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Nachrichten für Naunhof und Umgegend (Albrrchtshain, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Grdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßea, Staudtnitz, Threna usw.) Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Grimma und des Stadtrates zu Naunhof : Erscheint wöchentlich A malr Dienstag, Donnerstag. Sonnabend, nachm. 4 Uhr- : Anzeigenpreise r Die ögespaltene Korpuszeile 60 Pfg., auswärts 75 Pfg. Amt»; : sür den folgenden Tag. Bezngöpreiör Monatlich Mb. 3.-, '/.jährlich Mk. 9 / - licher Teil Mb. 1.20. Reklamezelle Mb. 1.20. Beilagegebühr pro Kundert Mb. 2.-. r : durch die Post bezogen einschl. der Postgebühren Mb. S.7S. Im Falle döherer: - p« il : Annahme der Anzeigen dis spätestens 10 Uhr vormittags des Elscheinungstages,: » Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher- : größere noch früher. — Alle Anzeigen-Vermtttlungen nehmen Austräge entgegen. — r : keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreijes. r - Bestellungen werden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen - Fernruf: Amt Nan, Hof Nr. 2 Druck und Verlag: «unz z »ule. Naunbof ft'» Leipzig. Mork! 2. , 7 : Nummer 15 Freitag, den 4. Februar 1921 32. Jahrgang Amtliches. Jagdpachtsteuerordnung für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Grimma. 8 I. Im Bezirke der Amtshaupimannschaft Grtmma — einschl. der reo. Städte Wurzen, Grimma und Colditz — ist von allen lautenden und in Zukunft obzuschliebenden Iadgdpachtverträgen eine Steuer zu entrichten. 8 2. I. Steuerpflichtig ist wem innerhalb des Bezirksverbandes — einschl. der rev. Städte Wurzen, Grimma vnd Colditz — auf Grund eines Iagd- pachtverlrages dos Iagdouslibungsrecht zusteht. II. Neben dem Steuerpflichtigen haftet der Verpächter als Ge samtschuldner. 8 3. Die Steuer wird für das Iagdsohr berechnet. Als Iogdjahr gilt die Zeit vom 1. September bis 31. August des folgenden Jahres. 8 4. l. Die Jagdpachtsleuer beträgt 10 v. K. der Iagdpachtsumms und aller vertrogsmöhigen und freiwilligen Nebenleistungen, die der Pächter dem Verpächter, der Iagdgenoffenschafk, der Gemeinde oder sonst im Zusammenhangs mit der Erpachtung der Jagd leistet oder zu leisten verpflichtet ist, soweit der Gesamtwert von Iagdpacht- und Nebenleistungen nicht 4 Mb. je Acker der jagdbaren Fläche übersteigt. II. Uebersteigen Iagdpachtsumms und Nebenleistungen 4 Mk. sür den Acker, so erhöht sich sür jede angefangenen 2 Mk. die Steuer um 5 v. K. 85. l. Die Steuer ist am 1. Oktober jeden Jahres fällig. II. Wird die Pachtsumme innerhalb eines Iagdjahres erhöht, so ist die Steuer voM Zeitpunkte der Erhöhung ad von der höheren Pachtsumme zu entrichten. III. Wechselt innerhalb An«s Iagdjahres die Person des Steuer- pflichtigen, so wird die vom disyeriaen Steuerpflichtigen bezahlte Steuer auf die vom neuen Steuerpflichtigen zu entrichtende Steuer entsprechend ungerechnet. ' 8 6. Die Iagdpächter und Verpächter find verpflichtet, jederzeit dem Bezirksverbande Auskunft über alle das Iadpachtverhältnis betreffen den Vereinbarungen und Leistungen zu geben. 8 7. l. Die Iagdpächter erhalten am Anfang jeden Iagdjahres auf Grund des Pachtvertrages einen vorläufigen Steuerbescheid zugeflellt. II. Der endgültige Steuerbescheid ergeht nach Ablous des Jagd- jahres auf Grund einer vom Pächter abzugebenden Erklärung über die tatsächlich bewirkten Leistungen auf Grund des Iagdpachlver- hältntffes. Ili. Gegen diesen Steuerbescheid steht dem Steuerpflichtigen das Recht des Einspruches nach Z 66 des Gemeindestsuergesetzes zu. Dieser ist bei der Amtshaupimannschaft einzulegen. Ueber den Ein spruch entscheidet die Amtshauptmannschast mit dem Bezirksausschüsse. . 8 8- Die Dorschristen über die Rechtsmittel in 65-7l und di« Strafvorschriften der §8 77—82 des Gemeindesteuergefetzes vom 11. Juli 1913 in der Fassung des Vollzugsgesetzes zum Londessteuer- gesetze vom 12. August 1920 finden entsprechende Anwendung. 8 S. Dies« Sleuerordming tritt mit Wirkung vom 1. September 1920 an in Kraft. Grimma, 18. November 1920. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschaft. 1 so — Mit Zustimmung des Kseisausschuffes genehmigt. Leipzig, am 12. Januar 1921. Die Kreishauptmannschaft. (Stpl.) lgez.) Lange. In der gestrigen 1. diesjährigen Schulvorstandsfihung ist folgendes beraten und beschlossen worden. 1. Von der durch den Sladtgemeinderat erfolgten Wahl des Kerrn Arthur Quaas als Schuloorstandsmttglied aus der Elternschaft anstelle des ausgeschtedenen Kerrn Paul Schiller nahm man Kenntnis. 2. Von dem Berichte über die Verbandsoersammlung des Landespenstonsverbandes Sächsischer Gemeinden nahm man Kenntnis. 3. Von einem Rundschreiben des Gemeindeverficherungs- nerbandes Leipzig wurde Kenntnis genommen. 4. Davon, daß die Schulgemeinde einen entsprechenden Anteil von der Reichseinkommensteuer überwiesen erhält, wurde Kenntnis genommen. 5. Von einem Beschlusse des Vorstandes des Sächsischen Gemeindetages über Verlegung von Tagungen der Lehrerschaft in die Ferien nahm man Kenntnis. 6. Don der Verfügung der Amtshauptmannschast, Wohl fahrtsamt über Bildung eines Pflegeausschusses nahm man Kenntnis. 7. Zu Prüfern der Rechnung über die Schulkafle aus das Jahr IS 19 wurden dieKerren Schimpf und Mischkewttz gewählt. 8. Dem Ktrchenoorstand soll aus seine Mitteilung wegen Veräußerung des Kantoratlehngrundstücks mttgeleilt werden, daß der Schulvorstand bet der Besetzung der Kantorstelle durch einen an der hiesigen Schule tätigen Lehrer nicht hinderlich sein wird, wenn der Schulgemeinde das Kantoratlehngrundstück für 40000 Mk. überlasten wird. 9. Das Gesuch des Kerrn Skadtmustkdirektors Blohm um Errichtung einer Mufikerfachklaffe wurde bedingungsweise ge nehmigt. 10. Der Vertragsentwurf und die Dienstanweisung des anzustellenden Schularztes wurden genehmigt. Für den Fall der Genehmigung des Vertrags und der Dienstanweisung durch das Bezirksschulamt wurde Kerr Dr. Sperling als Schularzt vom 1. April 1921 ab gewählt. 11. Von dem Bericht über die Versammlung wegen Gründung der Einkaufsgenostenschast für Lern- und Lehrmittel nahm man Kenntnis. Bis auf weiteres sieht der Schulvor stand von dem Beitritt zur Genossenschaft ab. 12. Die Lehrerschaft soll ersucht werden, zu dem elnge- reichten Vorschläge eines Stellvertreters des Schulleiters min destens noch einen weiteren Lehrer vorzuschlagen. 13. Die Besoldung der Nadelarbeilslehrerin wurde ander weit geregelt. 14. Das Gesuch der Lehrerschaft um nachträgliche Bewilli gung der Reisekosten sür einen Abgeordneten zum Lehrerfarben- tage wurde der Folgen wegen abgelehnt. 15. Der durchgehende Unterricht soll im Einverständnis der Lehrerschaft mit Beginn des neuen Schuljahres abgeschafft, dafür der Unterricht auch auf die Nachmittage ausgedehnt werden. 16. Don der Gründung eines Gemeindeverbandes mit den umliegenden Ortschaften zur gemeinsamen Durchführung des Mädchen- und Knabenfortbildungsschulunterrichts soll vor läufig abgesehen werden. Man will die Sache zunächst allein durchführen. 17. Der Antrag der Lehrerschaft, den Bau der Schul aborte betr., wmde vertagt. 18. Don einer Eingabe der Elternschaft wegen Erhöhung des Beitrags zur Beschaffung von Lehrmitteln für Kinder minderbemittelter Eltern, nahm man Kenntnis und beschloß, über die Sache bei der nächsten Kaushaltplanberatung Enl- schlteßung zu soffen. Schulvorktand Naunhos, am 1. Februar 1921. Vepeinsbanlt Dsrmkof in Naunhof Kredit-Gewährung. Diskontierung und Einziehung von Wechseln und Schecks. Scheck- und Giro-Verkehr. Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren. Fernsprecher 44. Geschäftes: 9—l Uhr. Postscheckkonto: Leipzig Nr. I078Z. Ltnd -er Preis? Man hat sich in Deutschland, trotz aller auf diesem Gebiete bereits gesammelten traurigen Erfahrungen, durch den Gang der Pariser Verhandlungen wieder einmal über raschen lassen. Einmal wohl, weil die vollkommene Un sinnigkeit der französischen Milliardenforderungen, die nun schon seit Jahren immer und immer wieder an unser Ohr schlugen, nirgends mehr recht ernst genommen wurden; dann aber auch, weil man in der persönlichen Teilnahme des britischen Ministerpräsidenten an der Konferenz eine, wenn auch schwache, so doch im entscheidenden Augenblick immerhin ausreichende Bürgschaft gegen den Sieg galli scher Wahn- und Rachegelüste erblicken zu dürfen glaubte. Und die Engländer haben es auch diesmal wieder vor trefflich verstanden, diese Hoffnung bewußt zu schüren. Ihrer entschiedenen Abwehr gegen Briand und Doumer war es zu danken, daß die Verhandlungen sich äußerst schwierig gestalteten, bis sie schließlich an der ungeduldigen Empörung Lloyd Georges zu scheitern drohten. Da kam über Nacht der Umschwung. Was bis dahin den Zorn des Gewaltigen aus London entfesselt hatte, fand, nach gering fügiger und völlig nichtssagender Umfrisierung, plötzlich seine, begeisterte Zustimmung, und im Handumdrehen war der Pakt unterzeichnet, der einer Kriegserklärung, ja mehr noch: einer Kriegseröffnung gegen einen durch den soge nannten Friedensverlrag von Versailles völlig entkräfteten und entwaffneten Gegner so ähnlich sieht wie ein Ei dem andern. Seine Väter beglückwünschten sich vor aller Öffentlichkeit, schüttelten sich begeistert die Hände und verabschiedeten sich fröhlich nach getaner Arbeit — während das deutsche Volk, betäubt von dem furchtbaren Schlage, der es abermals getroffen hat, den Atem anhält in dem bangen, aber untrüglichen Gefühl, daß selbst der Vertrag von Versailles hier noch um ein Erkleckliches übertroffen worden ist. Gibt es eine Erklärung für diesen ungeheuer lichen Vorgang? Die ihn suchen, finden keine andere Möglichkeit, als daß in den stundenlangen Unterredungen zwischen Lloyd George und Briand, die Tag für Tag neben den offiziellen Verhandlungen einhergingen, der Franzose dem Engländer schließlich einen Preis zugestanden haben muß, der diesem die völlige Preisgabe Deutschlands an die Pariser Aus« beutungs- und Unterjochungsfanatiker wert zu sein schien. Wozu hat man denn die öffentlich so und so oft verdammte Geheimdtplomatie „unter Brüdern- wohlweislich beibe halten, wenn nicht um hinter den Kulifien dieieniaen Ge schäfte abschließen zu können, die, wenn sie auf frei sicht barer Bühne verhandelt werden sollten, niemals zustande kommen würden? Ist es die Türkei mit dem nahen Orient, die hier das Handelsobjekt bildete, oder ist es die amerikanische Frage, über die man sich ganz im stillen geeinigt hat? Hatz Frankreich für den Fall zu künftiger Verwicklungen zwischen den beiden „Vettern", die zusammen die angelsächsische Rasse ausmachen, sich für England verpflichtet, trotzdem es ausschließlich der ent scheidenden militärischen Hilfe von jenseits des Großen Wassers seine Rettung aus höchster Lebensgefahr zu ver danken hat? Soll über alle sentimentalen Empfindungen, auch über alle Erwägungen des eigenen Zukunftswohls der brennende Wunsch nach einem Augenblickserfolg gesiegt haben, weil Briands Ministertage sonst unweigerlich ge zählt gewesen wären? England ist ein harter Gläubiger, und Lloyd George wäre der letzte, der es für nötig hielte, in seinen Mitteln wählerisch zu sein, nur um berechtigte Gefühle anderer lieben Freunde zu schonen. Er sieht klaren Auges die neue Gefahr, die der britischen See- und Weltherrschaft in der seit dem großen Siege mächtig emporgcschossenen nordamerikanischen Republik heran- wächst, sieht ihren Wirtschafts- und vor allem ihren Flotten imperialismus sich gewaltig ausbreiten und hat aus der Geschichte genügend gelernt, um vorauszusehen, wohin schließlich solche Entwicklungen zu führen pflegen. Ein kluger Mann aber baut vor Ebe Frankreich von Washing ton her vor die entscheidende Schicksalsfrage gestellt werden kann, welche Partei cS zu nehmen gedenke, wenn abermals um Leben oder Sterben der Völker die eisernen Würfel ins Rollen kommen sollten, ließ sich ihm von London her die Pistole auf die Brust setzen, da ja Herr Wilson aus Europa glücklich herausmanövriert worden ist. Und ehe sein Nachfolger am 4. März ins Weiße Haus einzieht, mußte dieses britisch-französische „Geschäft" unter allen Umständen noch rasch in Ordnung gebracht werden. Was dazu jetzt noch fehlt, soll in den letzten Februartagen in London, unter Zuziehung von deutschen Bevollmächtigten, ergänzt werden — dann kann Herr Harding sehen, wo ev bleibt. Lloyd George jedenfalls kann dann ungleich ruhiger schlafen als je zuvor. Ob dies der innere, der geheime Zusammenhang des ungemein „befriedigenden" Ausgangs der Pariser Konfe renz ist? Heute läßt es sich nur vermuten. Gewißheit wird man erst erlangen, wenn die englisch-amerikanischen Beziehungen anfangen Ähnlichkeit zu bekommen mit den jenigen, die diesseits und jenseits des Ärmelkanals viele Jahre lang so „freundschaftlich" so ungemein „verwand^ schaftlich" gepflegt wurden, bis über alle Flottenverständi gungsbemühungen hinweg der Zusammenstoß da war. Dann wird es für Frankreich ein Erwachen geben, und das französische Volk wird dann zu entscheiden haben, ob es heute von Briand gut oder schlecht geführt worden ist. „Einfach erdrosselt!" - (Von unserem parlamentarischen Mitarbeiter.) 6K. Berlin, 1. Februar, nachmittags. Während an anderen Tagen um diese Nachmittags stunde schon lange der hartnäckige Ruf der elektrischen Klingeln die Reichstagsabgeordneten an ihre Plätze ge rufen hat, wärend dann in heftiger Rede und Gegenrede Rechts und Links einander halbe und ganze Wahreiten an den Kopf zu werfen Pflegen, liegt heute der große Sitzungssaal noch in völliger Ungestörtheit dcr, die Bänke gähnen und auf der Berichterstattertribüne fliegt kein Blei stift über das Papier. Aber sind somit das Herz und der Mittelpunkt des Neichstagsgebäudes vorläufig noch leer, so braust es in den Gängen, Wandelhallen, Fraktionszimmern um so fieberhafter. Die ungeheuerlichen Forderungen aus Paris scheinen auch den letzten Funken der oft beklagten Gleich gültigkeit aus unseren Reichsboten vertrieben zu haben. In ihren Räumen beraten die Parteien seit dem frühen Morgen, auf den weiten Gängen haben sich überall Grup pen gebildet, aus allen Gesichtern springt die Frage: Was wird die Reichsregierung tun, was wird Simons sagen? Beim Vorrücken der Nachmittagsstunden scheint all mählich eine gewisse Parole durchzudringen. Mit ziem licher Bestimmtheit verlautet von Stellen, die es wissen können, die Regierung werde dem allgemeinen Gefühl, dieses Ansinnen sei unausführbar, bettreten. Der Minister des Auswärtigen Dr. Simons wird da nach in der heutigen Sitzung des Reichstages die Er klärung abgcben, die Forderungen st»r die Wicdergutt machung seien für Deutschland unmöglich zu er- örtzern. Würde Deutschland sie annehmen, so würden wir einfach erdrosselt. Wir würden solche Forde rungen nur mit dem Bewußtsein unterschreiben, daß wir sie nicht ausführen könnten. Dr. Simons wird auch auf die aus parlamentarischen Kreisen klargestellte Tatsache zurückkommen, wie gefährlich es wäre, die 12 priHentige Abgabe aus unsere Warenausfuhr anzunehmen. Das deutsche Wirtschaftsleben wäre einfach in den 42 Jahren vernichtet. Hinter diesen Ausführungen Dr. Simons' lauern natürlich wie Sphinxgestalten sofort wettere Fragen. Wozu wird sich der Reichstag entschließen, wie werden sich die Parteien stellen, wird es zu der bitter notwendigen Ein heitsfront, zu dem seit gestern so viel besprochenen K o n - zentrati onsm inisterium kommen?