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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lvtal-Nnzeiger siir die Ortschaiie» Bretnig, HauSwalde, Kroßrödrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Adonnementtprei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterbaHung«blatte»' vlavtelsöhrlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mart 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gesvütene Korpurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de» All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtlichen Zeitunt«hoten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung«» gewähr«» wir Rabatt nach Nebereinkunst Ansernte bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,n Uhr einzus«ndm. Nr. 13. Schrifileilung, Vru«^ «nö Verl«^ von Dl. 8thuvlg, Lrelnig. Mittwoch den 14. Februar 1906 -11 16. Jahrgang. Lertlickes und «SckstscheS. Bretnig. Am nächsten Sonntag vor mittag '/,12 Uhr vereinigen sich die Vor turner de« Meißner Hochlandturngaue« in hiesiger Turnhalle zu einer Vorturnerstunde, welcher sich eine Versammlung im Gasthof zum deutschen Hause anschließen wird. — Am gleichen Tage hält auch der Gauturnrat desselben Gaues hierselbst eine Sitzung ab. — Die Staatseisenbahnverwaltung hat seither schon in einer Anzahl Personenwagen 4. Klasse Scheidewände und Aborte bauen laßen und soll diese Einrichtung zunächst in 30 weiteren dergleichen Wagen durchgeführt werden. Auch werden in allen Personen wagen 4. Klaffe einige Haken zum Aushängen von Kleidungsstücken angebracht. In einigen Wagen 4. Klaffe befanden sich seither schon Handhaben, an denen sich diejenigen Reisen den, die aus den Bänken keinen Platz finden, sondern in der Mitte de» Wagens stehen, anhalten können, wenn in vereinzelten Fällen die Wagen im Betriebe stärkeren Erschütter ungen ausgesetzt sind. Mil derartigen Hand- haben sollen auch die übrigen Wagen 4. Klaffe versehen werden. Alle diese Verbesser ungen lassen sich aber nur allmählig durch, führen, denn die Wagen können selvstoerständ- lich nur nach und nach in die Werkstätten ge bracht werden. — Der neue Zolltarif. Da für zahlreiche Waren am 1. März 1906 höhere Zölle in Kraft treten, macht die Handelskammer Dres den erneut alle Geschäftsleute, die solche Waren aus dem Au«lande beziehen, auf fol gendes aufmerksam: Den jetzigen niedrigen Zollsätzen unterliegen die Waren nur dann noch, wenn sie bi« zum 28. Februar 1906 (einschließlich) bei der zuständigen Zollstelle iur Verzollung, zur Abfertigung auf Begleit schein 2 oder zur Anschreidung auf Privat- Kreditlager angemeldet und zur Abfertigung gestellt werden. Waren dagegen, die zwar vor dem 1. März über die Zollgrenze herein gebracht, aber nicht mehr zur Abfertigung gestellt worden sind, werden nach dem neuen Tarife behandelt; da« betrifft also die Ware», die bei Beginn de« 1. März mit Begleitschein 1 unterwegs oder in öffentlichen Niederlagen, Prwat-Transit, oder Privat-Teilungs-Lagern mit oder ohne amtlichen Mitverschluß oder in den Beständen fortlaufender Konten vor handen sind. Für Ende diese» Monats ist eine starke Häufung der Einfuhr und zum Teil Ueberlastung der Verkehrsstellen und Zollämter zu erwarten. Da auch Verzöger ung der Beförderung um jene Zeit durch Echiffahrttunterbrechung oder Schneeverweh ung möglich sind, ist rechtzeitiger Bezug aller Waren zu empfehlen, die noch zu den jetzigen Zollsätzen eingeführt werden sollen, damit diese Waren spätestens am 28. Februar 1906 vor Ablauf der geordneten Dienststunden bei einer zuständigen Zollstelle angemeloet und zur Verzollung gestellt werden können. Ins- besondere werden das Firmen, die ihre Waren Unter Zollkontrolle (Begleitschein 1) ins Innere des Zollgebietes befördern und erst hier verzollen lassen, zu beachten haben, da sie sonst unter Umständen ihre Bezüge sofort an der Grenze verzollen lassen müßten- — Eine Besteuerung oer Ansichtspostkarten wird vom Zentrum in der ReichütagSkom- nsifslon beantragt. — Die deutsche Turnerschast wrrd ihre Glückwünsche zur silbernen Hochzeit des deut schen Kaiserpaares in Form einer Adresse übersenden. Der Autschuß der Deutschen Turnerschaft hat die erforderlichen Schritte in dieser Angelegenheit bereit« getan. Großröhrsdorf. Der hiesige Turn verein hielt am Freitag im grünen Baum einen Maskenball ab, der alle früheren inbe zug der Beteiligung um ein bedeutende« übertraf. Die Zahl der Besucher schätzte man auf über 1600, sodaß Prinz Carneval und seine Getreuen nur mit Mühr da» Feld behaupten konnten. Wer de« tollen Treiben» überdrüssig, der wurde reichlich entschädigt durch die verschiedenen Aufführungen der Turner bez. Turnerinnen, die mit Eleganz sich ihrer mitunter sehr schwierigen Aufgabe entledigten Mit Morgengrauen verließen die letzten erst da« Lallokal. Weißbach b. Pultnitz Am Freitag er eignete sich hier ein Unglücktfall, welcher ein Menschenleben in Lebensgefahr brachte. Der Sohn de» Guttbesitzer» und Gemeindevor stand» Mager war damit beschäftigt, Dünger auf da» Feld zu fahren. Durch da» Aus springen eine» Hasen wurden die Pserde scheu und rasten davon. Mager juu. wollte dieselben nicht loslassen, kam aber zu Fall und wurde eine Strecke geschleift, wodurch er derartige Verletzungen erlitt, daß die Wun den ärztlicherseits zugenäht werden mußten, jedoch sollen dieselben nicht lebensgefährlich sein. Die Pferde konnten später aufgehalten werden, ohne noch weiteren Schaden anzu richten. — Neue Irrenanstalt. Minister v. Metzsch besichtigte am Sonnabend vormittag in Rade berg in Begleitung einiger Regierung« Kom missare den Bauplatz für eine dort zu er richtende staatliche Irrenanstalt. Nieoerlichtenau. Ihrem Leben ein Ende gemacht hat am 7. d. M. die 82 jährige Weberswitwe Körner geb. Domaschke von hier Dieselbe wurde in der Pulsnitz ertrunken auf gefunden. Infolge langer Krankheit scheint die Bedauernswerte schwermütrg geworden zu sein. Ebersbach. Ein früher hier in Dien sten stehender Knecht wurde verhaftet, da er sich zum „Scherz" wiederholt als Gespenst verkleidet hatte und mit überzogenem Hemd uno weißen Strümpfen bekleidet hinter der Brauerei auftrat und den Kindern und aber gläubischen älteren Personen Furcht und Schrecken einjagte. — Zu dem Hartmannschen Morde ist zu berichten, daß jener Dienstmann, der am 18. Januar 1904 einen großen Koffer aus der Talstraße in Leipzig abgeholt hat, ermittelt worden ist. Der Koffer war am Tage vor- her in einem Geschäft in der Windmühlen straße käuflich erworben. Der Dienstmann hatte seinen Standort in der Petersstraße und ist dort von einem jungen Manne, ver mutlich Hoffmann, beauftragt worden. Den Koffer hat er nach dem Magdeburger Bahn hof transportiert, von wo aus dieser später, vermutlich von den Verbrechern selbst, wieder abgeholt worden ist. Dresden. Der 13 jährige Sohn des Ziegeleiarbeiters Pietzsch brach Donnerstag nachmittag auf dem großen Teiche de» Mock ritzer Eiswerkes ein und ertrank. Die Leiche wurde später gefunden. — Die politische Leitung der „Sächsischen Arbeiterzeitung" ist dem Genossen Dr. Grad- nauer, dem Reichstagsabgeordneien für Dres- oen-Altstavt, übertragen worden. Dr. Grad- nauer gehörte bekanntlich zu den 6 „Vor wärtS"-Redakteuren, die im vorigen Jahre au» jener Redaktion aurschieden. — Se Exzellenz Graf v. Hohenthal und Bergen wird al» Minister de« Innern die Repräsentalionsräume de» Staates im Ge bäude Seestraße 18 zu Dresden bewohnen. Bis zu seinem Tode 1891 bewohnte diese Staatsräume der Kriegsminister von Fabrice. Seitdem sind sie nur zu StaatSrepräsentationS zwecken und als Bureauräume der Ministerien verwendet worden. So veranstaltete zurzeit Minister v. Metzsch die Soireen und Bälle daselbst. Graf von Hohenthal wird die erste und dritte Etage bewohnen, die zu diesem Zwecke umgebaut werden. Dieser baulichen Veränderung wegen muß auch die Soiree an König« Geburtstag ausfallen. — Der Bezirksausschuß der Amt»haupt> Mannschaft Dresden - Altstadt bewilligte die Kosten für ein Flugblatt, das der Belehrung über die Geschlechtskrankheiten und der Be kämpfung derselben gewidmet ist und an die fortbildungsschulpflichtige Jugend zur Ver teilung kommen soll. — Der zärtliche Bräutigam. Am Boden bacher Bahnhof erlebte kürzlich ein Herr aus Dre«den, ein Bauingenieur namens Friedrich R, ein unangenehme» Abenteuer. Der Herr war in Begleitung einer junaen Dame, seiner Braut, au» Dresden angekommen. Während die Dame weitersuhr, blieb er am Bahnhof zurück und nahm zärtlich Abschied von ihr. Die Dame steigt ins Kupee und während der Zug in Bewegung kommt, reicht sie ihm noch einmal die Hand au» dem Fenster, die er er faßt und warm drückt. Süße Abschiedsworte, zärtliche Blicke und wieder ein Händedruck und noch einer und so fort. Da der Zug schon mehrere Sekunden in Bewegung ist und der Herr neben dem Zuge weiterschreitend noch immer die Hand feiner Teuren in der seinen hält, tritt raschen Schrittes ein Bahn- beamter hinzu und macht den zärtlichen Bräu tigam aufmerksam, daß dies unstatthaft und e» Zeil sei, abzutreten. Der aber nimmt ihm diese Einmischung in seine Herzensange legenheiten und die Störung des Abschiedes sehr krumm, sagt dem Beamten einige Liebens würdigkeiten und droht ihm sogar mit Ohr feigen. Der Beamte forderte nun die Fest stellung der Personalien de» Herrn durch die Grenzpolizei. Diese kommt dem Verlangen nach und beläßt ihn auf freiem Fuße, obwohl er Ausländer ist. Nachspiel: Anzeige beim Bezirksgericht Tetschen. Diese» erteilt den Auftrag, den Schuldigen im Betretungsfalle zu verhaften und einzulrefern. Wenige Tage später ereilt ihn das Verhängnis. Am 6 d. M. kommt er wieder mit dem Zuge von Dressen nach Bodenbach, wird erkannt und höflichst eingeladen zu einem Spaziergang zum Bezirksgericht Tetschen. Erregte Auseinander setzung, die Braut, die wieder an seiner Seite ist, ist höchst bestürzt. Doch alles vergeblich, er muß dem Diener der Hermandad folgen, hofft aber, daß ihm das Gericht ganz gewiß freilaffen werde. Aber auch das Angebot, eine Kaution erlegen zu wollen, wird abge wiesen, er muß m die Zelle, wo er 24 Stun den verbleibt, bi« er vor den Richter kommt, der auf eine Geldstrafe von 50 Kronen er kennt. Die Schuld ist gesühnt! — Einen massiven Zirkus, der allen An sprüchen genügt, wird Dresden in kürzester Zeit erhalten. Wie von unterrichteter Seile mitgetent wird, soll der größte Teil de» Areals de» säkularisierten Annenfriedhoses am Stern platz an ein Konsortium verkauft werden, da» alsbald mit den Herstellungrarbeiten be ginnen wird, wenn die oberen Instanzen ge sprochen haben. Al» Kaufprei» für da« Ge lände an der Josephinenstraße werden 800000 Mark genannt. Die Konzession für den Zirku»- betrieb soll im Prinzip schon erteilt sein. — Städtischer Revisor. Infolge de» Falle» Neustadt, bei dem e» sich bekanntlich um dle Unterschlagung von ca. 60 000 Mark städt ischer Gelder handelt, beschäftigen sich die städtischen Kollegien in Zittau gegenwärtig sehr ernsthaft mit dem Plan der Anstellung eines berufsmäßigen Revisor» für die städt ischen Kassen. — Vom Maskenball in» Gefängni». In Roßwein wurde ein Dienstmädchen verhaftet, das, um einem Markendalle beiwohnen zu können, ihrer Herrschaft 1000 Mk. gestohlen und zum Teil vertan hatte. — Vom Baum erschlazen. Im Forstrevier Rückerswalde bei Marienberg wurde der Waldarbeiter Hunger au» Schindeldach von einer fallenden Fichte, die seine Kameraden geschnitten hatten, so schwer verletzt, daß er bald darauf verstarb. Hunger war Vater von neun Kindern. — Der rote Sarg. Vorige Woche starb in Berga a. d. Elster eine Witwe, deren Sohn der sozialdemokratischen Partei ange hört. Um seinen politischen Standpunkt der Welt öffentlich kundzugeden, ließ er den Sarg seiner Mutter rot anstreichen. Da der Geist liche sich jedoch weigerte, diesem roten Mon strum voranzugehen, mußte der Sarg in aller Eile mit einem passenderen Anstrich versehen werden. Der rote Grundton war jedoch nicht völlig zu beseitigen. Die Beerdigung fand hierauf in üblicher Weise statt. — Beim Sprengen in einem Steinbruche in Plauen i. V. wurde durch einen zu früh lorgelaffenen Schuß der Baumeister Kürschner buchstäblich zerrissen. Daß nicht mehr Per sonen dem Unglück zum Opfer fielen, war nur dem Umstande zu danken, daß sich die Steinbrucharbeiter gerade in ihrem Frühstücks raume befanden. — Fünfhundert Mark Belohnung find aus gesetzt für die Ermittelung oeS BuchoruckerS Otto Franz Günther au» Leipzig - Vollmars- darf, der am 7. Februar einen schweren Diebstahl verübt und durch diesen 1000 Mark Bargeld und 13 Aktien der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt erlangt hat. Bereits am 5. Februar ist Günther in einem Leip ziger Bankgeschäft erschienen, hat angegeben, er beabsichtige ein Geschäft zu übernehmen und müsse deshalb seine Aktien verkaufen. Nachdem er die Zustimmung der Bank zur Regelung des Verkaufs erlangt, ist Günther am 7. Fsdruar wieder, und zwar diesmal mit den Effekten erschienen, hat eine Abschlags zahlung für dieselben von 8200 Mark erhalten und ist damit flüchtig geworden. Erst am 8. Februar nachmittags ist der Diebstahl ent deckt worden. Günther hat also 9200 Mark erlangt. Leipzig, 12. Febr. Da« Landgericht verurteilte den verantwortlichen Redakteur der Leipziger Volkszeitung Heinig wegen Auf reizung, begangen durch fünf Artikel, und wegen Beleidigung der Zweiten Kammer des Landtage« zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängni». Wegen der übrigen Artikel erfolgte Frei sprechung.