am Familienabende un sere» Fechtverbandes „Rödertal". Doch trotz aller nasse» und feuchten Witterung hatten sich wohl mehr al« 500 Besucher im „Grünen Baum" zu Großröhrsdorf eingefunden, und Saal und Galerie waren vollständig gefüllt, sodaß der Fechtoecband diesmal eine reichere Ernte erzielen konnte, als alle Jahre vorher; der Reingewinn überstieg 300 Mk. bedeutend. Manch Schönes gab e» zu hören und zu sehen. Herr Pfarrer Dittrich erwärmte in beredten Worten die Herzen für die edle Fechterei, die zum Zwecke hat, lindernd und helfend einzugreifen bei so mancher mensch lichen Sorge und Not. Der Gesangverein „Harmonie" erfreute unter Leitung seine» wackeren Dirigenten, des Herrn Lehrers Hensel, durch reine und ausdrucksvolle Vor träge schöner Lieder, ebenso Herr Assistent Fischer durch wirkungsvolle humoristische De klamationen. Ein Lustspiel von Müller von Königswinter: „Sie hat ihr Herz entdeckt" wurde von sämtlichen Mitwirkenden vorzüg lich zur Darstellung gebracht. Den Glanz punkt des Abends bildeten die unter Leitung de» geschätzten Großröhrsdorfer Turnwart», Herrn Max Fichte, vortrefflich ausgesührten Reigen, der anmutige Kränzereigen der Tur nerinnen und der schneidige Lanzen, und Schwerterreigen der Turner. Allgemeinen Beifall fanden auch die mit vorzüglicher Sicherheit uud turnerischer Gewandtheit vor- geführten Hebungen der Barrenriege des Turn vereins. So nahm der Familienabend in allen seinen Teilen einen befriedigenden Ver- laus. Auch die Verlosung brachte den Be- suchern keine Enttäuschung; denn die zahl reichen uud schönen gestifteten Gewinne er möglichten e», daß so viel als möglich die störenden Nieten vermieden werden konnten, auch rerzten sie zugleich die Kauflust; ja, nur zu bald für manche» waren sämtliche 600 Lose vergriffen. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmal» allen freundlichen Gebern! Wie jeder unserer Familienadenbe wurde auch dieser mit einem Balle beschlossen, und so mancher hat, der Muse des Tan te» huldigend, fröhlich und gern auch hier durch noch die Zwecke des Fechtverems ge fördert. Bretnig. Am nächsten Dienstag sind hier zu ver quartieren: '/z 1. und 5. Es kadron des Gardereiterregiments. — Die fünfte Klasse der 150. König!. Sachs. Landetlottene wiro vom 3. bis mit Oktober gezogen. Die Lose müsse» bis 4. September erneuert werden. P u i. s n i tz. Unter den von dem Ge- stügethändler Otto Richter aus Obersteina Rußland r. geführten, vor einigen aus hiesigem Bahnhose au«grlade:.en ^lück Gans u ist d»e rÄkflügelcholera ausgebrochen. Gegen 180 Gänse find be reits verendet, die übrigen sind im Grundstück des Kohlenhändler« Oswald hier untergebracht. — Das 2jährige Kind de» Herrn Tischler meister» M. in Stolpen kam am Montag dadurch um» Leben, daß es Gänsen in einen Teich nachlief und ertrank. Dresden. Eins der größten Dresdner Etablissement«, die „Dresdner Blumensäle", kommt am 8. November zurZwang«versteigerung. Da» Grundstück ist auf 307 692 Mk. geschätzt Dresden. Vor der 2. Strafkammer de» hiesigen Landgericht« fand am 17. d. die Hauptverhandlung gegen den Kaufmann Hermann Maximilian Schnädelbach hier wegen Bankerott» statt. Der Angeklagte be trieb seit dem Jahre 1881 auf der hiesigen Marienstraße unter der Firma H M. Schnädelbach ein Konfektionsgeschäft. Dieses ging anfangs gut, wurde aber infolge eines kostspieligen Umbaue« immer schlechter, so daß der Angeklagte den Konkurs anmelden mußte. In dieser Sache kam am 8. September 1903 ein ZwangSoergleich zustande. Nach Eintritt de» Konkurses trat die verehel. Schnädelbach ein. Sie erwarb mit dem Kaufmann Hirsch feld in Berlin das Warenlager mit 37 200 Mark. Das Geld hatte Hirschfeld gegeben. Nach einem Jahre kaufte die verehelichte Schnädelbach da« Warenlager von Hirschfeld wieder zurück. Später hat der Angeklagte da« Geschäft wieder selbst übernommen. Doch mußte Schnädelbach abermals den Konkurs anmelden. Für die Gläubiger werden unge fähr 5 bi» 6 Prozent herauskommen. Dem Angeklagten wird eine mangelhafte Buchfüh- ung und Unterlassung der Ziehung der Bilanz vorgeworfen. Schnädelbach wurde wegen einfachen Bankerott» zu einem Monat Ge- sängni« verurteilt. Die Strafe gilt durch die früher erlittene Untersuchungshaft als verbüßt. Dresden, 20. September. Schweres Schachtunglück. Gestern nachmittag verun glückten durch hereinbrechrnde Kohlen aus Segen Gottesfurcht im Plauenschen Grunde die Bergarbeiter Oskar Richard Wagner au« Niederhäslich tödlich und Max Benedix aus Welschhufe so schwer, daß er hoffnungslos im Burgker Krankenhaus darniederliegt. Neusalza-Spremöerg. Verschwun den ist seil zehn Tagen der Schloffermeister Alwin Hänsch in Beiersdorf. In einem in Berlin geschriebenen und in Wilhelmshaven zur Post gegebenen Briefe nimmt Hänsch Ab schied von seiner Frau und seinen 4 kleinen Kindern. In dem Briefe deutet Hänsch an, daß er sich oas Leben nehmen will. Da der Verschwundene immer ausreichende Arbeit ge habt hat, ist e» unerklärlich, was ihn zu diesem Schritte veranlaßte. — Folgenden originellen Nachruf findet man im „Niederl. Anzeiger" in Finsterwalde: „Den lieben Soldaten, die uns während ihrer Einquartierung in unserem Orte einige so glückselige Stunden bereitet Haden, rufen wir ein herzliches Lebewohl und „Auf Wiedersehen" nach! 17 Sonnewalder Bürgerstöchter." Döbeln. Neben dem seit Jahr hier bestehenden Rabattsparverein hat sich jetzt noch ein zweiter Rabattsparverein gebildet, und zwar von Geschäftsleuten, die sich seinerzeit als Gegner des Rabatlsparwesens zu einer In- tereffengsmemschast vereinigt habe.-.. — Wegen verspäteten Heimkommsns halte in Netzschkau in der Nacht zum Dienstag eine altere Frau ihrer 19jähngen Tochter Vor würfe gemacht. Daraufhin ging da» Mäd- chen mit geladenem Revolver auf ihre alte Mutter lo«, und diese konnte sich nur durch schleunige Flucht retten. Polizeiliche Er örterungen sind eingeleitet worden. — Auch „Schwarzseherinnen!" Al» am Montag vormittag die Abessinier, die auf der Ausstellung in Zwickau eine Zeitlang weilten, abreisten, zeigte es sich, welch tiefen Eindruck doch die Schwarzen au» dem Reiche des Negus auf die weiblichen Herzen gemacht haben müssen, die lichterloh in heißer Liebe ausflammten. Neugierige gibt e« immer, wenn irgend etwa« lo« ist, warum sollte man sich so ein Schauspiel wie die Abrerse von Schwarzen mcht auch mal ansehen, daß aber verschiedene junge Mädchen — anscheinend au« besseren Ständen — sich sämtlich darum rissen, von einigen männlichen Mitgliedern der Karawane noch einen Händedruck zu er halten, so ist das ein beredtes Zeichen der Zeit. Wenn im fernen Afrika der Schwarze in seiner Hütte an die schöne Zeit bei den Weißen im Frankenlande zurückdenkt, dann steigen in seiner Erinnerung auch wohl alle die Gesichter und Gestalten der Dämchen auf, die ihm hofierten, eben weil er schwarz war. Da« ist doch mal etwa» ander», dann denkt er auch wohl der gebrochenen Herzen und der Tränen, die jene Damen um ihn vergossen, als er Abschied nahm, dann denkt er vielleicht auch de« süßens Andenken«, da« er zum Ent setzen der Kulturmenschen hinterließ und lacht über diese Kultur, die so häßliche Auswüchse zeitigt. Bei Buffalo Bill in Dresden, bei den Sudannegern im Zoologischen Garten in Dresden, bei den Abessiniern in Zwickau und bei den Aschanti in London, überall dieselbe Erfahrung, dasselbe widerliche Bild. Mögen doch die Damen die besseren Länder aufsuchen, solche „Schwarzseherinnen" sollte man bei uns in allererster Linie nicht dulden. Plauen. Der Mörder Thoß, der be kanntlich vor ein ger Zeit zur Beobachtung seines Geisteszustandes sechs Wochen lang in der Irrenanstalt de« Zuchthauses zu Wald heim unlergebracht und dort nach sorgfältiger Untersuchung und Ueberwachung von den ihn beobachtenden Aerzten jür unzurechnungsfähig erklärt worden war, ist auf Grund dieses Gutachtens, nachdem man ihn wieder nach der hiesigen Strafanstalt gebracht hatte, außer Strafverfolgung gesetzt worben. Am letzten Sonnabend wurde Thoß durch zwei hiesige Schutzleute nach Waldheim zurückgebracht, wo er zu seiner dauernden Unterbringung in die dortige Landesanstalt für Geisteskranke avge liefert wurde. Adorf. Schwer vom Schicksal heimge sucht wird der frühere Afrikakrieger Wolfert au« Sohl bei Bad Elster. Auf einem Patrouillengange in Südwestafrika wurde Wolfert von einem auf der Flucht begriffenen Schwarzen mit einer als Keule benutzten Wurzel auf den linken Oberarm geschlagen; dec Arm fiel sofort schlaff herab, so heftig war der mit der elastischen Wurzel geführte Schlag, und Wolfert war sofort wehrlos und wäre wohl von dem Schwarzen umgebracht worden, wenn nicht der ihn begleitende Kamerad hinzugesprungen und den Schwarzen niedergsstochen hätte. Der Arm schwer te W sehr, doch im cifrigen Pflichtbewußt', a gm >. er weite! seinem Dunite nach. Nach sechs Wochen wurden aber die Schmerzeu derart unertägttch, daß W. sich in da-' Lazarett nach Okahandja begeben maßte, wo er für dienstunfähig erklärt und zur Heim reise beordert wurde. Dasselbe Schiff, mit welchem v. Trotha die Heimreise antrat, hatte auch Wolfert an Bord. In Deutschland er kannte man sofort die Gefahr, in welcher W. schwebte, und schritt zur Abnahme de» Arme», woraus die Entlassung mit einer Pension von 85 Mark monatlich erfolgte. Außerdem er hielt Wclsert Genehmigung zum Betrieb einer Buchhandlung auf hem Bahnhof Bad Elster. W. war mit seiner Lage ganz zufrieden, da stellten sich Schmerzen im anderen Oberarm ein. Auf ärztlichen Rat begab sich W. in» Garnisonlazarett nach Plauen, wurde aber von dort nach Zwickau überwiesen; wahr scheinlich muß ihm der andere Arm auch ab- genommen werden. — Der Einbrecher Hirsch, der kürzlich au» einer Isolierzelle de» Landgericht» in Leipzig entsprungen ist, konnte bisher nicht wieder dingfest gemacht werden. Kirchennachrichten für Bretnig. 15. Sonntag n. Tr.: 8 Uhr Beichte und Abendmahl. 8'/, Uhr: Predigtgottesdienst, Text: Galater 5, 25—6, 5. 11 Uhr: Un- terredung mit der neukonfirmierten männlichen Jugend. Herzliche Bitte an die Eltern, deren Söhne vom 1. Oktober ab zum Militärdienst eingezogen werden, mit ihren Söhnen noch mals zum Tisch de» Herrn zu kommen. Ertrag der Kollekte für Kunnersvorf 12 M. Geboren: Dem Fabrikarb. Ferdinand Alwin Petzold ein Sohn; der ledigen Näherin Frida Hedwig Lauermann ein Sohn; dem Ziegeldecker Otto Robert Ander» ein Sohn; dem Zimmerer Oskar Floru» Philipp ein Sohn. Getauft: Max Walter, S. der ledigen Fabrikarbeiterin Elsa Meta Steglich. Getraut: Alwin Richard Hering, Landbriefträger in DürrröhrSdorf, mit Anna Minna Schölzel hier. Ge storden: Karl Arno Klengel, Sohn de« Fabrikarbeiters Otto Alwin Klengel, 18 Tage alt — Friedrich Wilhelm Lux, Sohn des Bäckers Wilhelm Lux, 4 M. 29 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Antonie Wally, T. de» Fabrikarbeiters Alwin Johann Tille 187c. — Karl Ludwig, S. de» Schuhmachermeistrr» Martin Fridolin Hornhauer 175 b. — Alice Ma-garete, T. des Fabrikarbeiters Enul Richard Fichtner 181b. — Minna Gertrud, T es Fadrikarbeilers Ernst Alwin Körner 52. — Hans Joachim, S. des Postassistentsn LouiS Moritz Reinhold Ley 270k. — Erna Käthe, T. des Bandfabrikame» Alwin Arthur Mauksch 284 b. — Außerdem ein uneheliche» Mädchen. Aufgebote: Färber Robert Paul Nitzsche in Bretnig 105 und Iva Clara Gneuß 256 f. — Arbeiter Ernst Enni Gneuß in Leppersdorf und Auguste Clara Eichler S3 b. Eheschließungen: Architekt Max Edwin Völkel 50, mit Martha Camilla Werner 270 h. Stervefälls: Johanne Helene, T. des Garlenarveiters Heinrich Ewald Jung nickel 120 b, 4 M. att — Lagearveitec Friedrich Robert Berger 134n, 45 I 5 M. 8 T. att. — Auguste Miriha Köhler geb. Lßbach, Ehefrau 317 b, 33 I. 11 M 9 T. alt. — Ttsch'.ecgejelle Franz Mcka 46 c, 54 I. 7 M. 3 T. alt.