Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeindcrat m Bretnig. Lokal-Anzeige, siir die Ortschaften Bretnii,, L'anSwalbe. KrnßröhrSdors, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Ubonnementtprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „IllusirieHen Unterballungsblatte«' Si^teljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus l Atari SV Pfennige, durch dir Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg,, sowie Bestellungen auf diu All« gemeinen Anzeiger nehmen au irr unserer Expedition auch unser« sämtlichen Zeitungstoten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewithnsn wie Rabatt nach Nebereinkunft. Anserate bitten wir für die Mitlwoch-Nummer di» Dienstag vormittag V,ll Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,n Uhr ein,»send«. rchristleilunp, und Verlag von K. ZSchuvig, Breinig Nr. 3. Mittwoch den 10. Januar 1906. 16. Jahrgang. Bekanntmachung, M Nnmelänng rur Belrrntirrnngtstammrslle betreffend. Alle in Metni- aufhältlichen militärpflichtigen Personen, welche entweder u) im Jahre 1886 geboren, oder b) bereit« in früheren Jahren zur Stammrolle angemeldet, oder znrückgestellt wor den sind, e) Rekruten, die bis zum 1. Februar 1806 noch keinen Gestellungsbefehl erhalten haben und einen Urlaubspaß besitzen, werden hiermit aufgefordert, zur Eintragung in die Stammrolle sich beim Unterzeichneten in der Zeit vom 13. Januar bis l. Februar 1966 persönlich anzumelden, oder durch ihre Eltern, Vormünver, Lehr» oder Brotherren anmelden zu lassen, wobei die nicht in Bretnig geborenen Militärpflichtigen ihre Geburtsscheine, Zu rückg.stellte ihre Losung»- oder Gestellungsfcheine adzugeben haben. Dafern ein Militärpflichtiger nach erfolgter Anmeldung zur Stammrolle seinen dau ernden Aufenthalt oder Wohnsitz wechselt und nach einem anderen Musterung»« oder Aus hebung,bezirke verzieht, so hat er die» wegen Berichtigung der Stammrolle rechtzeitig zu melden, sowie bei der Stammrollenbehörde de» neuen Wohnsitzes. Wer diese vorgeschriebenen Meldungen unterläßt, wird mit Geldstrafe bi» zu 30 Mk. oder mit Haft bi» zu 3 Tagen bestraft. B r e t n i g, am 4. Januar 1906. Petzold, Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Es wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Radsahrkarten für das Jahr 1906 beim Unterzeichneten zu entnehmen sind. Bretntg, 9. Januar 1906. Der Gemeindevorstand Petzold. LertliLes und Sächsische- Bretnig. Am Sonntag nachmittag 5 Uhr ist in Dresden der Ehren-Turnkreis» Vertreter Professor Bier, ein eifriger Förderer des Turnwesen», gestorben. Großröhrsdorf Bei der in den Tagen vom 6. bi» 8. Jannar diese« Jahre« flattgefundenen Ausstellung der Kanonen und Kaninchenzüchterverein» zu Pirna wurde Herrn E. Kunath Großröhrsdorf die große goldene Medaille zuerkannt. Pulsnitz M. S. tzin bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich «in 4. Januar in der Raupach'schen Bandfabrik. Hier fiel der 20 Jahre alte Handarbeiter Richard Thieme in ein zur Hälfte mit heißem Wasser gefülltes Sammelbaffin und verbrühte sich beide Unter schenkel derart, daß er nach Pulsnitz in das Krankenhaus gebracht werdm mußte. Das sonst stet» verdeckte Baffin war zu genannter Zeit wegen einer vorzunehmmden Reparatur offen und infolge des Wasserdampfes ist nicht wahrzunehmen gewesen, ob da» Baffin ge- schlossen war. Die Verletzunzen Thiemes sind zwar schwer, aber nicht lebensgefährlich. Bischofswerda. Hier wurde der 20 Jahre alte Tagearbetter E verhaftet. Der selbe hatte von dem Sparkassenbuch der Be- gräbnislaffe de» Militärvereins nach und nach (seit April 1905) ca 1000 Mk. abgehoben und vergeudet. Sein Vater dürfte den Scha den kaum decken können. — lieber ein schwere» Schlittenunglück, das sich am Donnerstag nachmittag gegen l^2 Uhr in Neugersdorf (Oberlausitz) ereignete, wird folgende» mitgeteilt: Ein mit zwei Pferden bespannter Schlitten kam im schnell« sien Galopp die abschüssige Dorsstraße herein. Unweit der Post stürzte da» Gefährt nm, wodurch die beiden Insassen, ein ungefähr 7jährige» Mädchen und eine ältere Frau, mit solcher Wucht gegen eine Telegraphen« stange geschleudert wurden, daß sie auf der Stelle tot liegen blieben. Auch der Kutscher, welcher einen Schädelbruch erlitt, dürste kaum mit dem Leden davonkommen. Die Namen der Verunglückten konnten noch nicht festge stellt werden. Bautzen. Eine große Zahl hiesiger Geschäftsinhaber hat bei der König!. Krei« hauptmannschast beantragt, für die Ladenge schäfte den Ladenschluß um 8 Uhr abend» während de» ganzen Jahre» (mit Ausnahme der Sonnabende und der Tage im Dezember) anzuordnen. Dresden, 5. Jan. Die 3. Str-'"ammer verurteilte heute den Klempnergehül,.n Franz Richard Fischer, der in der Nacht zum 17. Dezember an der Straßendemonstration sich beteiligte, zu 3 Monaten Gefängnis und 3 Wochen Haft. Dresden. Die zwelte Kammer de» Sächsischen Landtage» begann in ihrer Sitz ung am letzten Montag mit ver allgemeinen Vorberatung de« Künigl. Dekret» Nr. 18, den Entwurf eines Gesetzes, die Abänderung de» staatlichen Bersicherung»gesetze» betreffend. In der Debatte wurden grundsätzliche Be denken gegen den Entwurf nicht laut, schließlich wurde derselbe an die Gesetzged- ungsdeputation zur Weitecberatung und Be richterstattung überwiesen. Dresden. Auf Grund der vom Justiz« Ministerium getroffenen Anordnung, daß auch Arbeiter als Schöffen zu den Hauptverhand lungen zugelassen sind, fungierte bei den letz ten staltgefundenen Hauptverhandlungen de« Amtsgerichts zum erstenmale ein Metallschlei- ser al» Schöffe. — Vor dem Schöffengericht zu Dre«den hatte sich der daselbst wohnende Fabrikarbeiter Friedrich Emil Pappelbaum wegen einer Uebertretung und Widerstande« gegen die Staatsgewalt zu ve, antworten. Am Mittag de» 3. Dezember war rer Angeklagte auf der Wilsdruffer Straße, al» daselbst infolge der Wahlrecht«demonstrationen sich eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Pappel baum wurde von den Polizeibeamten aufge- fordert, weiterzugehen. Der Angeklagte en - sernte sich einen Schritt, blieb dann wieder stehen, wie» mit den Fingern aus den Gen darmen, erhob hierbei seinen Stock und riek: „Hurra I" Da Pappeldaum lärmte, und sich den Anordnungen der Beamten nicht fügte, erfolgte seine Verhaftung. Gelegentlich der Abführung nach der Polizeiwache leistete Pappelbaum so erheblichen Widerstand, daß dieser nur mit Hilfe eines zweiten Gendarmen überwunden werden konnte. Bei diesem Vor gänge beteiligten sich auch sdie Umstehenden an dem Hurrageschrei; sie begleiteten den An geklagten auf dem Transport nach der Poli zeiwache und riesen: „Laßt ihn lo«l" Da Pappelbaum ost vorbestraft worden ist und da an einem solchen Tage, wo e« sich um eine erregte Volksmenge handelte, derärtige Widersetzlichkeiten von besonderer Schwere sind, das Treiben des Angeklagten unter diesen Umständen auch al» gefährlich bezeichnet wer den muß, erkannte da» Gericht auf drei Mo nate Gefängnis und drei Wochen Hast. Der Bruder des Angeklagten, Friedrich Otto Pap peldaum, der sich während der Verhandlung im Zuhörerraume befand, bezeichnete die Aussage eine» al« Zeugen vernommenen Gen darmen al« Lüge. Otto Pappelbaum erhielt de«halb eine dreitägige Haftstrafe zuerkannt, die er sofort antreten mußte. — Au« Görzig teilt da» „Großenh- Tgbl." fclgende „Familien-Gejchichte" mit: Ein jung verheirateter Landwirt ist vor der Hochzeit Vater geworden und dankt die» nicht seiner Gattin, sondern einer früheren Bekannten Die junge Frau hat ein gütige«, lebendes Herz und sagt: „Lieber Mann! Ich werde Demen Buben zu uns nehmen und in Treue aroßzuziehen suchen!" Wer ist froher al» der Mann, der seiner jungen Frau herzlich dankt. Diese begibt sich zu „der anderen*', trifft aber nur deren ElNrn und diese sind auch so freundlich, da» Kind ihre» Kinde», da» sic vermutlich nur al» Last empfinden, der darum Bittenden zu übergeben, nur knüpfen sie die Bedingung daran, daß — und dabei sind dte Leute gar nicht schlecht situiert — die freiwillige neue Mutter de« Kleinen diesen mit Wäsche, Steckkissen usw. selbst versorgen müsse, wozu die junge Frau auch bereit ist. Sie kehrt am nächsten Abend mit dem nötigen Steckkissen, Hemdchen usw., die sie in Großen hain schleunigst eingekauft, wieder, und tat sächlich überreichen die leiblichen Großeltern de« Knäblein« diese« splitternackt der stief mütterlichen Samariterin, die, wenn auch eigenartig hierdurch berührt, da« Knäblein nimmt, ankleidet und wohlversorgt heimlrägt. Gerade, al» sie zu Hause anlangte, hotte ihr Mann den Lichterbaum angezündet, unter dem da» junge Paar in Liebe vereint Weihnachten feierte und sich de« wie vom Himmel ge kommenen Baby» und seiner blauen Guckaugen von Herren freute. — Jugendlicher Lebensretter belohnt. Durch die Entschlossenheit eine» jetzt 13 Jahre alten Knaben, namens Paul Münch, in Buchholz sind im Juli v. I. au» dem um diese Zeit hochangeschwollenen Sehmafluß zwei Kinder, ein 7jährige« Mädchen und ein 4jähriger Knabe, vom Tode de» Ertrinken» gerettet worden. Diese mutige Tat de» Knaben, der, die Gefahr für da» eigene Leben nicht achtend, in den Fluß sprang und die Rettung der auf dem Wasser treibenden Kinder bewirkte, ist jetzt von höchster Stelle au» belohnt worden. Der König hat dem Knaben die Lebensrettung medaille verliehen, welche ihm nebst König! Verleihungtsekret am Weihnachtsheiligenabend an Ratsstelle ausgehänoigt ward Zschopau, 7. Januar. (Hauseinsturz.) Am Freitag nachmittag stürzte hier da» am Markt stehende Hintergebäude de« Wirtschaft»- besitzer» Göthel, in vem die Firma Siems u. Eo. in Plaue bei Flöha eine Filiale ihrer Tüllfabrik unterhält, unter lautem Krach in sich zusammen, die dort beschäftigten 25 Ar- beiterinnen unter sich begrabend. Sofort an gestellte Rettungsversuche befreiten die meisten der verunglückten Mädchen, von denen etliche recht schwer, die meisten leichter verwundet waren Döbeln, 6. Jan. (Au» dem Heere aurgestoßen.) Im Jahre 1903 war der zum hiesigen 139 Infanterie-Regiment eingezogene Soldat Fröhlich fahnenflüchtig geworden. Er hatte sich zum Eintritt in die französische Fremdenlegion in Algier gemeldet. Da Fröh lich aber al« untauglich befunden wurde, blieb ihm schließlich nicht« andere» übrig, al» wieder nach Deutschland zurückzukehren. Nach dem er bald hier, bald dort einen Diebstahl ausgeführt halte, beschloß Fröhlich, sich selbst der Behörde zu stellen. Bom Gericht der 4. Division in Leipzig wurde Fröhlich mit einer vierjährigen Gefängnisstrafe belegt. Außerdem wurde er au» dem Heere au»gestoßen. Chemnitz. Wegen zahlreicher Solda- tenmißhandlungen wurde der 27jähcige Ser geant Zschirmel der 6. Batterie de» in Riesa garnisonierenden Feldartillerie Regiment« Nr. 32 vom hiesigen Krieg«gericht zu in»gesamt einem Jahr Gefängni» und Degradation ver« urteilt. — Vom Bullen aufgespießt. Ein schwerer llnglücksfall ereignete sich in Dorfstadt bei Falkenstein. Dort hatte ein bei dem Guts besitzer Wendler bediensteter Knecht noch im Stalle zu tun, al» sich ein Bulle von der Kette losriß, auf den Knecht zustürzte und ihn aufspießte. Der Bedauernswerte starb nach wenigen Minuten. Die auf die Hilferufe herbeieilenden Gutsleute kamen zu spät, sie sanden den Knecht bereit« am Boden liegend vor. Das wütende Tier mußie, da e« auf die Eintretenden losging, an Ort und Stelle erschlagen werden. — Eine teure Suppe. Daß mancher Sonderling irgend einen unbenutzten Ofen oder dergleichen al« Aufbewahrungsort seiner Ersparnisse gewählt hat, wurde schon wieder holt berichtet. In einem Dorfe bei Hohen stein - Ernstthal ist nun kürzlich ein Gutsoe- sitzersehepaar auf recht seltsame Weise um fünfzig Mark gekommen. Der Verlustträger legte zur vorübergehenden Aufbewahrung den eben für den Verkauf eine» landwirtschaftlichen Erzeugnisse» erhaltenen Fünfzigmarkschein in einen Kochtopf. Die gegen Abend von Ein käufen heimkehrende Gattin verwendete nicht» ahnend beim Anrichten einer Suppe zum Abendbrot fraglichen Topf. Al» dann da« Gericht auf den Tisch gekommen ist, wurde man auf die zerkochten teuren Papierteile in oer Schüssel aufmerksam. ' An gegenseitigen Vorwürfen soll e» darob nicht gefehlt haben. Allerdings eine teure Suppe. — Der Fabrikbesitzer Alban Zimmermann, Inhaber der Firma Zimmermann u. Sohn in Obermylau, über dessen Vermögen vor kurzem der Konkurs eröffnet worden ist, wurde am Freitag unter dem Verdachte de« be trügerischen Bankrott« verhaftet und in da« Amtsgericht in Reichenbach eingeliefert.