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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag Voll Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag Voll Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von N. Schurig, Drelnig Nr. 73. 16. Jahrgang Mittwoch den 12. September 1906 Kirchliche Nachrichten für Bretnig Freitag, 14. S^plember, nachmittag» 5 Uhr: Beichte und Avendmrhl. dem 32. Artillerie-Regiment (Riesa) eine Batterie mit 72 Mann und 50 Pferden vom Sonnabend bl« Montag zur Einquartierung erhalten. Die Hausfrauen und bis zahlreichen Dorfschönen rüsteten sich zum würdigen Em pfange der Marsjünger. Am Sonnabend morgen aber ließen tue Quartiermacher noch immer auf sich warten, da steht der Gemeinde» vorstand mit dem Polizeidiener in banger Ahnung nochmals das umfangreiche Schrift stück durch und fand nun, daß die Einquar tierung nicht nach Hertigswalde, sondern nach HertwigSwalde in der Lausitz kommen sollte. Der betreffende Regiments, oder Batterie» schreiber de» obengenannten Regiments hatte offenbar die Sebnitzer mit ber Löbauer Gegend verwechselt. Die Einquartierung wurde nun Sonnadend vormittags schleunigst abgesagt, die Vorräte aber mußten von den Hausfrauen anderweit verwendet werden und die Dortschönen die so gern gesehenen Marsjünger missen. — Im Manöver-Quartier vom Tode ereilt wurde am Freitag abend in Callenberg bei Schirgiswalde der Sergeant Süßmilch, Trom peter bei der Kapelle des Großenhainer Hus.» Regiment» Nr. 18. Er hatte sich mit fernem Qnartierwirt in den Gasthof „Ervgencht" ve» geben. Als er wieder mit demselben heraus» trat, brach er, von emem Herzschlag getroffen, tot zusammen. Er war 28 Jahre alt und erst seit einem Jahre verheiratet. — Als vor einigen Tagen der Brunnen bauer Bernhard Thieme bei Wurzen die Mühlbrücke passierte, hörte er aus dem Wasser laute Hilferufe erschallen. Er kam gerade zur rechten Zeit, um ein kleines Kind, das aus der Mulde einige Meter vom User entfernt auf Sachen gebettet schwamm, zu ergreifen. Die Schwester des Kinoes, ein neunjähriges Mädchen, war mit dem Kinderwagen unvor» sichtigecweise längs der Mulde gefahren; an einer sehr abschüssigen Stelle vermochte da« Mädchen den Wagen nicht mehr zu halten, er zog es mit sich m die Mulde, an welcher Stelle das User steil adfällc und es bald recht tief wird. Das Mädchen, dis an den Hals im Wasser stehend, hielt zwar den Kinder wagen noch fest und ries um Hilfe, aber der kleine, etwa iVzjähnge Junge war vom Wasser aus dem Wagen gehoben worben. Thieme brachte Kinder und Wagen alsbald auf» Trockene. Bereits rm Frühjahr dieses Jahre» hat Thieme bei starkem Grunoeis einen Mann vom Tode des Ertrinkens aus der Mulde gerettet; es dauerte damals V» Stunde, oenselöen wieder ins Leden zurückzucussn. — Einem Wunsche zahlreicher Anwohner nachgeheno, hall» der Rat der Stadt Leipzig das Ministerium ersucht, das Ecke Nürnoerger und Lledigstraßs belegene Anatomregebäude ver Universität zu verlegen, da die Lolreserunz von Lerchen usw. die Anwohner sehr unan genehm berühre und ein solcher Bau doch wohl vejser versteckt gehalten werden solle. Da« Ministerium hat jedoch ablehnend beschieden, va ein Neubau in absehbarer Zeit nicht an gängig sei. Werdau, 7. Sept. Wegen Unterschlagung von 8oO Mark zum Nachteil des in Zwickau erscheinenden „Sächsischen Volksvlattes" wird dessen hiesiger Vertreter, Weber Hantschke, von ber Staatsanwaltschaft Zwickau steckonej« lich verfolgt. angeschloffen, indem es ausführte, daß die Vereinbarung, in einer Lotterie zu spielen, sich auf sämtliche Klaffen beziehe, weil die Chancen von Klaffe zu Klaffe stiegen und es zweckwidrig sei, sich nur an der ersten Klaffe zu beteiligen. Auch werde Lurch den Tod eines Beteiligten die Gesellschaft nicht aufge löst, da sie sich auf ein einzelnes mit dem Tode eines Teilhabers noch nicht beendetes Geschäft beziehe. Weder hätte sich die Klägerin der Beitragsleistung für die folgenden Klaffen entziehen können, noch könnte ihr der Gewinn- anteil gegen ihren Willen vorenthalten werden. Dresden, 7, Sept. Ein Selbstmord im Königl. Opernhause während der gestern abend stattgesundenen Vorstellung von „Car men" wird hier vielfach besprochen. Nach den Angaben von Augenzeugen ereignete sich der Vorfall während des 3. Aktes beim Auf zuge der Stierfechter. Infolge der an dieser Stelle gerade sehr laut einsetzenden Musik ist der Knall des Pistols, das der Selbstmörder auf sich abschoß, im Hause fast gar nicht ge hört worden, sodaß eine Störung der Vor stellung nicht eintrat. Die Kugel drang durch da» rechte Ohr in das Gehirn und durchbohrte die Schädeldecke äuf der anderen Seite. Da» Projektil beschädigte noch eine Seitenwand der betreffenden Loge im ersten Range und fiel dann zur Erde. Der tödlich Getroffene atmete nur noch einige Sekunden und verschied dann in den Armen de» herbeigeeilten TheatecarzteS. Die Leiche wurde sofort durch Polizeibeamte entfernt. In den Taschen des Toten fand mau eine kleine Geldsumme und Visitenkarten mit dem Namen „Arthur Karfik", aber keine weitere Legitimatron. Der Selbstmörder trug einen breiten, sog. Künstlerhut mit dem Namen der Firma Weiß-Prag, Ec ist 1,75 m groß, hat blonde haldlange Haare, graugrüne Augen und ein kleine» Schnurrbärtchen. Seine Wäsche war mit den Buchstaben R. K. gezeichnet. Die Leiche wurde seitens der Kriminalpolizei photographisch ausgenommen. Heute nachmit tag ist auch übrigens die Persönlichkeit de» Toten amtlich festgestellt worden. Ec ist Oesterreicher und wohnte hier seit einigen Tagen zur Untermiete. Ueber die Gründe de» Selbstmorde» ist noch nichts Sicheres be kannt geworden. Man erzählt sich jedoch hier eine romantische Geschichte, nach welcher der junge Mann sterblich in eine dem Hoflheater- verbände angehörige Dame verliebt war, daß seine Neigung jedoch nicht erwidert worden sei. Was an dieser Geschichte Wahres ist, wird wohl nie ganz aufgeklärt werden. — Absturz in den Alpen. Am Stanser Horn an der Krähsnsfluth im Schweizer Kan ton Unterwalden ist der Techniker Julius Haase aus Dressen tödlich verunglückt. Haase war in Begleitung einer Dame mit ber Bahn auf da» Stanser Horn gefahren und unternahm gegen Abend den Abstieg, kam aber vom Wege ad und ist daun in der Kräheuflath abgestürzt. Aelpler und Bahnpersonal Haven die Dams um Hilfe rufen hören; sie konnte aber erst am folgenden Morgen mit Seilen aus den Felsen, wo sie eine schreckliche Nacht verbracht hatte, gerettet werden. Sie selbst ist unverletzt. Die Leiche des 32jährigen Haase ist furchtbar zerschlagen; ber Tod muß sofort eingetreten sein. Sebnitz, 8. Sept. Eine Manöverge- schichte hat sich vorige Woche un angrenzenden Hertigswalde abgespielt und große Enttäuschung verursacht. Kommt va beim Gemelnoevarstano ein großer Bries mit der Adresse HertwiqS- walse bei Sebnitz an. Der Ort sollte von Kamenz. Ein Opfer seine» Berufe» ist der Hausschlächter Techritz im benachbarten Gelenau auf bedauerliche Weise geworden. Bei einer von demselben am 27. v. M. beim Maurer Gretschel geschlachteten Kuh war Milz brand festgestellt worden, wodurch sich der Ge nannte infolge einer Wunde am Arme eine Blutvergiftung zugezoqen hatte. Leider war gegen das furchtbare Gift keine Rettung mög lich und gestern ist der erst 46jährtge rüstige Mann und Familienvater den gefährlichen Einwirkungen der Milzbrand-Krankheit erlegen. Auch der Besitzer Gretschel ist durch eine Ver letzung in Mitleidenschaft gezogen, derselbe hat sich nach Dresden in ärztliche Behandlung begeben. Zwei weitere Personen sind geringer verletzt und befinden sich außer Lebensgefahr. Das beklagenswerte Vorkommnis findet allge meine Teilnahme. — Se. Majestät der König hat der 4. Kompagnie des 12. Jnf.-Reg. Nr. 177, der 9. Kompagnie des 11. Inf.-Reg. Nr. 139 und der 5. Batterie des 3. Feldart.-Reg» Nr. 32 da» Königsabzeichen für das Jahr 1906 für im Schießen beste Leistungen verliehen. — Genoffenschaftswesen im Handwerk. Infolge planmäßiger, stiller Weiterarbeit am Genossenschaftsgedanken im Handwerk ist es nunmehr den Handwerkergenoffenschaften im Königreich Sachsen, die sich zu einem Landes verbände zusammengeschloffen haben, gelungen, in Dresden eine „Handwerkergenoffenschafts bank für da» Königreich Sachsen, e. G. m. b. H." zu gründen, die al» Zentralbank für die Ge nossenschaften zu gelten hat. Handwerkerge nossenschaften, die ein Staatsdarlehen er langen wollen, haben sich an diese Bank zu wenden, da dar Königliche Ministerium de» Innern fortan solche Darlehne durch Ver mittelung dieser Bank zu gewähren gedenkt. Im Interesse de» Handwerks wäre zu wün- schen, oaß der Genoffenschaftsgedanke immer mehr Wurzeln fasse, da in ihm ein Haupt- mittel ruht, den Kampf gegen das Groß kapital aufzunehmen. Dresden, 9. Sept. Die für die Dauer des Umbaues der Augustusbrücke geplante Jnterimsbrücke, die nach den bisherigen Plänen nur für eingleisigen Straßendahnverkehr und für den Fußgängerverkehr eingerichtet werden sollte, wird neuerlichem Beschlusse gemäß in solcher Breite ausgebaut, daß Lie Straßenbahn zweigleisig darüber geführt, die Brücke auch für den Personenfahrverkehr benutzt werden kann. Es entstehen dadurch Mehrkosten in Höhr von 135 000 Mark. — Eine interessante Gerichtsentscheidung enthält die „Deutsche Juristenzeitung". Drei Freunde spielten seit Jahren gemeinsam ein Viertellos der preußischen Klaffenlotterie. Da der eine von ihnen nach Ziehung der ersten Klaffe starb, forderte der, der das Los in Händen hatte und die Erneuerung zu über- nehmen pflegte, die Witwe de» Verstorbenen auf, sich zu äußern, ob sie weiter mitspielen wolle. Die Antwort traf ein, aber erst nach Ziehung der 4. Klaffe, als das Los mit einem Gewinn oo»200 OOOMarkherauSgekommen war. Die Witwe, die von diesem Gewinn noch nichts erfahren hatte, erklärte, sich nicht weiter beteiligen zu wollen, klagte aber kurz darauf, als sie von dem Gewinn Kenntnis erhielt, im Namen ihrer Kinder als gesetzliche Erben de» Verstorbenen auf Auszahlung des Gewinn anteils. Das Landgericht und Oberlandesge richt entschieden zu ihren Gunsten. Da» Reichsgericht halte sich diesen Entscheidungen O-rttt<ü-S und Sächstsch-S. Bretnig. Der diesjährige Familienabend des Fechtverbandes „Rödertal" soll am 19. September im „Grünen Baum" zu Großröhrs dorf abgehalten werden. Die Einnahme des- Mben wird der Unterstützung unserer bedürf- «gen Konfirmanden dienen. Da der Verein A vorigen Jahre mit der Verlosung gestifteter Gewinne gute Erfahrungen gemacht hat, so gedenkt er auch diesmal eine solche zu voran« kalten. Darum jetzt schon eine herzliche Bitte dN alle Freunde unserer Sache! So mancher Gegenstand, der im Haushalte entbehrlich oder gar im Wege ist, kann hier als Geschenk gute Dienste leisten und zu Ehren kommen. Solche Gegenstände werden dankbar entgegen- genommen in Großröhrsdorf bei Herrn Lehrer Lehmann, in Bretnig bei Herrn Lehrer Lübeck Und Herrn Halang und in HauSivalde bei Herrn Pfarrer Dittrich. Der Familienahend wird auch in diesem Jahre seinen Besuchern eine reiche Abwechselung bieten. Möchte eine rege Beteiligung den Zwecken unsere» Vereins förderlich sein! Bretnig. Zu einem recht geselligen Vergnügen gestaltete sich das 19, Stiftungs fest des hiesigen Jugendüereins, welches der selbe am Sonntag im Gasthof zur goldnen Sonne feierte. Da gab es Tafel, gewürzt durch ein Tafellied, und humoristische Dar bietungen, die vermöge ihres guten Spieles allgemein ansprachen und die beste Stimmung m die Anwesenden brachten, während ein Tänzchen da» gelungene Fest beschloß. Bretnig. Bei schönem Wetter veran staltete am Sonntag der hiesige Militärverein im Gasthof zum deutschen Hause sein Sommer fest, bestehend in Garten-Konzert, Vogelschießen Und abends Ball, welcher durch eins Verlosung unterbrochen wurde. — Der Sächs. Radfahrer» Bund versichert seine Mitglieder kostenlos gegen Haftpflicht und Unfall und sind im vergangenen Jahre «ine große Anzahl Mitglieder vor größerem finanziellen Schaden bewahrt worden. Aus Grund eines Sonderabkommen« ist es jedem Mitglied? unbenommen, sich gegen Zuzahlung von 1 und 2 Mark um das Doppelte bez. Dreifache gegen Unfall zu versichern, wovon reger Gebrauch gemacht worden ist. Jede radfahrende Person sei daher auf den Sächs. Radfahrer-Bund aufmerksam gemacht und find Anmeldungen an den Bundeszahlmeister Wil helm Vogt, Leipzig, Kurprinzstr. 3 zu richten event. auch an die durch besondere Schilder erkenntlichen Orttvertreter, die auch bereit' willigst jede nähere Auskunft erteilen. — In Kamenz tagt vom 1. bis 3. Oktober ber Kantoren, und Organistenverein der Kreis hauptmannschaften Dresden und Bautzen. Kamenz. Am Sonntag hielt der Verband der freiwilligen Feuerwehren des Bezirkes Kamenz hierseldst seinen 25jährigen Verbands- ^g ab. Die Wehren trafen im Lause des Vormittags ein. Um ^12 Uhr nahmen die selben auf dem Albertplatze Aufstellung, um der Uebung und Inspizierung der freiwilligen Feuerwehr Kamenz beizuwohnen. Gegen 3 Uhr ordneten sich die Wehren zum Festzuge, an dem über 400 Mann teilnahmen. Um 4 uyr sand im Schützenhause die Jubel- und d.« statt, in der über die Tätigkeit >n»^brbanüe» seit seiner Gründung berichtet b-rD folgten dec Kaffen- und Jahres- näcktt,- ie geschäftliche Mitteilungen. Als tenav «erbandsort wurde Ooerlich- renau gewählt. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg,, sowie Bestellungen auf den All» «bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten , brteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir * ' - - ------ - - Rabatt nach Nebereinkunst.