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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag V,I1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag >/,11 Uhr einznsenden. Hchristleikung, NruK und Verlag von N. Schurig, Bretnig 16. Jahrgang Sonnabend den 26. Mai 1SV6 Rr. 42. Be- Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterhaltungSblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Aekanntmachung. Der Bau eines reichenwsgenftuuter hinter der Kirche soll vex-ede» werden, »erber wollen ihre Angebote bi» zum 10. Juni d. I. im Gemeindeamt abgeben, woselbst die Bedingungen und Zeichnung einzusehen sind. B r e t n i g, den 22. Mai 1906, ver 8t»tl»<l«r»t. Bekanntmachung. Die Se»ei»«t-, Nme». und seunirr»»«»«-, sowie die r»ul- und Nlxche»tMl»-en« auf da» Jahr 1905 liegen für di« Beteiligten vom 26. d. M. 4 Wochen lang während der Dienststunden im Gemeindeamt zur Einsicht au«. B r e t n i g, den 22. Mai 1906. Der 8e»elnätk»t. L-rtli»-- und Sächftsch-S. Bretnig. Gemeinderatsbericht vom 22. Mai. 1) Da» neue Leichenwagenhaus soll nach dem eingereichten Plan gebaut werden. Dachbelag und Putz sollen mit dem der Kirche iibereinstimmen. 2) Die Beratung über den Fluchtlinienplan und Vermessung soll den 26. Mai stattfinden. 3) Nach Fertigstellung der vermauern bei Nr. 133 durch den Wehrbe. Her soll der Steg durch die Gemeinde ange legt werden- Die sich dort befindlichen Erlen lverben dem Gemeindediener zur Entfernung übertragen. 4) Als Rechnungsprüfer für die Sparkaffenrechnung 1905 werden die Herren Otto Gebler und Reinhard Hauptmann ge- Wählt. Die Bekanntmachung darüber soll "ach der Richtigsprechung im Amtsblatts er folgen. Die Gemeinde- rc. Rechnungen liegen vom 26. dieses Monats an 4 Wochen lang iur Einsicht in den Dienststunden beim Ge meindevorstande au». Als Prüfer für diese Rechnungen werden die Herren Adolf Zschied- dich, Ernst Gebler und Bernhard Eichhorn bestimmt. Das Gemeindeamt ist am 18 Mai durch die Königliche Nmtshauptmannschast revidiert worden. 5) Es wird beschlossen, ö Stück Konfiskategefäße anzuschaffen und dm Betrag dafür au» dem Trichinenfonds zu entnehmen. 6) Für den Ortsdiener werden eine Mütze und eine Hose angeschafft. 7) Da» Dresdner Journal (Königlich Sächsischer Staatranzeiger) wird vom 1. Juli d. I. auf Gemeindekosten mitgehalten. Die Bezeich nung „Amtsblatt" für den Bretnlger Anzeiger ist von der Königlichen Amtshauptmannschaft genehmigt worden. Weiter wird bekannt g« geben, daß ein Abendzug (8w Uhr) von Dresden aus eingelegt worden ist. Der Gemeinderat wird durch den Kirchenvorstand iu dem am 27. d. M. stattsindenden Gustav Adolffeste eingeladen. In Bezug auf die Badeangelegenheit sollen zur Aufklärung dnrch Herrn Gemeindeältesten Paul Geblrr nähere Aufschlüsse geschaffen werden. Für die Ar- deiterkolonie Liske wird ein Betrag von 5 Mark auf das Jahr 1906 bewilligt. 8) Als Empfänger der Zinsen de« König Albert- Agates werden 3 hilfsbedürftige Personen bestimmt. 9) Die Fenster im Gemeindehause Men gestrichen, das Haus selbst geweißt und bas freie Zimmer ausgebessert werden. 10) ^'r Brunnen bei Nr. 148 soll bis zum 15. Ei fertiggestellt sein. 11) Laut Beschluß bom 11. April dieses Jahres ist der Herr Bezirksarzt nur für das Jahr 1906 als ^Mpfarzt für Bretnig engagiert worden. A Die Revision der Feuerlöschgeräte ist am lA- und 18. dieser Monat» durch Herrn Gemeindeältesten Hermann Gebler und Herrn Wenkehrmeister Simmchen aus Großröhrsdorf vorgenommen worden. Bretnig. Se. Maj. der König haben Auergnädigst geruht, Herrn OrtSrichter Fr. Kunath hier das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Kamenz. Infolge der Aufnahme-Besich- "gung der neugegründelen Freiwilligen Feuer wehr zu Gersdorf am Sonntag, den 27. Mai, nachmittag 2 Uhr durch Herrn Kreis» Vertreter Reiche-Bautzen wird die ursprünglich auf denselben Tag in Pulsnitz angesetzte Sitzung der Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren des hiesigen Bezirkes auf später verschoben. Kamenz. Einem umfänglichen Dieb stähle, dessen Fäden sich von Dresden nach der hiesigen Stadt ziehen, ist man soeben auf die Spur gekommen. Bei dem Händler N. in der Königsbrückerstrabe hier konnte die Polizei am Montag zur Beschlagnahme einc.- großen Hutwarenlagers im Fabrikation-werte von ca. 1000 Mark schreiten, nachdem festgc» stellt worden war, daß die Hüte aus der Hutfabrik von Georg Mich gestohlen worden waren. Der Lagerei-Expevient Münch der genannten Firma hatte die Diebstähle ausge führt und dem hiesigen Händler damit sein neugegründetes Geschäft autgestattet, welcher mit der wohlfeilen Ware einen schwunghaften Handel trieb. Auch auf dem Jahrmarkts hielt er damit feil und hatte infolge der auffälligen Billigkeit der Hüte ein riesiges Geschäft er zielt, bis den Dieb sowohl wie Hehler die Nemesis erreichte. Es wurden noch gegen 400 Hüte vorgefunden und von dem hier er- schienen«! Fabrikanten als sein Eigentum erkannt. Der Hehler wurde festgenommen und in das Kgl. Amtsgerichtsgefängnis hier eingeliefert, auch der ungetreue Beamte wurde in Dresden in Haft genommen. Der Fabri kant ist durch die betrügerischen Mani pulationen sehr geschädigt. Die Untersuchung dürfte jedenfalls noch Weiteres ans Licht bringen. Dresden. Unter großem Andrang des Publikums begann Dienstag vor dem hiesigen König!. Schwurgericht die Verhandlung gegen den 28 Jahre alten, schon wiederholt mit Zuchthaus vorbestraften Handlungsgehilfen Arno Hoffmann au» Leipzig-Reudnitz wegen Mordes und wiederholten Rückfalldiebstahls. Als Vertreter der Anklagebehörde füngierte Staatsanwalt Brendler, als Verteidiger Rechts anwalt Dr. Knoll. Es sind 12 Zeugen vor geladen. Hoffmann verbüßt jetzt eine 7jährige Zuchthausstrafe, die ihm am 6. April d. I. von der 3. Strafkammer des hiesigen König! Landgerichts wegen Diebstahls zuerkannl worden ist. Anfangs Februar dieses Jahres wurde bekanntlich in einem Schuppen des Grundstücks am See Nr. 14 hier eine Leiche vergraben vorgefunden, die al» die des vor zwei Jahren in Leipzig ermordeten und be raubten Versicherungsbeamten Hartmann gen. Wegner rekognosziert werden konnte. Der Angeklagte war früher bei Hartmann in Stellung. Es wird ihm beigemessen, am 16 oder 17. Januar 1904 zu Leipzig gemein schaftlich mit dem nachträglich geisteskrank gewordenen Monteur Franz Blecha zunächst in dem Hause Talstrabe 12 8 den genannten Kassierer der Magdeburger Lebensversicherungs gesellschaft vorsätzlich getötet und diese Tötung mit Ueberlegung ausgeführt sowie in einem Hause am Thomaskirchhof 1500 Mk. bares Geld und eine Papierschere gestohlen zu haben. Hoffmann stellte den ihm zur Last gelegten Mord in Abrede; diesen habe Blecha ausge führt. Mit ihm zusammen will Hoffmann im Jahre 1904 vor dem Hause Hartmann- Wegner» gestanden haben. Blecha hätte er klärt, daß er Geld haben müsse, koste es was e» wolle. Blecha sei dann allein hinaufge gangen und habe beim Wiederkommen erklärt: „Der liegt da droben und kommt nicht mehr zu sich!" Hoffmann will dann in die Woh nung de» Tolrn gegangen sein und zusammen mit Blecha den Geldschrank geöffnet haben. Auf Grund de» Wahrspruches der Geschworenen wurde Hoffmann, welcher selbst gebeten hatte: „Ich bitte um da» Todesurteil!" wegen Mor- de» zum Tode und dauernden Verluste der Ehrenrechte, wegen schweren Rückfalldiebstahls unter Einrechnung der ihm am 6. April auferlegten 7jährig en Zuchthausstrafe zu einer Gesamtstrafe von 12 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Poli zeiaufsicht verurteilt, Gleichmütig vernimmt der Angeklagte das Urteil und bemerkt beim Abführen zu den Umstehenden: „Ich klatsch tn die Hände; die Komödie ist zu Endel" — Der Raubmörder Arno Hoffmann aus Leipzig hat sich dem Urteil unterworfen und auf Ein legung der Revision verzichtet. In juristischen Kreisen herrscht jedoch die Ansicht, daß Begna digung eintreten werde. Dresden. Um noch mit dem nachts 11 Uhr 53 Min. vom Bahnhof an der Wet tiner Straße nach Meißen fahrenden Personen zuge fortzukommen, versuchten zwei Frauen auf den bereits in Bewegung befindlichen Zug aufzuspringen. Während es der einen glückte, da» Trittbrett zu besteigen, glitt die andere, eine Barbierswitwe von hier, ad und kam so unglücklich zu Fall, daß sie überfahren wurde. Dw Verunglückte ist im Friedrich- städter Krankenhause verschieden. Ein Ver schulden dritter liegt nicht vor. — Befreiung vom Schulgeld. Einen be merkenswerten Beschluß hat der Schulvorstand in Neugersdorf in seiner letzten Sitzung gefaßt. Nach demselben sollen Kinder, deren Eltern nur ein Einkommen bis zu 500 Mk. besitzen, in Zukunft vollständig vom Schulgeld befreit sein und außerdem auch Schulutensilien unent geltlich erhalten. Bei einem Einkommen von 501 bi» 750 Mk. ist nur für ein Kind, bei 751 bis 1000 Mk. nur für 2 Kinder und bei 1001 bi» 1300 Mk. nur für 3 Kinder das Schulgeld zu zahlen. Dieser Beschluß tritt sofort nach erfolgter Genehmigung durch die Bezirk»schul Inspektion in Kraft. — Ein grausiger Fund wurde im Gemüse garten des Wirlschaftsbesitzers Naumann in Glötzscha bei Nossen gemacht. Daselbst sand man beim Abgraden in der Tiefe von noch nicht einem Meter den Leichnam eines Mannes, welcher anscheinend schon jahrelang dort gelegen haben mag. Die Staatsanwaltschaft wurde von dem Fund benachrichtigt und besichtigte das Grundstück. — Von brennendem Petroleum übergossen. Am Montag früh nach 5 Uhr explodierte in Leubnitz-Neuostra eine in der Backstube des Herrn Bäckermeister» H. hängende Lamp« beim Auslöschen und übergoß hierbei den erst eit Freitag daselbst beschäftigten Gehilfen mit Petroleum. Die Kleider gerieten sofort IN Brand und kam derselbe wie eine Feuer« äule hilfesuchend in den Laden. Sein Meister, velcher sofort herbeigeeilt kam, begab sich in eigene Lebensgefahr, indem er sich aus den brennenden Gehilfen warf und mit einer Decke die Flammen zu ersticken suchte, wa» ihm aber sehr schwer gelang. An dem Aufkommen des Gehilfen wird gezweifelt. Herr H. ist glücklich davongekommen, nur Bart und Augen» rrauen sind ihm verbrannt. Da» Linoleum, wo der bedauernswerte Mensch gelegen hat, ist angekohlt. — Im Scherz erschossen. Au» Glaucha« wird berichtet: Wie unvorsichtig inan oft ge» adene Gewehre aufzubewahren pflegt, zeigt olgendes Vorkommnis. Als die Kinder de» Zut-besitzerS Friedrich Müller im benachbarten Lobsdorf in dessen Wohnung am Sonntag vormittag am Tische saßen, nahm einer der Kinder da» sorglos dastehen gelassene Gewehr zur Hand und zielte auf seine Schwester mit )en Worten: „Ich schieße Dich tot." Da krachte ein Schuß, und da» Mädchen sank mit lautem Schrei zu Boden- Der Schuß hatte das Herz getroffen. Der Tod trat so fort ein. Zwickau. In der Nacht stürzte sich die Witwe Br., die vom Schwurgericht wegen Meineids zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt worden und infolgedessen in starke Gemüts» depression geraten war, au» ihrer im zweiten Stockwerk gelegenen Wohnung auf die Straße hinab und erlitt schwere Verletzungen. Bretnig. Es schreibt einmal jemand: „Unsere kirchlichen Gaben find eigentlich nur eine Art mehr oder weniger freiwilliger Steuer, aber keine Liebesgaben. Dazu fehlt unseren Gemeinden vor allen Dingen eins: die Be» kanntschaft mit den Nöten, denen sie dienen sollen, und die Fühlung mit den Plätzen und Gemeinden, zu oenen sie kommen." Er hat nicht ganz unrecht. Aber hier kann geholfen werden, und unsere kirchlichen Feste wollen helfen. Sie bringen uns die Berührung mit den Evangelischen in der Ferne, sie geben un» die Anschauungsbilder, die gar manchen schon heimlich beschämt und zu der Frage veranlaßt haben: „Warum hast du dich doch darum noch so wenig gekümmert? Du hast» so gut hier zu Hause, hast, was ou brauchst für dich und deine Kinder, — und draußen fehlt» am Nötigsten." Da sieht man seine sieben Sachen mit andern Augen nochmals an und fragt sich: Langt« wirklich nur für dich? Es wäre doch traurig, wenn wir nicht auch etwa» für einan der tun könnten. Es geht ooch nichts verloren in der Welt, sondern trägt irgendwo doch seinen Segen wieder ein. Und dann langt man mit fröhlichem Herzen «nmal ordentlich in die Tasche. Ich beule, wir gönnen uns alle solche Freude und oeejaumen er nicht, uns «n warme» Herz uns einen gesegneren Tag jche..- ' len zu lassen durch rege Beteiligung am Gustav Adolffest. t.