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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Abonnementiprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" Ä^teljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mar! 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszsile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf dru »ll* gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer G - tion auch unsere sämtlichen Zeitun,»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen nnd Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienrtag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einz»se«dn». Schristleilung, Druck unö Verlag von N. Z8chuvig, Breinig. Nr. 14. Sonnabend den 17. Februar 190«. 16- Jahrgang. OertlitbeS nnd Sächsisches Bretnig. Gemeinderatsbericht vom 13. d. M. 1) Eine Anfrage de» Herrn Bezirks arzte» Dr. med. Sauer über die Tätigkeit de» Gesundheit.ausschusse» im Jahre 1905 wird durch Herrn Gemeindevorstand dahin beantwortet, daß in diesem Jahre ein Desin fektionsapparat angeschafft, ein offener Brunnen bei Nr. 96 überbaut und mit einer Pumpe versehen, ein zweiter Brunnen zu bauen be- schloffen und der Bau eines dritten in Frage gezogen worden ist. 2) Für die freiw. Feuer wehr ist die Nürnberger I. Patentleiter am 2k. Januar d. I. bestellt worden. Dieselbe soll am 25. März d. I. übergeben werden, wozu der Gemeinoerat eingeladen ist. 3) Die aus dem Sparkaffenüberschub für die Volks dibliothek bewilligten 50 Mark sind an die Bibliothekskaffe abgeführt worden. 4) wird die Mitteilung des Herrn Wagenbauer Löhnig in Pulsnitz vorgelefen, daß der bestellte Leichen wagen zum Abholen bereit steht. Es wird beschlossen, die Uebernahme desselben am 17. Februar vorm. l/,12 Uhr am Spritzenhause vorzunehmen. Desgleichen wird beschlossen, auch die Geschirre für die Pferde anzuschaffen. Die hiesigen Sattler sollen veranlaßt werden, Preisberechnungen einzureichen. 5) Borge tragen wird ein Beschluß der Kömglichen Amtshauptmannschaft, die Anmeldung von Schlachtungen beim Trichinenschauer — vor der Anmeldung beim Fleischbeschauer — be treffend. Die hierzu nötigen Formulare sollen in genügender Menge angeschafft und an die Schlächter abgegeben werden. Bon der Ec. richtung eines besonderen Schauamtes wird abgesehen. 6) Eine Zuschrift der König!, AmtShauptmannschast, die Beschaffung von Trinkwaffer betr., wird dahin beantwortet, daß geeignete Schrille getan worden sind, um ausgiebige Quellen der Gemeinde zu sichern. Ein Trinkwaffermangel mar übrigens in den trocknesten Jahren hierselbst nicht im geringsten zu bemerken. 7) Der Erntebericht auf das Jahr 1905 ist bereit» am 12. Febr ausge arbeitet, unterzeichnet und am 14. Februar »n die Königliche Amtshauptmannschaft abge sandt worden. 8) Auf ein Gesuch de» Orts diener» Nitzsche hin wird dessen Gehalt aus den Betrag von 600 Mark, beginnend am 1. Januar diese« Jahre», erhöht. 9) An das Frauenheim Tobiasmühle und da» Rettung«- hau» Moritzburg wird ein jährlicher Beitrag von je K Mark auf da« Jahr 1906 bewilligt. 10) Die von der Besserung de» Trakte» der Straße b^im Rittergute übriggebliebenen Steine (8 obm) sind für die Gemeu.oe zur Besserung der Bretnig-Ohorn-Pul-nitzer Straße angefahren worden. 11) Gegen den Bebauungs plan de« Herrn Horn Nr. 81 hat der Ge> meinderat nicht« einzuwenden. — Die Musterung der Militärpflichtigen im Au«hebung«bezirke Kamenz findet am 5 und 6. März im Schiebhause in Königsbrück, am 7-, 8. und 9. März im Schießhause in Pulsnitz, am 10., 12., 13. und 15 März im Schießhause in Kamenz statt. E« empfiehlt sich, etwaige Reklamationen mittelst der vor- geschriebenen Formulare schon jetzt bei dem Zivilvorsitzenden de« Au»hebungsbezirke» Ka menz einzureichen. Kamenz. Kaum haben sich die Gemüter über die binnen Jahresfrist in unserer Gegend verübten schweren Mordtaten beruhigt, so dringt schon wieder die Kunde einer entsetz lichen Bluttat an die Oeffentlichkeit. In un serem, sonst so friedlichen Nachbarorte Nebel schütz wurde am Dienstag in der vierten Nachmittagsstunde der bei Herrn Gutsbesitzer Krah! seit 6 Jahren in Arbeit stehende 23 jährige, aus Horka gebürtige Dienstknecht Jo Hann Schierack von dem auf demselben Gute beschäftigten 19jährigen Dienstknechte Peter Rülke mit einem Beile meuchlings erschlagen. Ueber das scheußliche Verbrechen Haden wir am Tatorte selbst da» Nachstehende in Er fahrung gebracht: Al« Herr Gutsbesitzer Krahl am ^'«nStag nachmittag seine Feldgrundstücke betrat, wurde er durch laute» Rusen darauf aufmerksam, daß irgend etwas Besonderes oorgefü jein müsse. Bald wurde ihm von seinen beim Teichgraben beschäftigten Dienst- knechten die Mitteilung, daß in der Nähe da von jein Hofhund erschlagen aufgesunden war den sei, während gleichzeitig der Dienstkn-l" Rölke verschwunden war. Es wurde ..^n nach dem letzteren nachgeforscht und der Dienst knecht Schierack beauftragt, das Nasenabgraben an dem Teiche weiter soctzusetzen und aus die Kleidungsstücke der Arbeiter Obacht zu haben. Als man später den Platz wieder be trat, wurde rum Erstaunen der vergeblich ge suchte Rölke emsig bei der Arbeit betroffen. Als er bemerkt wurde, legte er jedoch die Hacke hin, ergriff ein Beil und suchte das Weite. Den Hinzutretenden bot sich auf dem Arbeitsplätze jedoch ein furchtbarer Anblick. Mit Rasenstücken verdeckt, fand man die Leiche Schierack« mit zertrümmertem Schädel, wäh rend Blulspuren anzeigten, daß der Mörder sein Opfer mehrere Meter nach einem Erd Haufen geschleppt hatte, um dort die Spuren möglichst zu verwischen. Der Verdacht lenkte sich sofort auf Rölke, welcher auch bald darauf, nachdem sich die Kunde biitzeLschnell in der Umgegend verbreitet hatte, in einem Stein bruche auf WendischbaselitzerFlur festgenommen wurde. Als er oaselbst mit dem Berle in der Hand erschien, wurde ihm ein Vkspervrot versprochen, wenn er da» gefährliche Werk zeug aus der Hand lege. Als er dem nach kam, wurde er unschädlich gemacht und ge ' mden bei der Ortsbehörde eingeliefert Rölke gab ohne weiteres zu, den Mord be gangen, ebenso vorher den wertvollen Hund seines Dienstherrn erschlagen zu haben. Da» Motiv zu der Tat erscheint unerklärlich, zu mal Rölke, welcher seit Neujahr in seinem gegenwärtigen Dienste stano, al» ordentlicher, arbeitsamer Mensch geschildert wird. Seine Eltern haben in Schönau eine Wirtschaft und Stellmacherei inne. E» gewinnt den An- schein, daß die Tat in einer Anwandlung geistiger Umnachtung au»gesührt wurde. Dien»- tag vormittag wurde der jugendliche Mörder gefesselt von dem DistriklSgendarm mittels Wagen», in welchem auch der Krei»obergen darm und Odergendarm Platz genommen hatten, in das Königliche AmtSgerichtrgefäng- ni» hier eingeliefert. Am Tatorte waren unterdessen Herr Oberstaatsanwalt Martini Bautzen sowie Vertreter der hiesigen Amt»- anwaltschaft eingetroffen, später erschienen der Königl. Bezirk»arzt Herr Dr. med. Sauer, sowie der Gerichtsarzt Herr Dr. med. Böhme von hier. Nachdem von der Gerichtskommis sion in Gegenwart de» Herrn Gemeindevor- stano» Sauer an Ort und Stelle der Tatbe stand festgestellt und eine photographische Auf nahme de» Tatorte« gemacht worden war, er folgte die Sektion der Leiche, wobei der noch mals zurücktran«portierte Mörder zugegen war. Das Opfer der Bluttat, der Dienstknecht Schierack, war elternlo« und litt an Schwach. sinn. Das Verbrechen erregt in der hiesigen Gegend großes Aussehen. (K. T.) Bautzen. Eine aus acht Herren be stehende Deputation der evangelisch lutherischen Geistlichen der Oberlausttz unter Führung de« Herrn Pastor Primariu« Wetzke fand sich Dienstag vormittag bei Herrn Kreishaupt mann von Schlieben ein, um ihm anläßlich seiner Ernennung zum Kulturminister für sein bi«herige» Wirken al» Vorstand der Kon- sistorialbehörde zu Bautzen zu danken und für lein neue» hohe« Amt die herzlichsten Segen» mnsche darzubringen. - Zur Mordaffäre Hartmann. Wie schon gemeldet, befindet sich der ehemalige Hand lungsgehilfe Arno Hoffmann, oer wegen des im Januar 1904 in Leipzig verübten Mordes in Untersuchung gezogen worden ist, bereit» seit dem 25. Januar in Haft, weil er im Januar o.; I. in Dresden eine Reihe von Emmieterdiebnählen und Betrügereien verübt hat. Da Hoffmann schon längst keinen ehr lichen Berus mehr hat, so ist anzunehmen, vaß er in dem Zeitraum«, den er in den letzten Jahren außerhalb der Strafanstalten zugebracht, die zum Leden erforderlichen Mit- iel fast ausschließlich auf verbrecherischem Wege erlangt hat. Seit Ermordung des Hartmann ist Hoffmann viel auf Reisen ge wesen und hat sich wiederholt in Dresden ausgchalten; insbesondere ist er in der zweiten Hälfte des Januar 1904 wenige Tage, ferner im Mai, Juni und Juli desselben Jahres längere Zeit, sodann im September, Novem ber und D-iember 1905, und schließlich seit Beginn r ,e» Jahre» vorübergehend Lage oder Wochen in Dresden gewesen und hat dort verr "Äch unter falschen Namen gelebt. — Uu^r den Pferden de» Gardereiter Regimen»« zu Dresden herrscht schon längere Zeil die Lungenseuche. Der tägliche Kranken- bestand beläuft sich auf 50—60 Pferde; zwölf Pferde sind bereit« verendet. Die gleiche Seuche unter den Pferden des Karabinier- Regiments und des Oschatzer Ulanen-Regiment« ausgebrochen. Dresden, 14. Febr. Unter dem Ver dacht der Morde» wurde gestern abend der Eisendr-cher H. in Schönewerde bei Berlin verhaftet. Er wurde von einem dort wohn hasten Mädchen bezichtigt, den Frauenmord bei Rochlitz verübt zu haben. H. soll sich durch gewisse Aeußerungen verdächtig gemacht haben. D r e « d e n. Die Mitglieder der Finanz deputation 8 der Zweiten Ständekammer be gaben sich am Mittwoch früh 8 Uhr 35 Min. unter Führung von Mitgliedern de» König! Finanzministerium«, an deren Spitze Se. Ex zellenz Staatsminister Dr. Rüger sich befand, und der Königl. Generaldirektion der Staats- eisenbahnen mit Sonderzug nach Chemnitz, um die dortigen umfänglichen, im Gange be- fiudlichen Bahnhofaumbaulen in Augenschein zu nehmi i. An den Besichtigungen nahm auch der Herr Oberbürgermeister Dr. Beck in Chew § teil. Abend« r/,7 Uhr kehrten die Herr a mit Sonderzug wieder nach Dres den zurück. — Frühlingsboten I Au» Riesa berichtet man da» Eintreffen der ersten Lerchen. Meißen. Das früher schon erwähnte Austreten der Zitterkrankheit unter den hie sigen Schulkindern konnte bi» jetzt noch nicht beseitigt werden. Man hielt diese neue ner oöse Krankheitserscheinung ärztlicher seit» an sang» für leicht kurierbar, doch widerspricht dieser Ansicht die feststehende Tatsache, daß noch immer 43 Kinder wegen dieser Krank heit dem Schulunterricht fernbleiben müssen. — Ein entsetzliches Unglück ereignete sich am Mittwoch abend gegen 8 Uhr in der Nähe de« Bahnhofe» zu Zittau auf dem nach Löbau fahrenden Geleise. Die 13 Jahr« alte Tochter de» HilfSweichensteller« Alwin Neumann 4 wurde von dem um 8 Uhr 2 Minuten von Zittau nach Löbau abgehenden Personenzuge überfahren und ^iort getötet. Da« Kind hatte bei einem Bruche seine» Vater» einen nur für Bahnbeamten gestatteten Weg benutzt und wurde von einer 'gier- zug überrascht. Die Kleine sprang zur Seite auf das nächste Gleis, auf welchem der oben erwähnte Personenzug heranbrauste, den aber da» Kind nicht sehen konnte, va es auf einem Auge fast erblindet ist. Im nächsten Augen blick wurde e» von der Maschine erfaßt und furchtbar verstümmelt. — Erdrückt wurde auf einem Zwickauer Schacht der Häuer Paul Ernst Sippel. Er geriet zwischen zwei Kohlenhunte, von denen der eine auf unaufgeklärte Weise sortgegangen war, und erlitt einen Bruch der Halswirbel säule, sowie schwere innere Verletzungen. Der Verunglückte ist 26 Jahre alt und ver- heiratet. Er hinterläßt seine Witwe und drei kleine Kinder, von denen da» jüngste erst acht Tage alt ist. Der Geburtstag des Verunglückten ist auch sein Sterbetag ge- worden. Plauen i. V. Der hiesige Verein für Feuerbestattung, der m letzter Zeit an Mit gliedern stark zugenommen hat, so daß er jetzt über 350 Mitglieder zählt, hat den Plan der Errichtung eines Krematoriums in Plauen ausgenommen. In den letzten Tagen ist dazu ein Grundstock von mehreren tausend Mark gesiiftet worden. Plauen i. V. Der Kaufmann Alfred Schuchardt aus Weimar wurde wegen um fangreicher Textilwaren - Schwindeleien zum Schaden von Reichenbacher, Chemnitzer und Auerswalder Firmen zu 2 Jihren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Textilwaren, die Schuchardt in Leipzig zu Spottpreisen ver schleuderte, hatten einen Wert von 11,000 Mark. — Selbstmordversuch eine» Gymnasiasten. In selbstmörderischer Absicht schoß sich in dem Klassenzimmer eine« Gymnasium» zu Leipzig ein 16 Jahre alter Obertertianer mit einem Revolver in die rechts Schläsengegend. Der jugendliche Lebensmüde wurde schwerverletzt nach dem vtadtkrai.iienhause geschafft. Ge kränkte» Ehrgefühl soll das Motiv gewesen sein. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Sexazesimä: Vorm. M/z Uhr Beichte. 8 Uhr Gottesdienst mit heiligem Abendmahl. Predigt und Amt hält Herr Pastor Klee berg-Frankenthal. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Hermann Karl, S. de» Tischler» Karl Hermann Koch Nr. 260x. Aufgebote: Georg Martin Rentsch, Packer Nr. 131 n, mit Mela Hulda Schurig Nr. 1b. — Max Georg Neumann, Maschinen schlosser in Dresden, mit Hulda Martha Schurig Nr. 103 b. Todesfälle: Anna Elsa Lunze, T. de« Fabrikarbeiters Rodert Bruno Lunze Nr. 30 b, 2 I. 8 M. 20 T. alt. — Außerdem ein totged. Knabe und ein totgeb. Mädchen.