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Amtlicher Anzeiger SLnstr. Sonntagsbeilage Sachs. Landeszeitung Sernfprecher Nr.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshai«, Fuchshain, Groß- und Kletnsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Erscheint wöchentlich diMinal: Dieaslag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis vierleljährl. 1 Mk. 75 Psg., monall. 60 Pfg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2 Md Anzeigenpreis: die fünfgespaltene Korpuszeile i5 Pfg., auswärts 20 Pfg. Amtlicher Teil 40 Psg. Reklamezeile 40 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend w Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Nr. 132.Freitag, den 9. November 1917. 28. Jahrgang. Amtliches. Während des Krieges ist unser heimischer Obstbau mehr denn je in seiner Wichtigkeit für die Dolksernährung erkannt worden; seine Förderung ist deshalb jetzt ein Gebot zwingender Notwendig keit. Es gilt nicht allein die anstehenden Obstbäume zu pflegen (zu düngen, auszuschneiden, anzupsählen usw.), Lücken in den Pflan zungen an Straßen und in Obstanlagen, die zahlreich durch die starke Kälte des vorigen Winters und die große Trockenheit des Sommers entstanden sind, zu ergänzen, sondern es ist auch ratsam, Neu- Pflanzungen anzulegen. Dabei wird empfohlen, nur solche Obst sorten anzupslanzen, die für die hiesigen Boden- und Witterungsoer- hältnisse sich eignen und marktfähig sind. Nußbäume find nicht zu übersehen! Dringend wird empfohlen, für Pflege der Bäume, wie für Neuanlagen, sich unbedingt zuverlässigen sachverständigen Beirates durch Kinzuziehung der Gärtner des Bezirks zu bedienen. Auch der Odstbauwanderlehrer, Oberlehrer Wolanke in Wurzen, wie der beim Bezirksverbande beschäftigte Gartenarchitekt Walter, find, so weit es ihre sonstigen Dienstgeschäfte gestatten, zur Ratserteilung bereit. Grimma, 3. November t917. 6 1191 b. Der Amtshauptmann. v. Bose. KrMttckiW flir Mstms-M. Nach den Reichsbestimmungen müssen auch Selbstversorger ihr Brot mit Kartoffeln nach den vorgeschriebenen Sätzen strecken. Aus diesem Grunde ist durch Bundesratsverordnung vom 25. Oktober 1917 bestimmt worden, daß jeder Brotselbstversorger ab 1. November 1917 monatlich nur noch 8'/, kx Brotgetreide zu seiner Ernährung verwenden darf. Ferner hat die Reichskartoffelstelle bestimmt, daß jedem Selbst versorger zur Brotskreckung für die Zeit vom 1. November 1917 bis 31. Juli 1918 0,58 Zentner Kartoffeln belasten werden. Mit dem 31. Oktober 1917 tritt Ziffer ll der Bekanntmachung des Bezirksverbandes vom 24. Juli 1917 — Metz! 1 — außer Kraft. Grimma, 31. Oktober 1917. Oetr. 777. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Die Bekanntmachung des Bezirksverbandes vom 2. August 1917 über Brotzulage für Erntearbeiter — 42 s Oetr. — wird aufge- hoben, da für diese Zulage dem Bezirksverbande von der Reichsge- trsidestelle nichts mehr zur Verfügung gestellt wird. Grimma, 31. Oktober 1917. 6etr. 777 s. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschast Grimma. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Neue Butte »Preise. Nachdem die Bestimmungen über die Butterpreise durch Ver ordnungen des Bundesrats und des Königlichen Ministeriums des Innern abgeändert worden find, wird 8 7 der Bekanntmachung des Bezirksverbandes vom 15. März 1917 luder Aenderungen der Butter versorgungsregelung) wie folgt abgeänderl: Für 1 Pfund gute Butter — Sandelsware I — zahlt der Aufkäufer dem Butkererzeuger höchstens 2,60 M. dte Sammelstelle dem Aufkäufer . 2,72 , die eine Sammelstelle der anderen Sammelstelle . 2,76 , der Verbraucher der Sammelstelle (Verkaufsstelle) » 2,80 , Für minder gute Ware — Kandelsware II — ist jeder dieser Preise um 20 Pfennige geringer. Für Molkereibutier gilt die Preissestsehung, die das König liche Ministerium des Innern den betroffenen Molkereien besonders eröffnet hat. Die Butter ist von den Molkereien zu diesem Preise frei Beslimmungsstelle zu liefern. Jedes Pfund Butter muß bei der Ablieferung durch den Erzeuger ein Mehrgewicht von 5 x haben. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Ge fängnis bis zu 1 Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10000 M. oder mit einer dieser Strafen bestraft. Diese Bekanntmachung tritt sofort in Kraft. Grimma, 6. November 1917. 5199 !.. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Das Königliche Ministerium des Innern hat den Zuckerver kauf gegen die Zuckermqrken der Reihe 7 vom 7. November 1VI7 ab freigegeben. Der Kleinverkausspreis ist für Melis auf 40 Pfg., . Preßwürfel und Stücklompen auf 44 Pfg. ür 1 Pfund festgesetzt worden. Grimma, 6. November 1917. 5299 s 1. Der Bezirksverbaud der Königlichen Amtshauptmannschast. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Landeskartoffelkarte«. Kartoffelerzeuger, die gegen Landeskarloffelkarte Kartoffeln abgeben, müssen unbedingt alle bis 10. dieses Monats belteferte« Kartenabschnitte -z oder 8, die mit * versehen sind, bis zum gleichen Tage bei der Gemeinde abgeben. Die Gemeinden Haden diese Lieferungen sofort in der Er- zeugerltpe abzuschreiben und den Erzeugerliflenauszug diesmal de- sonders pünktlich bis Dienstag den 13. November hier einzu reichen. Selbständige Güter führen die Verkäufe gegen Landeskartoffel karte ohne weiteres in dem bis 13. dieses Monats einzureichenden Listenauszuge auf. b Die pünktliche Einhaltung der Einreichungsfrist für die Erzeugerlislenauszüge ist diesmal besonders nötig, weil nach ministerieller Verordnung über die bis 10. dieses Monats auf Landeskartoffelkarlen ausgeführten Kartoffeln unter den sächsischen Bezirken allgemeine Abrechnung gehalten werden mutz und die nicht angemeloeten Kartoffelmengen bei dieser Abrechnung der Be- zirksbevolkerung verloren gehen. Grimma, 7. November 1917. 1^ 1608 s. Der Bezirksverbaud der König!. Amtshauptmannschast. Geh. Reg-Rai. v. Bose, Amtshauptmann. Der Bezirksverband kann eine Wagenladung rehfarbene, zum Teil hornlose Ziegen, die sich nach sachverständigem Gutachten gut zur Zucht eignen, an Bezirkseingesessene abgeben. Ein kleiner Teil der Ziegen ist noch milchend. Ebenso soll ein Teil tragend sein; jedoch kann dasür eine Gewährleistung nicht übernommen werden. Der Preis für das Stück beläuft sich teils auf 115 M. und teils auf 125 M. Der Verkauf findet die nächsten Tage — außer am Sonn- tage — vormittags von 9 bis 11 Uhr und nachmittags von 2 bis 5 Uhr im Gasthose .Stadt Leipzig' in Grimma statt. Grimma, 7. November 1917. 1570 ?l. Der Bezirksverbaud der Königlichen Amtshauptmannschast. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Stadtgemeinderatssitzung Freitag, den v. November LS17, abends /zSUHr. Tages-Ordnung: 1. Versicherung der Einrichtungsgegenstände und Vorräte der Stadlgemeinde gegen Brandschaden. 2. Lebensmittelbeschaffung. Milchverforguug. Infolge der allgemeinen Herabsetzung der Vollmilchmenge, welche dem einzelnen Bersorgungsberechtigten zugestanden hat, wird eine beschränkte Menge Vollmilch frei. Es soll deshalb den über L, aber noch nicht 4 Jahre alten Kindern '/t Liter Vollmilch gewährt werden. Anträge hieraus sind im Melbeamtszimmer des Rathauses hier zu stellen. Naunhof, am 8. November 1917. Der Bürgermeister. Mm- nn NWKkn Mn -er NiehdWk. Auf Grund der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 23. August d. I. hat jeder Kälter von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden oder Federvieh über alle ! Zu- und Abgänge in einfacher Form schriftliche Aufzeichnungen zu machen, die über olle An- und Verkäufe, Kausschlachtungen, j Notschlachtungen und sonstige Zu- und Abgänge Aufschluß geben ! müssen. Den Viehhaltern gehen die nach dem Stande vom 1. Sep tember 1917 hier aufgestellten Viehlisten in den nächsten Tagen zu. Die Viehhalter, die über ihren Viehbestand unrichtige Angaben machen, etwa erforderliche Auskunft verweigern, oder die Aufzeichnung über den Zu- und Abgang ihres Viehes unter lassen, werden mit Geldstrafe bis zu 1500 M. oder Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft. Naunhof, am 7. November 1917. Der Bürgermeister. Schlechte Stimmung. Daß es schlimm steht um die militärische Lage südlich der Alpenkette, dürfen die Italiener nicht erfahren, ob wohl es sie eigentlich am meisten angeht: aber die Ver bündeten im Norden wissen natürlich Bescheid, und man merkt, wenn man -.B. die englischen Parlamentsberichte aufmerksam verfolgt, zur Genüge, wie die Ereignisse am Tagliamento auf die Stimmung des Unterhauses zurückwirken. Eine große Debatte über die furchtbaren Niederlagen des Grafen Cadorna, des einzigen Feldherrn, der seit Beginn deS Weltkrieges ohne jede Unterbrechung und völlig unan gefeindet den ihm anvertrauten Oberbefehl bis zur Stunde führen konnte, verbietet sich auS naheliegenden Gründen von selbst. Aber mit den kleinen Nadelstichen der kurzen Anfragen kann man seinen Empfindungen immerhin einigermaßen deutlich Lust machen, auch wenn damit die eigene Regierung und nicht diejenige, auf die die bundes« freundlichen Verstimmungen eigentlich gemünzt sind, auf daS Mokierstühlchen gesetzt wird: auf den Sack schlägt man, aber der Esel, auf den eS abgefehen ist, wird die Schläge schon burchfuhlen! So wurde denn plötzlich in der MontagSsitzung de» Unterbaus«» eine auSaebebntr enalanbfeinbttche Be wegung im italienischen Heere entdeckt, über die Auskunft verlangt wurde. Und fiehe da, die neugierigen Abgeordneten erhielten zur Antwort, daß die britische Re gierung bereits von der italienischen Militärverwaltung Aufklärung über diese Propaganda unter den italienischen Truppen erbeten und gleichzeitig angefragt habe, welche Maßnahmen das italienische Kommando zu treffen ge denke, damit diese offenbar vom Feind ausgehende Be wegung ihr Ziel verfehle. Daß englische Soldatm an der Bekämpfung der erstm Aufstände in Turin teil genommen hätten, sei nicht richtig. In wenigen Worten eine Fülle wertvoller Eingeständnisse! Einmal also er fährt man hier auS ganz zuverlässiger Quelle, wie ^bundeSfreundlich' die Gefühle find, die daS italienische Volk in Waffen den lieben Tommie- entgegenbringt. Dann steht auch fest, baß eS diese freundlichen Gesinnungen durchaus nicht in des Busens Schrein verborgen hält, sondern auch ganz offen zur Schau trägt und betätigt. Und drittens müssen dadurch schon so unleidliche Ver hältnisse entstanden sein, daß die Londoner Regierung sich genötigt sah, einzugreifen. Natürlich in der Form, die ein armer Schlucker wie Italien sich in solchen Fällen von seinem großmächtigen britischen Protektor ohne weiteres gefallen lassen muß: er wird zur Rechenschaft gefordert und hat — binnen acht oder vierzehn Tagen — anher zu berichten, ob und wie er Besserung geloben will. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl wird dem Vasallen freundschaftshalber auch gratis verabfolgt: er fall sich darauf bemfen dürfen, daß seine Truppen dem arglistigen Feind auf den Leim gegangen sind: das bedeutet in englischen Augen schon immer halbe Verzeihung, weil damit von vornherein der schnöde Verdacht bekämpft wird, als könnten englandseinbliche Empfindungen ganz aus sich selbst heraus, rein als die natürliche Folge der näheren Bekanntschaft entstehen, die den italienischen Soldaten jetzt mit Albions Söhnen zu machen so reichlich vergönnt ist. Und endlich di« ernsten Aufstände in Turin: auch ein wertvolles Zuge ständnis angesichts der dichten Nachrichtensperre, mit der man diese Dinge innerhalb wie außerhalb Italiens wohl weislich umgeben hatte. Daß es sich hier um regelrechte Hungerrevolten gehandelt hat, und daß es wohl auch der Hunger sein wird, der die englandfeindliche Propaganda in den Reihen der bewaffneten Macht am nachhaltigsten schürt und fördert, das durfte natürlich nicht gesagt werden. Aber wie der deutsche Heeresbericht kürzlich, unmittelbar nach dem glorreichen Durchbruch bei Flitsch und Tolmein feststellte, so ist es in der Tat. Italien ist von seinen Bundesgenossen im Stich gelassen worden, genau so wie vorher Belgien und Serbien, Rumänien und Rußland, und diese Erkenntnis ist eS unzweifelhaft, die sich jetzt auch im italienischen Volke, im italienischen Heere mehr und mehr verbreitet und eine entsprechende Abkühlung der bundesfreundlichen Gesinnungen gegenüber den englischen Verführern zur un ausbleiblichen Folge hat. Ein übler Zustand allerdings, wenn man bedenkt, daß jetzt endlich britisch« Hilfstruppen in die venezianische Tiefebene geworfen werden fallen, um noch zu retten, waS — vielleicht! — zu retten ist. Ob ihr Empfang den Erwartungen wohl entsprechen wird? Die Umfrage hatte übrigens noch ein Nachspiel im Unterhaus; Einige offenbar etwas boShaft veranlagte Mitglieder wollten Lie Regierung durch weitere Kreuz- und Querfragen in die Enge treiben: dir Geschichte von der ,vom Feind ausgehenden Bewegung' mochte ihnen gar zu dumm erscheinen. Aber da kamen sie schön an ! Eine Erörterung über peinliche Dinge werde die Re gierung unter allen Umständen zu verhindern wissen, wurde ihnen von den Ministerbänken zugerufen, und wenn eS so weiter ginge, werde man solche kurzen Anfragen unter vorherige Zensur stellen. Was, Zensur in den geheiligten Hallen des britischen Parlaments, der Geburtsstätte der menschlichen und bürgerlichen Frei heit? Allerdings beharrte Bonar Law, die Regierung sei vollständig berechtigt, während des Krieges zu ver hindern, daß im Parlament Fragen gestellt würden, welche die Interessen Englands und seiner Verbündeten schädigen, den Feind ermutigen und ihm Informationen verschaffen. Er lege Wert darauf, diese Machtbefugnisse der Regierung deutlich zu betonen. .. Oer gefährdete Burgfriede«. ä. Berlin, 7. November. Di« so plötzlich in die verheißende Morgenröte der Kanzlerschaft Hertling hlneingetriebme Wolke einer neuen Krise verdunkelt höchst unerfreulich den politischen Horizont. Die hier und da zum offenen Kampfgeschrei anschwellende Aufregung in der Parteipreffe, die Ver schiebung der Abreise deS Grafen Hertling nach München, andauernde Konferenzen zwischen Regierung^ Parteiführern und Fraktionen find dir äußeren Zeichen, aus denen Kannegießerei und PolitifierungS- bedürfnis mehr oder minder gewichtige Schlüffe ziehen können. WaS hinter dem Vorhang sich abspielt, bleibt verborgen. Nur mitunter schießt wie der tastende Finger eine» Scheinwerfers ein vage» Gerücht hervor, geistert «ine Zeit lang herum und versinkt dann wieder in Nichts. So weifen einige entrüstete LinkSblätter auf eine geheimnis volle Hofgesellschaft hin, Li« mit mancherlei Anstrengwigrn und Hartnäckigkeiten fick bevM«. den schon zu den Loten