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und Umgegend (Albrechtshain, Ammelshain. Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudtnitz, Threna usw.) Dieses Blakt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschafk Grimma und des Skadtrakes zu Naunhof. ; Erscheint wöchentlich 3 malt Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, abends 5 Uhr: ( 1 ; An-eigenpretset Die «gespaltene Korpuszeile 60 Pfg., auswärts 7S Pfa. Amt- « : für den folgenden Tag. BezugSpret-r Monatlich Md. 3. '/.jährlich Mk. 9.—,: H : lecher Teil Mk. 1.20. Reklamezeile Wk. 1.20. Beilagsgebühr pro Kundert Mk. 2.—. r : durch die Post bezogen etnschl. der Pottgebühren Mk. 9.30. 2m Falle höherer: I W I : Annahme der Anzeigen dis spätesten» 10 Uhr vormittags des Erscheinungstages,: ; Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher; ; größere noch früher. — Alle Anzeigen-Dermittlungen nehmen Aufträge entgegen. — ; : keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises.: : Bestellungen werden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen, : Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: Sünz L Eule. Slannhof bei Leipzig, Markl 2. Nummer 8 Mittwoch, den 19. Januar 192l 32. Jahrgang Amtliches. Mittwoch, den 19. Januar 192l, vormittag 11 Uhr sollen im Gasthof zur «Stadt Leipzig" in Naunhof als Der- steigerungsort S Klubsessel und 1 Plüschsofa gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Grtmma, den 18. Januar 1921. cr «oo, 719/20. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts/ Zum 18. Januar. Der ReichsprSs ident hat aus Anlaß des heutigen Tages folgende Kundgebung erlassen: Am 18. Januar sind fünfzig Jahre seil der Einigung der deulschenSlämmezu einem einheitlichen Slaatsgebrlde vergangen. Die Sehnsucht unserer Vorfahren, das heiße Ver langen weiter Schichten des Volkes in allen deutschen Gauen fanden hierdurch ihre späte Erfüllung und diefe Erfüllung blieb von Dauer. In allen schmerzlichen Verlusten, die uns jetzt durch Krieg und Frieden getroffen haben, ist uns fast als einziges das eine große Unglück erspart geblieben, daß die deutschen Länder wieder auseinandergefallen sind. Sie halten aneinander fest. Darüber wollen wir uns freuen, wenn wir auch mit besonderer Jur Ennnmmg an dm 18. Januar 1871. Prolog von Fritz Georg Dietrich. Ein halb Jahrhundert Isi's, die blut'ge Walslai! Gebar aus wehem Schoße das Deutsche Reich. Im Schlachtendonner siegesfroh erwachsen Ward es durch Schlachtendonner auch gebrochen Und doch durch fremde Waffen nicht besiegt. Du deutsches Volk, gedenke deines Werdens, Vor hundert Jahren, von dem Frondienst frei, Schufst du in stillem bürgerlichem Fleiß Dein eigen Kaus . . . War auch des äußern Feindes Macht zerstoben, Der freie Geist, de durch die Lande zog, Vermochte nicht im Innern zu erstarken. In scheeler Selbstsucht hielten sie ihn nieder, Vergessen waren fürstliche Versprechen, Der deutsche Michel spann sich ein in Träume. — Wohl rüttelten im Jahre achtundvierzig Kampffrohe Männer an dem müden Schläfer: .Ein deutsches Reich, ein einig deutsches Volk!" — Der Ruf erstarb. Durch Bruderkämpse mußten wir uns finden Und Bruderblut eint endlich Stamm mit Stamm Zu einem Willensstärken Siegervolk; Germanentreue überwand den Feind. Keil euch, die uns den neuen Bau gerichtet! . . . — Wie kühn beschwingte sich nun unser Gehnen, Des Reiches Grenzen dünkten uns zu eng, An fernen Küsten rauschte unsre Flagge, Wir wähnten uns vor andern auserwählt — Und weckten Neid. Da warf man uns die Kriegeswürfel zu, Der Einsatz ward mit kecker Kand geschleudert, Gewinn, Verlust, so rollt es durcheinander. Das Schicksal wandt' die Stirne gegen uns, Uns ward die Knechtschaft, unsern Feinden Steg ... Da reckt sich alter Zwist im deutschen Land, Mit Katz und Schmähung sühren sie die Fehde. Des Unglücks Gröhe hält' uns mahnen sollen,. Die Leidenslast gemeinsam zu ertragen. Kleinmütig waren wir, darum traf uns , Das bitlre Los. .... Ich führe euch zurück vierhundert Jahre, Grad fünfzehnhunderteinundzwanzig schrieb man. Die Wartburg leuchtet in dem Abendglanz. Als Junker Jörg führt Luther seine Feder Und schenkt uns deutsch das Buch der Ketl'gen Schrift. Auch gegen ihn rückt eine Welt zum Sturme, Er aber wählt des Geistes blanke Waffe, Stählt mit dem Wort das Kerz zu neuem Kosten Und baut dem Glauben eine feste Burg. .. Und du, mein Volk? ... Das Schwert ist dir entwunden Doch Luthers Geist lebt unbesiegt in dir, Kat uns die Nol einst zag und klein gefunden. Wir trotzen ihr! Und will man uns in Sklaoenketten zwingen, Wie noch kein Volk des Erdballs je sie trug, Den deutschen Geist kann man nicht niederringen, In Fesseln selbst sind wir noch stark genug. Wir rusen nicht nach Rache, nicht nach Waffen, Kand fest in Kand laßt uns ans Tagwerk gehn; Durch deutschen Sinn und treues deutsches Schaffen Schlicht, ernst und stark soll Deutschland neu erstehn! Ein Sonntag -er Kundgebungen. s Reichsgründungsfeiern und Prolestversammlungen. j Berlin, 17. Januar. Der gestrige Sonntag war für Berlin ein politischer Tag erster Ordnung: er brachte große Kundgebungen der rechts- und der linksstehenden Parteien, aber die einen unterschieden sich in ihren Anlässen sehr wesentlich von den «ndern. - . Mahlkarten für Brotselbstversorger. Es wird daraus hingewiesen,' daß Mahlkarten für Roggen, Weizen, Gerste und Laser für die Zeit vom 16. Februar bis 15. April 1921 sofort und spätestens bis Mittwoch, den IS. d. M., mittagS'IL Uhr im Meldeamt des Rat hauses hier, Zimmer 11 zu beantragen. Naunhof, am 17. Januar 1921. Der Bürgermeister. Trauer an diesem Tage zu allen deutschen Landesteilen Hinüber blicken müssen, die gegen ihren Willen von ihrem stammverwandten Lande getrennt sind und auf das besonders schwer leidende Oesterreich, das mit dem Kerzen zu uns strebt wie wir zu ihm. Unsere innere staatliche Einheit weiter zu ergänzen und zu festigen, muß unser aller fester Wille sein. Wenn uns auch poli tische und wirhchaflliche Anschauungen mehr als gut ist trennen, in einem sind wir alle einig: Grenzen sollen uns nicht trennen. Die Einheitlichkeit unseres deutschen Vaterlandes ist für uns alle ein Stück unseres Glaubens, unserer Liebe und unserer Koffnung. Berlin, 18. Januar. Der Reichspräsidenl r gez. Eberl. Der Reichskanzler: gez. Fehrenbach. Die 50. Wiederkehr des Tages der Begründung des Deutschen Reiches feierte vor dem eigentlichen Jahrestage (18. Januar) des bedeutungsvollen Ereignisses, der Nationalverband deutscher Offiziere und der Verband nationalgesinnter Soldaten. Geheimrat Prof. Dr. Roethe, der Literarhistoriker der Berliner Univer sität, hielt die Festrede über die Bedeutung des 18. Januar für die Zukunft Deutschlands. Zu gleicher Zeit fand in der Aula der Universität eine Preußenfeier des Ver eins deutscher Studenten statt. Zu dieser Feier waren außer zahlreichen Universitätsprofessoren Vertreter aus den Grenzlanden sowir Gäste aus Danzig, Ober schlesien und dem Saargebiet erschienen. Die Festrede hielt Geheimrat Seeberg. Den Schluß der Feier bildete der gemeinsame Gesang des Lutherliedes „Ein' feste Burg ist unser Gott". .. Von ganz anderer Art waren, wie schon erwähnt, die andern Kundgebungen, die diesem Sonntage das Gepräge gaben. Die Berliner Eisenbahnarbeiter hielten vier große Versammlungen ab, um gegen die neuesten Beschlüsse der Regierung in Sachen der Beamtenbesoldung zu protestieren. Nach Schluß der Versammlungen bildeten sich Züge, die Plakate wie: „Eisenbahner, jetzt oder nie!" „Wollt ihr sicher reisen, während wir hungern?" u. a. mit sich führten. Die Züge, in deren Reihen man nur wenig Beamte in Uniform sah, trafen sich auf einer Spielwiese im Friedrichshain und zogen dann, nachdem mehrere Protestreden gehalten worden waren, in einem großen Demonstrationszuge bis zum Alexanderplatz, wo sie sich auflösten. Schließlich gab es noch eine Erinnerungsfeier der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutsch lands, die jedoch nur einen schwachen Erfolg hatte. Es galt der Feier des zweiten Todestages Liebknechts und der Rosa Luxemburg. Es halten sich im Friedrichshain wo die Kundgebung stattfand, nur eine geringe Anzahl Personen eingefunden, die mehrere rote Banner mit sich führten. Interessant war, daß die Kommunisten ihrer seits gegen die protestierenden Eisenbahner, mit denen sie zusammentrafen, protestierten und diese aufforderten, „lieber ihren Dienst zu versehen, als zu demonstrieren." * Kundgebungen im Reiche. Halle a. S., 17. Januar. Die rechtsstehenden Parteien hatten für den 16. Ja nuar im Anschluß an eine Reichsgründüngsfeier einen Umzug nach dem Kaiserdenkmal geplant. Dieser Umzug wurde von der Regierung in Merseburg verboten, und es durfte nur eine Abordnung von 20 Mann Kränze am Denkmal niederlegen. Die Absperrungspolizei konnte je doch nicht verhinden, daß mit den Kranzträgern noch mehrere hundert Personen bis zum Denkmal vordrangen. München, 17. Januar. Bet einer hier von der Deutschen Volkspartei veran stalteten Reichsgründungsfeier hielt der Berliner Staats rechtslehrer und Neichstagsabgeordnete Prof. Dr. Kahl die Festansprache. Bei der Reichsgründungsfeier der De mokraten wurde die Festrede vom Reichsjustizminister und Vizekanzler Dr. Heinze gehalten. Kamera-enhilfe. Am 1. Februar läuft das Kohlenabkommen mit der Entente ab, das in Spa nicht als Ergebnis eines Kom promisses, sondern als mit Rücksichtslosigkeit uns auferleg tes Diktat zustande kam. Schon damals unterlag es den ernstlichsten Zweifeln, ob Deutschland imstande sein würde, die ausbedungenen Lieferungen zu leisten, und so sehr die Bergarbei'rrschaft auch alle ihre Kräfte anstrengte, um das unmöglich Erscheinende möglich zu machen, es brauchte dann bloß in den ersten Winterwochen ein außer gewöhnlich tiefer Wasserstand den Abtransport der Kohlen in Fluh- und Kanalkähnen zu verhindern, um uns alsbald in wachsende Vertragsrückstände zu bringen. Und Frankreich, obwohl es selbst mehr und mehr in Kohlen- Überfluß geriet und eben jetzt sogar die Kohlenkarte, eines der wenigen Überbleibsel aus der Kriegszeit, abschaffen konnte, es zögerte natürlich keinen Augenblick, uns auch aus diesem Anlaß des üblen Willens zu beschuldigen, un geachtet der Tatsache, daß die höhere Gewalt, die hier im Spiele war, gar nicht bestritten werden konnte. Während wir uns gegenüber solchen Wahrhettsentstellungen immer nur mit wirkungslosen Protesten begnügen müssen, war Frankreich mit einer noch schärferen Anziehung der Kohlenschraube sofort zur Stelle. Es erhöht für die Zeit nach dem 1. Februar ohne jeden sachlichen Grund die t oylenmenaen, die es von uns geliefert verlangt, eS wünscht darüber hinaus eine weitere Herabdrückung der Preise, die schon jetzt zu den Weltmarktspreisen für Kohle in gar keinem Verhältnis sieben, und es kündigt die Ein stellung der Goldmark-Prämien für gewisse Sonderleistun gen an, die im Sinne des Abkommens von Spa zur Ver besseruna d:r Lebenshr mg unserer Grubenarbei' Ver wendung finden. Wie seine Bundesgenossen in London und Rom sich zu diesem Vorgehen stellen, ist noch nicht zu erkennen. Die deutschen Bergarbeiter aber halten es doch für an der Zeit, ihre Stimme gegen diese sich nachgerade Überschlagende Vergewaltigungspolitik zu erheben. Der fast 500 000 Mitglieder zählende Verband der Bergarbeiter Deutschlands hat auf seiner- gegenwärtigen Tagung in Berlin einstimmig eine Ent schließung angenommen, die sich in erster Reihe an die der Bergarbeiter-Internationale angehörenden Vergarbeiter- oerbände in Frankreich, Belgien und Groß-Britannien so wie^, an die Leiter der Allgemeinen Gewerkschafts-Jnter- aationale in Amsterdam richtet. Allen diesen Instanzen wird mitgeteilt, daß die deutschen Bergarbeiter gegen die neuen Forderungen Frankreichs entschieden Protest er heben müssen. Der Kohlenmangel in Deutschland sei jetzt weit größer als in den anderen Industriestaaten. Die Erfüllung des Spa-Abkommens sei nur möglich gewesen durch eine ausgedehnte Überschichtenarbeit der deutschen Bergarbeiter. Ihr gefährdeter Gesundheitszustand ver lange gebieterisch einen Abbau der Überschichten, während nun von ihnen noch höhere Kohlenlieferungen gefordert würden. Der Fortfall der Goldmark-Prämie würde einen unabsehbaren Rückgang der Leistungsfähigkeit zur Folge haben, während dem deutschen Volke schon jetzt aus der Lieferung der Spa-Kohlen Milliardenverluste erwüchsen. Die aufgerufenen Kameraden würden deshalb gebeten, die deutschen Bergarbeiter energisch zu unterstützen in ihrem Bemühen, zu einem Kohlenabkommen zu gelangen, das die deutsche Bergarbeiterschaft nicht noch stärker be laste, sondern in humaner Weise entlaste und der deut schen Volkswirtschaft die Lebensmöglichkeit gebe. Das Echo auf diesen Hilferuf wird, wenn man nach früheren Erfabrungen urteilen darf, nur recht mäßig sein. Allenfalls werden die britischen, die französischen Berg arbeiter auch ihrerseits Beschlüsse fassen, die ungefähr den Wünschen ihrer deutschen Kameraden entsprechen. Aber den Einfluß, ihren Forderungen auch den Regierungen gegenüber die Anerkennung zu erzwingen, besitzen sie nicht, und wenn sie ihn besäßen, so würde es ihnen Wahrschein« lich an dem guten Willen fehlen, ihn zugunsten deutscher Kameraden aufzubieten. Denn für die Franzosen stehen in dieser Frage natürlich nicht nur wirtschaftliche Inter essen auf dein Spiel; im Gegenteil, die politischen, die nationalen Absichten, die sie mit ihrer unbarmherzigen Drangsalierung Deutschlands verfolgen, sind ihnen un gleich wichtiger, und vor dieser Aufmachung ihrer Spa- politik weichen selbst die wenigen französischen Sozialisten, denen die internationale Brüderlichkeit mehr ist als her kömmliches Phrasengewäsch, tm entscheidenden Augenblick immer wieder mutlos zurück. Sie würden auch, wenn sie vas nicht täten, von der öffentlichen Entrüstung wie leichte Spreu hinweggefegt werden, was nach dem Verlauf der letzten Kabinettskrisis Wohl kein wahrheitsliebender Mensch bestreiten kann. Den Franzosen ist es durchaus «richt um ein paar Hunderttausend Tonnen Kohlen mehr oder weniger zu tun, sondern sie wollen, ebenso wie sie alles daran setzen, Oberschlesien an die Polen zu ver schachern, das Ruhrgebiet um jeden Preis in ihre Hand bekommen. Denn damit wäre ihnen, wie sie sich von Herrn Gardiner, dem bekannten Hauptschriftleiter der Londoner „Daily News", wieder einmal bescheinigen lassen, der Schlüssel zur Auflösung Deutschlands ausge liefert, weil damit Bayern auf Gnade und Ungnade von ihnen abhängig gemacht wäre. Gardiner ist freilich der Ansicht, daß die Besetzung des Ruhrgebietes auch die Auf lösung Europas besiegeln würde, dessen Bau nur stand halten könne, wenn das Mittelstück des Gewölbes nicht einstürze. Aber ehe die Franzosen diese Wahrheit ein sehen, wird noch viel Wasser die Seine herunterlaufen, und es fragt sich sehr, ob der französische Militarismus solange ruhig bleiben wird, bis die Herren Millerand und Briand bereit sein werden, sich dieser Wahrheit zu unter werfen. Jedenfalls: von der brüderlichen Haltung der fran zösischen und der britischen Bergarbeiter wirb unseren braven Grubenleuten im Ruhrgebiet das Heil nicht kommen. Darüber können auch die schönsten Resolutionen nicht hinwegtäuschen.